DeutschEnglish
Nicht eingeloggt oder registriert. | Einloggen | Registrieren | Passwort vergessen?

Inside The Cage Classics #181: WCW Halloween Havoc 1999 – Geworktes Schmierentheater

Kolumne

Artikeldaten
Veröffentlicht am:
14.03.2017, 18:05 Uhr
Kategorie:
Serie:
Inside The Cage Classics (Alle Folgen der Serie auf einen Blick)
Verfasser:
Inside The Cage Classics #181: WCW Halloween Havoc 1999 – Geworktes Schmierentheater

Nach Jahren des Aufschwungs konnte Eric Bischoff den Abschwung nicht verhindern und wurde vor dem Havoc entlassen. Neuer starker Mann in der WCW war nun Vince Russo, der mit seinem Partner Ed Ferrera die WWF verlassen hatte und hier die ersten zarten Zeichen seines Wirkens zeigen konnte. Was das alles für diesen PPV bedeutet hat? Aquifel und der WCWler berichten es euch.



Titel-Farce

Aquifel: Die WCW war ja für ihr teil fragwürdiges Booking bekannt. Leider traf es auch sehr häufig den World Title. So auch hier. Hulk Hogan weigerte sich gegen Sting, der den Titel später in knapp 3 Minuten an Goldberd verlor, anzutreten. Klar, Goldberg hatte zuvor schon ein Match und einen 20 Minuten Klassiker hätte es hier zeitlich und auch personell bedingt nicht geben können (dass Goldberg am besten kurz und knackig präsentiert wird, sieht man ja aktuell wieder). Aber diese Farce?
Quasi in der Upper Midcard kam Hogan raus. Beziehungsweise... er kam nicht raus. Egal, Sting trat in den Ring und Hogan kam erst mit etwas Verspätung. Man merkte, dass Hogan keine Lust hatte bzw. angepisst war. Dann legte er sich für Sting hin. Sting pinnte ihn und das war es dann. Sowas trug die WCW ja liebend gerne vor den Kameras aus und nie war das eine gute Idee. WCWler hat sicherlich die Hintergründe parat, soweit ich mich entsinne sollte Hogan aber ziemlich schnell gegen Sting verlieren (um dann Zeit "off" nehmen zu können)... gibt also zwei Möglichkeiten: Das war so gewollt als "worked Shoot" oder Hogan war etwas salty und dachte "ob 30 Sekunden oder 3... who cares?". So war das auf jeden Fall gurkig.
Am Ende, warum auch immer, gab es dann einen "echten" World Title Fight. Aber Goldberg und Sting bekamen nur 3 Minuten, in denen Sting zwar auch gegenhalten durfte, die aber nur den klassischen Goldberg Squash darstellten. Wenn das eine Entschädigung sein sollte... nee so nicht. Mal wieder ein Contender für das Worst Main Event in WCW ever. Es war klar, warum die WCW auf dem absteigenden Ast war.

WCWler: Willkommen in der Welt von Vince Russo! Die ganze Geschichte hier war ein worked Shoot. On air wurde es dann ausgespielt, dass Hogan nicht verlieren wollte und sich dann selbst hinlegte. Aber es war alles so geplant, damit Hogan im Jahr 2000 sein großes Comeback feiern kann. Gucken wir dann mal, was das wird. Hier blamierte man sich und mit dem Match am Ende machte man es auch nicht besser. Goldberg gewann anscheinend den Titel in einem Non-Title Match, aber da es ein unsanktioniertes Match war, gewann er den Titel doch nicht. Aber auch Sting sollte nicht Champion bleiben, weil er ja nach der Niederlage den Ringrichter angriff. Aha...
Am nächsten Abend bei Nitro startete dann ein Turnier mit 32 Teilnehmern um den wichtigsten Gürtel von World Championship Wrestling.

