Bei Fully Loaded 1999 endete ein zentrales Kapitel WWE-Geschichte. Mit einem Sieg über den Undertaker in einem First Blood Match beendete WWF World Champion Stone Cold Steve Austin nicht nur seine Rivalität mit dem Undertaker, sondern beschloss auch die legendäre Feindschaft mit WWF-Chef Vince McMahon, der in diesem Match seine Karriere aufs Spiel gesetzt hatte. Zwei Erzrivalen waren also aus dem Weg geräumt - doch ein neuer erhob schon das Haupt.
Fully Loaded markierte nämlich auch den vorläufigen Höhepunkt des Aufstiegs von Triple H, der in den Wochen zuvor immer näher an sein Ziel, den World Title, herangerückt war. Bei WrestleMania hatte er seine D-Generation X im Stich gelassen und war zu McMahons Corporation übergelaufen, um sich mit seiner alten Gefährtin Chyna wiederzuvereinen. Und in der Hierarchie der Corporation bzw. der daraus entstehenden Corporate Ministry beanspruchte er immer deutlicher den Platz ganz oben. Bei Fully Loaded sicherte er sich dann mit einem Sieg in einem Strap Match über The Rock das Anrecht, Austin beim SummerSlam herauszufordern - mit einem prominenten Gastringrichter: dem zum Gouverneur von Minnesota aufgestiegenen Ex-Wrestler und -Kommentator Jesse "The Body" Ventura.
Und direkt beim RAW darauf kam Hunters überdeutliche Kampfansage: Er erklärte, dass die Ära Austin - McMahon beendet wäre - und seine Ära begonnen hätte. Er hätte in den vergangenen sechs Monaten jeden Schritt der Rattlesnake beäugt und all seine Stärken und Schwächen verinnerlicht. Er würde Austin beim Summer Slam besiegen, weil er wüsste, dass er ihm überlegen sei. Austin möge ein "student of the game" sein, aber er würde der Welt beim Slam beweisen, dass er mehr als das wäre: Er WÄRE "The Game" - womit sein neuer Spitzname in der Welt war.
Chaos um den Contender-PostenUnd Hunter verteidigte seine Position mit Zähnen und Klauen: Als der Undertaker Austin beim RAW darauf ein weiteres Match um den Titel abrang, schritt er ein und erklärte, dass der Taker durch ihn hindurch müsse, wenn er Austin vor ihm in die Finger kriegen wollte - worauf Austin Hunter attackierte und das Chaos losbrach - wobei kein Match zustande kam.
In der Woche darauf setzte der WWF-Commissioner - Hunters alter DX-Kollege Shawn Michaels - ein Triple Threat Match zwischen Hunter, Austin und dem Taker an. Das kam aber wieder nicht zustande, als Austin Opfer einer Backstage-Attacke wurde - offensichtlich von Triple H. Dafür ließ sich Michaels eine besondere Strafe einfallen: Er verdonnerte Hunter in dem Match seinen Contender-Spot noch einmal aufs Spiel zu setzen - gegen den Undertaker und keine andere als Chyna. In einem chaotischen Match passierte dann tatsächlich das undenkbare Szenario: Der aus dem Krankenhaus zurückgeeilte Austin griff ein, verpasste Hunter einen Stuhlschlag und legte Chyna auf ihn - so dass sie die neue Top-Herausforderin war.
Hunter verlangte beim RAW darauf wie zu erwarten von Chyna ab, ihren Status in einem Match gegen ihn aufs Spiel zu setzen - erst freundlich, dann bestimmt. Und Hunter bekam seinen Willen. Zu seinem Pech gab es jedoch wieder eine Einmischung: Mankind attackierte ihn mit einem Stuhl und verhalf damit Chyna wiederum zum Sieg - um sie dann selbst herauszufordern. Chyna lehnte ab, wurde dann aber von Michaels zu ihrem Glück gezwungen und unterlag Mankind. Der wiederum wurde von Shane McMahon zu einem Match gegen Hunter am selben Abend gezwungen, um seinen Spot gleich wieder aufs Spiel zu setzen. Dieses endete in einem Double Pin - und dem Ausbau des Summer Slam Main Events zu einem Triple Threat zwischen Austin, Hunter und Mankind.
Der zweite Anlauf klapptHunter geriet während dieses Matches mehrmals mit Gastringrichter Ventura aneinander - unter anderem als der einen Count verweigerte, weil er mitbekam, dass Hunter Austin mit einem Stuhl geschlagen hatte. Letztendlich konnte Triple H Austin dann aber den Pedigree verpassen, wurde dann aber von Mankind aus dem Ring geworfen. Der zeigte den Double Arm DDT gegen die Rattlesnake - und war somit überraschend neuer Champion. Hunter war außer sich vor Zorn und ließ den Frust an Austin aus, den er mit Stuhlschlägen gegen das vorher schon angeschlagene Knie malträtierte.
