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Inside The Cage Classics #164: WrestleMania XV – Steve Austin erklimmt erneut die Spitze

Kolumne

Artikeldaten
Veröffentlicht am:
15.11.2016, 09:34 Uhr
Kategorie:
Serie:
Inside The Cage Classics (Alle Folgen der Serie auf einen Blick)
Verfasser:
Das fünfzehnte Jubiläum von WrestleMania steht vor der Tür. Wahrlich schnell ging es wieder – wir haben somit das nächste Wrestlingjahr geschafft. Der Höhepunkt des Jahres ist schließlich immer wieder WrestleMania, doch war die Show auch im Jahr 1999 ein Höhepunkt? Eddie und JoMo werden berichten:

Steve Austin wieder an der Spitze + das Ende des Big Bossman?

JoMo: Für mich konnte der Main-Event die Show nicht retten. Es wirkt einfach nicht rund. Während Steve Austin monatelang mit Vince McMahon fehdete, stand The Rock in einem überragendem Match nach dem anderen Mankind gegenüber. Es hätte keine bessere Bühne gegeben, um das finale Match zwischen Mick Foley und Rocky Maivia zu bringen. Logisch man wollte am Ende die größte Cash Cow in Form von Steve Austin im Main-Event haben, aber wären zwei Top Matches nicht besser gewesen. Ich denke an The Rock und Mankind im finalen Kampf um die WWF World Heavyweight Championship und Steve Austin gegen das von Vince McMahon auserkorene Monster, Paul Wight. Selbstverständlich hatte man die Story dann anders schreiben müssen, aber da Vince den Royal Rumble gewinnen konnte, hätte man auch keinen Alternativherausforderer bestimmen müssen. Wurde leider nicht gemacht und so bekamen wir Austin vs. Rock I zu sehen und ich fand das Match nur durchschnittlich. Viel Brawling, ein leicht nervös wirkender The Rock, welcher noch nicht sein finales Charismalevel erreicht hatte und ein vorhersehbarer Matchausgang. Mit 17 Minuten war mir das Match dann auch noch etwas zu kurz und hat mich zusammengefasst eher enttäuscht als begeistert. Die größere Farce bot allerdings der Co-Main-Event. Punkt 1: Dachte wirklich irgendjemand, dass der Big Bossman auch nur den Hauch einer Chance gegen den Undertaker haben würde? Punkt 2: Was sollte der komplette Angle, als der Big Bossman am Käfig aufgehängt und mutmaßlich getötet wurde, wenn er eine Woche später wieder bei Raw rumläuft als wäre nichts gewesen?, Punkt 3: Störte es den Bossman gar nicht, dass er nur wenige Wochen später im gleichen Stable wie der Deadman war? Eine absolute sinnlose Story mit einem noch dümmeren Angle. Absoluter Tiefpunkt der Show.

Eddie: Puh, also ich muss schon sagen, dass ich den Main Event wirklich richtig gut fand. Klar, man haut nicht alles komplett raus, aber dennoch fand ich, dass das Match einen hohen Spannungsfaktor hatte, denn so klar fand ich das nicht. JoMos Fantasy Booking hat natürlich klare Stärken, doch mich hätte es nicht gewundert, wenn The Rock hier weiter Champion gewesen wäre, dann eben nochmal Mankind zurück gekommen wäre als Contender und The Rock vs. Austin II beim SummerSlam einen "Big Bang" mit dem Titelwechsel kreiert hätte. Ich zähle im übrigen die bisherigen Kämpfe nicht dazu, da diese alle nicht als großes Match angesetzt waren. Das hier war effektiv Rock vs. Austin I als Main Event. Was ich im Gegenzug interessant finde ist der Punkt mit dem "nervösen" Rock, was eventuell der Grund dafür gewesen sein könnte, dass er nur ein Rematch bekommt und am Ende des Jahres im Tag Team Geschehen steht. Um das zusammenzufassen, ich fand das Match gut, wobei, wie man später lesen wird, auch die katastrophale restliche Card der Grund dafür gewesen sein könnte, und bietet einen Abschluss zur größten Show des Jahres, die man einfach sehen wollte. Welcher der Zuschauer vor Ort hätte nicht Austin siegen sehen wollen. In dem Sinne finde ich das durchaus auch stimmig und man hat zum "Jubiläum" einen erneuten Titelgewinn von Austin, um eben Geld zu machen.
Wie sich der Bossman die Szenerie nach dem HiaC gefallen lassen kann ist mir indes auch ein Rätsel. Ich habe diesen Angle schon immer gehasst und dass er in den kommenden Wochen auch noch total ad absurdum geführt wird, macht die Sache nicht besser. Definitiv nicht. Weder spannend, noch gut, noch nennenswert. Natürlich hat man die Bilder "auf ewig" im Kopf, aber es gibt durchaus Grenzen – selbst des schlechten Geschmacks.

