G1 Climax 23: Block A im Überblick

Ab dem 01. August wird wird die Wrestling-Welt 11 Tage lang nach Japan blicken, denn in diesen 11 Tagen veranstaltet New Japan Pro Wrestling 9 Shows, die jedes Jahr das Highlight des Puroresu darstellen. In diesem Artikel findet ihr zunächst eine Beschreibung der 10 Teilnehmer im Block A sowie meine Gesamteinschätzung des Blocks mitsamt meiner Tipps für den Sieg im Block.


Block A:

Hiroshi Tanahashi
zwölfte Teilnahme, Sieger 2007
Dafür, dass Hiroshi Tanahashi das eindeutige Ace von New Japan Pro Wrestling ist und bereits zum zwölften Mal im G1 startet, erscheint nur ein Erfolg im prestigeträchtigen Turnier auf den ersten Blick recht wenig. Wenn man jedoch bedenkt, dass Tanahashi bei seinen ersten Teilnahmen noch nicht im entferntesten der Star war, der er heute ist und weiterhin sieht, dass Tanahashi vier Mal als amtierender IWGP Heavyweight Champion am G1 teilnahm, relativiert sich dies. Schließlich ist es ungewöhnlich, dass der amtierende Champion den Climax als Sieger verlässt, da das Turnier dazu dient, neue Herausforderer aufzubauen. Als ein solcher geht Hiroshi Tanahashi nun ins Turnier, nachdem er sich in den letzten Monaten nach seinem Titelverlust im April vor allem mit dem BULLET CLUB herumschlagen musste. Nach einer Niederlage gegen Prince Devitt war der "High Flying Star" zunächst raus aus dem Titelrennen, doch ein Erfolg im Climax könnte Tanahashi schnell zurück an die Spitze katapultieren, denn selbstredend gehört er immer zum Favoritenkreis.

Kazuchika Okada
zweite Teilnahme, Sieger 2012, IWGP Heavyweight Champion
Es gab viele Superlative, mit denen der 59. IWGP Heavyweight Champion seit seiner Rückkehr zu New Japan bedacht wurde, daher an dieser Stelle für die, die mit dem Namen noch nicht so vertraut sind, die Rahmendaten: Am 04.01.2012 kehrte Okada nach einer enttäuschenden Exkursion zu Total Nonstop Action Wrestling zu New Japan zurück, gewann am 12.02.2012 sensationell den IWGP Heavyweight Title von Hiroshi Tanahashi, verlor ihn im Juni wieder an Tanahashi, gewann als jüngster Wrestler mit nur 24 Jahren den G1 Climax und holte sich den Titel am 07.04.2013 ein zweites Mal. Für japanische Verhältnisse war dies ein kometenhafter Aufstieg, doch das hohe Risiko zahlte sich aus, denn Okada ist bei den Fans unheimlich beliebt und bot seit seiner Rückkehr viele großartige Matches und spannende Stories. Eine dieser Geschichten war die Umwandlung des G1 Erfolges 2012 in einen Koffer, den Okada bis zum Januar 2013 zwei Mal verteidigte. Wie bei Tanahashi erwähnt, ist nicht davon auszugehen, dass der "Rainmaker" als Champion das Turnier gewinnt, im Rennen um den Sieg im Block dürfte er aber vertreten sein.