Austin war damit in eine Verletzungspause gezwungen, während Hunter beim nächsten RAW Mankind mit einer Attacke auf (den mit Austin eng befreundeten) Kommentator Jim Ross zu einem Titelmatch erpresste - und das dann auch mit etwas Hilfe von Shane McMahon gewann. Hunter aber sollte nicht lange unbehelligt von der Rattlesnake regieren können. Bei einer SmackDown-Ausgabe einige Wochen später feierte Austin sein Comeback, als er einem Krankenwagen entstieg und auf Triple H losging. Zum Ende packte er Hunter in den Ambulanzwagen, fuhr damit nach draußen - um dort einen Truck zu besteigen, mit dem er den Krankenwagen samt Triple H rammte.
Gleich beim nächsten RAW wollte Austin dann seine Rückmatch-Klausel um den Titel gegen Triple H einlösen - der aber hatte für Austin eine Überraschung parat. Er hatte Polizisten im Gepäck, die Austin für seine Attacke aus der Vorwoche verhaften ließen. Triple H wollte von WWF-CEO Linda McMahon dann hören, dass Austin sein Recht auf ein Titelmatch damit verwirkt hätte - und das auf derart rüde Weise, dass sich der eigentlich aus dem Spiel genommen Vince sich zu einer Intervention veranlasst fühlte, um Linda vor Hunter zu schützen. Bevor mehr passieren konnte, war allerdings Austin wieder da, um doch noch gegen Hunter in den Ring zu steigen - wobei das Match schnell vorbei war, als Austin in seiner Wut auf Hunter auch den Ringrichter attackierte und disqualifiziert wurde.
Austin macht McMahon zum ChampionDie ausgebrochenen Spannungen zwischen Triple H und Vince McMahon führten dann bei SmackDown dazu, dass Hunter den WWF-Boss dazu brachte, gegen ihn in den Ring zu steigen - mit dem Titel auf dem Spiel. Es entpuppte sich als schlechter Einfall, denn Austin mischte sich in das Match ein, schlug Hunter mit einem Stuhl nieder und verhalf so ausgerechnet seinem Nemesis zum Titelgewinn gegen Triple H.
McMahon mochte den Titel allerdings nicht behalten, sondern erklärte ihn für vakant - der neue Champion sollte in einem Six Pack Match bei Unforgiven gekürt werden. Hunter war Teil davon und Austin der Special Enforcer, der nicht verhindern konnte, dass Triple H sich seinen Gürtel in dem Match wiederholte. Austin musste ihm den Titel dann sogar noch überreichen - selbstverständlich versehen mit einem Stone Cold Stunner. Austin bekam seine Chance dann bei No Mercy, als er Triple H im Main Event in einem No Holds Barred Match forderte. Als Einstimmung tat sich Austin beim RAW davor mit dem von Triple H attackierten Ross zusammen, um gegen Hunter und Chyna zu kämpfen - ein Match, das ohne Ergebnis endete, als sich Austin und Hunter quer durch die Arena prügelten.
Bei No Mercy sollte dann aber Hunters zweiter Erzfeind The Rock die entscheidende Rolle spielen. Von einer vorherigen Attacke mit Hunters Vorschlaghammer provoziert, griff er in das Match ein und traf beim Versuch, Hunter selbst mit dem Hammer eine zu verpassen, versehentlich Austin - und verhalf so Hunter unfreiwillig zum Sieg.
Auto-Attacke auf AustinDie nächsten Wochen waren dann von einem Dreikampf zwischen Austin, Rock und Hunter geprägt, der neue Verstärkung im Boot hatte: Seine alten Kollegen von der D-Generation X - X-Pac und die New Age Outlaws - scharten sich wieder hinter ihn, um ihm den Rücken freizuhalten. Bei den Survivor Series sollte der Dreikampf in einem Triple Threat Match um den WWF World Title gipfeln - doch es sollte anders kommen. Vor dem Match verstrickte Hunter Austin in eine Prügelei, in deren Verlauf Austin dem Champion auf einen Parkplatz folgte - wo ihn urplötzlich ein Auto anfuhr.
Austin musste in ein Krankenhaus gebracht werden und fiel nicht nur für das Match, sondern für fast ein Jahr aus (in Wahrheit musste er wegen seiner chronischen Nackenprobleme operiert werden und eine lange Pause einlegen). Seinen Platz in dem Match nahm The Big Show ein, der den Kampf und den Titel dann auch überraschend gewinnen konnte.
Der DX-Express wird zu SchrottTriple H konnte den Titel aber bald darauf zurückerobern und mehr noch: Mit seiner Heirat mit Stephanie McMahon konnte er sich eine völlig neue Machtbasis erobern, während er zu gleich auf lange Sicht seine Ruhe vor Austin als Herausforderer hatte. Doch auch wenn Austin verletzt war - aus der Welt war er nicht. Bei Backlash im April 2000 wurde er von Linda McMahon als Unterstützung für The Rock bestellt, als der Triple H um den Titel herausforderte - und die Eingriffe der McMahon-Helmsley Faction befürchten musste.
Austin machte sich schon vorher bemerkbar, als er bei einem RAW zuvor die DX mit der Ankündigung seiner Anwesenheit peinigte - und am Ende mit einem Baukran deren luxuriösen Tourbus, den DX Express, zu Schrott verarbeitete. Und auch bei Backlash sollte Austins Anwesenheit zu Hunters Verhängnis werden. Er wehrte die Eingriffe von Hunters Helfern ab und stellte damit sicher, dass Rock Hunter den People's Elbow verpassen und ihn entthronen konnte.
