Im Jahr 2012 machte ein Mann mit für die Verhältnisse seiner Zeit einem phänomenal langen WWE Championship Run auf sich aufmerksam: CM Punk, spätestens seit seiner aufsehenserregenden Promo im Sommer 2011 ohnehin längst kein Unbekannter mehr im WWE-Rampenlicht, gelang es den Titel über das volle Jahr um seine Hüften zu tragen. Mit entsprechend breiter Brust ging der Klient Paul Heymans deshalb ins neue Jahr 2013, wo bereit beim Royal Rumble der zurückkehrenden
The Rock als nächster Herausforderer auf ihn wartete - und wurde bitter enttäuscht. Zwar gelang es ihm zunächst tatsächlich den "Great One" zu pinnen. Doch da The Rock zuvor während eines Lichtausfalls von Außenstehenden - mutmaßlich den explizit vom Match ausgeschlossenen The
Shield - durch den Kommentatorentisch befördert wurde, ließ Vince McMahon höchstpersönlich das Match neu starten und sorgte so dafür, dass sich CM Punk wenig später doch noch dem Peoples Elbow geschlagen geben musste. Die längste Regentschaft seit fast 15 Jahren war somit nach 434 Tagen beendet und der Punkster auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden.
Da es dem enthronten WWE Champion auch bei Elimination Chamber nicht gelang den Titel von The Rock zurück zu gewinnen, drohte CM Punk, der mehrfach bemängelt hatte, dass 2011 an seiner Stelle The Miz den Main Event von WrestleMania bestritten hatte, und ein Jahr später in eine verhältnismäßig belanglosen Fehde gegen Randy Orton feststeckte, eine weitere WrestleMania abseits des Rampenlichts - bis sich am 4. März zur Old School-Ausgabe von RAW plötzlich der Undertaker für die "Biggest Stage of 'em All" ankündigte.
Das Erscheinen des "Phenom" brachte Punk auf folgende Idee: Die Fans seien diejenigen, die an seinem Titelverlust Schuld hatten und ihm so den WrestleMania-Main Event kosteten. Deswegen wollte Punk im Gegenzug etwas von ihnen stehlen – die Streak des Undertakers. Punk hatte seinen Anspruch auf das Match gegen den Undertaker deutlich gemacht, als nacheinander Randy Orton, Big Show und auch Sheamus erschienen und ebenfalls bekanntgaben den Undertaker bei WrestleMania herausfordern zu wollen. Kurzerhand wurde also von Vickie Guerrero für den Main Event der RAW Ausgabe ein Fatal 4 Way Match zwischen den Vieren angesetzt, dessen Gewinner bei WrestleMania gegen den Undertaker antreten dürfe. Letztendlich war es CM Punk der Randy Orton nach dem GTS pinnen konnte und sich somit als Gegner des Undertakers doch noch einen der begehrtesten Plätze auf der WrestleMania Card sichern konnte.
Auf dem Rücken der Toten: Das Ableben Paul BearersMit dem Mania-Ticket in der Tasche nutzte CM Punk auch bald die erstbeste Gelegenheit, um seine anstehende Auseinandersetzung mit dem Undertaker persönlich werden zu lassen. Am 5. März 2013, nur einen Tag nach Festsetzung des Matches, verstarb mit William Moody der Darsteller Paul Bearers, dem langjährigen Manager des Undertakers. Um seinen ehemaligen Begleiter Tribut zu zollen, begab sich der Undertaker bei der kommenden RAW Ausgabe zum Ring und kniete vor der dort aufgestellten Urne Bearers nieder. Ein Szene, die auch viele Zuschauer berührte - bis die Musik von CM Punk ertönte. Dieser erklärte den Zuschauern, deren Reaktion umgehend in große Aufregung umschlug, sich zu beruhigen, denn er wäre erschienen, um dem Undertaker sein Beleid auszusprechen. Allerdings nicht für den Tod Bearers, sondern für die Niederlage die der Undertaker bei WrestleMania erfahren würde. Einen Lichtblick gäbe es bei dieser Situation allerdings und zwar würde der Undertaker in Paul Bearers Gedanken immer 20-0 bei WrestleMania sein. Der Rest der Welt würde jedoch wissen, dass die Streak in vier Wochen ihr Ende finden würde.
Der trauernde Undertaker reagierte auf Punks Worte zunächst mit tatenloser Zurückhaltung, körperlich sollte es für Punk dagegen mit einem anderen ehemaligen Schützling Paul Bearers werden. Denn für sein respektloses Verhalten wurde Punk noch am selben Abend in ein No DQ Match gegen Kane gesteckt, seinerseits nicht bloß Bruder des Undertakers, sondern Storyline-Sohn des Urnenträgers. Während dieses Matches ließ sich CM Punk durch das Ertönen eines Gongschlags ablenken und kassierte daraufhin den Chokeslam, mit welchem Kane ihn besiegen konnte. Anschließend erschien der Undertaker auf der Stage, kniete sich nieder und hob die Hände empor. Langjährige WWE-Zuschauern kannten diese Geste, schließlich hatte sich der Undertaker nach getaner Arbeit so stets vor seinem Manager präsentiert. Während eine Paul Bearer-Anzeige auf dem Big Screen erschien, tat Kane ihm dies im Ring nach, als CM Punk ihm plötzlich hinterrücks mit der Urne niederschlug. Punk - mit der Urne im Gepäck - flüchtete nach dieser Aktion aus dem Ring und kniete kurz darauf selbst nieder, um die Pose der Undertakers einzunehmen. Nun war auch dem Deadman seine Wut offen anzusehen und mit seiner Köpfungsgeste machte er dem vormaligen WWE Champion klar, was diesen erwarten würde.
