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Phils WWE-Blog #56: You deserve to be screwed! - Monday Night RAW vom 08.02.2010

Kolumne

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Published on:
09.02.2010, 23:24 
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Als ich das WWE-Blog vor etwas weniger als zwei Jahren gestartet hatte, war eine meiner Regeln, dass ich nur Sendungen reviewen würde, die ich ungespoilert gesehen habe. Schließlich war das der die Aussage meines allerersten Blogs, die Vorgabe für die ganze Kolumnenserie. Nachdem meine Zeit als Student sich dem Ende zuneigte und andere Pflichten meine Freizeit immer mehr eingrenzten, musste ich eine kleine Pause einlegen. Die Pause wurde länger und länger und länger, nicht nur wegen der zusätzlichen Pflichten -- nein, eine große Teilschuld war in meinen Augen auch die Schwäche der WWE-Storylines im Jahr 2009. Es vergingen selten zwei Wochen, in denen nicht eine Show ausgestrahlt wurde, die es sich einfach nicht lohnte anzuschauen. Nicht umsonst stellen einige RAW-Episoden des letzten Jahres den Bodensatz der bewerteten Wrestlingshows in der Käfigdatenbank.

Doch jeder Schrecken hat ein Ende. Und dieser Schrecken der zuweilen unterirdischen WWE-Shows -- Ausnahmen gab es, aber zuwenige -- war für mich gebrochen, als 2010 mit der Rückkehr von einem meiner Kindheitsidole begann, der Rückkehr von Bret "The Hitman" Hart in den WWE-Ring. Mehr noch, in einen Ring, der sich im Laufe der Show mit Shawn Michaels und später Vince McMahon füllte, eine Kombination, die für mich und für so viele andere Langzeitfans so wahrscheinlich wie die Division durch Null gewesen war. Dies war der Hook, der Aufhänger, der mich packte und mich langsam wieder zurückzog aus dem Schatten, in dem ich den WWE-Shows eher mit Argwohn als mit Vorfreude begegnet bin.

Der endgültige Stolperer zurück ins Licht, sozusagen, kam vergangene Woche durch den Royal Rumble und die anschließende RAW-Sendung. Wie es die WWE schon so unglaublich viele Male zuvor gemacht hatte, hat sie plötzlich -- fast schon unerwartet -- den Kreativhahn aufgedreht und Storylines in die Wege geleitet, die mich als Wrestlingfan, der nicht für dumm verkauft werden will, wieder interessierten. Die Road to WrestleMania wurde eröffnet und der Bus fuhr mit Karacho an... und ich springe hiermit auf und lasse mich treiben.

Herzlich Willkommen zu der Rückkehr von Phils WWE-Blog!

Die Regeln sind die gleichen geblieben: Die Sendungen werden ungespoilert geschaut. Ich gebe meine Meinung dazu ab, was mir gefallen hat und was nicht. Und am Ende wird abgerechnet.

Was mir gefallen hat:

* Die Storyline um Shawn Michaels: Es war das Match des Jahres 2009, Shawn Michaels gegen den Undertaker. Doch so gut das Match war, die Story im Vorfeld lebte im Prinzip nur davon, dass sich diese beiden Stars seit zwölf Jahren keine Fehde mehr bestritten hatten. 2010 sieht die Sache anders aus. Ob es letzten Endes zu dem Rückmatch kommt, dessen ich mir noch nicht ganz sicher bin, ist im Moment gar nicht so wichtig. Viel wichtiger und viel interessanter ist der Weg dahin, der Weg von Shawn Michaels zu WrestleMania. Zu oft werden in der Liga längere Storylines dem schnellen Hotshot-Booking geopfert, das Rating von heute ist wichtiger als die Buyrate von morgen. Nicht in diesem Fall. Shawns beginnende geistige Degeneration (pun intended) beim Rumble entlud sich bei RAW in einem fantastischen Angle, der die Tag Team-Gürtel nicht nur zu einem besseren Tag Team brachte, sondern Shawn auch an den Rand eines Heelturns. Das bringt Feuer und Ungewissheit in die Sendungen und das ist eine fantastische Sache.

