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Remembering Eddie

Kolumne

Article information
Am 13. November 2005 verstarb Eddie Guerrero völlig überraschend an Herzversagen. Mit ihm verlor die Wrestlingwelt einen der charismatischsten und beliebtesten Akteure. Noch heute hört man "Eddie, Eddie"-Rufe bei verschiedenen Wrestlingveranstaltungen. Wir von CAGEMATCH.de nehmen seinen 10. Todestag zum Anlass, uns und euch an ihn zu erinnern. Wir haben unsere Lieblingseindrücke von Eddie niedergeschrieben. Viel Spaß beim Lesen!


Das finale ECW-Match zwischen Dean Malenko und Eddie Guerrero (aulit)
Ich bin ca. 2001 per Zufall beim Rumstöbern auf eine Extreme Championship Wrestling-DVD mit verschiedenen, unzusammenhängenden Matches gestoßen. Eines dieser Matches war das letzte Aufeinandertreffen in der Heyman'schen Liga von Eddie und Dean Malenko. Die beiden haben sich zuvor bereits dutzende hart umkämpfte Duelle geliefert. Nun sollte die Fehde in einem Best 2 out of 3 Falls Match entschieden werden. Ich kannte beide natürlich gut aus World Championship Wrestling, aber dieses Match war anders, methodischer, technisch anspruchsvoller und langsamer. Auf der einen Seite stand die technische Brillanz eines Dean Malenko, auf der anderen die formidable Technik gepaart mit punktgenauem Highflying von Eddie. Dies alles gipfelte in einem hochspannenden Match in einer elektrisierenden Atmosphäre. "You sold out" und "please don't go" Chants wechselten sich ab und am Ende richteten beide ein paar ehrliche Worte ans Publikum. Ich muss ehrlich sein, das Match ist gar nicht so wahnsinnig gut wie man es sich vielleicht vorstellen mag. Vorallem wenn man es wie ich kürzlich wieder gesehen hat. Aber darum geht es mir auch gar nicht. Ich habe damals mit diesem Match das Genie Eddie Guerrero wiederentdeckt. Nach Jahren in mittelmässigen Fehden in der WCW und der WWF und nach einem langen Ausfall wegen eines Autounfalls habe ich beinahe vergessen, wie gut Eddie Guerrero eigentlich war. Dieses eine Match hat mich wieder zurückgeholt und mich wieder zum Fan gemacht.


Eddie Guerreros Start in der WCW und sein Wechsel zur WWF (STRIGGA)
Ich erinnere mich Recht gut an die ersten Matches von und mit Eddie Guerrero, die ich sah. Als ich 1998 zum Wrestling kam, war World Championship Wrestling die eindeutige Nummer 1 – sowohl in den USA als auch im deutschen Raum. Einer der Wrestler, die mir damals schon immer wieder positiv auffielen, war Eddie Guerrero. Da die WCW aber immer von den "Big Boys" dominiert wurde und ich nichts anderes als diese Egomanen in den Main Events der großen Shows kannte, kam es mir als Jugendlicher natürlich nie in den Sinn, dass ein vergleichsweise dürrer und kleiner Guerrero irgendwann einmal Main Eventer sein könnte. Da ich diese Zeit als neuer Fan und unter dem Eindruck, dass Wrestling "echt" ist, wahrnahm, war ich froh, dass das DSF nach dem Ende der WCW Monday Nitro Classics ausstrahlte. Selbst mit dem gefährlichen Halbwissen, das ich mir in Internetforen aneignete, sah ich in der Retrospektive, dass es sich bei Eddie Guerrero um etwas Besonderes handelte – aber die Männer in der Verantwortung sahen es einfach nicht oder wollten es vermutlich auch nicht sehen. So wurde dieser großartige Wrestler bei nWo Sould Out 1997 gar als "Mexican Juming Bean" bezeichnet. Der Grund, warum ich mich daran erinnere, ist, dass Eddie bei dieser Show ein hervorragendes Ladder Match gegen Syxx hatte, in dem er zwar den US Heavyweight Title behielt, aber große Pläne hatte man für ihn nicht.

Die Frustration darüber war schließlich auch der Grund, wieso Eddie Guerrero Anfang 2000 gemeinsam mit Chris Benoit, Dean Malenko und Perry Saturn zur World Wrestling Federation wechselte. Als ein Fan, der mittlerweile sowohl WCW als auch WWF im deutschen Fernsehen schauen konnte, war es eine ziemliche Sensation, plötzlich diese vier WCW Wrestler in der ersten Reihe bei einer WWF Show sitzen zu sehen, die laut Kommentar ein Tryout nicht bestanden und keinen Vertrag mit der WWF hatten, aber dennoch über die Absperrung sprangen und in das Geschehen eingriffen. Zwar hatte es Eddie Guerrero auch im Land der Riesen nicht leicht, aber bereits dieses Debüt zeigte mir, dass man es hier deutlich ernster mit Guerrero meinte als noch in der WCW – und nicht zuletzt war das Debüt der Radicalz Gesprächsthema Nummer 1 auf dem Schulhof.


