Wenn es um die Beziehung zwischen Brüdern geht, begegnet man des Öfteren dem Sprichwort „Pack schlägt sich – Pack verträgt sich“. So erging es auch den Brothers Of Destruction im Laufe der gemeinsamen Jahre bei World Wrestling Entertainment: Kane kam
Mitte der 90er Jahre voller Rachegelüste zur damaligen World Wrestling Federation, weil der Undertaker ihn Jahre zuvor im brennenden Elternhaus zurückgelassen hatte. Im Laufe der Zeit freundeten sich die Brüder immer wieder an, nur um sich - meist auf Bestreben Kanes - wieder zu zerstreiten. Auch wenn sich die Wege der beiden immer wieder kreuzten, so gelang es Kane als Einzelwrestler nie wirklich, aus dem Schatten seines Bruders hervorzutreten. Dies sollte sich jedoch im Jahr 2010 ändern:
Ausgangspunkt der neu entflammten Rivalität war eine mysteriöse Attacke auf den Taker im Juni 2010, in der der Deadman laut einer ernsten Botschaft bei SmackDown von einem Unbekannten in einen "vegetativen Zustand" geprügelt wurde. Bruder Kane nahm das zum Anlass, in einer wütenden Ansprache an den Rest des Locker Rooms zu geloben, den Angreifer ausfindig zu machen und Vergeltung zu üben. Wochenlang beschuldigte er sich quasi durch das ganze Roster - den World Champion Rey Mysterio benannte er schließlich als Hauptverdächtigen. Im Laufe der
Fehde nahm er Rey über den Umweg des Money in The Bank-Koffers den Titel ab. Das Rückmatch erklärte er zur ultimativen Rache an Rey und wollte ihn zur Vollendung in einen Sarg stecken. In diesem aber lauerte der wieder unter den Lebenden weilende Undertaker, der den verdutzten Kane selbst als Angreifer entlarvte - sich aber als zu geschwächt erwies, um dem Bruder die Sache heimzuzahlen.
Die Sieben TodsündenDie Big Red Machine rekapitulierte bei seinem nächsten Auftritt seine jahrelange Beziehung zum Taker. Er warf ihm Hochmut - eine der sieben Totsünden - vor und bezeichnete die Zeiten, in denen er Seite an Seite mit ihm stand, als die Zeit, in der er nur den rechten Moment abgewartet hätte, das Messer gegen seinen Bruder zu zücken. Der rechte Zeitpunkt schien ihm gekommen, als er beobachtet hatte, dass sich der Taker im Streak-vs.-Career-Match gegen Shawn Michaels bei WrestleMania einen Moment der Gnade für seinen Kontrahenten erlaubte. Kane meinte hier erkannt zu haben, dass der Taker schwächeln würde - und nun die Zeit gekommen wäre, zuzuschlagen und den Taker als "des Teufels liebsten Dämon" abzulösen.
Tatsächlich schien der Undertaker seinem Bruder in vielerlei Hinsicht nicht mehr in gewohnter Weise überlegen. Und weil Kane ihm das beweisen wollte, gewährte er ihm ein Titelmatch bei Night of Champions. Im Vorfeld des Events wurde deutlich, dass Kane auch die Kopfspielchen, die Königsdisziplin des Undertaker, in dieser Phase überzeugender beherrschte. Er selbst rief die Dunkelheit und sogar den Gong seines Bruders hervor. Zwar machte der Deadman klar, dass noch immer er der jenige sei, dem der Teufel mehr Respekt entgegenbringen würde - auch den Vorwurf einer Todsünde gab er zurück, indem er seinem Bruder Neid vorwarf. Kane gab ihm sogar recht, erwies sich aber in dieser Phase für seinen Bruder als unangreifbar. Es gelang ihm sogar ein ähnliches Wechselspiel zwischen dem Erscheinen im Ring und am Titantron, wie es einst sein Bruder perfektioniert hatte. Er schien nun tatsächlich die Kräfte des Takers zu besitzen und so stand das World Title Match der beiden, welches unter No Holds Barred Regeln ablaufen sollte, aus Sicht des Deadman unter keinem guten Stern. Und tatsächlich zeigte sich der Undertaker in keiner guten Verfassung und verlor diese Auseinandersetzung, nachdem Kane den Tombstone Piledriver seines Bruders in einen eigenen kontern konnte.