Titelgeschehen

Aquifel: Der Cruiserweight Titel rückte endlich mal wieder in den Fokus. Einen Monat zuvor durfte erst Lane ihn nach monatiger PPV-Abstinenz (des Titels!) verteidigen und nun Disco Inferno. Sein Gegner hieß Lash Leroux. Das Match per se war gar nicht mal schlecht, allerdings zu kurz, nicht dramatisch genug und sehr bodenständig im Vergleich zu den echten Klassikern.
Auch die Tag Szene war gerade "heiß", denn die Champs Konnan und Kidman bekamen es gleich mit Harlem Heat UND The First Family zu tun. Wild, chaotisch und WCW typisch recht trashig in seiner Hardcore Stipulation. Soweit war es also ganz kurzweilig, aber selten dämlich gebooked. Die First Family trennt sich um jeweils one on two gegen die anderen Teams anzutreten. Und am Ende war die entscheidende Frage: Wer hat zuerst ein First Family Mitglied gepinnt, Harlem Heat oder The Filthy Animals. Es war natürlich Harlem Heat, aber dank Backstagegebrawle bekam das nur der TV Zuschauer wirklich mit. Nach 5 Minuten war es aus. Naja.
TV Champ Chris Benoit bekam unterdes die undankbare Aufgabe mit Rick Steiner in den Ring zu steigen. Aber man muss sagen, dass Steiner heute einen guten Tag hatte und das Match soweit sogar recht gut anzusehen war. Benoit als Gegner hatte daran selbstredend auch einen nicht geringen Anteil. Doof war hier wieder einmal das Finish: Dean Malenko turnte gegen Benoit und schwupps, was Steiner wieder Champion. Schade, dass das Ende das Match runterzieht, sonst war das wirklich in Ordnung.
Und abschließend, vor dem Mainer um den World Title und dem Strap Match, gab es noch ein US Title Match zwischen dem unstoppbaren Sid Vicious und Goldberg. Sid wurde lange als Monster und "neuer Goldberg" aufgebaut, also klar, dass dies Match stattfinden musste. Anfangs griff gleich Scott Hall Goldberg an, danach ging das Match richtig los. Sid blutet relativ schnell, was in der WCW ja gar nicht so häufig vorkam. Dadurch bekam das Match gefühlt eine Intensität, die es an sich nicht hatte. Das Ref Stoppage Ende passte dazu. Wrestlerisch war das so ziemlich nix, aber immerhin war es ein kurzweiliges Aufeinanderprallen, zweier Naturgewalten. Nur nicht so episch

WCWler: Inferno gegen LeRoux war ein ordentliches Match, auch wenn LeRoux bisher eher selten bei Nitro zu sehen war. Seine Heimat war doch eher bei Thunder oder Saturday Night anzutreffen. Aber hier durfte er einige gute Aktionen zeigen. Nach seiner Niederlage zeigte er sich aber als schlechter Verlierer und gab Disco eine Powerbomb auf den Titelgürtel.
Rey Mysterio und Konnan gewannen beim Nitro sechs Tage zuvor die WCW World Tag Team Title. Mysterio workte das Match aber verletzt und so wurde hier ein 3 Way um die Titel, wo Kidmann den Mexikaner ersetzte. Das Falls Count Anywhere Match verlief dann so chaotisch, dass man das Ende versaute. Backstage pinnten Harlem Heat gerade Brian Knobbs und die Kommentatoren machten Radio und man hörte nur den Pinfall im Ring und die Glocke. Trotzdem gewann Heat und wurde zum zehnten Mal Tag Team Champion. Viel zu kurz und chaotisch.
Das Eingreifen von Malenko brachte den Rauswurf von Benoit aus der Revolution mit sich. Zunächst wollen Benoit und Malenko zusammen raus, aber von Malenkos Seite, war das alles ein großer Plan. Das Rick Steiner hier aber TV-Champ wurde, tat dem Titel nicht gut und Steiner als Champion nach einem einem überraschend gutem Kampf, war eher sinnlos.
Sid Vicious gegen Bill Goldberg ist eines der am längsten aufgebauten Matches der letzten Monate in der WCW. Aber es lohnte sich nicht. Erst griffen die Outsiders ein, dann war Sid eine wandelnde Blutlache und am Ende gab es noch nicht mal den Spear und den Jackhammer. Goldberg ist US Champ und eigentlich zu gut für den Titel, den er nach Sids erster offizieller Niederlage gewann. Aber auch hier der Spoiler: Er verlor ihn keine 24 Stunden später wieder...

