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Dean Malenko und Chris Jericho. Zwei Wrestler, wie sie nicht unterschiedlicher sein konnten. Malenko war der stille „Iceman“, der Taten statt Worte sprechen ließ, Jericho dagegen zeichnete sich durch ein Mundwerk wie ein Maschinengewehr aus. Was lag da von Seiten der WCW näher, als die beiden konträren Charaktere aufeinanderprallen zu lassen?
Im Februar 1998 wurde festgelegt, dass Jericho bei Uncensored seinen Cruiserweight Title gegen den „Man Of A 1000 Holds“ aufs Spiel setzen müsste. Vorab gab es einige Tag Matches, bei dem es Malenko mehrmals gelang, Jericho mit dem Texas Cloverleaf zum Abklopfen zu bringen – er ging also als Favorit in das Match. Jericho focht das jedoch nicht an: Beständig behauptete er, dass er der bessere Wrestler sei. Man Of A 1000 Holds? Pah, er hätte noch mehr in petto, er wäre der „Man Of A 1004 Holds“ – eine Zahl, die er fortan stets auf seiner Hose trug.
In der Woche vor Uncensored zeigte sich Jericho gönnerhaft und gewährte Malenko schon bei Thunder ein Match um den Cruiserweight Title. Er trug hierbei wie schon in den Vorwochen die Maske von Juventud Guerrera, die er Juvi in der vorherigen Fehde abgenommen hatte. Zur Überraschung aller besiegte Malenko seinen Gegner nach nur zwei Minuten mit dem Cloverleaf und sicherte sich den Titel. So schien es zumindest – bis Malenko seinem Gegner die Maske abnahm und feststellte, dass es sich nicht um Jericho, sondern Lenny Lane handelte, den Jericho für diesen Mummenschanz bezahlt hatte. In dem Moment, als Malenko merkte, was los war, war schon der richtige Jericho zur Stelle und schlug Malenko mit dem Gürtel nieder.
Armbars über Armbars
Das Verwirrspiel zeigte Wirkung, denn bei Uncensored schaffte es Jericho Malenko klar mit dem Lion Tamer zu besiegen. Beim darauf folgenden Nitro stellte er dann fest, dass er sich nach dem Titel und Juvis Maske eine neue Trophäe erworben hätte: Malenkos Würde. Mehr noch: Er stahl Malenko auch den Texas Cloverleaf, den er in „Jericho Maple Leaf“ umtaufte – seinen Move Nummer 1005. In den Wochen darauf war von Malenko nichts zu sehen, was Jericho nicht davon abhielt, sich pausenlos über „Deano Machino“ lustig zu machen, während er sich selbst beweihräucherte.
Unbestrittener Höhepunkt hierbei war eine Promo nach einem Sieg gegen Marty Jannetty. Jericho entrollte hierauf eine riesige Papierrolle mit allen 1004 Griffen, die er angeblich im Repertoire hatte – eines der genialsten Comedy-Segmente der Wrestlinggeschichte. Bei nahezu sämtlichen Aktionen handelte es sich um Hirngespinste wie den „Saskatchewan Spinning Nerve Hold“ oder den „Moss Covered Three Handled Family Gredunza“ – eine Reminiszenz an das Kinderbuch „The Cat in the Hat“. Außerdem war jeder dritte aufgezählte Move ein abgewandelter Armbar.
Einige Wochen später kam Jericho bei einer Titelverteidigung als Malenko verkleidet zum Ring und ritt noch einmal darauf herum, dass er für ihn getappt hatte. Er begann auch stets, ein bekritzeltes Bild von Malenko mit sich zu führen, das er immer wieder interviewte und sagen ließ, was für mittelmäßiger Wrestler und schlechter Witz Malenko doch sei. In Anspielung auf Malenkos verstorbenen Vater Boris verpasste Jericho ihm den Spitznamen Bore-us Malenko (Langweile uns Malenko). Er bestritt schließlich sogar ein Match gegen Bore-us – einen als Malenko gestylten Jobber. In der Woche darauf schlug er Malenkos Bruder Joe nieder, als dieser zum Ring kam um etwas Respekt für Dean einzufordern.
Mr. Jericho geht nach Washington
In derselben Show kündigte Jericho auch noch an, dass er den Cruiserweight Title einstellen würde, da er mittlerweile gegen alles und jeden verteidigt hätte. Dagegen hatte jedoch WCW-Commissioner JJ Dillon etwas. Er setzte für Slamboree eine Cruiserweight Battle Royal an, deren Sieger direkt ein Anschluss ein Titelmatch gegen Jericho erhalten würde. Jericho akzeptierte diese Idee unter der Annahme, dass der erschöpfte Sieger leichte Beute für ihn werden würde. Als Ringsprecher Dave Penzer die Kontrahenten der Battle Royal vorstellte nahm Jericho ihm das Mikrofon weg und kündigte die Teilnehmer auf seine ihm eigene, mit Beleidigungen gespickte Weise an. Am Ende der Battle Royal blieben Juventud Guerrera und sein mexikanischer Landsmann Ciclope übrig. Zur Verwunderung der Zuschauer schüttelte Guerrera Ciclope die Hand, statt ihn zu bekämpfen und eliminierte sich selbst. Ciclope demaskierte sich anschließend und es zeigte sich, dass er nicht Ciclope war – sondern Dean Malenko. Melanko besiegte Jericho anschließend mit dem Texas Cloverleaf und war neuer Cruiserweight Champion.
