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Das Streitgespräch #6: Ryder Revolution - Berechtigt oder Overhype? (aziruf vs. Woodstock)

Kolumne

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Published on:
08.07.2011, 12:27 
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Das Streitgespräch #6: Aziruf vs. Woodstock

Ryder Revolution - Berechtigt oder Overhype?


Aziruf: Ein extremer Hype, ich möchte fast schon sagen ein Phänomen, zieht derzeit durch die Internet Wrestling Community (fortan kurz IWC). Das Zentrum des Hypes hört auf den Namen Matthew Cardona, oder wie er besser bekannt sein sollte: Zack Ryder. Die Causa Ryder hat mittlerweile sogar solche Ausmaße angenommen, dass sein Name bei mehreren RAW Episoden und sogar dem letzten PPV, Capitol Punishment, von den Fans in der Halle gerufen wurde, obwohl er teilweise nicht einmal bei diesen Veranstaltungen anwesend war, geschweige denn irgendeinen Auftritt hatte. Wenn er einmal bei RAW auftaucht, dann meist in kurzen Backstage Segmenten und bei einigen davon sogar dort nur im Hintergrund. 2011 hat Ryder nur ein Match bei der Flagschiffshow bestritten. Wie also kann es sein, das diese Person einen dermaßen großen Hype auslösen kann, der Fans, obwohl er quasi nie in den Shows ist, dazu bringt "We want Ryder" zu rufen?

Die Frage ist ganz einfach beantwortet: Der Junge kann wrestlen, wie man bei Superstars sehen kann, hat Charisma, Humor und schafft es mit seiner Webpräsenz extrem gut zu unterhalten. Um genau zu sein, nutzt er diese nicht nur, um mit den Fans in Kontakt zu bleiben, sondern auch um seinen Charakter zu entwickeln und sein Talent zu zeigen, etwas, dass ihn während den Shows, verwehrt bleibt. Schon vor der Youtube-Show "Z! True Long Island Story", welche die jetzige Ryder Revolution ins rollen brachte, konnte er mit einigen Videos Fans auf sich aufmerksam machen, indem er selbst kurze Promovideos oder Kommentaren zu aktuellen Segmenten postete. Er merkte, dass sich ihm hier eine Möglichkeit bot und er wollte diese ergreifen und seit dem läuft seine wöchentliche Youtube Show, die mit ~120.000 Zuschauern pro Episode doch recht vielgesehen ist (zum Vergleich, danke Henne, Matt Hardys Videos der letzten 5 Monate erreichten zwischen 10.000 und 23.000 Klicks). Er konnte dort seinen Humor und sein rednerisches Talent beweisen und brachte damit einen Stein ins Rollen. Sein T-Shirt ist quasi permanent ausverkauft, er erhält auf anderen Medien von seinen Kollegen Lob und Anerkennung, immer mehr Schilder tauchen in den Zuschauerrängen auf und kürzlich auch die "We want Ryder" Rufe. Nun liebe WWE wird es Zeit darauf zu hören und Zack Ryder endlich einen Push und mehr Präsenz in den Shows zu geben!

Woodstock: Wow, Zack Ryder schnappt sich eine Kamera, nimmt ein paar schlecht produzierte Videos auf, lädt sie bei YouTube hoch, wird ein paar Mal angeklickt und schon sieht die wie immer lautstarke, aber zahlenmäßig doch eher irrelevante Fangemeinde im Internet in ihm einen legitimen Main Eventer. Aber so einfach ist das nun mal nicht. Nur weil Ryders Videos ein paar mal angeklickt wurden (Justin Biebers "Baby" wurde übrigens über 500 Millionen Mal aufgerufen - das nenne ich einen Hype!), heißt das noch lange nicht, dass Ryder auch beim ganzen WWE-Publikum beliebt ist. Wenn man sich vor Augen hält, dass RAW ungefähr fünf Millionen Zuschauer hat, dann machen die 100.000 Fans, die sich Ryders Clips auf YouTube ansehen, gerade einmal zwei Prozent aus. Diese zwei Prozent mögen zwar lautstark und hingebungsvoll sein, aber es sind halt doch nur zwei Prozent. Und wer will sich schon von einer lärmenden Minderheit vorschreiben lassen, was er zu tun hat?

Aziruf: Von einem Main Eventer hat hier noch niemand gesprochen. Aber wenn jemand der IWC gefällt, muss derjenige doch ein gewisses Talent und einen guten Unterhaltungswert haben. John Cena wurde so hochgehievt, CM Punk auch teilweise, um zwei Beispiele ad Hoc zu nennen. Wieso sollte also nicht auch ein Zack Ryder die Chance erhalten dürfen sich zu beweisen und vielleicht die zwei Prozent zu vergrößern? Fakt ist doch, es besteht Interesse und bei PPV Käufen entscheiden oft 120.000 Käufer, ob es ein erfolgreicher PPV oder ein negatives Event war. Statt ihm aber eine Chance in der Midcard zu geben, anstatt 758 Quadrillionen Mal Kofi Kingston vs. Dolph Ziggler zu bringen, lässt man ihn im Hintergrund versauern. Wenn jemand mehr als 100.000 Personen interessieren kann, wieso soll er dann nicht auch eine Million unterhalten können?

