Surprise. Surprise. Wir haben uns entschieden nicht nur die beiden großen amerikanischen Wrestling-Aushängeschilder zu betrachten, sondern auch die revolutionäre und nicht immer jugendfreie ECW ins Programm aufzunehmen. Im April 1997 ging Extreme Championship Wrestling erstmals auf PPV. Das sonstige WWF-Duo Eddie und JoMo taten sich zusammen und haben den ersten PPV der ECW verfolgt:Terry Funks Cinderella-StoryJoMo: Wenn man jetzt zwei Jahre PPVs der beiden großen amerikanischen Ligen verfolgt, war es zu Beginn schon eine kleine, wenn auch sehr angenehme Umstellung auf Extreme Championship Wrestling. Im Co-Main-Event des Abends kämpften
Stevie Richards, Chef der blue World order,
The Sandman und der legendäre
Terry Funk um einen Shot gegen den ECW World Heavyweight Champion
Raven. Es entstand ein sehr sehenswertes Three Way Elimination Match. Zuerst musste Richards die Segel streichen, bevor am Ende Funk etwas Glück hatte und den Sandman besiegen konnte. Ein blutender und geschlagener Funk wurde direkt von Raven attackiert, welcher den Main-Event deutlich dominieren konnte. Am Ende mischte sich letztlich Ravens Erzfeind
Tommy Dreamer in das Match ein und bereitete so den Sieg des Funksters vor, welcher somit zum zweiten mal ECW World Heavyweight Champion wurde. Die Cinderella-Story war für die Fans in der ECW-Arena perfekt und
Paul Heyman schien bei seinem ersten PPV viel richtig gemacht zu haben. Auch für Raven war es ein akzeptabler Abschied. Er war über Jahr das Gesicht der ECW mit Fehden gegen Dreamer und den Sandman und sollte nun zur WCW wechseln.
Eddie: Was mich sofort in den Bann gezogen hat – ich habe den PPV jetzt auch wirklich zum ersten Mal gesehen – war die sensationelle Atmosphäre von Beginn an. Im Main Event (bzw. den beiden Main Events) war sie dann total am überkochen. Zuerst gibt es viel Dominanz von Sandman, Big Stevie steckt ein ohne Ende und die Geschichte rund um den Funkster könnte ja nicht besser aus einem Bilderbuch stammen. Dass natürlich bei unserem Debüt von ITC Classic das Ende von Raven bei ECW eingeleitet wird ist sehr schade, da ist uns viel an guter Story entgangen für die Kolumne. Aber dass natürlich ausgerechnet Tommy das Ende mit bestimmt passt wiederum wie die Faust aufs Auge. Die Matchqualität hat definitiv gestimmt und die Story ist noch viel besser dazu, besser hätte man einen ersten PPV gar nicht abschließen können. Unfassbar was Terry in seinem Alter hier raushaut.
Sabu vs. Taz enttäuscht + Gaststars von Michinoku Pro WrestlingJoMo: Mit einer noch größeren Spannung als die restlichen Matches erwartete man das große Aufeinandertreffen zwischen
Sabu und
Taz. Zwei Original-Bad-Ass-Wrestler. Taz, die Suplex Machine aus der Bronx, mit nur einem Gesichtsausdruck, aber wahnsinnigen Respekt durch die ECW Fans. Sabu, der vollkommen wahnsinnige und durchgedrehte Kerl, welcher sich für keinen Spot zu schade war und so zur ECW Legende aufstieg. Die Stimmung vor dem Match war in der ECW Arena grandios, der Siedepunkt war erreicht und die Beiden lieferten auch durchaus ein solides Match ab, aber mir persönlich war das für den im Voraus publizierten Hype dann doch etwas zu wenig. Der Bump von Sabu durch den Tisch war schon heftig und sein Selling nach diesem Sturz war gut umgesetzt und so schwächte es Sabu nicht zu sehr, dass er in der Tazmission letztlich bewusstlos wurde. Der eigentliche Schocker folgte nach dem Match, als
Bill Alfonso gegen Taz turnte und sich somit wieder auf die Seite von Sabu und
Rob Van Dam stellte. Es folgte ein heftiger Beatdown gegen Taz und die Fans in der ECW buhte das neue Trio lautstark aus. Für ein absolutes Highlight an diesem Abend sorgten die Gaststars von Michinoku Pro Wrestling. In einem Six Man Tag Team Match begeisterten die sechs Japaner über 15 Minuten die Fans in der ECW Arena mit sauber ausgeführten und spektakulären Highflying Moves. Am Ende fand ich es etwas schade, dass sich
Kaientai DX nicht durchsetzen konnte, aber das war nur ein minimaler Makel.