Togi Makabe
zehnte Teilnahme, Sieger 2009
Da wir gerade bei sehr beliebten Wrestlern waren, machen wir doch direkt mit diesem Leitmotiv weiter. Togi Makabe mag unter internationalen Fans nicht der beliebteste Vertreter New Japans sein, doch sein Match gegen Kazuchika Okada bei Wrestling Dontaku im Mai zeigte ein weiteres Mal, dass er unter den japanischen Fans seiner Promotion ein hohes Ansehen genießt – und ist es nicht das, was letztlich zählt? Makabe ist wie so viele neben ihm Jahr für Jahr im G1 Climax zu finden und stand 2008 und 2009 jeweils im Finale des Turniers. In der Zwischenzeit ist aus Makabe ein Wrestler geworden, der vornehmlich in Multi Man Matches zu finden ist, der aber auch, wenn es darauf ankommt, ein ungeheuer starkes Singles Match auf die Beine stellen kann, wie er zuletzt gegen Okada bewies. Und schließlich ist der "Unchained Gorilla" auch mit 40 Jahren auch noch immer für einen zünftigen Brawl zu haben, was wohl die Qualität ist, die Togi Makabe berühmt gemacht hat.

Katsuyori Shibata
dritte Teilnahme
Lange, lange ist es her, dass Katsuyori Shibata an einem G1 Climax teilnahm. 2004 machte er als junger Wrestler auf sich aufmerksam, als er in der Gruppenphase Siege über den als "Mr. G1" berühmt gewordenen Masahiro Chono sowie über Genichiro Tenryu feierte und bis ins Halbfinale des Turniers vorpreschte, wo er aber am späteren Sieger Hiroyoshi Tenzan scheiterte. Dann ward es still um das aufstrebende Talent, denn Shibata erneuerte 2005 seinen Vertrag mit New Japan nicht, sondern wagte stattdessen den Sprung zu Big Mouth Loud, was seiner Karriere einen vorläufigen Todesstoß versetzte. Denn BML war alles andere als erfolgreich und schloss bereits ein Jahr später, woraufhin Shibata sich im Mixed-Martial-Arts versuchte, was jedoch mit 4 Siegen und 11 Niederlagen ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt war. So hatte er das Glück, 2012 an der Seite von Kazushi Sakuraba zu New Japan zurückkehren zu können. Diese Rückkehr nutzte Shibata gewinnbringend, denn binnen weniger Monate erlangt er das Gefühl fürs Pro-Wrestling zurück und bot ein starkes Match nach dem anderen. Dies geschah bemerkenswerterweise vor allem während der Verletzungspause seines Partners. Als es also hieß, sich als Einzelkämpfer zu beweisen, ergriff Shibata diese Möglichkeit. Außerdem verlor er von seinen 13 Matches seit seiner Rückkehr nur eines direkt und dürfte somit zum Kreis der Favoriten zählen.

Hirooki Goto
sechste Teilnahme, Sieger 2008
Der ewige Goto. 2008 titelte ich "Hirooki Goto: Ein Wrestler auf der Überholspur", denn in jenem Jahr gewann Goto neben dem New Japan Cup, welches ja "sein" Turnier ist, auch den G1 Climax. Von der Überholspur kam Goto aber nach diesem rasanten Aufstieg allmählich ab, denn über die Rolle des Herausforderers auf den IWGP Heavyweight Title, über die Rolle des ewigen Zweiten, kam der Mann aus Kuwana, Mie niemals hinaus. Obwohl Hirooki Goto zweifelsohne ein talentierter Wrestler ist, langte es für ihn seit seinem Triumph im G1 nur zu einer Regentschaft als IWGP Intercontinental Champion. Mittlerweile glaubt kaum noch jemand, dass Goto irgendwann einmal über die Rolle des Zweiten hinaus kommt und sich das große Gold umschnallen kann, denn zu oft ist er bereits gescheitert. Positiv ist hingegen, dass er mit nur 34 Jahren noch lange Jahre im Ring vor sich haben dürfte, sodass ein Run an der Spitze zumindest nicht vollends auszuschließen ist. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt.

