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„That’ll put asses in the seats.“ Es gibt wohl keinen Satz, den WCW-Kommentator Tony Schiavone – oder vielmehr dessen Souffleur Eric Bischoff – je mehr bereut hat als diesen. Anfang 1999 verriet er bei WCW Nitro als Stichelei gegen die WWF-Konkurrenz, dass Mankind in der vorab aufgezeichneten RAW-is-WAR-Episode den WWF World Title von The Rock gewonnen hatte – garniert mit der erwähnten sarkastischen Bemerkung, frei übersetzt: „Wer will das schon sehen?“ Die Antwort: Mehr als der WCW lieb sein konnte. Mehr als die Hälfte der Nitro-Zuseher wechselte nach Schiavones Spoiler den Sender, um Mankinds Titelwechsel zu erleben und bescherten der WWF eine der besten Quoten ihrer Geschichte.
Die Vorgeschichte des vielleicht denkwürdigsten Matches der RAW-Geschichte, begann im Frühjahr 1998, als Mankinds Alter Ego Dude Love sich mit Vince McMahon assoziierte, um McMahons Erzfeind Steve Austin den WWF World Title abzunehmen. Er scheiterte – und wurde als Folge dessen vom WWE-Boss verstoßen. Er wandte als Mankind sich wieder seinem alten Gefährten Paul Bearer zu, doch auch das hielt nicht lange. Mankind suchte dann wieder Halt in Mr. McMahon. So versuchte er etwa ihn aufzuheitern, nachdem McMahons dank einer Attacke des Undertakers und Kanes ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Er probierte, ihn mit einer sprechenden Socke namens Mr. Socko aufzuheitern – ein Kleidungsstück, das fortan zum Kultobjekt und zum untrennbaren Bestandteil von Foleys Charakter werden sollte.
Mankind wird Opfer des Deadly Game Komplotts
McMahon zeigte sich zunächst eher genervt von Mankinds neuer Hinwendung, begann ihn dann aber immer mehr als nützlichen Idioten zu missbrauchen und ihn einiges an Drecksarbeit für ihn erledigen zu lassen. McMahon würdigte Mankinds Einsatz für ihn, indem er ihm zum ersten Hardcore Champion der WWF ernannte. Allerdings schien das nur die Ouvertüre zu sein: Als bei den Survivor Series das groß angelegte Deadly Game Turnier um den vakanten WWF World Title anstand, geleitete er Mankind, der sich für den Abend extra in Schale warf und im Anzug antrat, um einen würdigen Champ abzugeben, mit seinen üblichen Machtspielchen sicher ins Finale. Er setzte ihm in der ersten Runde mit Duane Gill reines Kanonenfutter vor und verhalf ihm im Halbfinale gemeinsam mit seinen Helfern und einem zum Heel turnenden Shane McMahon zum Sieg über Stone Cold Steve Austin. Im Finale dann traf Mankind auf The Rock, der sich in den Wochen zuvor ebenfalls mit McMahon bekriegt hatte.
Es schien offensichtlich, dass McMahon alles tun würde, um Mankind zum Titelgewinn zu verhelfen, doch der Schein trog. Der WWF-Chef brach das Match mit einem Zitat an ein gewisses Ereignis ein Jahr zuvor ab, als The Rock Mankind zum Sharpshooter hatte und erklärte Rocky zum neuen Champion. Als er sich desorientiert an McMahon wandte, was das sollte, machte sich McMahon nur über seine Naivität lustig und beorderte Rock ihn zu verprügeln. Der Great One und der WWF-Boss hatten die ganze Zeit unter einer Decke gesteckt – und The Rock erklärte sich zum Corporate Champion. Er und McMahon hatten einen Masterplan vollendet, daran änderte auch eine abschließende Attacke von Steve Austin nichts mehr.
Mankind realisierte nun, wessen Geistes Kind der Mann war, zu dem er vorher aufgeschaut hatte und begann Jagd auf McMahon, Rocky und das Corporation-Stable zu machen, dass sich in den Wochen darauf um die beiden bildete. In erster Linie musste sich Mankind dabei mit Ken Shamrock und dem Big Bossman herum schlagen. Letzterer nahm ihm dabei sogar den Hardcore Title in einem Leitermatch ab, allerdings nur weil The Rock ihm dabei zu Hilfe kam.
Mankinds süße Rache
Bei Rock Bottom, dem letzten In Your House Pay Per View des Jahres, bekam Mankind dann seine Gelegenheit zur Rache, als er The Rock in einem Titelmatch gegenüber trat. Groß schienen seine Chancen nicht zu sein, denn die McMahons waren am Ring und versuchten alles, um ihrem Champ einen leichten Sieg zu verschaffen. Erst wiesen sie Ringrichter Mike Chioda an, Mankind wegen einer Lappalie zu disqualifizieren, worauf Mankind aber Chioda ausknockte, damit das Match weiterging. Auch den Zeitnehmer schlug er k.o., damit McMahon das nicht noch mal einfach abläuten konnte. Er schaffte es schließlich das Match für sich zu entscheiden, als The Rock in der Mandible Claw bewusstlos wurde. Doch McMahon hatte einen letzten Winkelzug in petto: Da The Rock weder gepinnt worden sei noch aufgegeben hatte, blieb der Gürtel bei ihm.