Eddie: Ich muss sagen dass ich von Sabu gegen Taz gar nicht mal so enttäuscht war. Dieses Match ist das einzige, dass ich zuvor schon einmal gesehen hatte, aber ich fand sowohl das Crowdbrawling als auch das Match selbst gut. Alles was ich mir erhofft hatte passiert auch. Sabu ist Sabu, sprich ein kranker Psycho der keinen Respekt vor dem eigenen Körper hat, Taz ist Taz und wirft Sabu in diversen Suplex-Variationen durch den Ring und Sabu macht am Ende mit der angesetzten Submission den großen Fehler und weckt einen schlafenden Hund. Zudem bekommt man nach dem Match noch gutes Storytelling mit der von JoMo bereits genannten Aktion von Sabu, RVD und Alfonso gegen Taz. So hat man in der Story, die wir hier bei ITC Classic im Vorgang ja nicht besprochen hatten, gleich neues Feuer drin. Das Six Man Tag der Japaner war natürlich sensationell. Auch wenn nicht alles zu 100% sitzt, kann ich das bei diesem Tempo gerne verzeihen, denn hier geht es ja einfach nur noch ab! Nonstop in 16 Minuten und ich bin absolut begeistert.
Die restliche CardJoMo: Richtig stark war auch der Opener.
The Eliminators konnten sich dabei die ECW World Tag Team Title von den
Dudley Boyz zurückholen. Das Match lief zwar nicht besonders lange, aber glänzte durch ein enorm hohes Tempo und sehenswerte Double-Team-Moves. Ein besseres Match zur Einstimmung auf den Abend hätte es fast nicht geben können. Auch das danach folgende Aufeinandertreffen zwischen
Lance Storm und
Rob Van Dam war solide. Die 10 Minuten hierfür waren gut investiert. Das Lowlight des Abends war mit Abstand das ECW World Television Title Match zwischen
Shane Douglas und
Pitbull #2. Die Beiden schafften es über 20 Minuten, welche wohl gemerkt vollkommen übertrieben waren, nicht ansatzweise mich zu begeistern. Gottseidank sollte dieses Match das Gesamtbild eher weniger trüben.
Eddie: Im Opener merkt man zwar als Fan, der schon länger dabei ist die ein oder anderen Abstimmungsprobleme, aber dennoch gebe ich JoMo recht, das hohe Tempo und die wirklich sehr coolen Tag Team Aktionen machen auch das Match richtig gut. Storm und RVD sind ebenfalls richtig stark mit dem ersten Foreign Object des Abends, da RVD für seinen Van Terminator natürlich einen Stuhl braucht. Pitbull und Shane Douglas standen gemeinsam mit
Chris Jericho und
Too Cold Scorpio 1996 in einem meiner absoluten Lieblingskämpfe bei Heat Wave 1996, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen, die hier als einziges an diesem Abend nicht erfüllt wurden. Viel drehte sich um die Story der Nackenverletzung von Pitbull #1. Und immerhin gibt es nach dem Kampf mit der Auflösung des Masked Man für die Fans vor Ort noch einen richtig coolen Moment.
FazitJoMo: Dieser PPV machte Spaß. Sowohl Opener, Main-Event, als auch das Match der Gastwrestler. Ich gebe sehr gute 9 Punkte. Vielleicht etwas hoch gegriffen, aber es gab eine Reihe sehenswerter Kämpfe, schöner Höhepunkte und auch einiger Schocker. PPV-Unterhaltung die Spaß macht.
Eddie: Sehr gelungene Abwechslung in unserem PPV Kalender, definitiv. Vielleicht wirkt es in der Tat dadurch besser als es die Show eigentlich war, aber ich bestätige die 9 Punkte, ich war einfach durchgehend gut und auch sehr gut unterhalten, meine Meinung nach ein PPV, den man als Wrestling Fan einfach gesehen haben sollte um die ECW etwas verstehen zu können. Auf einer Ebene mit WrestleMania X steht es dadurch für mich von den Wertungen bisher, aber das passt auch. Zwar ist dort das Ladder Match noch größer als hier das Six Man Tag, dafür stimmt hier die allgemeine Matchqualität besser.
Die PPV-Gesamtwertung