Legendkiller in spe: Kid Kash vs. Terry Taylor

Generationskonflikte haben bei TNA Wrestling Tradition. Schon in ihren Anfangstagen wurde deutlich, dass die beiden Kern-Devisen der Promotion aus Nashville einerseits als Total Nonstop Action ein frisches, junges Alternativprogramm zu verkörpern und andererseits die Traditionen der altehrwürdigen NWA, unter deren Deckmantel man noch bis 2007 veranstaltete, zu achten, nicht immer einfach miteinander zu vereinbaren waren. Auch später rissen die Konflikte zwischen Jung und Alt nicht ab: Sei es der große Aufstand von Vince Russos Sport Entertainment eXtreme gegen die NWA Traditionalisten, der einjährige Krieg zwischen der Main Event Mafia und TNA Frontline oder der spätere Konflikt zwischen Fourtune und Immortal – die TNA-Geschichte wartet mit genug Grabenkämpfen auf, welche sich auf diesen Kern reduzieren lassen.

Doch so oft sich Jung und Alt als zwei große Fraktionen gegenübergestanden haben mögen, desto seltener – oder zumindest unbemerkter von der Wrestling-Geschichtsschreibung – wagte eine Einzelperson den Aufstand gegen eine andere Generation. Ein solch seltenes Beispiel lieferte Kid Kash im Jahr 2003 als er im Alleingang gegen eine ganze Reihe an NWA-Legenden aufbegehrte.

Turbulente Legenden-Ehrung

Bei ihrem wöchentlichen Pay-per-View am 23.07.2003 hatte NWA-TNA anlässlich der anstehenden Ernennung ihres neuen Director of Authority zu einer speziellen Zeremonie geladen, bei welcher verdiente Personen der NWA-Geschichte gewürdigt werden sollten. Erschienen waren dabei die einstige Größe des Frauen-Wrestlings Sara Lee, die Tag Team Ikone Ricky Morton, Corsica Joe sowie die ehemaligen NWA World Heavyweight Champions Harley Race und Larry Zbyszko.

Unterbrochen wurde das gemütliche Beieinander jedoch alsbald von Ricky Mortons früherem Protegé Kid Kash. Dieser fuhr eins für eins über die versammelten Legenden her und versuchte deren Bedeutung für das Geschäft herunterzureden, ehe ihm sein ehemaliger Trainer Morton ins Wort fiel und Kash darauf hinwies, dass es Kash ohne Männer wie ihn oder Harley Race nie über seine Trainingshalle hinaus geschafft hätte. Kid Kash Antwort fiel rabiater aus: Er verpasste Morton eine Ohrfeige und benutzte dann die 72-jährige Sara Lee als menschliches Schutzschild vor möglichen Gegenattacken der Legenden. Dabei bemerkte er jedoch nicht wie hinter seinem Rücken plötzlich Eric Watts den Ring betrat und sich mit einem Chokeslam gegen Kid Kash als neuer Director of Authority vorstellte. Der Sohn der NWA Ikone Bill Watts, welcher mit Kash schon in den vorhergehenden Monaten aneinandergeraten war, stellte sich somit klar hinter die Altstars und lies Harley Race Kid Kash noch einen saftigen Schlag ins Gesicht verpassen

Die alten Hasen und der aufmüpfige Jungspund

Sieben Tage später bekam es Kid Kash daraufhin mit seinem alten Lehrmeister Morton zu tun. Zur Überraschung vieler Beobachter gelang es dem gealterten Mitglied des Rock 'n' Roll Express immer noch Kash risikoreichen Stil mitzugehen und diesen mehrmals an den Rand einer Niederlage zu bringen. Erst durch einen Eingriff seines Helfers Abyss gelang es Kid Kash schließlich doch seinen ehemaligen Trainer zu besiegen. Doch der unfaire Sieg war dem Jungspund nicht genug. Stattdessen versuchte er nach dem Kampf erneut auf die ebenfalls anwesende Sara Lee loszugehen und konnte davon nur durch den aufopferungsvollen Einsatz des besiegten Morton und dem Eingreifen zahlreicher Sicherheitskräfte von seinem Vorhaben abgebracht werden.

In den folgenden Wochen versuchten sich Larry Zbyszko und das ehemalige Midnight Express-Mitglied Bobby Eaton daran den vorlauten Kid Kash zu Räson zu bringen. Doch obwohl auch diese beiden Veteranen sich dem ehemaligen X-Division Champion als wrestlerisch mindestens ebenbürtige Gegner erwiesen, brachten die Eingriffe von Abyss Kid Kash auch hier stets auf die Siegerstraße.