Satoshi Kojima
zwölfte Teilnahme, Sieger 2010, IWGP Tag Team Champion
Auch Satoshi Kojima ist ein Evergreen wie Togi Makabe. Als amtierender Tag Team Champion sieht man ihn selten in Singles Matches, doch immer, wenn er im Einzel antritt, zeigt Kojima, dass noch immer mit ihm zu rechnen ist. Dies war 2010 so, als er in überzeugender Weise den G1 und später den IWGP Heavyweight Title gewann und das wird mit ziemlicher Sicherheit auch 2013 so sein. Kojima ist einer dieser Wrestler, die auf New Japans Cards mittlerweile fast ausschließlich in der Midcard zu finden sind, die aber beim Publikum aufgrund großer Verdienste immens beliebt sind und die, werden sie gebraucht, auf den Punkt ihre Leistung bringen – insofern ist er tatsächlich sehr gut mit Togi Makabe zu vergleichen. Mit einem Gesamtsieg von Kojima ist indes nicht zu rechnen, denn mit 42 Jahren wird Kojima vermutlich keinen großen Singles-Run mehr erhalten. Zwar kann ein Wrestler im G1 von jetzt auf gleich einen großen Push im Einzelbereich erhalten, jedoch deutet bei Kojima wenig hin, dass es bei ihm der Fall sein wird. Folglich wird Kojima seine Punkte holen, könnte aber auch für eine Niederlage gegen einen aufstrebenden Wrestler gut sein.

Tomohiro Ishii
erste Teilnahme
Ein solcher könnte beispielsweise Tomohiro Ishii sein, dessen allererste G1-Teilnahme die logische Konsequenz seines bisherigen Jahres ist. Bisher sah man als Fan Ishii allenfalls als unauffälligen Arbeiter in Multi Man Matches, der auch hin und wieder Young Lions quälte. Sein Aufstieg begann gewissermaßen mit seinem Match gegen Masato Tanaka, das vor allem wegen seiner Brutalität auffiel. Ab diesem Zeitpunkt begann Ishii, aus dem Schatten zu treten und sich neben seinem Ruf als harter Arbeiter – die Betonung liegt auf hart – auch einen Ruf als Wrestler zu machen, der gute bis sehr gute Singles Matches abliefern kann. Ein Blick in den CAGEMATCH Matchguide zeigt zum Beispiel, dass Ishii bis zu diesem Jahr nur ein einziges von uns als "sehenswert" eingestuftes Match bestritt, im Jahr 2013 aber bereits neun dieser Art vorzuweisen hat. Ist Ishii nun so viel besser geworden? Ich denke nicht, allerdings ist er deutlich mehr in den Fokus gerückt und hat sich nicht nur in Japan einen Ruf als Kultfigur innerhalb des Mikrokosmos New Japan Pro Wrestling erarbeitet, an welchem er im G1 Climax weiterhin feilen kann.

Lance Archer
dritte Teilnahme
Die ersten beiden G1-Teilnahmen des ehemaligen Lance Hoyt bzw. Vance Archer wurden von Fans des japanischen Wrestlings mehr als kritisch beäugt – und das ist noch ein Euphemismus. Archer wurde in seiner Anfangszeit bei New Japan geradezu verteufelt und auf sein nicht sehr geschickt platziertes Tattoo, was zugegebenermaßen fürchterlich aussieht, reduziert. Seitdem jedoch hat er mit harter Arbeit vor allem im Tag Team mit Davey Boy Smith Jr. auf sich aufmerksam machen können und war mit ihm als Killer Elite Squad zurecht IWGP Tag Team Champion, denn das Team fand sich immer mehr und entwickelte eine gute Zusammenarbeit. Im Einzel hat man von Archer fernab seiner G1-Auftritte wenig gesehen, doch wenn ich an seine Singles Matches bei New Japan denke – zuletzt im März gegen Shinsuke Nakamura – fällt mir das Prädikat "solide" ein. Archer ist nämlich – ich werde nicht müde, dies zu betonen – bei weitem nicht so schlecht, wie er landläufig gemacht wird.