Als Jericho in der Woche darauf wieder im TV zu sehen war, trug er ein Schild mit der Aufschrift „Verschwörungsopfer“. Er erklärte, dass was ihm widerfahren sei, die schlimmste Verschwörung seit dem World-Series-Betrug der Chicago White Sox 1919, Roswell und der Kennedy-Ermordung gewesen sei. Er beschuldigte das gesamte WCW-Roster, JJ Dillon, Ted Turner und schließlich in einem Videosegment, das ihn in Washington zeigte, auch Präsident Bill Clinton an dem konspirativen Treiben gegen ihn beteiligt gewesen zu sein.
Schließlich begab Jericho sich in die Bibliothek des US-Kongresses. Er studierte dort alte NWA-Regelbücher, um einen Regelpassus zu finden, mit dem er seinen Titelverlust wieder rückgängig machen konnte. Er fand dabei in Kapitel 11, Abschnitt 5, Kodizill 8 eines Regelwerks aus dem Jahr 1934 die so genannte Killer-Kowalski-Klausel, die besagte, dass ein Champion vor einer Titelverteidigung genau wissen müsse, gegen wen er antritt. Somit sei Malenkos Titelgewinn nicht gewesen und Jericho bekäme den Gürtel automatisch zurück. Er meinte zu Malenko, dass er seinen Vater Boris entehren würde, wenn er den Titel unter diesen Umständen behalte – und handelte sich dafür einen Schlag mit Malenkos Gürtel ein.
Schmähungen gegen den toten Vater
Ein genervter Malenko erklärte sich schließlich gegenüber Dillon bereit, den Titel freizugeben, wenn er noch ein Match gegen Jericho bekommen würde. Ein freudestrahlender und „I am the Champion“ singender Jericho stolzierte darauf zum Ring um den Gürtel in Empfang zu nehmen. Doch Dillon enttäuschte ihn: Den Gürtel würde derjenige bekommen, der das Match beim Great American Bash gewinnt. Doch damit nicht genug der schlechten Nachrichten für Jericho: Im Anschluss kam auch noch sein Vater – der ehemalige NHL-Spieler Ted Irvine zum Ring und fuhr ihn an, dass er zu viel reden würde – und dass er erst dann ein echter Champion sei, wenn er Malenko besiegen würde.
Als der Showdown beim Bash dann lief, ließ sich Malenko jedoch erneut von Jerichos Beleidigungen gegen seinen toten Vater aus dem Konzept bringen. Er schlug ihn schließlich mit einem Stuhl nieder und bescherte Jericho damit einen DQ-Sieg. Doch die Prügelei ging noch weiter und verlagerte sich nach draußen, wo Malenko Jericho noch in einen Briefkasten rammte.
Beim darauf folgenden Nitro erklärte Dillon den bandagierten Jericho zum Cruiserweight Champion. Gleichzeitig setzte er jedoch fest, dass Jericho den Titel binnen 30 Tagen gegen Malenko verteidigen müsste. Der neue Cruiserweight Champ startete dann eine weitere Suada gegen Malenkos toten Vater und wurde darauf erneut von ihm attackiert und durch die Halle geprügelt. Jericho zog daraufhin erneut alle Register, um sich über ein Schlupfloch aus der Pflichtverteidigung herauszuwinden – doch Dillon machte das nicht mehr mit und setzte schließlich fest, dass Malenko beim Bash At The Beach seine Chance bekommen würde.
Doch einmal mehr wieselte sich Jericho aus der Situation heraus. Da für das Match die Sonderklausel galt, dass beide vor dem Match nicht mehr Hand aneinanderlegen durften, provozierte er Malenko mit seinen abfälligen Kommentaren über seinen Vater so lange, bis bei ihm die Sicherungen durchbrannten und er auf Jericho losging. Damit hatte Malenko seine Titelchance verspielt und wurde obendrein suspendiert.
Nie wieder? Nicht ganz!
Doch Dillon fand einen passenden Ersatz-Herausforderer für Malenko: Rey Misterio Jr., den Jericho zuvor so heftig mit einem Werkzeugkasten attackiert hatte, dass dieser monatelang pausieren musste. In dem No Disqualification Match kam Malenko Rey zu Hilfe und verhalf ihm damit zum Sieg und zum Titelgewinn. Denkste: Wieder einmal machte Jericho seine Hausaufgaben und zitierte beim darauf folgenden Nitro einen Regelpassus, dass suspendierte Wrestler in Matches jedweder Art nicht eingreifen dürften und dass so verursachte Titelwechsel nichtig seien. Dillon hatte keine Wahl: Er musste Jericho den Titel erneut aushändigen.
Jericho zeigte sich jedoch großmütig. Er gewährte Malenko eine Woche später ein weiteres Titelmatch – jedoch eines mit Pferdefuß: Würde Malenko verlieren, bekäme er nie wieder ein Match gegen Jericho. Malenko stand hier erneut kurz vor dem Sieg, als Jericho in seine Stiefel griff und einen Schlagring hervorzauberte. Malenko nahm ihm diesen jedoch ab und schlug Jericho selbst mit dem Objekt nieder – was Ringrichter Mark Curtis entdeckte und Malenko disqualifizierte. Malenko durfte also nie wieder mit Jericho in den Ring.
Nie wieder? Nicht ganz! Denn zum Entsetzen Jerichos ernannte Dillon Malenko zum Gastringrichter für seine nächste Titelverteidigung gegen Juventud Guerrera bei Roadwild. Malenko leitete das Match fair, doch Jericho fühlte sich trotzdem von ihm betrogen und trat nach ihm – was Malenko veranlasste, Juventud dann doch eine kleine Hilfestellung zu gewähren: Er half ihm eine Top Rope Hurricanrana gegen Jericho auszuführen, mit der Juventud das Match für sich entschied. Jericho war seinen Titel also los und bekam noch eine abschließende Abreibung von Deano Machino.