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Inside The Cage Classics #190: WCW Superbrawl 2000 – Unwürdiges Jubiläum

Kolumne

Artikeldaten
Veröffentlicht am:
23.05.2017, 19:10 Uhr
Kategorie:
Serie:
Inside The Cage Classics (Alle Folgen der Serie auf einen Blick)
Verfasser:
Inside The Cage Classics #190: WCW Superbrawl 2000 – Unwürdiges Jubiläum

Superbrawl 2000, Superbrawl 10, egal wie man es nennt, es war ein Jubiläum für einen WCW PPV, der eine doch recht ordentliche Tradition hatte. Wie gelungen die Feier war, klären WCWler und Aquifel für euch.



Ein neuer World Champion wird gekrönt und wieder vergessen

Aquifel: Nachdem bei Souled Out Chris Benoit den Titel gewann, waren viele sicher froh, dass die WCW endlich "junge" und talentierte Worker in den Main Event erhob. Doch Benoit hatte genug und der Titelgewinn war "too little, too late". Inzwischen war Sid Vicious Champ und hatte gleich zwei Herausforderer: Scott Hall und Jeff Jarrett. Im Vorfeld sorgten die Harris Brüder Backstage für Chaos, aber wer das schon chaotisch fand, der sollte die Augen vom Main Event abwenden. Hall und Jarrett legten los, bevor Sid zum Ring kam. Was folgte waren 7 Minuten voller Ref-Bumps, "bestochener Refs", Interference und Jeff Jarretts Masterplan, der nicht funktionierte, da Roddy Piper dem Ref Chaos ein Ende setzte. Am Ende blieb Sid Champ. So ein hemmungsloses Overbooking, so ein unwürdiges Title Match... das war in dieser Kürze und Ausführung selbst für die WCW ein Knaller.

WCWler: Das ganze World Title Geschehen war ein einziger Mist. Sid musste mehrere Matches gewinnen, damit er World Champion wird, die Storylines darum waren auch Mist und am Ende stand eben ein 3Way in 7 Minuten. Hall, der sich am Ende schwer verletzte und zuvor bei der Deutschlandtour schlecht auffiel, war eigentlich nicht in einem Zustand für einen Main Event und seine Gegner erlebten zwar eine Hochzeit, aber waren auch nicht die Wrestler, die für mitreißende Matches standen. JJ schaltete während des Matches vier Ringrichter (Billy Silverman, Nick Patrick, Charles Robinson und Mickey Jay), bevor dann der Heel-Ringrichter persönlich, Mark Johnson, kam. Der bekam beim Pinfall von Hall in bester nWo-Manier einen Krampf im Arm, wollte dann beim Jarrett-Pin aber geheilt durchzählen, als Roddy Piper, der immer noch als Ringrichter angestellt war, in den Ring kam und Johnson aufhielt. Hall bekam dann die Gitarre und eine Powerbomb ab und Sid verteidigte seinen Titel. Alles ganz ganz grauenvoll.

