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Es ist eine WrestleMania-Tradition, die so gut wie nie gebrochen wird: Egal wie lange er zuvor geprügelt, gedemütigt und besiegt wurde, am Ende triumphiert auf der „Grandest Stage Of Them All“ der Publikumsliebling – und die Fans haben ihr Happy End. Was aber passiert, wenn die Fans das Happy End gar nicht wollen?
Um die Geschichte des Main Events von WrestleMania 22 verstehen zu können, muss man etwas ausholen. Man muss zurückgehen bis ins Jahr 2002, als der Neuling John Cena das Gimmick des „Doctor Of Thuganomics“ annahm, das ihn vom viel versprechenden Nachwuchstalent zum am schnellsten aufgehenden Stern des WWE-Rosters machte. Obwohl er in der Rolle als Regelbrecher anfing und noch sichtliche Schwächen im Ring hatte, eroberte er mit seinen provokanten Raps und seiner aggressiven Gangart die Fanherzen im Sturm. Die WWE tat, was sie tun musste: Sie machte Cena zum Top-Face und pushte ihn langsam, aber konsequent in den Main Event, wo er bei WrestleMania 21 endgültig ankam: Er besiegte John Bradshaw Layfield und feierte inmitten einer jubelnden Fanmenge seinen ersten Gewinn des WWE Heavyweight Titles. Damals war die Welt noch in Ordnung.
Hunter wird zum Hoffnungsträger
Danach aber ging etwas schief: Beim Versuch, Cena nach seinem Titelgewinn endgültig als unumstrittenes Tob-Babyface der Liga zu etablieren, erreichte die WWE stattdessen, dass eine immer größer werdende Anhängerschar von ihm abwandte. Durch siegreiche Fehden gegen diverse Topstars sollte Cena bei den Fans an Glaubwürdigkeit gewinnen. Doch die WWE vergaß bei der Rechnung, dass ebendiese Stars auch ihre Fans hatten und zunehmend genervt davon wurden, dass diese als Karrieresprungbrett für jemanden herhalten mussten, den viele als wahlweise nicht ganz reif für seine Rolle, charakterlich zu weichgespültes Kiddie-Idol oder im Extremfall als pseudocoolen Nichtskönner empfanden. Und diese Fans begannen immer lauter, ihren Unmut über den Monsterpush Cenas Luft zu machen.
Als Cena gegen Internet-Darling Chris Jericho antrat, schlug sich schon ein hörbarer Anhängeranteil auf dessen Seite. Der Trend verstärkte sich, als die allseits respektierte Wrestlingmaschine Kurt Angle sich monatelang an Cena die Zähne ausbiss. Mit jeder Titelverteidigung Cenas wurden die Buhrufe gegen ihn lauter – speziell in den urbanen Zentren Nordamerikas, wo die „smarten“ Fans traditionell in der Überzahl sind, war der Babyface-Cena praktisch nicht mehr vorhanden. Die WWE zog bei New Year’s Revolution 2006 die Notbremse zog und ließ Cena von Edge entthronen – nur um Cena ein paar Wochen später beim Royal Rumble doch wieder auf den Thron zu heben.
Dies trieb die immer größer werdende Anti-Cena-Fraktion endgültig zur Verzweiflung: War denn wirklich kein Kraut gegen „Super-Cena“ gewachsen? Gab es denn niemanden, der sie von dem Champ, den sie nicht mehr sehen konnten, erlösen würde? Cena hatte inzwischen alle Heels des RAW-Rosters besiegt – alle außer einen: Den Top Heel aller Top Heels, den Cerebral Assassin Triple H. Und genau der wurde für die Smart-Fans nun zum Hoffnungsträger – ausgerechnet Triple H. Der Mann, dessen jahrelange Herrschaft über die Main-Event-Szene vielen Fans genauso auf den Zeiger ging wie die jetzige Dominanz Cenas. Genau der Mann, der vor Cena der Staatsfeind Nummer 1 auf allen Message Boards war fand sich plötzlich in der Rolle des Internet-Heilands wieder – was für ein Treppenwitz der Wrestlinggeschichte.
Rocky in den Reebok-Schuhen
Nachdem Triple H mehrere Jahre lang die Titelszene bei RAW dominiert hatte, gab es nach WrestleMania 21 eine Durststrecke für The Game. Nach seinem Titelverlust gegen Batista und mehreren vergeblichen Anläufen, den World Title wieder in seinen Besitz zu bringen, musste er sich für den Rest des Jahres 2005 hinten anstellen. Doch damit sollte im neuen Jahr Schluss sein. Eine Woche vor dem Royal Rumble hielt Hunter eine viel sagende Promo, in der er meinte, dass er genug davon hätte „Stars zu machen“. Er würde den Royal Rumble gewinnen und dann wieder selbst dort stehen, wo er hingehörte. Bei WrestleMania würde der „King Of Kings“ wieder auf seinen Thron steigen.
