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Inside The Cage Classics #156: WCW Starrcade 1998 – Eine historische Nacht zum Jahresende

Kolumne

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Published on:
21.09.2016, 16:11 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
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WCW Starrcade war immer die größte Show des Jahres. Im Vorjahr kam Sting nach einer langen Pause zurück in den Ring. Bei der Ausgabe im Jahr 1998 war die Story etwas kleiner, aber nicht weniger bedeutend. Bill Goldberg musste sich seiner größten Herausforderung stellen. Konnte er sie überstehen? Der WCWler und Eddie haben es sich für euch angesehen.



The Streak is over!

WCWler: 174 Siege hatte Bill Goldberg seit seinem Monday Nitro Debüt im September 1997 nach WCW-Zählweise am Stück gesammelt. Im Juli holte der Hüne sich von Hollywood Hogan den WCW World Heavyweight Title und verteidigte ihn seitdem schadlos. Bei Starrcade sollte er nun auf Kevin Nash, den Sieger der Battle Royal von World War 3 treffen. Nash, der sich in den Vorwochen mit Goldberg das ein oder anderen Scharmützel geliefert und sich in der Zeit auch wieder mit seinem Freund Scott Hall, der aus der nWo Hollywood geflogen war, angenähert. Und zu allem Überfluss hat Bam Bam Bigelow seit Wochen den Champion attackiert. Kein leichtes Unterfangen also für Goldberg.
Kurz vor der Show wurde der Kampf auf ein No DQ Match geändert, was natürlich auf den ersten Blick eher Nash nutzen sollte. Doch der mittlerweile zum Chefbooker aufgestiegene Chef des Wolfpac benutzte diese Regel gar nicht selbst. In einer vollen Halle mit einer eindrucksvollen Stimmung zeigten beide überraschenderweise Submissionsmoves. Nash war dominanter und es entwickelte sich eine Phase mit einigen Nearfalls. Als Nash seinen Big Boot zeigen wollte, zeigte Goldberg aber seinen Spear. Danach gelang nicht der Jackhammer, da Nash dem Champion einen Low Blow gab. Nash scheiterte mit einem Suplex, da Goldberg mit einem Neckbreker konterte. Gerade als er dann einen Heel Kick zeigen konnte, stand plötzlich Disco Inferno, das neueste Wolfpacmitglied, auf dem Apron und wurde vom Champ gespeart. Bigelow sprang in den Ring und es wurde unübersichtlich. Sicherheitskräfte führten Bam Bam ab und in dem Chaos löste sich Scott Hall aus dem Kreis der Sicherheitsleute. Er verpasste Goldberg mit einem Elektroschocker einen Stromstoß und der Champion war paralysiert. Ein ratloser Nash verpasste Goldberg die Jackknife Powerbomb und gewann erstmals den WCW World Heavyweight Title. Nach 174 Matches, oder in Wirklichkeit um 162 Siege rum, verlor Goldberg das erste Mal und dieses Privileg nahm sich der Chefbooker selbst. Sowohl für den Moment, als auch für das Langzeitbooking kein gutes Zeichen. Als Bezwinger von Goldberg wäre nahezu jeder in den Reihen der WCW besser geeignet gewesen. Aber dieses Ergebnis und das was aus ihm folgen wird, ist ein ausdrucksstarkes Beispiel für die Egos in der WCW.

Eddie: Ich hätte ja in der Tat nicht damit gerechnet, dass dieses Match auch im Ring so gut wird. Die Story war astrein, da war fast nichts, was zumindest ich als Teilzeit-WCW-Zuschauer nicht auch verstanden oder schlecht gefunden hätte. Der WW3 Sieger, der den Titelshot inne hat, fordert bei der größten Veranstaltung den Champion. Nein, ich korrigiere, DEN Champion. Jeder Fan wusste, wenn jemand Goldberg besiegen wird, dann wird das richtig groß. Das Match war wie gesagt auch echt überraschend gut, was ich echt nicht gedacht hätte. Und das Finish dann als riesiger Cliffhanger auch überragend gemacht. Natürlich kann man sagen, so wenn Goldberg verliert, ist es ja nichts besonderes. Aber das war es eben doch. Zum einen ist Nash mit Hall wieder vereint, zum anderen schadet die Niederlage Goldberg überhaupt nicht. Denn nach einem Elektroschock zu verlieren, wem würde das nicht genauso ergehen. Dadurch baut man eben die großen Fragezeichen auf, was Goldberg tun wird, greift er Hall an, will er ein Rematch, wer wird neuer Contender? Das sind drei Fragen, die zumindest ich mir nach dem PPV stelle, von daher, sehr gut WCW, sehr gut.


