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Der Höhepunkt der Karriere des Undertakers schien im Frühjahr 1997 erreicht: Nicht nur, dass er den WWF World Heavyweight Title sein eigen nannte, er hatte sich auch seines Ex-Managers Paul Bearer und seiner Schergen Mankind und Vader entledigt. Doch bald darauf wurde der Taker von den Schatten der Vergangenheit eingeholt.
Bei In Your House 14 gelang es dem Taker nicht nur, seinen Titel gegen Mankind zu verteidigen – er konnte sich auch an dem Verräter Bearer rächen, indem er ihm einen Feuerball ins Gesicht warf. Doch wer glaubte, dass Bearer nur Ruhe geben würde, der sah sich getäuscht. Kaum hatte er sich von seinen Verletzungen erholt, ging er dem Taker weiter auf die Nerven.
Bearer begann Andeutungen zu machen, dass der Taker etwas vor seinen Fans verheimlichen würde – und dass er genau wissen würde was. Bearer schien Recht zu haben, denn den Taker beunruhigte diese Angelegenheit sichtlich. Als Bearer bei einer RAW-Ausgabe damit drohte, das Geheimnis zu lüften, ging der Taker dazwischen und meinte, dass er nun etwas tun müsse, was seine Fans nicht verstehen würden, aber er hätte keine Wahl. Anstatt Bearer zu attackieren, ging er vor ihm in die Knie und machte – wenn auch sichtlich widerwillig – die alte Verbundenheitsgeste.
Verbranntes Elternhaus
Das nicht für möglich gehaltene war also passiert: Der Taker unterwarf sich wieder der Kontrolle Bearers. Immer wieder zwang Bearer den Taker fortan Dinge zu tun, die so gar nicht seine Art waren. Beim King Of The Ring etwa, als der Taker seinen Titel gegen Faarooq verteidigte, wies Bearer ihn an, dem Führer der Nation Of Domination nach dem Match noch drei Chokeslams zu verpassen. Ahmed Johnson – eigentlich der Erzfeind Faarooqs – fiel dem Undertaker in den Arm und verpasste ihm sogar den Pearl River Plunge. Dies führte letztlich sogar dazu, dass Ahmed sich der NOD anschloss und beim darauf folgenden In Your House gegen den Taker antreten sollte. Dazu kam es jedoch nicht, da sich Ahmed vorher verletzte.
Bearer setzte sich dann zum Ziel, den Taker und Vader zum Tag Team Titel zu führen. Im Viertelfinale eines Turniers um die damals vakanten Gürtel trafen die beiden auf Faarooq und D’Lo Brown. Während des Matches zeigte sich jedoch, dass der Taker genug davon hatte, den Laufburschen für Bearer zu spielen und wandte sich gegen Vader – was Faarooq und D’Lo den Sieg einbrachte. Anschließend prügelten sich Vader und der Deadman weiter und das Mastodon fing sich sogar den Tombstone ein.
Bearer erklärte daraufhin, dass er das Geheimnis des Takers in der darauf folgenden Woche enthüllen würde. Bearer erzählte den Fans von der bis dahin nie erwähnten Familiengeschichte des Takers. Der Taker sei Vollwaise, da seine Familie bei einem Hausbrand ums Leben gekommen sei - sein Vater, seine Mutter und sein kleiner Bruder Kane. Doch Bearer ging noch weiter: Er gab dem Taker die Schuld daran, da er und Kane mit Streichhölzern gespielt hätten und nannte ihn einen Mörder. Der Taker erzählte daraufhin seine Seite der Geschichte: Er wäre gerade nach Hause gekommen, als der Brand ausbrach und er wäre von Feuerwehrleuten zurückgehalten worden. Der Anblick seines brennenden Elternhauses hätte ihn zu dem gemacht, was er heute sei.
Kane ist am Leben
In der Woche darauf lieferte sich der Taker eine weitere Prügelei mit Vader und legte danach Hand an Bearer an: Er packte ihn am Kragen und forderte ihn auf, mit seinen Tatsachenverdrehungen aufzuhören und den Fans die Wahrheit zu sagen. Bearer sagte auch eine Wahrheit – allerdings eine, die den Taker noch mehr erschrecken sollte: Sein kleiner Bruder Kane hätte den Brand überlebt und er würde kommen, um sich am Taker zu rächen.
