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Rising Stars? Ein Blick auf die potenziellen WWE Main Eventer von Morgen

Kolumne

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Published on:
15.07.2009, 11:58 
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Der WWE Main Event im Sommer 2009: Shawn Michaels, der Undertaker und Edge, drei der größten und populärsten Stars der Liga befinden sich auf einer freiwilligen oder unfreiwilligen Auszeit. In Jeff Hardy könnte ihnen bald der nächste folgen. John Cena und Triple H, zwei der Topstars, die noch da sind, haben schon frischere Tage erlebt - auch weil ihnen die Gegner ausgehen. Bei Cena merkt man es daran, dass seine Fehden sich wiederholen, bei Hunter daran, dass seine Auseinandersetzung mit Randy Orton in die Unendlichkeit gestreckt wird - was längst auch zu einem Problem des eigentlich unverbrauchteren Ortons geworden ist.

Dass die WWE frische Main Eventer braucht, ist zwar eine nie verstummende Dauerforderung, selten aber ist sie so laut vorgetragen worden wie jetzt. Und man merkt auch bereits, wie die WWE darauf reagiert. Der erneute und diesmal wohl konsequentere Push von CM Punk ist ein Anfang, bei dem es aber kaum bleiben kann. Cagematch.de nimmt die Entwicklung zum Anlass, in einer Kolumnen-Serie, die Wrestler unter die Lupe zu nehmen, die die Main-Event-Stars von morgen sein könnten. Wir werfen einen kritischen Blick auf 18 Wrestler von B wie Bourne bis Z wie Ziggler, die in der WWE noch keinen World Title gewonnen haben - und wollen ergründen, was dafür und dagegen spricht, dass sich dieser Zustand ändert. Den Anfang machen heute The Miz, Shelton Benjamin und Vladimir Kozlov


The Miz: Keiner aus der aufstrebenden Garde hat in den vergangenen Wochen bei RAW für mehr Aufsehen gesorgt als Miz. Doch seine kleine Fehde gegen den Top Dog John Cena war ein klassischer Fall eines zweischneidigen Schwerts. Einerseits war sie das bestmögliche Forum für die Vorführung von Miz' mittlerweile fast vollendeten Heel-Qualitäten. Andererseits hat diese Story bei vielen eine Erwartungshaltung geweckt, die Miz nun erdrücken könnte. Miz' herausragende Promos haben viele Fans in einen derartigen Rausch versetzt, dass der Kater vorprogrammiert war. Die zwei klaren Niederlagen gegen Cena mögen viele enttäuscht haben, aber es waren zum aktuellen Zeitpunkt notwendige Enttäuschungen.

The Miz ist derzeit noch nicht reif für den Main Event, er ist auch noch nicht nah dran. Dafür hat er abseits seiner soeben endgültig nachgewiesenen Entertainment-Fähigkeiten nicht genug auf den Tisch. Miz' Problem bleibt, dass er wrestlerisch den Standard nicht halten kann, den seine Promos setzen - was auch in der entertainmentlastigen McMahon-Company ein Problem ist. Dass Miz um Welten besser geworden ist als zu seiner Anfangszeit hat bei vielen den Blick dafür verstellt, dass er immer noch nicht übermäßig gut ist. Nun mag man einwenden, dass das seinerzeit bei einem gewissen John Cena lange nicht anders war und den das auch nicht aufgehalten hat. Das ist wahr, aber Miz fehlen im Vergleich zu Cena die körperlichen Anlagen, die dessen Karriere damals mitbeschleunigt haben. Wäre Miz beim gleichen wrestlerischen Stand 20 kg schwerer und damit eine glaubwürdigere Bedrohung - er wäre wohl schon auf einem anderen Level. So aber bleibt Miz in der Rolle als Midcard-Maulheld stecken, wenn er im Ring nicht noch einen größeren Sprung macht - was schwer wird.