Der Abyss-Faktor öffnet Pandoras Box

Doch schon bald sollte es auch zwischen Kash und seinem furchteinflössendem Helfer zu ersten Spannungen kommen. Als NWA-TNA Ende August ein Gauntlet Match um eine Titelchance für den NWA World Heavyweight Championship Gürtel abhielt, schickte Abyss auch seinen eigentlichen Mentor aus dem Match. Kash Rage über diese Tat hielt solange an, dass er in der kommenden Woche ein Match zwischen dem Sandman und Abyss unterbrechen wollte, nur um von NWA Offiziellen vom Ring verbannt zu werden. Backstage stellte dann Terry Taylor Kash für seine Einmischung zu Rede, nur um sich von diesem eine schallende Ohrfeige einzufangen.

Pünktlich zum Super X Turnier hatte sich Kashs Gemüt scheinbar wieder abgeregt. Während eines Interviews zwischen Taylor und Chris Harris erschien er in der Halle, um sich scheinbar für seine Ohrfeige entschuldigen zu wollen. Doch schon wenig später entpupten sich Kashs gute Absichten als plumpe Fassade. Nachdem Americas Most Wanted als "Americas Most Wannabes" abtat, schlug er Taylor erneut nieder.

Eine Entscheidung, die jedoch für reichlich Ärger sorgen sollte. Im Gegenzug kostete Taylor durch seinen Eingriff Kash und Abyss eine Chance auf die NWA World Tag Team Titel, um es dann eine Woche später als weiterer Veteran mit Kid Kash aufnehmen zu wollen. Mit Abyss Unterstützung im Rücken zeigte sich der selbsternannte Legendtöter einmal mehr siegessicher, doch Taylor hatte aus den Niederlagen seiner Vorgänger gelernt. Mit Americas Most Wanted an seiner Seite, gelang es Abyss diesmal nicht in den Kampf einzugreifen. Stattdessen war es Chris Harris, der Kid Kash niederstreckte und es Terry Taylor so ermöglichte den aufmüpfigen Störenfried wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

Endspiel mit Harris und Storm

Natürlich richten sich Kid Kash Rachegelüste nun auch gegen Chris Harris und James Storm. In einem Tag Team Match nahmen er und Abyss es mit Americas Most Wanted auf und konnten diese durch Einsatz eines Stuhls besiegen. Direkt im Anschluss stürmte Terry Taylor den Ring, um den Regelverstoß zu reklamieren. Doch Kid Kash hatte für die Einwände des Veteranen wenig übrig und fiel gemeinsam mit Abyss über diesen her, ehe Americas Most Wanted dem Opfer von Kid Kashs Aggressionen einmal mehr zu Hilfe eilten

Eine Woche später sollte es deshalb zu einem Rematch beider Teams kommen – Diesmal allerdings mit Terry Taylor in der Rolle des Ringrichters. Natürlich gerieten dieser und Kash alsbald aneinander. Nachdem Taylor seinen Rivalen genervt von dessen theatralischen Einschüchterungsversuchen vom Apron schubste, kehrte Kid Kash mit einem Stuhl zurück in den Ring. Als Taylor versuchte ihm diesen abzunehmen, schmiss Kid Kash dem Special Referee den Stuhl ins Gesicht. Sofort eilte einer zweiter Ringrichter herbei, nur um ebenfalls von Kid Kash unsanft des Ringes verwiesen wurde. Diese Ablenkung nutzte James Storm jedoch um Kid Kash mit einem Stuhl einen Tritt ins Gesicht zu verpassen und mit dem wieder zu Sinnen kommenden Terry Taylor als Ringrichter den Sieg für sein Team einzufahren.

Damit hatten Terry Taylor und Americas Most Wanted ihre Auseinandersetzung mit Kid Kash entgültig zu ihren Gunsten entschieden. Denn diesen plagten von hier an ganz andere Sorgen. Im Anschluss an das Match mit Harris und Storm machte er erneut Abyss für ihre Niederlage verantwortlich und versuchte diesen mit einen Schlägen zu züchten. Für das von Fans befeuerte Monster war das Fass hiermit allerdings zum Überlaufen gebracht. Mit einer Attacke gegen Kid Kash beendete er deren ungleiche Partnerschaft und läutete so für beide deren nächste Fehde ein.