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Mainstream Breakdown #11: The Ladder To The Top

Kolumne

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Published on:
15.06.2015, 22:02 
Category:
Series:
Mainstream Breakdown (All entries of this article series)
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WWE Money In The Bank – seit 2010 ist diese Show ein fester Bestandteil des Pay Per View-Kalenders. Und in dieser Zeit hat es der Event geschafft, eine gewisse Erwartungshaltung zu erzeugen. Denn wirklich schlecht war noch keine der fünf Auflagen von Money In The Bank. Ganz im Gegenteil, die Ladder Matches versprachen stets jede Menge Action und auch für das Rahmenprogramm haben sich die kreativen Köpfe von World Wrestling Entertainment meist etwas einfallen lassen. Das legendäre Match zwischen CM Punk und John Cena 2011 oder auch der spannende Kampf zwischen dem Punkster und Daniel Bryan ein Jahr später seien hier nur als Beispiele genannt. Kein Wunder also, dass der gemeine Fan sich 2015 ebenso auf den PPV freute. Und das zu Recht, standen mit dem Money In The Bank Ladder Match, John Cena vs. Kevin Owens und dem Main Event um die WWE World Heavyweight Championship doch drei Kracher auf der Card. Drei Kracher, deren Qualität und Ausgang ich einmal mehr oder weniger kurz kommentieren möchte.

Im Opener der Show präsentierte der Marktführer erwartungsgemäß den Kampf um den heiß begehrten Koffer. Gab es hierfür in den letzten Jahren immer mehr als einen Favoriten, war der Anwärter auf den Titel "Mr. Money In The Bank" diesmal sehr eindeutig vorherbestimmt: Roman Reigns. Doch schon an der ersten Zuschauerreaktion der Fans in Columbus merkte man, dass eigentlich kaum jemand den Gewinner des diesjährigen Royal Rumbles mit dem Koffer sehen wollte. Erst recht nicht, nachdem er gegen Ende des Matches hin dominierte und schon kurz davor war, sich als klaren Sieger zu küren. Bis... ja bis dann schließlich das Licht ausging und Bray Wyatt auftauchte, um Reigns den Sieg zu kosten. Ein Szenario, an dem ich mich inzwischen mehr als satt gesehen habe. Immer stellt sich sofort die Frage nach dem "Warum?", die dann erst in den kommenden Wochen in Form von kryptischen Promos des Sohnes von Mike Rotunda beantwortet wird... oder auch nicht. All das lockt mich einfach nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Schon gar nicht, wenn der Widersacher dann Roman Reigns heißt. Aufmerksame Insassen unseres Käfigs werden wissen, dass ich persönlich kein Problem mit dem Sprössling von Sika habe. Allerdings ist sein aktueller Face-Run einfach nur ein Flop, was man nicht zuletzt an dem Jubel sah, den Wyatt bekam, als er ihn von der Leiter holte. Kein Wunder, dass die Rufe nach einem Heelturn immer lauter werden. Mit der jetzt anstehenden Fehde gegen Wyatt ist allerdings ziemlich klar, dass die Fans darauf noch eine ganze Weile warten müssen. Etwas, dass bei mir auf Unverständnis stößt. Das WWE Universum (ich bin kein Freund dieser Bezeichnung, allerdings umgeht man dadurch geschickt die ständige Wiederholung des Wortes "Fans") will Roman Reigns ausbuhen. Warum gesteht man ihnen es dann nicht zu? Nach wie vor fehlt mir keine plausible Erklärung dafür ein. Stattdessen bekommen wir nun ein Programm vorgesetzt, was niemandem wirklich hilft. Den Fans nicht, weil es nichts wirklich Neues hervorbringen wird. Bray Wyatt nicht, weil er höchstwahrscheinlich erneut als Verlierer hervorgehen wird. Und Roman Reigns nicht, weil es bedeutet, dass er weiter auf der Stelle tritt.

Oberflächlich betrachtet mag ich ja verstehen, warum sich viele Fans gewünscht haben, dass er den Koffer nicht gewinnt. Allerdings hätte ein Roman Reigns als Mr. Money In The Bank vielen Storyline-Möglichkeiten Tür und Tor geöffnet. Besonders der herbeigesehnte Heelturn hätte mit einem Cash-In sicher perfekt funktionieren können. Stattdessen hat mit Sheamus ein Mann den Blanko-Vertrag für ein Titelmatch gewonnen, den wohl vorher die wenigsten auf dem Zettel hatten. Und auch für mich kommt dieser Schritt ein wenig überraschend. Aber einfach nur deshalb, weil der Ire so gar nicht in die aktuelle Main Event-Konstellation passen mag. Er ist weder bei der Authority, noch ein Gegenspieler dieses Stables. Gleichzeitig war er in den vergangenen Monaten eher in der Midcard unterwegs, und das auch nur mäßig erfolgreich. Gut, das hat Vince McMahon und Co. noch nie bei der Auswahl des Kofferträgers gestört. Nichtsdestotrotz war es eine Überraschung. Letztlich aber eine Überraschung, mit der ich gut leben kann. Denn gerade die Tatsache, dass Sheamus momentan nicht im Fokus der Shows steht, verspricht künftig womöglich frischen Wind in der doch irgendwie stagnierenden Main Event-Szene. Zumal man über den Look des dreifachen World Champions sagen kann, was man will, aber fähig ist der Mann. Im Ring sicherlich mehr als solide, hat er einfach eine Ausstrahlung, die ihn besonders macht. Eine Besonderheit, die ihn für mich einen glaubhaften Weltmeister abgeben lässt. Ich bin gespannt, wann, wie und gegen wen Sheamus den Vertrag einlösen wird.