Titel-Trash

Aquifel: Der Titel lässt es vermuten, die anderen Titlefights waren ebenfalls recht trashig, teilweise auch schlichtweg Müll. So zum Beispiel das Cruiserweight Title Match zwischen The Artist formerly known as Prince Iaukea und Lash LeRoux. Der Title war vakant, was nach Madusas und Oklahomas Regentschaften sicher ein guter Schritt und Schnitt war. Aber Iaukeas "TAFKA"-Gimmick wirkte einfach nur schlecht (wir erinnern uns ja an TAFKA Goldust was schon recht strange, aber irgendwo wenigstens nicht uninteressant war) und LeRoux war nun auch nicht gerade ein Top Guy. Aus die Zeiten wilder Schlachten zwischen Eddie Guerrero, Rey Mysterio jr., Dean Malenko oder Chris Jericho. Dafür gab es 6 Minuten Matches, wie dieses hier. Nicht wirklich grauenhaft, nur einfach bedeutungslos, zu kurz und nichtmal für ein Weekly geeignet.
Auch der Hardcore Title stand auf dem Spiel. Champ Bam Bam Bigelow durfte gegen Brian Knobbs ran. So klasse Bigelow war, mit WCW Booking, WCW Hardcore und Knobbs als Gegner konnte das nix werden. Natürlich griff auch Fit Finlay ein. Nach nichtmal 5 Minuten war es aus. So machte Hardcore keinen Spaß, so wurde Bam Bams Talent verschwendet und so wuselte man sich weiter uninspiriert die Card voran.
Das WCW World Tag Team Match zwischen den Champs Big Vito und Johnny the Bull (begleitet von Disco Inferno ) und den Herausforderern David Flair und Crowbar (begleitet von Daffney ) hatte ebenfalls eine Stipulation und zwar war es ein Sicilian Stretcher Match... was auch immer. Wobei man sagen muss, dass die Stretcher Stipulation, auch wenn ein No DQ Match dem Ganzen wohl besser gestanden hätte, hier gar nicht so viel kaputt macht. Die Mamalukes waren halt ganz unterhaltsam und Crowbar sowieso immer wieder positiv als Workhorse auffiel. Disco Inferno und Daffney waren natürlich permanent involviert, was teilweise ganz lustig, teilweise irritierend war. Egal, von den Titelmatches an diesem Abend das beste, Trash Faktor hin oder her.

WCWler: Da findet die Liga, die über Jahre für gute Cruiserweights bekannt war, niemand besseres als TAFKAPI, also den früheren Prince Iaukea? Mit Lash LeRoux hatte man immerhin einen aufstrebenden Wrestler, aber Iaukea hatte ein schlechtes Gimmick. Das Match kam nie an frühere Opener ran, aber immerhin begann man, den Titel wieder etwas aufzubauen. TAFKAPI, der von Paisley, der späteren Queen Sharmell, begleitet wurde, gewann den Titel.
Das Hardcore Match war wie immer und der derzeitige Titelträger musste sich für den Herausforderer hinlegen. Das macht einfach keinen Spaß.
Das Tag Team Title Match war auch für mich das beste Titelmatch des Abends. Ich war und bin ein Fan der Mamalukes und selbst David Flair strengte sich hier an. Nur Daffney nervte ziemlich und Disco am Kommentar brauch ich auch nicht. Aber es war ein gut geworktes Match mit einigen schönes Spots. Die Stretcher wurden eingesetzt, es gab Tische und es gab richtig gute Moves der Mamalukes. So zeigte Johnny the Bull einen schönen Legdrop vom Top Rope und Vitos sprang einen Splash gegen Crowbar und einen Tisch. Besonders bei diesem Match war, dass die Wrestler auf die Trage gelegt werden mussten und zwei Ringrichter, dieses Match hatte 4, brachten die Trage raus. David Flair war zuerst ausgeschaltet und als später auch Crowbar raus gefahren wurde, endete das gute Match mit einer Titelverteidigung.

Der Rest

Aquifel: Auch ansonsten gab es wenig Positives zu berichten. Norman Smiley hatte ein 1 on 3 Handicap Match gegen 3-Count, das weder besonders gut war, noch Zeit bekam es überhaupt ernsthaft versuchen zu können.
The Wall gegen den KISS Demon sagt eigentlich schon alles, ebenso Tank Abbott gegen Big Al in einem Leatherjacket on a Pole Match.
Big T, inzwischen wohl nicht nur "big" wegen Muskeln, sondern auch wegen allgemein eher hohem Gewicht, kämpfte gegen Booker T (hier nur Booker) um die Rechte an Harlem Heat. Das war nicht nur wegen tonnenweise Interference, sondern auch dank Big T's echt nicht mehr gerade herausragender Form und vor allem wegen der himmelschreiend blöden Umsetzung der Geschichte, die hier dazu noch zu wenig Zeit bekam, ein Reinfall.
Kidman und Vampiro standen eigentlich eher für Qualität und ihr Match zählte zweifellos zu den besseren an diesem Abend, aber... nun, auch sie bekamen wenig Zeit und insgesamt dauerte es auch etwas, bis das Match richtig an Fahrt aufnahm. Trotztdem wirkte es bei Zeiten etwas ungelenk/unsauber und vor allem zu hastig. Schade.
Ric Flair und Terry Funk bekamen es in einem Texas Death Match miteinander zu tun und siehe da, die beiden Veteranen lieferten das beste Match des Abends ab. Woran das lag? Nicht weil ihr Texas Death Match an sich großartig war, sondern weil beide auch die Zeit bekamen, um ihre Erfahrung auszuspielen und ein richtiges Match zu zeigen. Natürlich war die Konkurrenz auch nicht unbedingt stark, aber immerhin war dieses Match insgesamt noch recht solide.
Und dann gab es noch The Total Package gegen Hulk Hogan als "Special Attraction". Hogan war zu diesem Zeitpunkt schon weit über dem Zenit und Luger war "satt" und ebenfalls weit entfernt von seinen besten Zeiten. So war es ein typisches Hogan-WCW-Match, das eher schlecht und langweilig war, als "Special"