Gutes Wrestling und viel Chaos

Aquifel: Dass der "Rest" nicht immer Filler sein muss, zeigte Halloween Havoc 99 ganz gut. Perry Saturn und Eddie Guerrero brauchten keinen Titel, um sich zu fetzen. Rein wrestlerisch das beste Match des Abends und wirklich gut, ohne ein Klassiker zu sein. Auch hier störte aber das Ende: Flair kam zum Ring, griff Eddie an und schon war es aus. Dann bekam Eddie noch einen mit, Kidman ebenfalls und das Publikum musste schmunzeln, dass Torrie Wilson Flairs Kuss zu geniessen schien. Naja, ich hätte lieber ein gescheites Ende gehab und nicht einen Altstar, der zwei der besten "jungen Wilden" niedermäht.
Okay, Brad Armstrong gegen Berlyn klang dann schon eher nach Filler und so, wie Berlyn schon beim letzten PPV versaut wurde, war es hier nun auch egal, was mit dem eigentlich talentierten Alex Wright geschah. Das Gimmick war tot. Allerdings war das Match wrestlerisch auf gar keinem schlechten Weg und zeigte mehr Potential als manches, was große Namen hier abgeliefert haben. Aber nach arg kurzer Matchtime bekam man eines der dämlichsten Finishes ever zu Gesicht: Berlyn will einen Neckbreaker zeigen, Armstrong hält sich an den Seilen fest. Berlyn knallt zu Boden und 1 – 2 – 3 aus war der Spuk. Wie kann sowas zu einem 3 Count führen? Und vor allem: Auch wenn das Berlyn Gimmick nicht zündete, das war schon hart, zumal das Armstrong gar nichts brachte.
Bret Hart und Lex Luger waren ebenfalls klangvolle Namen. Das war es hier aber auch schon. Hart konnte in der WCW nach seinem versauten Auftakt bei Starrcade 1997 nie so recht Fuß fassen und durfte hier in einem kurzen, biederen und wrestlerisch unspektakulären Match noch vor der 10 Minuten Marke gegen Luger im Boston Crab austappen. Was für ein tiefer Fall...
Zu guter Letzt gab es noch Ric Flair gegen DDP in einem Strap Match. Und bei den beiden Namen war klar, dass das kein Filler werden würde, zumal es ja auch einen vernünftigen Aufbau für das Match gab. Wrestlerisch sicher nicht so stark wie Eddie gegen Saturn, aber dafür hart geführt, durch spannend und insgesamt der bessere Brawl als Sid/Goldberg. Flair wollte zwischendurch wieder knutschen, dafür gab es dann Prügel. Und da es ein recht brutales WCW PPV war (für WCW Verhältnisse halt) blutete Flair natürlich auch. Hier suggerierte es aber nicht nur Intensität, es steigerte sie wirklich. Cooles Match und knapp mein MotN.