Triple H scheiterte beim Rumble, aber weil der Sieger Rey Mysterio nicht aus dem RAW-, sondern aus dem SmackDown!-Roster kam, sollte Triple H eine zweite Chance bekommen, sich ein Titelmatch bei Mania zu sichern. Und er nutzte sie: In einem Road To WrestleMania Tournament setzte er sich durch, indem er im Finale ein Triple Threat Match gegen Rob Van Dam und Big Show für sich entschied. Damit stand der WrestleMania Main Event von RAW.
Dies veranlasste Vince McMahons Adlatus Jonathan Coachman die beiden zu einer Debatte einzuladen, in der schon deutlich zu hören war, wie die Fansympathien verteilt waren. Triple H spielte auch mit dem hörbaren Cena-Hass, als er spitzzüngig bemerkte, dass er keine Angst vor jemandem habe, dessen größte Aktion das Aufpumpen seiner Reebok-Schuhe wäre. Triple H rekapitulierte Cenas Aufstieg und meinte, dass er ihn an Rocky (die Filmfigur, nicht The Rock) erinnere: Ständig bekäme er vor den Latz und würde am Ende trotzdem immer wieder aufstehen und einen Weg finden zu triumphieren. Doch leider sei das wahre Leben kein Film – und am Ende würde dort leider der Bösewicht triumphieren. Cena war dabei mit eigenen Argumenten zu kontern, ehe Vince McMahon hinzu kam und für den NBC Saturday Night's Main Event ein Tag Team-Match festsetzte. Und zwar müssten sich John Cena und Triple H zusammentun, um auf Kurt Angle, Randy Orton und Rey Mysterio – die Teilnehmer des anderen WrestleMania Main Events – zu treffen.
Der Chef mischt sich ein
Die darauf folgende RAW-Show stand unter dem Motto WrestleMania-Rückmatches: Hunter besiegte seinen WM-XV-Gegner Kane ein weiteres Mal, während Cena dasselbe mit Big Show – seinem Kontrahenten bei WM XIX gelang. Er schaffte es sogar, dem Riesen einen F-U zu verpassen – was sogar Hunter beeindruckte. In der folgenden RAW-Show kam es dann zur Vertragsunterzeichnung zwischen The Game und dem Chaingang-Leader, der – wie sollte es anders sein - in einem Brawl mündete, in den auch die WWE Tag Team Champions Kane und Big Show sowie Chris Masters und Carlito involviert wurden – was zu einem Six Man Tag Match der Beteiligten führte. Das endete ergebnislos, als sich alle Teilnehmer außer Hunter und Cena aus der Halle prügelten. Als die beiden sich gerade wieder umkreisten, wurde Cena von Randy Orton überrascht, der seinem SNME-Gegner einen RKO verpasste. Beim SNMW aber revanchierte sich Cena, als er Orton einrollen konnte, nachdem dieser seinem eigenen Team-Partner Kurt Angle den RKO verpasst hatte. Triple H sah es mit Missmut.
Während der vorletzten RAW-Ausgabe vor WrestleMania 22 kam es erneut zu einem Tag Team Match. Diesmal musste John Cena mit Shawn Michaels gegen Triple H und Shane McMahon ran – Michaels gegen die McMahons war die zweite große WrestleMania-Fehde des RAW-Rosters. Die Heels das Match dann via DQ gewinnen, da Vince Cena nach einem Faustschlag disqualifizieren und aus der Halle schicken ließ. Somit kam es dann zu einem Handicap-Match, in dem HBK alleine gegen Hunter und Shane antreten musste. Doch Cena ließ Michaels nicht im Stich und ging schließlich gemeinsam mit ihm gegen Vince McMahons Security-Leute vor.
Darauf kündigte Vince an, dass er in der nächsten Woche selbst gegen Cena in den Ring steigen würde. Während dieses Matches stand Hunter in der Ringecke seines Schwiegervaters und der Champ wurde von HBK unterstützt. Um sicher zu stellen, dass weder Shawn noch Hunter in das Match eingreifen würden, wurden die beiden Begleiter mit Handschellen ans Ringseil gekettet. Das Match endete in einem DQ zu Gunsten von Cena, als Vince ihm recht hart ins Familienplanungszentrum trat. Danach befreite Vince seinen Schwiegersohn von den Handschellen, der auch sogleich mit dem Vorschlaghammer auf Cena und Michaels losging. Mit der triumphierenden Heel-Bande und einem blutenden Cena und Michaels endete die Show.
Cena trotzt den Kritikern
Doch alles Babyface-Booking nützte Cena nichts: Dem Champ schlug im WrestleMania-Veranstaltungsort Chicago eine Welle der Ablehnung entgegen. Das merkte man schon vor dem eigentlichen Event überdeutlich. Bei der WM-Pressekonferenz wurde Cena regelrecht aus dem Gebäude gebuht. Und selbst bei der Hall Of Fame Zeremonie, in der Cena die Laudatio für NFL-Legende William Perry hielt, badete er in einem Meer aus Buh- „Cena Sucks“- und „F*** you Cena“-Rufen. Cena blieb gelassen und reagierte mit der Bemerkung, dass die Fans wohl bereit für WrestleMania wären. Triple H saß derweil in der ersten Reihe und grinste sich eins.