WCWler: 3 Count waren damals ok. Es war die Zeit der Boybands und dann kann man sowas mal machen. Das Match gegen Smiley hatte zwar keinen Sinn, es ging darum, wer besser tanzt, aber am Ende verlor der angeschlagene Smiley im Boston Crab.
The Wall gegen DEMON war nach 39 Minuten der erste Main Event des Abends! Ja, es war ein Main Event, weil DEMON einen Vertrag hatte, der ihm PPV Main Event Matches versprochen hatte. Das alles war noch auf dem Mist von Eric Bischoff gewachsen, der im Jahr 1999 die Band KISS verpflichtete und einen großen Silvester-PPV rund um KISS und den DEMON plante. Das gab es nie, genauso wenig den Push für den Dämonen und so verlor er hier. Grauenvoll.
Nicht weniger grauenvoll war das ein Match um eine Lederjacke auf einer Stange. Die Story darum war eigentlich nicht existent und beide Wrestler gehörten wie die beiden davor eigentlich nie auf die Card einer Wrestlingshow, die mit einer Kamera aufgenommen wurde. Nachdem Abbott und Al das Finish versauten, gewann der ehemalige MMA-Kämpfer, hatte dann plötzlich ein Messer in der Hand und sagte Big Al dann, dass er ihn umbringen könne, wenn er wollte. Dabei legte er das Messer an der Kehle seines Gegners an. Das Bild schwenkte sofort weg. Alles ganz furchtbar.
Booker hatte in der Zeit vor diesem PPV die Rechte am Buchstaben T, seine Musik und alle Rechte an Harlem Heat verloren. Ja, Booker T hat die Rechte am T verloren und wollte das T nun zurück haben. Eine Geschichte aus der Sesamstraße könnte genauso klingen, aber leider war hier ein schlechtes Match und kein Krümelmonster zu sehen. Am Ende verlor Booker nach einer Ablenkung eines weiteren neuen Mitglieds von Harlem Heat und sah hier mal wieder wie der letzte Depp aus.
Kidman gegen Vampiro war das erste gutes Singles Match des Abends und beide wollten in ihrer kleinen Fehde, die 1:1 stand, den zweiten Sieg holen. Es entwickelte sich ein gutes und ausgeglichenes Match, was natürlich nicht ohne Eingriff von Torie Wilson auskam und nach mehreren Nearfalls und schönen Aktionen vom obersten Seil gewann Kidman nach einem DDT aus der Luft.
Flair und Funk zeigten, dass sie seit 1989 (!) fast nichts verlernt haben und hatten das beste Match des ganzen Abends. Bemerkenswert war aber, dass das eines der wenigen großen Matches des Nature Boys war, wo er nicht blutete. Und das in einem Death Match! Das Match hatte mit 15 Minuten eine gute Länge und einige wahnsinnige Moves. Flair bekam 4 Piledriver gegen sich, darunter gegen den blanken Hallenboden und zwei durch Tische, verlor nach Pinfalls 1:3, konnte aber immer wieder aufstehen. Am Ende konnte Flair Funk durch einen Tisch werfen, pinnen und Funk blieb liegen. Der Nature Boy gewann wie beim Halloween Havoc 1989 das Death Match gegen Funk.
Luger und Hogan war einfach schlecht, wobei Hogan in Gelb-Rot und dem Benehmen von Hollywood auftrat. Nach einem typischen Hogan Match und dem Eingreifen von Miss Elizabeth und Jimmy Hart, der wie Hogan einen gebrochenen Arm von Luger hatte, gewann Hogan, wurde aber von Flair angegriffen. Am Ende retteten Sting den Hulkster.