Eddie Guerrero vs. Rey Mysterio (Henne)
Wenn eine Paarung die Karriere von Eddie Guerrero in den USA dominiert hat, dann die mit Rey Mysterio. Ich beziehe mich hier auf zwei Momente, die Eddies Karriere zusammen betrachtet schön einrahmen.

Zum einen ist da das vielleicht beste WCW-Match und in meinen Augen das beste Match unter 15 Minuten aller Zeiten: Eddie vs. Rey vom Halloween Havoc 1997. Ein unglaubliches Match zwischen den beiden Luchadores, die hier innerhalb von 14 Minuten alles im Ring zeigten, was sie konnten. Ein fehlerfreies Match in meinen Augen, dass an der absoluten Höchstwertung wohl nur vorbeigeschrabbt ist, weil es auf der Undercard eines nur mittelklassigen PPVs seinen Platz fand. Ich habe das Match leider nicht live gesehen, sondern erst Jahre später als Premiere eine Wiederholung des PPVs zeigte. Ein pures Wrestling Match, das auch 18 Jahre später nichts von seinem Reiz verloren hat.

Zum anderen ist da die Maskenpromo. Nach Eddies Heelturn gegen Rey Mysterio im Jahr 2005 hält er die vielleicht beste Promo seiner Karriere. Er spielt mit dem Publikum, wiegelt sie gegen sich auf und zementiert sich als fieser Fiesling. Ich bekomme heute noch Gänsehaut. Diese Promo zeigt, dass aus dem Cruiserweight mit Charisma ein veritabler Main Eventer geworden war, was ihm nicht viele zugetraut hatten. Der leider zu früh von uns gegangen ist.


Latino World Order (BenZen)
Bei Eddie Guerrero vermischen sich bei mir die verschiedensten Erinnerungen. Sein überraschender WWE Heavyweight Title Gewinn Anfang 2004, zu Zeiten als ich gerade anfing Online-Wrestlingforen für mich zu entdecken, die folgende blutige Fehde mit John Bradshaw Layfield und dem hassenswerten Ausgang oder auch das Bekanntwerden von Eddies Tod, als ich gerade bei einer meiner ersten wXw Shows in der Schlange zum Einlass stand ... Für meinen Rückblick wähle ich aber eine meiner frühesten Erinnerungen an Eddie:

Als ich so ca. 1997 dank Satellitenfernsehen die Möglichkeit bekam, den Sender TNT inklusive vollständiger NITRO Ausstrahlungen zu empfangen, hat mich dort vieles begeistert. Sowohl die attraktiven Cruiserweight Matches, als auch die Hauptstories um die nWo, Goldberg und Konsorten. Eddie stach für mich als einer von vielen guten Wrestlern in seiner Division noch nicht wirklich heraus, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. Das sollte sich in meinem Empfinden erst 1998 durch eine bestimmte Storyline ändern. So kam es, dass Eddie Guerrero anfing, in den Wochenshows die Matches seiner recht wahllos auf den Cards platzierten mexikanischen Landsleute zu unterbrechen, um ihnen ein T-Shirt zu überreichen und sie für seine neu gegründete Fraktion, die Latino World Order, zu rekrutieren. In Zeiten, wo es der WCW nicht gerade an Stables mangelte, gefiel mir die Idee zu diesem aber auf Anhieb. Die schlecht eingesetzten Mexikaner, die regelmäßig gegeneinander antreten mussten, sollten sich zu einer großen Kraft vereinen mit Eddie Guerrero als Anführer. Das war mal 'ne Ansage. Mit der provokanten Anlehnung des Stablenamens an die damals allmächtige nWo unterstrich Eddie die Ernsthaftigkeit seines Anliegens. Ich muss gestehen, dass die letztliche Umsetzung der lWo nicht das Gelbe vom Ei war mit den Midcard-Storylines um Rey Mysterio und Chavo Guerrero, aber darum soll es auch nicht gehen. Es war die Gründung des Stables und die Rekrutierungsgeschichte mit Eddie vorneweg, die meine Wahrnehmung des Wrestlingcharakters Eddie Guerrero nachhaltig beeinflusst hat. Ab diesem Zeitpunkt wurde er für mich mehr als jemand, der nur gute Matches abliefern kann - der Typ läuft nicht mit, er geht voran.