Das Comeback des Nature Boys

WCWler: Im realen Leben hat eine Misskomunikation dazu geführt, dass Ric Flair von der WCW verklagt wurde und sich mit Eric Bischoff einige Streitereien lieferte. Flair wurde über Wochen aus dem TV gehalten und als er im September wiederkam und die legendären The Four Horsemen wieder gründete, wurde diese Story natürlich auch vor die Kameras gebracht. In den Shows vor Starrcade musste Flair in einem richtig schäbigen Segment einen Herzanfall vortäuschen, den viele backstage für echt hielten, und Bischoff nutzte eine Thunder-Ausgabe um Flairs Söhne David Flair und Reid Flair zu verprügeln und zu demütigen und um Beth Flair, Flairs damalige Frau, zu küssen.
Das alles brachte Flair immer mehr gegen seinen Chef auf und machte das Match bei Starrcade natürlich noch intensiver. Zu diesem waren die Horseman aus der Halle verbannt. Flair verteilte seine härtesten Chops und wrestlete in seinem ersten Match seit April und seit erstes Match vor Kameras seit Februar sehr aggressiv. Als Bischoff dann doch mal einen Move zeigen konnte, traf er so passend, dass Flair anfing zu bluten. Der Nature Boy zeigte nun vier Low Blows, doch Charles Robinson dachte gar nicht an eine Disqualifikation. In einer unglücklichen Szene wurde der Ringrichter kurz drauf von Flair erwischt und war ausgeschaltet. So konnte er Bischoffs Abklopfen im Figure Four nicht mitbekommen. Curt Hennig feierte nun sein Comeback, gab Bischoff einen Schlagring, der schlug Flair KO und Hennig zählte den Pinfall durch. Eric Bischoff gewann nach dem "Kampf" gegen Vince McMahon im Mai sein zweites PPV-Match und so machte die ganze Storyline vorher keinen Sinn. Kein gutes Match, aber eine gute Show.

Eddie: Ich fand hier weder das Show-Element, noch das Match gut. Die Storyline dahinter ist absolute Grütze, so sehr ich die Storyline im Main Event lobe, so sehr hasse ich sie hier, und das ist auch einer der Gründe, wieso ich selbst mit der WCW nie so richtig warm wurde. Ich weiß noch als Schüler hatte ich auch noch 2005/2006 Diskussionen mit einem Freund, der absoluter WCW Fan war, ich als WWF Fan, der WCW nur geschaut hat, solange sie auf DSF lief und bis maximal Anfang 1998 verfolgt habe, konnte es nie verstehen. Und so schwer mancher PPV der WWF der Zeit zu sehen war, so schlimm war es hier, dieses Segment zu erleben. Mehr möchte ich dazu auch gar nicht sagen.


Titelmatches

WCWler: Starrcade begann mit einem großartigen Opener um den Cruiserweight Title. Kidman musste den Titel gegen zwei Mitglieder der Latino World Order, nämlich Juventud Guerrera und Rey Mysterio Jr. verteidigen. Rey war zwar Mitglied der LWO, allerdings eher unfreiwillig. Hier im Match teamte er dann auch lange mit Kidman, aber irgendwann kam dann der Punkt, wo alle drei Wrestler nur noch gegeneinander gingen. Es folgte eine Phase mit unzähligen Nearfalles und Saves, so dass niemand den Sieg davontragen konnte. Jeder zeigte dann einen Sprung auf seine Gegner draußen. In der Folge tauchte LWO-Leader Eddie Guerrero auf und Charles Robinson wollte ihn wegschicken, verpasste dabei aber den Pin vom Champion an Juvi. Robinson kümmerte sich dann um Mysterio, der draußen lag und ermöglichte Eddie in den Ring zu gehen, den Pin zu drehen und den Ring wieder zu verlassen. Rey machte aber den Save für Kidman, in dem er Juvi einen Kick verpasste und so den Pinfall für Kidman ermöglichte. Der Champion verteidigte damit den Titel.
Nach dem Match schrie Guerrero seine Untergebenen an und forderte den Champion zu einem Match raus. Der sagte auch zu und musste eh schon angeschlagen nach fast 15 Minuten im 3 Way noch mal in den Ring. Sein Gegner startete aggressiv und versuchte schnell zu gewinnen. Das Match hier war vollkommen anders aufgebaut und hatte statt vielen High Flying Moves eher Powermoves wie Slams und Suplessen. Mysterio hinderte Juvi mehrmals am Eingreifen, konnte aber nicht verhindern, dass Guerrero Kidman mit einem Schuh schlug. Allerdings konnte Kidman aus dem Cover auskicken. Als der Ringrichter später abgelenkt war, hinderte Juvi Kidman an einem Top Rope Move, allerdings schubste Mysterio Eddie vom Top Rope und ermöglichte Kidman den Sieg nach der Shooting Star Press. Der Opener war besser, aber auch ein gutes Match.
Chris Jericho hatte seinen World Television Title an Konnan verloren und wollte ihn sich hier wiederholen. Der Freund vom neuen Chefbooker lieferte mit Jericho ein ordentliches Match ab, überstand einen Schlag mit dem Titel und konnte Jericho im Tequila Sunrise zur Aufgabe bringen.