Gimmick Wahnsinn und Zeitmangel

Aquifel: An diesem Abend gab es tonnenweise Stipulations, Gimmicks und Quark. Früher hatte die WCW oft unter grausigem Booking, den immer wieder selben, alten Gesichtern in wichtigen Matches und oft schlechten Hauptkämpfen gelitten. Was hier der WCW das Genick brach war die schiere Verzweiflung. Statt sich darauf zu konzentrieren, dass die Matches jüngerer Top Leute wie Vampiro, Kidman oder Jeff Jarrett genug Zeit bekamen, um qualitativ zu überzeugen, warf man einfach einen Haufen Ideen auf die Card und hoffte, dass irgendwas irgendwie ankam und mitriss. Idiotische Gimmicks wie "Leatherjacket on a Pole" oder "Sicilian Stretcher Match", dazu schwaches Hardcore Wrestling um den Hardcore Titel, 3 on 1 Handicap Matches und vor allem ein viel zu langes Segment mit The Cat, James Brown und The Maestro und Worker wie The Wall, Tank Abbott oder David Flair... die WCW stand sich vor allem selbst im Weg, da sie zu viel auf einmal versuchten, damit irgendwas funktioniert. Match des Abends ist für mich das Texas Death Match, da a) die Stipulation nicht bescheuert ist und vor allem b) Flair und Funk die Zeit bekamen damit ein richtiges Match aufzubauen. Durch all den Schmonz, den keiner brauchte, hatten nämlich Matches, die Potential gehabt hätten oder mit mehr Zeit wenigstens mehr hätten rausholen können, Matchzeiten jenseits von gut und böse. 2 Matches gehen über 10 Minuten, der Rest unter 9, darunter der Main Event, die zwei anderen Singles Title Matches und Kidman/Vampiro, das wrestlerisch und von der Geschichte her so viel Potential gehabt hatte.

WCWler: Weniger wäre wirklich mehr gewesen. Neben den 11 Matches gab es ja auch noch die 15 Minuten mit den The Cat und einem komplett unnötigen Schrottsegment, was der WCW nur Geld kostete. Dazu muss man weder Ernest Miller, noch The Maestro auf einer PPV-Card haben. Die Matchzeiten waren teilweise ein Witz. Bei den Stipulations gebe ich dir nur so halb Recht. Das Stretcher Match fand ich ok und wenn man das Italien so macht.. Das Hardcore Geschehen in der WCW war immer grausam, ja. Das Handicap Matche machte Sinn, nur on the Pole Matches machen einfach nie wirklich Sinn. Dazu hätte man gerade in der Mitte die Matches mit Abbott und DEMON einfach streichen und die Leute entlassen sollen.

Fazit

Aquifel: Viele viel zu kurze Matches, die so nichtmal Thunder würdig waren, ein Main Event, der Overbooking neu definiert, jede Menge Zeitverschwendung und irgendwie kein echtes Highlight, sondern mit dem Tag Title Match und dem Flair/Funk Match nur zwei Matches die nicht komplett abstinken oder gnadenlos enttäuschen. 1 Punkt, gerade so.

WCWler: Ich gebe 3 Punkte, weil mich drei Matches (Death Match, Tag Team Title und Kidman-Vampiro) richtig gut unterhalten haben und auch das Handicap Match und der Opener keine großen Negativfaktoren waren. Der Rest war allerdings Mist.


Die PPV-Gesamtwertung