WrestleMania XX, Guerrero und Benoit feiern zusammen im Ring Benoits Titelgewinn (Titan)
Wenn ich an Eddie Guerrero denke, fallen mir viele Momente ein, in denen er mich zum Schmunzeln und Lachen gebracht hat. Aber DER Eddie-Guerrero-Moment war ganz klar bei WrestleMania XX im Madison Square Garden. Chris Benoit konnte im Main Event Shawn Michaels und World Heavyweight Champion Triple H besiegen und sich somit zum ersten und leider auch zum letzten Mal zum World Champion krönen. Eddie Guerrero, der seinen WWE Championship zuvor gegen Kurt Angle verteidigt hat, kommt daraufhin zum Ring und feiert mit seinem besten Freund. Dazu der Konfetti-Regen und die unterhaltsamsten Wrestler ihrer Zeit zusammen Arm in Arm im Ring. Ein absoluter Feel-Good-Moment, der es sogar in unsere Bilder-DB geschafft hat und zwar hier


Face-Turn 2005, als Batista Eddie einen Low Rider schenkt (Franjise)
Wir schreiben das Jahr 2005, der Franjise war zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt. Und in diesem Jahr wandte sich ein gewisser Eddie Guerrero kurz nach WrestleMania 21 der bösen Seite zu, als er seinen Freund Rey Mysterio attackierte. In den kommenden Wochen und Monaten entwickelte sich zwischen den beiden eine bittere Rivalität, die sowohl seine Höhe-, als auch seine Tiefpunkte hatte. Nun, warum erzähle ich das alles? Weil dies wohl die erste Fehde war, bei der ich uneingeschränkt auf der Seite des eigentlichen Heels stand. Wie einleitend erwähnt befand ich mich inmitten meiner Pubertät und obwohl ich kein klassischer Mark mehr war, konnte ich mit Faces in der Regel deutlich mehr anfangen. Doch Eddie Guerrero hat es gerade in dieser Rolle, in der durch sein "Lie, Cheat And Steal"-Gimmick so unfassbar unterhaltsam war, mich so in seinen Bann zu ziehen, dass ich ihn auch nach seinem Heelturn immernoch unfassbar gern gesehen habe.

Umso erfreulicher war es dann für mich natürlich, als er nach seinem lang ersehnten Sieg gegen Rey Mysterio endlich wieder im Main Event mitmischen durfte. Doch nicht unbedingt als klassischer Bösewicht, denn "Latino Heat" versuchte fortan, den damaligen World Heavyweight Champion Batista davon zu überzeugen, dass er sich geändert habe und eben keine schmutzigen Tricks mehr benutzen werde. Dieser (vermeintliche) Sinneswandel war die bestimmende Story in der Titelfehde zwischen den beiden Männern und war in ihrer Ausführung nahezu perfekt, da Batista immer mehr Vertrauen in Eddie gewann, sodass sich zwischen den beiden Freunden auch vor den Kameras eine freundschaftliche Beziehung entwickelte. Der endgültige Turn zurück auf die Seite der Faces kam dann, als "The Animal" seinem texanischen Freund einen Low Rider, der schick mit mexikanischem Flaggen behangen war, schenkte und ihm so zu verstehen gab, dass "Latino Heat" zurück sei. Eddie nahm dieses Geschenk dankend an und die beiden fuhren dann gemeinsam zu ihrem Match in die Halle, begleitet von der klassichen "Lie, Cheat And Steal"-Musik von Eddie, die er das erste Mal seit vielen Monaten wieder benutzte. Dieser Moment war für mich ein absolutes Highlight, weil ich Eddie Guerrero endlich wieder anfeuern durfte. Der spaßige Eddie war zurück, der Charakter, wegen dem ihn auch heute noch so viele Wrestling-Fans in guter Erinnerung behalten. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass er als Heel schlecht war, ganz im Gegenteil. Aber wenn ich an Eddie Guerrero denke, fallen mir sofort all die lustigen und vor allem unterhaltsamen Dinge ein, die er in dieser Rolle anstellte.

Es ist nach wie vor traurig, dass Eddie Guerrero so früh von uns gehen musste. Gerade bei diesem Moment denke ich mir, dass er uns Wrestling-Fans noch so viele unterhaltsame Momente hätte geben können. Wie gerne hätte ich gesehen, ob sein Sinneswandel damals nur vorgetäuscht war und er letztlich doch noch gegen Batista geturnt wäre. Schließlich wurde mehr als einmal darüber berichtet, dass er wohl kurz vor dem Gewinn der World Heavyweight Championship stand. Ein Erfolg, der allemal verdient gewesen wäre, denn sein erster Run als WWE Champion kann wohl rückblickend betrachtet aufgrund des Bookings eher als Flop bezeichnet werden. Aber das ist nicht das Gefühl, das vorherrscht, wenn ich an Eddie Guerrero denke. Eddie Guerrero stand für mich wie kein zweiter für Spaß am Wrestling. Denn so wie ich Spaß hatte, ihm zuzusehen, konnte man ihm den Spaß ansehen, den er beim Performen im Ring hatte. Einer der vielen Gründe, warum er heute noch so schmerzlich vermisst wird.


Das sind sie, unsere Lieblingsmomente von und mit Eddie Guerrero. Uns ist klar, dass diese Liste niemals vollständig ist. Also helft doch mit: Welcher Moment bleibt euch noch heute im Gedächtnis? Schreibt es in die Kommentare oder in den Thread auf dem Cageboard.
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