* Schwarz-Weiß ist out: Der Quacksalber Vince Russo ist einer der größten Verfechter des Glaubens, die strikte Trennung von Faces und Heels sei ein Fehler. Wie fast immer übertreibt Russo es jedoch durch Doubleturns und Tripleturns in ein und der selben Show, bis niemand mehr weiß, wer eigentlich was darstellt -- einschließlich der Wrestler. Trotzdem ist dieser Gedanken nicht falsch und oftmals eine interessante Option, um den Storylines mehr Würze zu geben. Shawns unsichere Zukunft ist nicht alleine, auch bei Randy Orton, Ted DiBiase und Cody Rhodes scheint sich das Roulette zu drehen, welcher der Beteiligten am Ende denn einen Faceturn hinlegen wird, falls überhaupt. The Big Show, selbst ein Heel, überrascht durch eine intensive Promo gegen Chris Jericho, den Topheel von SmackDown. Sheamus, der WWE-Champion, legt sich gleich mit allen an, ob Face oder Heel. Ich möchte keine Russo'schen Doubleturns sehen, aber dieser Hauch von Mehrdeutigkeit, diese Prise von "Was wäre wenn..." ist für mich ein ungemeines Atmosphäre-Plus für eine Wrestlingshow.

* John Cena, Vince McMahon und Bret Hart: Es passt alles. Das Promosegment zwischen Bret und Vince letzte Woche war fantastisch und diese Woche steht John Cena -- zum ersten Mal seit langer Zeit für mich -- dieser Qualität in nichts nach. Seine Promo hatte Biss und eine Message, der sich Wrestlingfans anschließen können. Auf der Gegenseite steht Scrooge McMahon, der wöchentlich größere Jackets anzuziehen scheint und sich in der besten Promo-Form seit Austin vs. McMahon befindet. Kein Wunder eigentlich, schließlich ist sein Gegner aus dieser Zeit, ein Oldschooler in Bret Hart, der kein Skript braucht, um sich auszudrücken. McMahon spielt die mieseste Ratte, die er nur sein kann, und er spielt sie hervorragend. Auch die Dreingabe von John Cena und Batista macht Sinn -- jedem aufmerksamen Beobachter ist klar, wie stark Bret Hart nach seinem Schlaganfall vor sechs Jahren gesundheitlich angeschlagen ist. Ein Match zwischen Vince und Bret könnte eine Katastrophe werden -- und ich meine das in größtem Respekt vor beiden Männern, die sich diese körperlichen Mühen weißgott nicht machen müssten. Cena und Batista hat 2008 beim Summer Slam auch geklappt, da wird es bei WrestleMania 26 auch klappen.

* Christian zu RAW: Die Ära ECW endete mit dem Abgang von Tommy Dreamer. Es macht Sinn, das Brand einzustampfen und ich bin selbst bereit dafür. Und Christian ist auch bereit. Bereit, das Jahr der frommen Drittklassigkeit zu beenden und seinen angestammten Platz in der oberen Midcard an der Schwelle zum Main Event bei den Hauptshows einzunehmen. Christian ist einer der besten Micworker der WWE, der seine WWE-Karriere mit seinem Jahr bei ECW als größter Fisch im kleinen Teich neustarten und so für eine ganz neue Generation von WWE-Fans zu einem Wrestler werden konnte, auf den man sich verlassen konnte, wenn es um Matchqualität gehen würde. Die Promo mit Sheamus hat gezeigt, dass es Zeit für Captain Charisma ist, in die Big Leagues zurückzukehren.

* Guest Host Carl Edwards: Im Grunde mag ich das Guest Host-Prinzip nicht. Zuviele B-Stars, die ich nicht kenne, die keine Lust auf Wrestling haben oder sich vor einem Live-Publikum fast in die Hose machen. Carl Edwards war komplett anders. Charismatisch, eine natürliche Ausstrahlung und unglaublich sicher und unterhaltsam am Mikrofon -- um nicht zu sagen athletisch, wie sein Salto bewiesen hat. Nicht einmal Edwards konnte das überflüssige Subway-Werbesegment retten, aber den Rest der Show hat er eine überzeugende Leistung abgeliefert. Er hatte Spaß, er kannte die Wrestlernamen und er wirkte durch und durch sympathisch. Wenn alle Guest Hosts so wären, hätte ich keine Probleme mit dem Prinzip.

* Showmiz: Chris Jericho und The Big Show waren das mit Abstand unterhaltsamste Tag Team des letzten Jahres, doch Miz und Show könnten dies in diesem Jahr noch toppen. So grandios Jericho am Mikrofon ist, The Miz ist alleine durch seine Jugend ein frischeres Gesicht. Am Mikrofon gehört Miz zu den interessantesten Unter-30-Jährigen der WWE und sein Catchphrase "I am The Miz... and I'm... AWESOME!" wird -- so have ich das Gefühl -- von Woche zu Woche populärer. Die Tatsache, dass Miz nun auch bei SmackDown auftreten kann, wo sich DX nur selten haben blicken lassen, sehe ich als Vorteil für den Freitagabend.