In den darauf folgenden Wochen brachte Bearer Stück für Stück die Hintergründe der schockierenden Nachricht ans Tageslicht: Kane hätte bei dem Brand zwar schwere Verbrennungen dritten Grades erlitten, aber er wäre mit dem Leben davongekommen. Bearer – der in dem Bestattungsunternehmen der Eltern angestellt gewesen war – hätte sich um ihn gekümmert und ihn in eine psychiatrische Klinik gesteckt, um seine erlittenen seelischen Schäden zu verarbeiten. Seit dem Tag des Brandes würde Kane nach Rache dürsten – und bald würde er ihn auf den Taker loslassen.
Über Monate hinweg drohte Bearer dem Taker damit, dass Kanes Ankunft kurz bevor stünde, während dieser schon längst mit anderen Dingen beschäftigt war. Beim SummerSlam verlor der Deadman seinen Titel gegen Bret Hart, nachdem Gastringrichter Shawn Michaels ihm einen Stuhlschlag verpasst hatte – der zunächst wie ein Versehen schien, sich dann aber als Absicht herausstellen sollte. Der Taker verstrickte sich in eine Fehde mit Michaels und seiner neuen D-Generation-X-Gruppierung. Die Auseinandersetzung mündete im ersten Hell In A Cell Match der WWF-Geschichte, bei dem ermittelt wurde, wer Bret als nächstes herausfordern durfte.
Kein Kampf gegen das eigene Fleisch und Blut
Als der Taker kurz davor, das Match für sich zu entscheiden, wurde die Halle auf einmal in blutrotes Licht getaucht und es ertönte eine Musik, die an die Melodie des Phantoms der Oper erinnerte. Paul Bearer kam zum Ring und wurde begleitet von einer hünenhaften, maskierten Gestalt in einem rot-schwarzen Ganzkörperanzug – ganz offensichtlich Kane. Dieser riss die Zellentür aus der Verankerung und trat dem Taker gegenüber. Auf einmal hob er die Arme und setzte damit die Ringecken in Flammen – wie sein Bruder hatte also auch er die Kraft, Blitz und Feuer herbeizuzaubern. Als der Taker kurz aus der Fassung geriet, verpasste ihm Kane einen Tritt und ließ den Tombstone folgen. Dies gab Michaels die Gelegenheit sich mit letzter Kraft auf den Deadman zu robben und den Sieg einzustreichen.
In Kanes Namen forderte Bearer darauf, dass der Taker seinem Bruder in einem Match gegenüber treten sollte. Der Taker weigerte sich jedoch gegen sein eigenes Fleisch und Blut zu kämpfen. Bearer erklärte darauf, dass Kane dann eben jeden einzelnen WWF-Superstar vernichten würde, bis nur noch der Taker übrig sei – und er erklärte, dass der Taker dafür die Verantwortung trage. Kane begann dann tatsächlich wahllos andere Wrestler anzugreifen: Beginnend mit den noch im Jobber-Status befindlichen Hardy Boyz über Flash Funk, Scott Taylor und die Headbangers bis hin zu der Bikergruppierung Disciples Of Apocalypse.
Der erste, der Kane nennenswerte Gegenwehr lieferte, war Mankind, der mittlerweile von Bearer verstoßen worden war. Allerdings musste sich auch er ihm in einem Match bei In Your House beugen. Bei einer RAW-Ausgabe kurz vor Weihnachten provozierte Bearer den Undertaker dann mit der Aussage, dass es seine Schuld sei, dass seine Eltern das Fest der Liebe bei den Maden verbringen würden. Der Taker ging auf Bearer los, doch Kane ging dazwischen und prügelte auf den Taker ein, ohne dass der Taker Gegenwehr leistete.
Falscher Frieden
Wenig später taten sich dann die erwähnten Opfer von Kanes Attacken zusammen um die Big Red Machine im Ring für ihre Aktionen zu bestrafen. Der Undertaker kam hinzu und schien den attackierten Wrestlern helfen zu wollen. Stattdessen prügelte er sie gemeinsam mit Kane aus dem Ring. Er meinte es ernst: Niemand sollte seinem Bruder Leid zufügen. Diese Rettungsaktion schien Kane ehrlich zu berühren. In der kommenden Woche jedenfalls trat ein aufgelöster Bearer vor das Publikum und erklärte, dass er Kane verloren hätte.
Dies schien sich zu bestätigen , als Kane dem Taker zu Hilfe kam, als der vor der DX attackiert wurde – für den Royal Rumble war ein Sargmatch um den World Title zwischen dem Taker und Michaels angesetzt. Kane streckte dem Taker darauf von der Eingangsrampe aus die Hand entgegen – und der Taker erwiderte die Geste mit seinem berühmten Kniefall.