Shelton Benjamin: Hätte ich diese Artikelserie 2004 geschrieben, wäre Shelton ebenfalls darin vorgekommen - womit wir schon beim Punkt sind. Dass Benjamin trotz seiner Sprungstärke den Sprung in den Main Event in den vergangenen fünf Jahren verpasst hat, ist längst zu einem Teil seines Problems geworden. Shelton haftet das Etikett eines Gescheiterten an, was es ihm noch schwerer macht, der Stagnation zu entkommen. Trotzdem kann man nicht behaupten, dass Shelton seit Jahren zu Unrecht übergangen wird. Ja, er ist einer besten Wrestler im WWE-Kader. Und man wirkt natürlich politisch korrekt, wenn man dahinsagt, dass das doch ausreichen müsste für einen großen Push. Nur: So läuft der Hase nun einmal nicht.

Es ist nicht so, dass Shelton Charisma und Ausstrahlung fehlen würden. Es ist aber so, dass er in den meisten Punkten hinter diejenigen zurückfällt, die an seiner Stelle die Main-Event-Plätze besetzen - und es daher keinen Anlass gibt, dass Shelton in der Hierarchie aufsteigt. Auch wer Shelton mag, wird nicht ernsthaft die Behauptung aufstellen, dass er sich lieber eine Promo von ihm als von Chris Jericho oder Edge anhört. Benjamin begeistert die Massen nicht so wie die großen Publikumslieblinge - und er bringt sie nicht so gegen sich auf wie es die großen Heels tun. Shelton fehlt schlicht das entscheidende Quäntchen Etwas, das einen Star zu einem Superstar macht. Das "Gold-Standard"-Gimmick war ein Versuch, ihm dieses Etwas zu geben - es ist aber letztlich eine leere Hülle geblieben, die Shelton nicht hat mit Leben erfüllen können.

Vladimir Kozlov: Vladimir Kozlov, der böse Russe - das ist ein Gimmick, das viele schon im Ansatz als ein überflüssiges Relikt aus dem Kalten Krieg sahen. Ich sehe das prinzipiell anders, denn in einer Zeit, in der Amerika damit hadert, dass das Schwergewichts-Boxen von den Fightern aus der früheren Sowjetunion bestimmt wird, gibt es durchaus eine Basis für einen geupdateten Ivan Drago. Trotzdem ist es natürlich ein Gimmicktypus mit begrenzter Halbwertzeit und wenig Entwicklungsspielraum. Kozlov hatte im vergangenen Jahr seinen großen Push und wie sich mit der Zeit zeigte, kam er zu früh. Denn wo er in kurzen Squashs - gerade bei Gegnern mit guten Selling-Qualitäten - noch gut aussah, verlor sich die Faszination in längeren Matches, in denen sich zeigte, dass Kozlov die wrestlerische Substanz noch fehlte.

Der Push auf großer Bühne ist nun vorbei und Kozlov wurde ins Entwicklungsroster ECW zurückversetzt. Prinzipiell kann es hilfreich sein, einen Schritt zurückzugehen um anschließend zwei Schritte nach vorn zu schreiten, aber bei Kozlov dürfte es nichts mehr werden. Man hört zwar, dass Kozlov Lob dafür erntet, dass der frühere Kampfsportler sich wrestlerisch entwickelt, trotzdem dürfte der Moscow Mauler schlicht verbrannt sein. Er hatte seinen Push als vermeintlich unbesiegbares Monster, das ein zweites Mal zu veranstalten, wird nicht mehr dieselbe Wirkung haben. Und in einer anderen Rolle ist Kozlov nicht vorstellbar - die einzige Variation, die es zu seinem jetzigen Charakter gäbe wäre eine Parodie desselben, wie sie sich andeutete, als er das erste Mal mit seinen "I-love-Double-Double-E"-Ansprachen im TV auftrat. Für den Main Event käme er damit aber erst recht nicht in Frage.