Davey Boy Smith Jr.
erste Teilnahme
Über Archers Tag Team Partner werden weit weniger harsche Worte verloren, denn über die Fähigkeiten des Sohns des British Bulldog wissen die allermeisten Fans Bescheid. Über die Rolle als Tag Team Wrestler ist im Grunde das selbe zu sagen wie über Lance Archer, daher konzentriere ich mich auf Smith als Singles Wrestler: Nach seiner Entlassung von World Wrestlig Entertainment überzeugte mich Smith in einem Singles Match gegen Davey Richards bei Pro Wrestling Superstars und auch sein Match gegen Shinsuke Nakamura – hier werden Parallelen zu seinem Tag Team Partner erkennbar – wusste sehr zu überzeugen. Der Pluspunkt für Smith im diesjährigen Climax ist zudem, dass er mit vielen der Wrestler in Block A zwar schon im Ring stand, aber mit den allermeisten nicht in Singles Matches. Mit Smith erwarten uns daher frische Paarungen, gutes technisches Wrestling und vielleicht auch die ein oder andere Überraschung.

Prince Devitt
zweite Teilnahme, IWGP Junior Heavyweight Champion
Er ist DER Shootingstar des Jahres 2013. Prince Devitt turnte im April gegen seinen Tag Team Partner Ryusuke Taguchi, gründete daraufhin den BULLET CLUB, gewann ohne jede Niederlage das Best Of The Super Junior und forderte in der Folge sogar Kazuchika Okada um den IWGP Heavyweight Title heraus. Eine für einen Junior Heavyweight nie dagewesene Geschichte – schon gar nicht für einen Junior, der nicht Japaner ist. Devitt präsentiert sich seit April als der arrogante "Real Rock 'n' Rolla" und "Real Shooter", der auf einem Pfad der Zerstörung gegen New Japan Vertreter wie Tanahashi, Okada oder auch Captain New Japan ist und sucht diesen Pfad auch im G1 Climax fortzuführen. Dabei hat der Prinz ein Gimmick, welches so im japanischen Wrestling nicht alltäglich ist, denn wie kein anderer wird Devitt von allen Fans gehasst, während lautstarke Unterstützung selbst für Heels nicht ungewöhnlich ist. Schon 2010 stand Prince Devitt im G1 Climax und kam auf sensationelle 8 Punkte, da er unter anderem Hiroshi Tanahashi und Tetsuya Naito bezwingen konnte. Es wird spannend zu sehen, welchen Weg der Ire im 23. G1 Climax gehen wird. Wie bei Smith Jr. gilt auch für Prince Devitt, dass es mit seiner Teilnahme zu einigen frischen Singles Matches kommen wird.

Gesamteinschätzung:
Dieser Block A ist der vermutlich am besten besetzte Block in der Geschichte von New Japan Pro Wrestling, denn in meiner Erinnerung existiert kein Block, in dem 10 Wrestler vertreten waren, von denen fast alle exzellente Wrestler sind. Dazu kommt die Komponente, dass es einige Singles Matches geben wird, die es noch nicht gab sowie die Teilnahme des amtierenden IWGP Heavyweight Champion Kazuchika Okada, für den jede Niederlage bedeuten wird, dass sich ein neuer Herausforderer auf seinen Titel hervortut. Wie vielleicht bereits im Artikel deutlich wurde, halte ich Hiroshi Tanahashi und Katsuyori Shibata für die Favoriten auf den Sieg im Block, wobei auch Okada als Champion und Prince Devitt als Mann der letzten Monate eine gewichtige Rolle spielen dürften. Als einen möglichen Geheimfavoriten für den Gesamtsieg im Block sehe ich in der Tat Davey Boy Smith Jr., womit New Japan ein ähnliches Muster verfolgen würde wie mit Karl Anderson im letzten Jahr. Da dies wunderbar funktioniert hat, um Anderson für den Singles-Bereich aufzubauen, könnte eine starke Gruppenphase auch für Smith der Beginn von etwas Neuem sein.

In einem zweiten Artikel wird es um die Teilnehmer im Block B gehen.