Woodstock: Unabhängig vom dem, was sein könnte, lohnt sich doch viel mehr der Blick auf das, was Zack Ryder bisher geleistet hat. Ryder ist seit über vier Jahren fester Bestandteil des WWE-Kaders. In diesen vier Jahren hat er es gerade einmal auf drei Pay Per View Cards geschafft. Und diese Bilanz wird nicht unbedingt beeindruckender, wenn man sich vor Augen führt, dass es sich bei zwei dieser PPV-Auftritte um Teilnahmen am Royal-Rumble-Match handelte. Man kann also wirklich nicht behaupten, dass er mit seinen Leistungen im Rahmen der WWE-Shows der letzten Jahre nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hat. Dafür hat er lieber Twitter, Facebook und YouTube genutzt. Doch ein echter Superstar ist für WWE nur dann wirklich brauchbar, wenn er auch im Rahmen des TV- und PPV-Produkts in der Lage ist zu überzeugen. Und das hat Ryder bisher keinesfalls getan.

Aziruf: Was er bisher geleistet hat? Bei PPVs überzeugen? Ernsthaft? Das Problem ist ja nicht, dass er keine Leistungen bringen würde oder nicht bringen könnte, sondern dass er keine Möglichkeiten bekommt es auf der großen Bühne zu tun. Als er damals zur ECW gedraftet wurde hatte er gute Matches mit Christian, Shane Helms und Tommy Dreamer und war sogar Herausforderer auf den ECW Titel. Er hat dort das Gimmick des Long Island Iced Z zum ersten Mal verwenden können nach dem Split von Edge und meiner Meinung nach gezeigt, dass er unterhaltend sein kann. Zack Ryder ist sicherlich jemand, der unter der Auflösung des ECW Brands zu leiden hat. Immerhin konnten sich dort auch Leute wie CM Punk, Miz und John Morrison etablieren, bevor sie zu den größeren Shows gedrafted wurden. Bei RAW kam er anschließend kaum zum Zug und ist seit dem hauptsächlich bei Superstars zu sehen, wo er meist keine schlechten Matches zeigt. Er ist jetzt nicht gerade der größte In-Ring Performer, aber doch deutlich über den WWE Durchschnitt anzusiedeln und kann, im Gegensatz zu vielen anderen, die permanent im TV zu sehen sind, auch am Mikrophon überzeugen. Warum beschäftigt er sich wohl mit der IWC, mit Youtube, Facebook und Twitter auf Kosten seiner eigenen Freizeit? Er will eine Chance erhalten und kann nur auf diesem Weg die Fans und hoffentlich auch die Offiziellen erreichen und davon überzeugen sie ihm zu geben.

Woodstock: Das Wort Durchschnitt ist im Zusammenhang mit Ryder wirklich gut gewählt. Denn genau das ist er: graues Mittelmaß. Weder im Ring noch am Mikrofon hat er jemals unter Beweis gestellt, dass er über Fähigkeiten verfügt, die ihn von der breiten Masse an Wrestlern abhebt, die ähnlich wie er darauf warten, eine Chance zu bekommen. Um gute Leistungen im Ring attestiert zu bekommen, reicht es eben nicht aus, ein gutes Match gegen Christian zu zeigen (keine Kunst!), sondern es geht darum Woche für Woche auf sich aufmerksam zu machen.Oder hört ihr regelmäßig, dass jemand sagt: "Hey, das Ryder-Match von Superstars war echt stark! Das musst du dir unbedingt ansehen!" Ähnliches gilt für seine Fähigkeiten am Mikrofon. Das eine Live-Promo vor Publikum nicht mit einem zusammengeschnittenen YouTube-Video gleichzusetzen ist, versteht sich hoffentlich von selbst. Auch das eindimensionale Herunterbeten von Catchphrases ist nicht nur angesichts der Demonstration, die CM Punk vor kurzem abgeliefert hat, nicht sonderlich hoch einzuschätzen. Aber mehr als das kommt von Ryder nicht. Und genau das ist das Problem: Er hat zwar auf sich aufmerksam gemacht, doch das, was er anzubieten hat, ist und bleibt eben nur Durchschnitt.

Aziruf: Meine Aussage war aber, dass er besser als der Durchschnitt ist. Halbwegs akzeptable In-Ring Leistung und Sprachtalent haben einen gewissen John Cena an die Spitze gebracht und ein seltsamer The Rock hat mit catchphrasenaneinandereihen Millionen bewegt. Ja, die Vergleiche sind momentan absolut übertrieben, aber gerade am Mic, auch bei Live Promos, sehe ich Ryder auch sehr weit vorne. Er wird seine Chance erhalten, da bin ich sicher, und er wird sie nutzen, um solch ungläubige Ketzer wie dich auch zum Teil des Zack Packs zu machen. WOO WOO WOO you know it and take care, spike your hair!

Woodstock: Im Moment sieht es ja tatsächlich so aus, als sei man gewillt Ryder seine Chance zu geben. Gut für ihn. Nichtsdestrotrotz bleibe ich sehr skeptisch, was seine Erfolgsaussichten angeht. Es ist eine Sache, eine Minderheit, die nur darauf wartet, etwas zu finden, das sie unterstützen kann, um sich von der breiten Masse abzuheben, zu überzeugen. Es ist eine ganz andere Sache sich auf der großen Bühne vor einem Millionenpublikum durchzusetzen. Und dafür fehlen Ryder einfach die nötigen Fähigkeiten. Sowohl Ryder selbst als auch die, die in den letzten Wochen so lautstark einen Push für ihn fordern, werden schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden.

Wer hat Recht? Wie geht die Diskussion weiter? Ihr entscheidet!