Eddie: Ich fange mal mit dem kürzen Teil an. Ich mag Konnan nicht und mochte ihn im Ring noch nie, ohne so genau sagen zu können, weshalb. Das Match hier wirkte zwar gut, da es davor viel wirres Zeug gab, aber so wirklich gut war das definitiv nicht.
Der Opener dagegen war das, was die WCW so lange gerettet hat, seine Cruiserweight Division. Meine Güte war das grandioses Highflying Wrestling hier. Rey Mysterio zu seiner so ziemlich besten Zeit hier, Kidman und Juvi ebenfalls auf Top Level und so entstand ein Three Way Match, das man jedem Wrestling-Fan wärmstens ans Herz legen kann. Das zweite Match von Kidman, dann gegen Eddie Guerrero (und ja, dank ihm schreibt man meinen Spitznamen auch mit einem e am Ende) war mir bei den beiden Könnern zu sehr mit Storyline vollgestopft. Da war der Fokus mal wieder nicht auf den Beiden sondern auf allem drumherum. Klar kann man eine Geschichte in ein Match packen, aber braucht es dafür drum herum noch weitere Leute? In der Form? Naja. In Summe waren die beiden Kämpfe dennoch ein guter Start in den PPV.


Der Rest

WCWler: Die anderen vier Matches auf der Card waren mehr oder weniger ohne eine Storyline und alle nicht wirklich gut. Norman Smiley, der in den Shows vor Starrcade ein paar Siege sammeln durfte, bekam es mit dem zurückgekehrten Prince Iaukea zu tun und der ehemalige TV-Champ musste nach über 11 Minuten nach dem Chickenwing Crossface abklopfen. Das Match war ausgeglichen, interessierte aber sowohl in der Halle, als auch die drei Kommentatoren kein Stück.
Ganz schlecht war das erneute Aufeinandertreffen von Perry Saturn und The Cat. Saturn, der nach dem Ende des Flocks vor ein paar Monaten richtig over war, musste sich hier wieder mit Miller, einen Freund Bischoffs, beschäftigen und wurde weiter verschwendet. Immerhin gelang ihm der Sieg nach dem Death Valley Driver. Das übliche nWo-Match gab es dann völlig ohne Sinn und Storyline zwischen Brian Adams und Scott Norton gegen Fit Finlay und Jerry Flynn. Was dieser auf einer PPV-Card zu suchen hatte, ist mir ein Rätsel. Die 9 Minuten bis zum Sieg der Hoganfraktion hätte man sich auch sparen können.
Diamond Dallas Page durfte den Semi Main Event bestreiten und bezwang The Giant. Page fehdete mit Bret Hart, aber weil der Giant bei einem Nitro ihn mal angriff, gab es dieses PPV-Match, auch nahezu ohne Aufbau und Sinn. Bei seinem letzten Kampf bei einer Großveranstaltung für World Championship Wrestling zeigte der Giant auch kein großartiges Match mehr und verlor. Nach einem schief gelaufenen Eingriff von Hart konnte Page einen versuchten Chokeslam vom Top Rope in seinen Diamond Cutter kontern und den Giganten pinnen.

Eddie: Ich muss sagen, läuft bei der WCW. Diese Midcard ist ein Paradebeispiel dessen, wie man es nicht machen sollte. Belanglos, langweilig, zur Rettung der Kämpfe: zumindest aber nicht schlecht. Nur eben absolut random, austauschbar und ein gefühlter Einheitsbrei. Wobei ich wirklich sagen muss, außer Saturn gegen The Cat ist es wirklich nicht schlimm. Smiley gegen Iaukea ist einfach ein Match. Da wird gewrestlet, für 12 Minuten, es interessiert keinen, aber das gezeigte wäre eigentlich ganz ok. Das Tag Team Match danach ist noch etwas schlechter, einfach deshalb, da es hier nie zur Debatte stand, wer denn gewinnen würde. Seien wir mal ehrlich, wer hätte geglaubt, dass Finlay und Flynn gewinnen? Eben. DDP gegen The Giant ist dann durchaus ein wrestlerisches Highlight. Klar, es ist sehr langsam gearbeitet, doch die Dominanz vom Giant und dann dieses hervorragende Comeback von DDP, das war schon gut. Klar, es geht nicht ganz ohne Eingriffe, doch hier war es auch wirklich logisch.


Fazit

WCWler: Ein fantastischer Opener, ein sehr gutes zweites Match, ein intensiver Brawl mit dem Chef der Firma und ein historischer Main Event stehen 4 schlechten bis bedeutungslosen Kämpfen und dem TV Title Match gegenüber. Mich hat der PPV zum Großteil unterhalten und er war recht wichtig für das, was die nächsten Wochen in der WCW so bringen sollten. Ich gebe 6 Punkte.

Eddie: Wenn die Midcard bei der WCW etwas mehr Bedeutung hätte, dann wäre da so viel mehr drin gewesen bei diesem PPV. So bleibt ein guter Opener und für mich zwei gute Main Events, das ist per se schon einmal eine wichtige Voraussetzung, weshalb ich die Midcard etwas ausblenden kann und ebenfalls bei 6 Punkten lande.

Die PPV-Gesamtwertung