Bei WrestleMania selbst knüpfte das Publikum nahtlos daran an und machte überdeutlich, dass es Cenas Kopf sehen wollte. Daran änderte auch ein kreativer Einzug Cenas als Dreißiger-Jahre-Gangster nichts. Hunter gönnte sich im Gegenzug einen recht schrägen Einmarsch im Conan-der-Barbar-Loook und zum neuen Motörhead-Stück „King of Kings“. Der selbst erklärte König der Könige konnte seine Rückkehr auf den Thron aber nicht verwirklichen. In einem Match, dass vor allem wegen des über alle Maßen engagierten Publikums denkwürdig war, schockte Cena die Zuschauer, indem er Hunters Ansatz zum Pedigree konterte und ihm mit dem STF-U zum Abklopfen brachte. Einen deutlicheren Vertrauensbeweis aller widrigen Umstände zum Trotz konnte die WWE Cena nicht geben.
Auch beim RAW nach WrestleMania bekam der unterlegene Triple H deutlich positivere Fanreaktionen, als er Cenas Siegesfeier unterbrach und kleinlaut zugab, den Champion unterschätzt zu haben. Er forderte dennoch ein Rückmatch, als Cenas Dauerrivale Edge hinzu stieß und denselben Wunsch aussprach. Dies führte zu einem Handicap-Match Cenas gegen die beiden Heels, in dem Hunter Cena mit dem Pedigree pinnen konnte. Für Backlash 2006 wurde darauf ein Triple Threat Match um den WWE Titel zwischen Cena, Triple H und Edge festgesetzt. Zur Vorbereitung musste nun Edge in der folgenden RAW-Show in einem Handicap-Match gegen Cena und HHH ran. Als Vorbereitung gab es weitere Handicap Matches in den beiden übrigen Konstellationen – stets gewann das Zweierteam und am Ende hatte jeder der drei am Ende je einen Fall einstreichen können und einstecken müssen. Das Triple Threat Match konnte dann abermals John Cena nach einer harten und blutigen Schlacht gewinnen, indem er den Pedigree-Ansatz abermals auskonterte – diesmal zu einer Jackknife Roll. Anschließend lief Triple H Amok und streckte mit dem Vorschlaghammer Cena, Edge und den Ringrichter nieder.
Letzte Chance… vorbei!
Beim RAW darauf wurde Triple H dann von der Spirit Squad – die wegen ihrer treuen Dienste für die McMahons zu Gast-General-Managern ernannt wurden – verdonnert, ein Titelmatch zwischen Cena und Squad-Führer Kenny als Gastringrichter zu leiten. Hunter beschwerte sich darüber bei Vince McMahon – er wollte schließlich selbst ein Titelmatch – wurde aber auf die folgende Woche vertröstet. Hunter machte Cena dabei das Leben schwer, als Kenny aber frech wurde und auch ihn anging attackierte er ihn und ging. Er forderte bei RAW dann ein weiteres Titelmatch und Cena war drauf und dran es ihm zu geben – als Vince McMahon dazwischen ging und befand, dass dies nicht die Zeit wäre. Er setzte stattdessen ein Handicap Match zwischen Cena und Michaels sowie der Spirit Squad an. An deren Ende kam Hunter zurück zum Ring, verpasste Cena den Pedigree und vollführte – wie zuvor schon bei WrestleMania – den Crotchchop der D-Generation X.
Das lang erwartete Rückmatch zwischen Cena und Hunter sollte dann in der Woche darauf steigen. Doch McMahon hatte erneute eine bessere Idee. Er machte daraus kurzerhand ein Handicap Match zwischen Cena und Rob Van Dam auf der einen sowie Hunter, Chris Masters und Shelton Benjamin auf der anderen Seite. In diesem stand der WWE Titel ebenso auf dem Spiel wie Van Dams Intercontinental Title. McMahon sah damit sein Versprechen eines Titelmatches für Triple H eingelöst – Hunter war weniger begeistert, da er fürchtete, dass die Ansetzung seine Chancen minderte. Und er sollte recht behalten: Das Match endete damit, dass sich Benjamin mit einem Cover gegen RVD den Intercontinental-Titel zurückholen konnte – gerade als Hunter nach einem Pedigree das Cover gegen Cena gezeigt hatte. Dafür rächte er sich dann mit einem Pedigree am Referee.
Hunters letzte Chance auf Cenas Titel war dahin – und deren Umstände führten zu Spannungen mit McMahon, die schließlich in einem Face-Turn Hunters und der Wiedergründung der DX gipfelten. Die Hintertür für eine weitere Auseinandersetzung mit Cena blieb aber offen – bis heute.
(Teil-Credi: CM-User Rated Edge Superstar)