Mankind verlangte bei der ersten RAW-Show 1999 ein Rückmatch gegen The Rock beim Royal Rumble, doch Vince McMahon verweigerte es ihm. Mankind musste stattdessen sogar darum kämpfen, einen Platz im Rumble-Match zu bekommen – in einem Match gegen Triple H mit Shane McMahon als Gastringrichter. Shane kostete Mankind das Match mit einem Fast Count. Shane-O-Mac sammelte damit aber keine Sympathiepunkte bei Hunter, der Shane den Pedigree verpasste und Mankind zum Fraß vorwarf. Mankind drohte darauf, Shane die Schulter brechen, sollte er nicht sein Rückmatch gegen The Rock bekommen – und zwar nicht beim Rumble, sondern noch am selben Abend unter No-DQ-Regeln. Vince blieb keine andere Wahl: Das Match stand. Mankind holte sich die D-Generation X als Unterstützung mit an den Ring und bekam auch noch Hilfe von Austin, der unter Ohren betäubendem Jubel zum Ring marschierte und Rocky mit einem Stuhl ausknockte: Mankinds Titelgewinn war damit perfekt.
The Rock forderte nun seinerseits ein Titelmatch von Mankind beim Rumble – und Foley willigte ein, aber nur unter einer Bedingung: Es sollte ein I Quit Match sein, in dem Mankind Rocky so lange weich prügeln wollte, bis er jammernd aufgeben würde. Die Corporation wollte aber nicht bis zum Rumble warten, Mankind den Titel wieder abzunehmen: Sie zwang ihn noch vorher in Titelverteidigungen gegen Kane und den Big Bossman – in beide griff Rocky ein und traktierte den Champion mit Stuhlschlägen. Am zweiten Abend konnte Mankind aber mit einer Stuhlattacke auf Rocky zurückschlagen.
Beispiellose Brutalität beim Rumble
Bei Sunday Night Heat direkt vor dem Rumble warfen die McMahons noch einen Knüppel zwischen die Beine, als sie Mabel aus der Versenkung holten und gegen Mankind ins Rennen schickten. Mankind nahm den Fleischberg zwar schnell in die Mandible Claw, aber wieder war Rocky da um Mankind mit einem Rock Bottom nieder zu strecken. Anschließend verpasste Mabel Mankind noch einen Big Splash. Beim Rumble dann ereigneten sich Szenen, wie sie in dieser Brutalität selbst für die Attitude-Ära einzigartig waren. The Rock gelang es Mankind die Hände mit Handschellen hinter dem Rücken zu fesseln. Er verpasste ihm dann über zehn (!) ungebremste Stuhlschläge direkt gegen den Kopf, nach denen Mankind natürlich nicht mehr aufstand. Rocky hielt dem bewusstlosen Mankind dann das Mikrofon an den Kopf und trotz Mankinds Zustand ertönten die Worte „I quit!“ The Rock war wieder Champion.
Es war allerdings offensichtlich, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zuging: Wie konnte Mankind „I quit“ sagen, obwohl er ohnmächtig war? Die Lösung war simpel: Die McMahons hatten ein aus dem Zusammenhang gerissenes „I quit“ aus einem Interview Mankinds über die Lautsprecher laufen lassen. Beim RAW darauf wurde der Betrug enthüllt und Mankind forderte natürlich umgehend ein Rückmatch – unter ganz besonderen Bedingungen: Es sollte in der Halbzeit des Super-Bowl-Endspiels in einer leeren Arena stattfinden. The Rock akzeptierte – und bereute es bald. Denn Mankind prügelte ihn quer durch die Halle und holte sich den Titel zurück.
Mankind lacht zuletzt
Beim darauf folgenden In Your House „St. Valentine’s Day Massacre“ sollte die Angelegenheit dann endgültig geklärt werden, als sich Rock und Mankind in einem Last Man Standing Match gegenüber traten. Doch geklärt wurde am Ende nichts. Nachdem sich beide gegenseitig mit Stuhlschlägen ausknockten, stand keiner mehr auf und beide Kontrahenten verließen die Halle auf einer Trage. Mankind aber behielt so natürlich seinen Titel.
The Rock bekniete dann beim RAW darauf Commissioner Shawn Michaels, für die Show noch ein letztes Titelmatch zwischen ihm und Mankind anzusetzen – und zwar in der Matchart, die Michaels legendär gemacht hatte: Ein Leitermatch. Warum The Rock gerade die Matchart wählte, sollte sich dann zeigen: Das neueste Corporation-Mitglied, der hünenhafte Paul Wight a.k.a. Big Show entschied dieses Match, als er Mankind einen Chokeslam von der Leiter verpasste.
The Rock ging als Champion zu WrestleMania, wo er es dann endlich mit Stone Cold Steve Austin zu tun bekommen sollte. Und Mankind trug seinen Teil dazu bei, dass sein Erzfeind dort nichts zu lachen hatte. Mit einem DQ-Sieg über Wight sicherte er sich das Recht, Gastringrichter bei dem Match zu sein – und obwohl er durch eine Attacke von Wight zwischenzeitlich ins Krankenhaus geschickt wurde, kam er am Ende zum Ring und zählte den Pinfall für Austin durch. Damit lachte Mankind in dieser Fehde dann doch noch zuletzt.