Auch beim Rumble-Match erschien Kane, um seinem Bruder zu helfen – so sah es zumindest aus. Stattdessen attackierte er ihn und beförderte ihn in den Sarg, den Michaels danach nur noch schließen brauchte, um das Match zu gewinnen. Mehr noch: Gemeinsam mit Bearer steckte er den Sarg danach in Brand. Als die Offiziellen das Feuer löschen und den Taker befreien wollten, fanden sie allerdings nur ein leeres Behältnis vor.
Der Deadman schlägt zurück
Der Taker wurde daraufhin mehrere Wochen nicht gesehen und Kane attackierte weiter wahllos Wrestler und Offizielle. Als er gerade dabei war, einen Zeitnehmer anzugreifen, ging jedoch das Licht aus und ein aufgestellter Sarg stand auf der Eingangsrampe, als es wieder anging. Ein Blitz schlug in den Sarg ein und der Taker entstieg ihm. Er erklärte, dass er Kanes Zorn gespürt hätte – nun würde er seinen fühlen. Er willigte also schließlich ein, gegen seinen Bruder zu kämpfen – bei WrestleMania natürlich.
Vorher jedoch wetteiferten Kane und der Taker noch darum, wer die besseren Kopfspielchen und übernatürlichen Tricks drauf hatte. Während Kane ein Mitglied der Ringcrew anzündete, konterte der Taker damit, dass er einen Blitz in einen Sarg mit einer Kane-Puppe schickte und diese damit in Brand setzte.
In dem Match sah Kane wie der sichere Sieger aus, als der Taker bei einem Plancha-Versuch durch das spanische Kommentatorenpult flog und Kane die Gelegenheit gab, den Tombstone anzubringen. Der Taker befreite sich jedoch aus dem Cover und schlug mit Chokeslam und Tombstone zurück. Doch auch Kane befreite sich aus dem anschließenden Cover und es brauchte zwei weitere Tombstones, bis die Big Red Machine besiegt war. Die Schlacht war für Kane verloren, doch der Krieg ging weiter: Er stand wieder auf und verpasste dem Taker einen Tombstone auf einen Stuhl.
Flammendes Inferno
Kane und Bearer machten darauf mit extremen Mitteln klar, dass die Angelegenheit nicht ausgestanden war. Sie besuchten dem Friedhof auf dem Kanes und des Takers Eltern begraben waren und steckten ihre Grabsteine in Brand – und machte den Taker damit so wütend, dass auch er begann, unbeteiligte Wrestler zu attackieren. Bearer und Kane brachten dann sogar die exhumierten Särge der Eltern in den Ring und zündeten einen davon ebenfalls an. Als der Taker dann dazwischen ging, verpasste Kane ihm einen Chokeslam durch den anderen.
Bei Unforgiven gab es dann ein weiteres Match der Brüder – und diesmal mit einer heftigen und zur Vorgeschichte passenden Sonderklausel: Das Match war ein Inferno Match, bei dem die Seile über das ganze Match hinweg unter Feuer standen. Gewinner würde am Ende derjenige sein, der seinen Gegner in Brand steckte. Der Holy-Shit-Moment des Matches kam, als der Taker mit einem Plancha über die Flammen hinweg auf Kane und dem eingreifenden Vader herab sprang. Am Ende siegte er, als er einen Arm Kanes ins Feuer hielt.
Beim RAW darauf forderte der Taker Kane auf, die Sache ein für alle Mal zu beenden, doch stattdessen meinte Bearer, dass es an der Zeit für einen Waffenstillstand sei – und enthüllte nebenbei noch ein weiteres Detail der Vorgeschichte zwischen den dreien: Die Mutter des Takers hatte seinen Vater mit Bearer betrogen und er sei Kanes leiblicher Vater. Bearer nannte Takers Mutter eine Hure – was nun natürlich nicht die beste Vorbedingung für einen Friedensschluss war.
Blutbad in der Zelle
Die beiden Brüder beharkten sich weiter, gleichzeitig machte der Taker jedoch klar, dass er noch ein anderes Ziel hätte: Steve Austins WWF World Heavyweight Title. Vince McMahon steckte ihn und Kane in ein Match, um den Nummer-1-Herausforderer zu küren. Hierbei verhalf überraschend Mankind, den Bearer wieder unter seine Fittiche genommen hatte, Kane zum Sieg.
Beim King Of The Ring trat dann also Kane gegen Austin an – und da McMahon unbedingt Austin seines Titels berauben wollte, machte er das Match zu einem First Blood Match. Die Big Red Machine hatte hierbei wegen seines Ganzkörperanzugs einen unbestreitbaren Vorteil. Kane erklärte, dass er sich bei einer Niederlage selbst anzünden würde. Am selben Abend sollte der Taker Mankind in einem Hell In A Cell Match gegenüber treten.