Ein Hoffnungsschimmer verglüht in der Hölle Nach dieser vernichtenden Niederlage schien der Undertaker nicht mehr derselbe zu sein. Und das so kurz von dem nächsten Großereignis, das nur zwei Wochen nach Night of Champions folgen sollte. Es stand ausgerechnet der PPV an, dessen Hauptattraktion durch den Undertaker Berühmtheit erlangt hatte: Hell in a Cell. Doch der Deadman war in keinem guten Zustand. Er saß während der kompletten Smackdown-Ausgabe niedergeschlagen in den Katakomben – völlig allein. Als sich eine Tür öffnete, reagierte der Deadman aggressiv und wollte den Besucher schon rauswerfen, doch er erkannte ihn letztlich und zollte ihm auf seine ganz eigene Art und Weise seinen Respekt, indem er in bekannter Manier die Augen nach hinten rollte.
Kane hielt derweil im Ring eine Promo über seinen Sieg beim PPV und das kommende Hell in a Cell Match ab, als Druiden jenen Sarg zum Ring rollten, den Kane in den Wochen zuvor oft dabei hatte. Kane öffnete den Sarg und erblickte Paul Bearer. Der langjährige Weggefährte des Undertaker war zurückgekehrt und so hatte der wieder genug Schwung auf dem Weg zu Hell in a Cell. Beim Pay Per View äußerte sich Paul Bearer erstmals zu der Situation. Nicht nur Kane habe jahrelang an einem Plan gearbeitet. In den letzten sechs Jahren habe auch er einen Masterplan entwickelt. Kane mag des Teufels liebster Dämon sein, der liebste Sohn des „Father of Destruction“ werde er nie sein, so Bearer.
Im Match selbst wollte Bearer mit in den Hell in a Cell Käfig, doch der Undertaker bestand darauf, dass sein Manager draußen blieb. Im Verlauf des Matches attackierte Kane den Ringrichter und der Käfig wurde geöffnet, um diesen in Sicherheit zu bringen. Dies nutzte Bearer, um den Käfig zu betreten. Das Match war bis dahin ein weitgehend ausgeglichener Kampf mit leichten Vorteilen für den Deadman. Kane jagte Paul Bearer schließlich in den Ring und der fand sich zwischen den Brüdern wieder als Kane den Chokeslam kassierte. Der Tombstone sollte folgen, doch in dem Moment öffnete Paul Bearer die Urne. Ob es nun der helle Schein war, der den Undertaker blendete, oder ob die Kräfte der Urne entwichen waren - der Deadman verlor jedenfalls jegliche Kraft. Und Paul Bearer übergab die Urne an Kane. Dieser schlug damit zu und nach dem Chokeslam war das Match vorbei. Bei Smackdown äußerte sich Bearer zu seinem Handeln nicht. Lediglich via Twitter gab er einem entrüsteten Fan den Hinweis, dass der Undertaker ihn schließlich vor sechs Jahren in Beton gegossen hatte. Das also war augenscheinlich Bearers Masterplan.
Auch die letzte Hoffnung wird "lebendig begraben"Bereits zwei Wochen nach dem Pay Per View machte Bearer klar, dass sie noch lange nicht mit dem Deadman fertig waren. Er forderte diesen im Namen Kanes zu einem Buried Alive Match heraus. Der Sensenmann verfolgte die Show von einem besonderen Platz aus. Er stand regungslos auf dem Dach der Halle. Erst als Kane und Bearer eine weitere provozierende Promo abhielten, kam er zum Ring und griff Kane an. Als der mit Paul Bearer auf die Rampe flüchtete, hob der Deadman die Arme und zündete die Ringecken an, genau wie es Kane immer tat. Zum Abschluss schickte er den Beiden noch einen Blitz hinterher.
Auch in der folgenden Woche, der letzten Ausgabe vor dem Buried Alive Match stand Kane im Fadenkreuz seines Bruders. Um das Smackdown vs. Raw Match bei Bragging Rights zu hypen trat er gegen Raw Champion Randy Orton an. Als während des Matches des Takers Gong ertönte, nutzte Orton die Ablenkung zum RKO und gewann. Nach dem Match ertönte der Gong ein weiteres Mal und der Taker kroch durch ein Loch im Ringboden und zog Kane hinab.
Für Intensität und Spannung war also gesorgt. Das Match selbst war dann die erwartet ausgeglichene Schlacht, bis plötzlich Wade Barretts Nexus Gruppierung zum Grab eilte, den Deadman überwältigte und ins Grab beförderte. Kane warf mit einem Bagger einen Haufen Erde auf das Grab und entschied damit diese neuerliche Fehde der Brüder erstmals zu seinen Gunsten.