* Million Dollar Man in die Hall Of Fame: Die Szenen aus den 80ern waren Gold wert -- besonders der fiese Tritt gegen den Ball, als der kleine Junge um 500 USD den Basketball prellte. Eine würdige erste (offizielle) Nominierung für die WWE Hall Of Fame 2010.

Was mir nicht gefallen hat:

* RAWs Interpretation von Women's Wrestling: Ein kurzes Match ohne Entrance Themes und ohne Heat, eine kaum aufgebaute Division und eine Storylineführung wie gezogenes Kaugummi -- das ist nicht interessant, das ist nicht mitreißend und wegen der PG-Wertung noch nicht einmal aufreizend sexy (ich bin ein Mann, verklagt mich doch). Maryse bleibt der einzige Star von RAW in diesem Bereich und trotz der fantastischen Berufsbeschreibung für Michael Cole ("Vintage Nerd") stellt sich die Frage, was Maryse ohne Gegenspielerin wirklich reißen kann. Die Storyline um ihren Wunsch, im Gegensatz zu SmackDown einen sauberen Kampf zu führen, reißt mich jedenfalls nicht vom Hocker.

* Cole und Lawler: Diese beiden haben wirklich und wahrhaftig jede Lust an ihrem Job verloren. Was immer es ist, was dafür gesorgt hat, es hat gründliche Arbeit geleistet. Lawlers Kommentar ist so belang- und ideenlos, dass man zwei Sekunden später vergessen hat, was er gesagt hat. Cole ist noch schlimmer, denn seine schleimige und in jeder Hinsicht unglaubwürdige Karikatur eines Wrestlingkommentars ist wie Sandpapier auf nackter Haut. Es gibt nicht eine Emotion, die ich diesem Mann noch abkaufe -- alles ist falsch, unnatürlich und schlichtweg fürchterlich. Es ist ein Wunder, dass ich nicht die Lust an dem Shawn Michaels-Angle verloren habe, als Michael Cole vor laufender Kamera seine Besorgnis kundtat. Es gibt derzeit kein überragendes Kommentatorenduo, doch Cole und Lawler sorgen mit Abstand dafür, dass alle anderen Teams der WWE und bei TNA immer noch über dem Durchschnitt sind.

* Straight Edge Society: Ich mag den Charakter von CM Punk, ich mag seine Promos (Money-Quote von letztem SmackDown: "... one nation under Punk ..."), ich mag seinen rauhen Look mit Vollbart und Brustbehaarung -- er sieht zehn Jahre älter aus -- und ich halte die Straight Edge Society für eine gute Idee. Ich bin jedoch immer noch nicht vollends von seinen Anhängern überzeugt. Serena spielt ihren Charakter gut, ist aber noch zu farblos. Luke Gallows ist immer noch Festus für mich, egal wie sehr ich es mir auszureden versuche, und die Tatsache, dass Punk und nicht Gallows den Pinfall einstecken musste, gefällt mir auch nicht. Ich hatte allerdings nichts dagegen, dass sie verloren haben, denn ich möchte Punk auf World Title-Jagd und nicht in der Tag Team-Division sehen. Auch ein Einzelmatch zwischen Punk und Shawn Michaels würde mich in der Zukunft vertrösten.

Fazit:

* WrestleMania wirft in diesem Jahr seine Schatten weit voraus und das ist auch gut so. Letztes Jahr wurde bis zum Ende mit dem Aufbau gewartet, obwohl am Ende nur die selben Matches herauskamen, die man sich drei Monate vorher gedacht (aber nicht erhofft) hatte. Dieses Jahr gibt es anderthalb Monate vor der großen Show noch viele Fragen, viele Möglichkeiten und viel Vorfreude. RAW war Dank der starken Main Event-Angles, zu dem auch die meisten Matches zählen durften, eine sehenswerte Show, die meine Pläne, das Blog wieder regelmäßiger zu schreiben, noch bestärkt hat.

Ob ich über ECW und SuperStars blogge, werde ich mir noch überlegen, da eigentlich bei beiden nichts wichtiges passiert. Ich werde sie aber ungespoilert schauen und dann entscheiden. Falls nicht, wird es wahrscheinlich Sonntag zum nächsten Blog kommen -- wegen Besuchs komme ich erst Sonntagabend dazu, SmackDown zu schauen. Schreibt mir bitte in den Kommentaren, ob euch ein Blog drei Tage nach der Ausstrahlung noch interessiert.

Bis zum nächsten Mal und vielen Dank für's Lesen!