Als Vorbereitung forderte Bearer den Taker und Austin zu einem Hell In A Cell gegen Mankind und Kane bei RAW heraus. Der Taker erschien jedoch nicht, so dass Austin sich stattdessen außerhalb des Käfigs mit den beiden Bösewichten prügelte. Um sich vor Austin zu schützen, sperrte sich Bearer in den Käfig ein – wo dann der Taker unter dem Ring hervorkam und ihn blutig schlug. In der Woche darauf suchte der Taker Bearer sogar in dessen Zuhause auf, um ihm eine weitere Lektion einzutrichtern.
Das Kriegsbeil wird begraben
Der Taker gewann dann auch das Hell In A Cell gegen Mankind in einem wegen Mick Foleys Bumps unvergessenem Match. Er griff dann auch in das Match zwischen Kane und Austin ein. Er schnappte sich einen Stuhl, schlug damit aber nicht Kane, sondern Austin blutig und machte Kane damit zum Champion. Er begründete es damit, dass er verhindern musste, dass sich sein Bruder nochmals verbrannte.
Doch das schien allenfalls die halbe Wahrheit zu sein. Es mehrten sich die Anzeichen, dass der Taker und Kane das Kriegsbeil begraben hatten und gemeinsame Sache machten. Mehrmals verkleidete sich der Undertaker in der Zeit darauf als Kane – einmal um Mankind auszutricksen und Top-Herausforderer auf den World Title zu werden, ein anderes Mal um noch eine Überraschungsattacke gegen Paul Bearer zu starten. Von wem aber sollte er das Kostüm haben, wenn nicht von Kane?
Tatsächlich machten Kane und der Taker im Sommer deutlich, dass sie eine Allianz gebildet hatten – und schickten Bearer und Mankind gewaltsam in die Wüste. Ihr gemeinsames Ziel war nun, Austin den Titel abzunehmen und hierfür ließen sie sich dann sogar von Vince McMahon vor den Karren spannen. In einem Triple Threat Match bei Breakdown pinnten sie Austin gemeinsam, doch da es nur einen Champ geben konnte mussten sie bei Judgment Day gegeneinander antreten. Zum Gastringrichter des Matches wurde aber ausgerechnet Steve Austin ernannt.
Das Puzzle fügt sich zusammen
In dem Match bekam Kane die Oberhand, als er sowohl Austin als auch dem Taker einen Chokeslam verpasste. Plötzlich tauchte dann Paul Bearer aus der Versenkung auf und bot Kane an, den Taker mit einem Stuhl niederzustrecken. Doch als Kane seinem Vater den Rücken zuwandte, bekam er stattdessen die Sitzgelegenheit ab. Der wieder erholte Taker schlug dann weiter auf Kane ein und coverte ihn – doch Austin zählte nicht, sondern attackierte beide und erklärte sich selbst zum Sieger.
Beim RAW darauf fügte sich das Puzzle dann endgültig zusammen. Der Taker erklärte, dass er und Bearer wieder auf derselben Seite stehen würden. Mehr noch: Er hatte tatsächlich das Feuer im Elternhaus gelegt. Er hatte Kane loswerden wollen, weil er schwach gewesen wäre – und er wäre es noch immer. Kane forderte den Taker darauf zu einem Sargmatch noch am selben Abend – das jedoch ergebnislos endete. Bei den Survivor Series trafen sich die Brüder dann in der ersten Runde des Turniers um den vakanten World Title wieder. Der Taker siegte mit Bearers Hilfe, aber Kane rächte sich später, als er in der darauf folgenden Runde The Rock zum Sieg gegen den Deadman verhalf.
Danach verlief die Fehde der Brüder mehr oder weniger im Sande. Es gab weitere gegenseitige Attacken, aber ein größeres Pay Per View Match der beiden gab es lange Zeit keins mehr – die Auseinandersetzung wurde zu einem Nebenschauplatz der Austin-Taker-Fehde. Kane schloss sich nach einiger Zeit der Vince McMahons Corporation an und wurde zum Handlanger des Bosses degradiert. Das letzte große Match der Brüder war ein weiteres Inferno Match bei RAW im Februar 1999, das der Taker gewann als er Kanes Bein in Brand steckte. Dieses Match diente jedoch auch eher dazu, die schwelende Auseinandersetzung zwischen McMahon und der Ministry Of Darkness des Undertakers voranzutreiben.
Es blieb die Erkenntnis, dass die Fans jahrelang einem frei herumlaufenden Elternmörder zugejubelt haben – und es hinterher auch wieder taten. Da sollte man mal drüber nachdenken.