Eines mag ich jetzt schon voraussagen: es wird nicht gegen den amtierenden WWE World Heavyweight Champion Seth Rollins sein. Der hat nämlich seinen Titel erfolgreich gegen Dean Ambrose verteidigt. Clean und ohne Unterstützung. Für mich persönlich ist das ein zweischneidiges Schwert. Aus rein storylinetechnischer Sicht kann ich diesen Schritt absolut nachvollziehen. Der ehemalige Tyler Black brauchte diesen Erfolg einfach, um glaubhaft in sein heiß gerüchtetes Programm gegen Brock Lesnar gehen zu können. Gerade nach den vergangenen Wochen konnte man diesen Ausgang kommen sehen. Und zugute halten muss man WWE ja auch, dass der "Lunatic Fringe" hier wirklich beschützt und stark dargestellt wurde. Nach dem intensiven Match, der langen Beinbearbeitung und den harten Powerbombs war es mehr als nur ein Ausrufezeichen, als Ambrose zum Ende Rollins den Titel fast noch aus der Hand gerissen hätte – im wahrsten Sinne des Wortes. Somit wurde Ambrose keinesfalls begraben, wie ich es vor dem Kampf schon fast befürchtet habe.

Ein bisschen ... naja sagen wir mal "gekränkt" war ich nach dem Main Event dann aber doch. Allerdings nicht aufgrund meines Smart Mark-Denkens, sondern aufgrund meines Fan-Daseins. Denn ich wollte einfach, dass Dean Ambrose den Pay Per View als neuer Champion verlässt. Ich habe den Kerl spätestens in den letzten zwölf Monaten richtig ins Herz geschlossen. Er unterhält mich im Ring und vor allem am Mikrofon wie kaum ein zweiter. Dabei spielt für mich sein etwas limitierteres wrestlerisches Können, wenn man es denn so nennen mag, weniger eine Rolle. Denn was dem Mann aus Ohio an Technik fehlt, macht er mit starker Crowd-Arbeit wieder wett. Somit zieht er mich dann auf eine Art und Weise in ein Match, wie es bessere "Wrestler" wie Jack Swagger oder Kofi Kingston eben nicht können. Meines Erachtens ist Dean Ambrose ein WWE World Heavyweight Champion, ohne jetzt damit sentimental auf seine Promos der letzten Wochen anspielen zu wollen. Aber der Kerl ist so reif, dass ein Titelgewinn jetzt, womöglich in Kombination mit einem Heelturn von Roman Reigns, sich einfach absolut richtig angefühlt hätte. Nun muss ich und müssen alle Ambrose-Fans da draußen noch weiter warten. Noch vor einem halben Jahr hätte ich fast gesagt, dass wir wohl vergebens warten werden. Aber spätestens nach diesem hervorragenden Main Event Match ist klar: Dean Ambrose ist ein Mann für die Zukunft.

Apropos ein Mann für die Zukunft. Dies ist eine Beschreibung, die zweifelsohne auch auf Kevin Owens zutrifft. Obwohl... wenn ich mir so viele Kommentare der letzten rund 18 Stunden durchlese habe ich das Gefühl, dass dies gar nicht mehr zutrifft. Schließlich wurde der amtierende NXT Champion ja gestern beerdigt. Sein Push ist vorbei. Sein Momentum verloren. Sein Sieg von Elimination Chamber völlig egalisiert, weil er gestern bei Money In The Bank gegen das Gesicht der Liga, DEN Mann, verloren hat. Denn nach dem dritten (!!!) Attitude Adjustment von John Cena war Schluss für Kevin Owens. Schluss nach einem Match, dass ich ohne mit der Wimper zu zucken mit dem Prädikat "sehr gut" versehen würde. Dabei hatte ich ja so meine Zweifel, ob die beiden nach ihrem Klassiker bei Elimination Chamber dieses Niveau wirklich noch einmal abrufen könnten?! Ob sie womöglich ihr ganzes Pulver schon beim ersten Gefecht verschossen hätten?! Doch ich wurde Lügen gestraft. Cena und Owens zeigten, dass sie wie füreinander gemacht scheinen. Nur wenige Dinge wiederholten sich im Rückblick auf ihren Kampf zwei Wochen zuvor. Stattdessen packte Cena mit dem Electric Chair Facebuster und einigen anderen Aktionen erneut neue Moves aus, während Kevin Steen einfach mal die sogenannten Five Moves Of Doom kopiert. Ich hätte nie gedacht, dass ich vor dem Five Knuckle Shuffle noch einmal ein so lautes "You Can't See Me" der Zuschauer hören würde. Die Dramatik nahm dann von Minute zu Minute und von Nearfall zu Nearfall immer mehr zu. Wenn man etwas kritisieren möchte dann vielleicht, dass es ein klein wenig zu viel dieser Nearfalls gab. Den Fans vor Ort und auch mir war das allerdings herzlich egal, so war man einfach in diese Story gefangen und es war bis zum Schluss unklar, wer den Ring hier als Sieger verlassen würde. Die Menge in der Halle tat da ihr übriges, denn im Gegensatz zum ihrem ersten Match war die Stimmung in der Arena hervorragend und diesem Rahmen einfach angemessen.