Als Austin dann im Sommer endgültig zurückkehrte, ging er als Allererstes der Frage nach, wer hinter der Autoattacke auf ihn steckte (Die Storyline ist in Gänze
hier nachzulesen). Überraschenderweise sollte sich nicht Triple H als Attentäter herausstellen - sondern Rikishi, der die Attacke damit begründete, dass er seinen samoanisch-stämmigen Kumpel The Rock aus Austins Schatten verhelfen wollte - was natürlich Misstrauen zwischen Austin und Rock säte.
Rache via GabelstaplerBei einer RAW-Ausgabe Anfang November sollte Austin dann dennoch mit The Rock auf Rikishi und den mittlerweile zum WWF Champion aufgestiegenen Kurt Angle treffen. Rocky aber wurde kurz zuvor backstage attackiert und konnte nicht antreten. Seinen Platz nahm ausgerechnet Triple H ein, der durch eine Feindschaft mit Angle mittlerweile an der Schwelle war, zum Publikumsliebling zu werden. Er blieb an der Schwelle dazu: Er hinterging Austin, attackierte ihn mit dem Vorschlaghammer und enthüllte, dass ER Rikishi beauftragt hatte, ihn auszuschalten.
Rechtzeitig bei den Survivor Series ein Jahr später sollte Austin dann die Chance erhalten, sich für die Verschwörung zu rächen. Und Triple H versuchte wieder, Austin dabei in eine Falle zu locken. Diesmal waren es die Radicalz – Chris Benoit, Dean Malenko, Eddie Guerrero und Perry Saturn –, die Austin im Laufe des Matches attackierten und sich mit ihm in den Parkplatzbereich prügeln ließen. Dort lauerte Triple H schon in seinem Auto auf die Rattlesnake, um ihn noch einmal anzufahren. Doch Austin war diesmal klüger. Er setzte sich seinerseits ans Steuer eines Gabelstaplers und hob das Auto samt Hunter mehrere Meter hoch in die Luft – um es dann zu Boden fallen zu lassen.
Während die Feindschaft endgültig eskalierte, behielten beide aber auch den WWF World Title noch im Blick: In einem Six Man Hell In A Cell um den Gürtel versuchten Austin, Hunter, Rikishi, Rocky und der Undertaker Angle zu entthronen. Am Ende verpasste Austin The Rock einen Stunner, doch Triple H unterband das Cover und Angle konnte Rocky pinnen und seinen Gürtel behalten.
In den Wochen darauf ging es im ähnlichen Stil weiter: Sowohl Triple H als auch Austin kosteten sich stets gegenseitig den Sieg, wenn einer der beiden Angle um den Titel herausforderte – unter anderem beim Rumble, als Triple H seine Chance hatte. Austin dagegen gewann am selben Abend den Rumble und sicherte sich somit das Recht, bei WrestleMania X-7 den dann amtierenden Champion herauszufordern. Vorher jedoch war es ihm noch ein Anliegen bei No Way Out die Feindschaft mit Triple H endlich aus der Welt zu schaffen.
Drei Stufen der HölleUm zu bestimmen, welche Sonderbedingung für das Match gelten sollte, verfügte Vince McMahon, dass es bei RAW ein Match zweier Stellvertreter geben würde. In einer völligen Verdrehung der eigentlichen Sympathieverteilungen ernannte Vince The Rock zum Stellvertreter von Triple H und Rikishi zu dem von Austin. Wiederum behielt Rocky die Oberhand, so dass Hunter die Wahl hatte. Er entschied sich für ein bis dato nicht da gewesenes Konzept: Three Stages Of Hell.
Bis zu dem Match durften sich Austin und Hunter auf Geheiß von Vince McMahon nicht mehr anfassen - sollte Austin dagegen verstoßen, wäre sein WrestleMania-Match passé, sollte Triple H es tun, würde er ein halbes Jahr suspendiert. Hunter attackierte Austin aber noch bevor er den Matchvertrag regelgerecht unterschrieb. Austin, der sich dafür nun nicht mehr rächen konnte, sandte Triple H stattdessen eine Botschaft, indem er dessen Frau Stephanie McMahon den Stunner verpasste. Triple H revanchierte sich mit einem Pedigree gegen Austins guten Freund Jim Ross.
Bei No Way Out dann holte Austin den ersten Fall in einem regulären Match mit dem Stunner. In dem darauf folgenden Street Fight glich Hunter aus, nachdem er Austin mit dem Vorschlaghammer niederschlug. Schließlich fiel die Entscheidung in einem Steel Cage Match: Es endete damit, dass Hunter mit dem Hammer zuschlug während Austin Hunter simultan mit einem Brett mit Stacheldraht niederstreckte. Hunter fiel auf Austin, so dass er ihn pinnte und den Sieg erzielte. Die Blutfehde endete also tatsächlich mit einem Sieg des Bösen.