WCWler: Die Animals waren einerseits in einer Fehde mit der Revolution, aber andererseits auch in einer Fehde mit Ric Flair. Dem stahlen sie bei Nitro die Rolex und deponierten sie am Ring bei Bobby Heenan. Das Match zwischen Guerrero und Saturn war richtig gut, bis der Nature Boy kam und Guerrero mit einem Brecheisen attackierte. Nachdem auch Kidman was abbekam, gewann der Mexikaner durch DQ. Flair hatte zu diesem Zeitpunkt mit Torrie Wilson und Kimberly gleich zwei Frauengeschichten am Start und zumindest der ersten schien der Kuss hier zu gefallen. Flair bekam dann noch seine Uhr zurück. Schönes Match und ein Beispiel, wie man verschiedene Fehden miteinander vermischen kann.
Berlyn wurde hier endgültig verjobbt. Seine erste Niederlage war dämlich und es brachte Armstrong nichts. Schade für den Deutschen.
Bret Hart gegen Lex Luger. Wie kann man auf die bekloppte Idee kommen, dass der Hitman gegen das Total Package austappen muss? Völlig unverständlich. Im Vorfeld hatte Luger übrigens seinen Charakter Lex Luger beerdigt und war nur noch The Total Package. Das machte ihn aber auch nicht sehenswerter und seine Matches ebenfalls nicht besser. Bret Hart konnte einem hier schon leid tun, auch wenn die Story rund um das lädierte Knie gut ausgespielt wurde.
Flair gegen Page drehte sich um Kimberly. Allgemein wurden die sexuellen Anspielungen in den letzten Wochen mehr und man merkte schon, wer verantwortlich ist. Hier hatte man nun ein Strapmatch, was beide sehr ausnutzten und richtig hart zur Sachen gingen. Warum hier aber nicht abgebrochen wurde, als Flair schlimmer blutete als Sid, ist ungeklärt. Der Nature Boy sah auf jeden Fall sehr schlimm aus. Am Ende gewann Page per Pinfall und richtete danach Ric und David Flair mit einem Brecheisen brutal zu. Gerade die Attacken gegen Ric Flair und sein Abtransport sahen doch sehr schlimm aus. Plötzlich kamen die Filthy Animals aus dem Krankenwagen, schlugen weiter auf Flair ein und entführten den Nature Boy im Krankenwagen. Bei Nitro am nächsten Tag war zusehen, wie sie Ric Flair in der Wildnis aussetzten und ihn dort noch mal verprügelten. Vince Russo halt.
Sonst gab es noch eine Promo von Buff Bagwell, der am Montag gegen La Parka verloren hat, so wie es hier Hogan gegen Sting machte. Bagwell sprang dann auf und fragte "Vince" in die Kamera, ob er einen guten "Job" gemacht habe. Hier sagte er, dass er für niemanden mehr den "Job" machen werde. Segmente, die 1999 ca. 90% der Wrestlingfans ratlos zurückgelassen haben, aber den wahnsinnigen Plänen von Vince Russo geradewegs entsprungen sind. Am Ende kam Rückkehrer Jeff Jarrett an und es kam zum Brawl. Das Total Package wollte Bagwell, warum auch immer, helfen, nahm sich die Gitarre des Auserwählten, traf aber Buff damit und war aber gleichzeitig nicht in der Lage, dass die Gitarre zerbrach. Luger schlug auf den Ringpfosten ein und sie zerbrach... Luger und Bagwell sagen hier wie die Trottel aus.

Fazit

Aquifel: Einerseits haben wir ein cooles Strap Match, ein tolles Eddie/Saturn Match und auch bei den ganzen Mid Card Titlen war alles zumindest kurzweilig bzw. okay. Wirklich runtergezogen wird der PPV von einigen bescheuerten Finishes, einem schwachen Hart/Luger Match und vor allem vom Theater um den World Title. Insgesamt aber gnädige 5 Punkte.

WCWler: Dieser PPV war nicht schlecht, sondern recht unterhaltsam. Natürlich gab es zwei oder drei fragwürdige Bookingentscheidungen, aber es war keine Langeweile da. Sicher konnte man sich die Hoganstory sparen, aber alles in diesem PPV hatte eine Geschichte, die entweder aufgelöst wurde oder neu startete. Das war die letzten Monate sehr selten in der WCW. Ich gebe 6 Punkte.

Die PPV-Gesamtwertung