Nun komme ich aber zum vermeintlichen ABER. Denn so großartig das Match war, so kritisch kann man dann den Ausgang sehen. Nach rund zwanzig Minuten Kampfzeit gab es nämlich den dritten AA mit anschließendem Pinfall von Cena gegen Owens. Etwas, das von vielen Fans lautstark kritisiert wurde. "Kann John Cena nicht einfach zweimal in Folge verlieren?" war eine der meist gestellten Fragen, die ich heute gelesen habe. Und ja, auch ich muss diese Frage stellen. Denn auch ich als jemand, der das Booking rund um John Cena oft in Schutz nimmt muss sagen, dass ein Sieg von Owens hier die wohl klügere Wahl gewesen wäre. Aber gar nicht so sehr wegen dem Match selbst, sondern viel mehr wegen dem, was danach passierte. Die brutale Attacke nach der vermeintlichen Respektbekundung schien auf dem ersten Blick ein kluger Schachzug gewesen zu sein, um das Heat des NXTlers weiter aufrecht zu erhalten. Mein Smart Mark-Gehirn schlägt an dieser Stelle allerdings Alarm. Zweifelsohne wird dies nun nicht das letzte Kapitel dieser bisher großartigen Fehde gewesen sein. Doch was diktiert Wrestling-Logik nun als nächsten Schritt? Richtig, das endgültige "Happy End" mit einem strahlenden Face als Fehdensieger. Unabhängig von der Ironie, die hier durch die Kombination von Cena und "strahlendem Face" entsteht, scheint die Fortsetzung festgeschrieben. Und wenn es wirklich so kommt, dass das dritte und finale Aufeinandertreffen der beiden vom Anführer der CeNation gewonnen, wäre Owens hier als Sieger die bessere Alternative gewesen. Das Szenario danach hätte das Gleiche sein können. Der US Champion zeigt sich als fairer Verlierer und wird dafür von seinem Gegner bestraft. Mit einer derart unsportlichen Handlung gibt man Cena den Grund für ein weiteres Match, dass er dann nach einem ähnlichen Verlauf wie hier gewinnen kann. Denn sind wir mal ehrlich: wenn es nur um diesen Kampf geht, sieht Kevin Owens immernoch bockstark aus. Er durfte aus zwei AAs auskicken und Cena mehrfach an den Rand einer Niederlage bringen. Das Match hätte so oder so ausgehen können, das Gefühl hatte ich zumindest zu jeder Zeit. Das heißt im Umkehrschluss: John Cena und Kevin Owens sind sich ebenbürtig. Allein das ist schon ein massives Ausrufezeichen. Jedoch scheint dies nur wie eine Momentaufnahme. Sollte nämlich Cena tatsächlich am Ende mit 2-1 als Sieger dieser Fehde hervorgehen, kann ich die vielerorts getätigten Unkenrufe durchaus nachvollziehen.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind das alles aber nur Spekulationen. Als reine Momentaufnahme waren die Ereignisse von Money In The Bank 2015 mehr als zufriedenstellend. Klar, nicht alle Bookingentscheidungen ergeben auf den ersten Blick Sinn. So fehlt mir auch immernoch ein wenig Verständnis für den Titelgewinn der Prime Time Players, sowohl was den Zeitpunkt, als auch was die Umsetzung betrifft. Das jedoch nur am Rande, um diese Kolumne nicht noch weiter zu strecken. Betrachtet man allerdings das Gesamtpaket Money In The Bank 2015 kann man wohl kaum enttäuscht sein. Es gab drei sehr starke Matches, von denen der Opener wohl noch das am wenigsten ansprechende war. Cena vs. Owens sowie der Main Event konnten allerdings auf ganzer Linie überzeugen und halten die Fans auch in den kommenden Wochen sicherlich auf den Zehenspitzen. Bleibt als Fazit festzuhalten, dass sich der diesjährige Money In The Bank-Event nahtlos in die bisherigen Pay Per Views dieser Art einreiht und nicht nur für den Moment unterhalten, sondern auch Weichen für die Zukunft gestellt hat. Wer auf der Suche nach wrestlerischen Perfektionismus ist, wird dabei sicherlich immer das viel zitierte Haar in der Suppe finden. Alternativ kann man sich aber auch einfach mit einem Bier oder Getränk ihrer/seiner Wahl auf die Couch setzen und das gezeigte Produkt genießen. So habe ich das nämlich gemacht. Und es nicht bereut.