Article information
Als Chris Candido im vergangenen März verstarb, war die Sorge groß um seinen besten Freund Bam Bam Bigelow. Der monströse Ex-Superstar erschien nicht auf Candidos Beerdigung und schien wie vom Erdboden verschluckt.
Im Oktober erschien Bigelow dann wieder auf der Bildfläche – unter beinahe tragischen Umständen. Der 44-Jährige mit dam markanten Flammentattoo auf dem kahl rasierten Kopf verursachte in Florida einen schweren Motorradunfall, bei dem seine Freundin Janis Remiesiewicz lebensgefährlich verletzt wurde.
Zum Glück ist Remiesiewicz wieder auf den Beinen und der Motorrad-Crash entpuppte sich tatsächlich „nur“ als Unfall unter Alkoholeinfluss - nicht als Mord- beziehungsweise Selbstmordversuch, wie die Polizei bereits mutmaßte. Dennoch warf der Vorfall ein Schlaglicht darauf, wie tief der frühere WWF-Star gesunken ist: Aus dem früheren Millionen-Verdiener ist ein mittelloser Sozialfall geworden.
Bodyguard bei Springsteen
Bigelow ist der zweitberühmteste Sohn des Städtchens Asbury Park im Bundesstaat New Jersey – hinter der Rocklegende Bruce Springsteen, für den Bigelow vor seiner Wrestlingkarriere zeitweise als Personenschützer arbeitete. Außerdem verdingte er sich als Türsteher und auch als Kopfgeldjäger – Berufe, für die er dank seines Furcht einflößenden Äußeren prädestiniert war.
Auch beim Wrestling kamen ihm seine 160 Kilo Lebendgewicht entgegen – vielmehr allerdings, wie er diese Körpermasse bewegen konnte: Zusammen mit Vader galt Bigelow als agilster Big Man der Geschichte. Sogar ein Moonsault gehörte zum Repertoire des „Beast From The East“. So mauserte sich Bigelow in den Achtzigern und frühen Neunzigern zu einem der beständigsten Performern der WWF.
Hauptkampf bei Wrestlemania XI
Seinen Höhepunkt – auch wenn es wrestlerisch gesehen eher das Gegenteil war – erlebte Bigelow im Jahr 1995: Er bestritt den Hauptkampf von Wrestlemania XI gegen den früheren Footballstar Lawrence Taylor. Obwohl LT weniger Ahnung vom Wrestling als ein Fisch vom Schlagzeug Spielen hatte, zog Bigelow ihn zu einem halbwegs passablen Match – das LT letztlich gewinnen durfte. Bam Bam wurde für die peinliche Niederlage mit einem dicken Gehaltsbonus entschädigt.
Nach seiner WWF-Karriere wechselte Bigelow in die ECW, wo er sich 1997 den World Heavyweight Title von Shane Douglas holte. Ein Jahr später wechselte er zur WCW, wo er jedoch eher außerhalb des Rings Schlagzeilen machte: Im Jahr 2000 rettete unter Einsatz seines Lebens drei Kinder aus einem brennenden Haus in seiner Nachbarschaft. Im Ring riss der tapfere Lebensretter dagegen nicht mehr viel – was nicht viel machte: Bigelow hatte einen bestens dotierten Vertrag und konnte seine Karriere beruhigt ausklingen lassen.
Teure Scheidung fraß das Vermögen
1,2 Millionen Dollar verdiente Bigelow zu seinen besten Zeiten jährlich – doch er musste einen hohen Preis dafür zahlen: Bigelows Körper ist nach über zwanzig Operationen und jahrelangem Schmerzmittelmissbrauch ein Wrack. Am stärksten sind Bigelows Knie und sein Rücken in Mitleidenschaft gezogen worden. Schlimmer noch: Viele seiner Freunde – neben Candido Rocco Rock und Jerry „The Wall“ Tuite – wurden vorzeitig aus dem Leben gerissen.
Bigelows Verschwinden nach dem Tod Candidos hatte – wie sich jetzt herausstellte – auch damit zu tun, dass in New Jersey ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt wurde. Bigelow ist hoch verschuldet und mit seinen Arztrechnungen und den Unterhaltszahlungen für seine drei Kinder in Rückstand. Die Scheidung von Ehefrau Dana fraß sein gesamtes Vermögen auf. Auch die Burgerkette „Bam Bam Bigelow’s Deli“, mit der er im Restaurantgewerbe Fuß fassen wollte, ging pleite. Die Souvenirs, die er in seiner Wrestlingkarriere gesammelt hat, versteigerte er bei e-Bay.
Überhaupt hat der ehemalige Superstar mit seinem Leben als Wrestler abgeschlossen: Er will nur noch Scott Bigelow sein: „Bam Bam Bigelow zu sein, ist zum Kotzen!“ Aus dem Wrestlemania-Headliner ist ein gebrochener Mann ohne festen Wohnsitz geworden, der abwechselnd bei seiner Freundin und bei seinem Bruder nächtigt. „Es gab zwei Phasen in meinem Leben“, erklärt Bigelow: „Erst hatte ich alles und war unglücklich, jetzt habe ich nichts mehr, aber ich bin glücklich.“ Kaum zu glauben unter diesen Umständen.