Schon in der nächsten Woche erklärte der Undertaker CM Punk, dass dieser sein Todesurteil unterschreiben habe. Er versprach Punk zu verletzen und dessen einzige Chance seine Seele zu retten sei die Rückgabe der Urne. Daraufhin wurde CM Punk per Titantron zugeschaltet, welcher die Stimme Bearers immitierte, bevor er dessen Verlust als einen professionellen, keinen persönlichen bezeichnete. Der Undertaker möge zwar der Beste bei WrestleMania sein, aber Punk wäre 365 Tage im Jahr der Beste. Er bezeichnete sich als eine höhere Macht, welche alle Schmerzen die der Undertaker ihm bei WrestleMania zufügen werde aushalten würde, um die Streak zu brechen. Er sei die "1" in "20-1".
Kopfspielchen mit dem Meister der Mind GamesIn der darauffolgenden Woche erinnerte Punk die Fans daran, dass man sage, die Urne habe in Bezug auf den Undertaker und dessen Streak eine besondere Macht. Genau deshalb habe er sie an sich genommen. Nicht um Paul Bearer gegenüber disrespektierlich zu sein, sondern dem Undertaker, der schon im vorherigen Jahr nach seiner kraftraubenden Schlacht mit Triple H seine Karriere hätte beenden sollen. Die Urne bedeute Punk nichts. Um dies zu verdeutlichen ließ er diese sogar kurz fallen.
Mit der Urne in seiner Gewalt sah Punk den für seine Mind Games bekannten Undertaker erstmals psychologisch im Nachteil und forderte seinen zukünftigen Gegner herbei. Wie von Punk erwartet, fiel das Licht daraufhin auch aus und als es wieder anging war der Undertaker im Ring und verpasste Punk einige Schläge, bevor sich dieser aus dem Ring rollte. Der Wut des Undertaker gerade noch so entkommen, waren es nun einmal mehr Punk und sein Manager Heyman, die sich über die Urne lustig machten und so ihre eigenen Kopfspielchen mit dem Deadman trieben.
Sechs Tage vor WrestleMania sah es kaum anders aus. Zwar war es zunächst der Undertaker, welcher CM Punk versicherte, dass die Schmerzen die dieser bei ihrem Aufeinandertreffen erfahren werde ein Leben lang anhalten würden. Der "Best in the World", so der Deadman, würde für seine Respektlosigkeit zahlen müssen und auch wenn Punk die Streak durch List brechen würde, würde er nicht lange genug leben um darüber noch sprechen zu können. Doch daraufhin ertönte die Musik der Druiden, welche samt Sarg und einem als Paul Bearer verkleideten Paul Heyman zum Ring schritten. Verunsichert machte sich der Undertaker auf den Weg zu Heyman und schlug einen Druiden nieder, als er hinterrücks von dem sich enthüllenden CM Punk attackiert wurde. Immer wieder schlug Punk den Deadman mit der Urne nieder und schrie ihm entgegen, dass er derjenige sei, der dem "Phenom" dies angetan habe. Letztlich öffnete Punk die Urne und warf etwas Asche auf den Undertaker, um sich dann selbst die restliche Asche ins Gesicht zu reiben.
Die 1 in 20-1 kommt nicht zum ZugBei WrestleMania 29 war es dann soweit, dass CM Punk seinen Worten Taten folgen lassen musste. Doch auch der Undertaker wollte seine Drohungen in die Tat umsetzen und so entwickelte sich das Aufeinandertreffen der Beiden zu einer wahrhaftigen Schlacht. Nach einem waghalsigen Diving Elbow Drop von Punk auf den Undertaker, welcher auf dem Kommentatorentisch lag, tauschten die Beiden im Ring Submission Manöver und einige ihrer Finishing Moves aus, ehe Paul Heyman CM Punk die Urne reichen konnte und dieser den Undertaker damit niederschlug. Aber auch diese Aktion hielt den Undertaker nicht lange genug auf der Matte. Stattdessen konnte er selbst nach rund 22 Minuten mit einem zweiten Tombstone den Sieg einfahren konnte und damit die Streak auf 21-0 ausbauen. Während Heyman sich nach dem Match um seinen Klienten kümmerte, nahm der Undertaker die Urne wieder zu sich und feierte so seinen WrestleMania Sieg.
Wenig später verschwand der Undertaker - wie schon aus den letzten Jahren gewohnt - wieder aus den WWE Shows, doch auch bei CM Punk sah es ähnlich aus. Zwei Wochen nach seinem Match mit dem Undertaker richtete er sich an die Zuschauer, um seine Erfolge der jüngeren Vergangenheit zu rekapitulieren, bloß um im Anschluss der Arena und der WWE den Rücken zu kehren. Als er zwei Monate später seine Rückkehr feierte, hatte der selbsternannte "Best in the World" einen offensichtlichen Sinneswandel hinter sich, welcher diesmal seine Beziehung zu seinem eigenen Manager auf die Probe stellen sollte.