Der große Story-Flop um den WWF Intercontinental Title und WWF Hardcore Title

JoMo: Was habe ich mich im Vorfeld zu WrestleMania aufgeregt. Man hatte rund um Ryan Shamrock eine wirklich interessante Storyline zwischen ihrem Bruder Ken Shamrock, ihrem Lover Val Venis, dem Freak, welcher ihr den Kopf verdreht hat, Goldust und Billy Gunn aufgebaut, welcher ihr zu Beginn der Story als Provokation gegenüber ihrem Bruder den nackten Hintern entgegen streckte. Die Story wurde Woche für Woche weiter konsequent aufgebaut und hätte ihr großes Finale bei WrestleMania verdient gehabt. Selbiges gilt für den WWF Hardcore Title. Al Snow, Hardcore Holly und der Road Dogg fehdeten seit Jahresbeginn miteinander und auch hier wäre WrestleMania als Abschluss geeignet gewesen. Was machte Booking-Experte Vince Russo stattdessen? Kurz vor WrestleMania gewinnt Billy Gunn plötzlich den Hardcore Title und der Road Dogg den Intercontinental Title. Die Tag Team Partner tauschen somit die Storylines und zugegeben es wirkten Beide verloren. Zwei über Monate aufgebaute Storys werden plötzlich beendet und die beiden Matches auf der WrestleMania-Card verlieren teilweise ihre Grundlage. Dabei ist es auch völlig egal, wer am Ende die Show als Champion verlassen durfte, das Interesse für diese Matches war nahezu verschwunden. Auch den anwesenden Fans fehlte irgendwie etwas bei den Matches, sodass nur bedingt Stimmung aufkam und die WWF sich einfach selbst zwei unnötige faule Eier ins Nest gelegt hatte.

Eddie: Was muss ein Billy Gunn verbrochen haben um aus dieser Storyline herausgeschrieben zu werden um im Opener den Titel zu verlieren? Ganz bittere Kiste. Ansonsten hat JoMo schon alles zur Storyline erzählt, kann ich noch etwas zur Matchqualität sagen. Diese war teilweise nicht vorhanden. Eben auch aus den beschriebenen Gründen. Da hat man Fehden, reisst sie auseinander, egal ob das dann noch passt oder nicht. Der Road Dogg war vom Charakter und seinem In-Ring-Stil viel besser im Hardcore Geschehen aufgehoben als Billy Gunn, und sofern Gunn nicht im Geschehen involviert war, war der Opener auch eine gute Sache, doch Gunn wirkte wie die Erbse unter der Matratze der Prinzessin. Shamrock und Venis bekommen immerhin noch einen gewissen Anteil an ihrer Storyline zu Gute gehalten, indem sie sich beide auszählen "lassen", das macht noch Sinn. Gut, das danach auch noch einigermaßen, doch da war der Drops einfach schon gelutscht und man dachte sich "NEXT". In-Ring-Qualität war ok, aber das war eigentlich der Beweis, dass es ohne Story einfach nicht wirklich passt.

Die restliche Card

JoMo: Was bleibt noch übrig? In der Pre-Show gewannen D-Lo Brown und Test eine Battle Royal und traten als Random-Team gegen die WWF Tag Team Champions Jeff Jarrett und Owen Hart an. Ein Armutszeugnis für die Tag Team Division und ein schlechtes vier minütiges Match. Auf den Boxkampf zwischen Butterbean und Bart Gunn müssen wir nicht weiter eingehen. Es war das Ende von Barts Karriere in der WWF, immerhin war der Knockout cool. Einzig interessant war noch der Double Turn von Chyna und Triple H an diesem Abend. Erst turnte Chyna anscheinend zum Face, als Sie ihren alten Freund Triple H vor Kane rettete. Kane und Triple H hatten im Ring übrigens keine Chemie miteinander, aber das nur am Rande. Später am Abend turnten Chyna und Triple H dann allerdings gemeinsam gegen X-Pac und sorgten für dessen Niederlage gegen den WWF European Champion Shane McMahon. Die Beiden schlossen sich somit feierlich der Corporation an und der Weg von Triple H als dominanter Heel sollte beginnen.

Eddie: Was übrig bleibt? Ein großer Haufen Düngemittel. Sorry! Die Tag Team Division, die ihren Namen als solches gar nicht verdient hat wird durch Pre Show und ein extrem kurzes Match weiter zur Farce. Der "Boxkampf" war ja durch die Brawl For Alls auch quasi "aufgebaut", und zack, KO, bravo.. not! Dass JoMo auf Mankind und Paul Wight nicht weiter eingeht ist nicht allzu verwunderlich. Immerhin ist das so Grütze wie noch was. Paul Wight zu Beginn seiner WWF Zeit war nicht gut, wirklich nicht gut. Der Turn von Chyna und Triple H zur Corporation ist dann quasi der Cliffhanger des Abends, der die Leute neben dem Sieg von Austin bei der Stange halten sollte, denn was sonst interessiert einen am Folgetag? Bossman ist ein Grund, nicht einzuschalten, doch Trips und Chyna waren ein Grund zum einschalten. Aber das In-Ring-Geschehen war quasi am gesamten Abend so was von Latte anscheinend, da sich keiner auch nur einen Deut darum schert, etwas aus dem Standard-Modus auszubrechen, liebe Leute, das war die WrestleMania, und offensichtlich hatte keiner Lust darauf? What?

Fazit

JoMo: Puh. Was soll ich sagen? WrestleMania XV war mein persönlicher Tiefpunkt der Attitude-Ära. Vince Russo bookte sich in mehrere Sackgassen und merkte dies erst beim PPV, als er den Karn mehrmals gegen die Wand fuhr. Wenn man die bloße Show schaut ohne die Vorgeschichten zu den Storys zu kennen, könnte man vielleicht 4-5 Punkte geben. Wenn man jedoch realisiert, welches Potential hier verschenkt wurde und wie sinnlos 50% des größten PPV des Jahres waren, kann ich leider nur 2 Punkte geben.

Eddie: Ich muss JoMo durchaus auch recht geben, dass er hier alles schwarz malt, immerhin war es auch ganz arg dunkelgrau, doch ich finde, dass der Main Event mit seiner Matchqualität und der Spannung einiges rettet. Wäre es eine In Your House Veranstaltung gewesen, wäre er sicherlich auch gnädiger, ich sehe das Verschenken der Story gar nicht so tragisch, im Nachhinein habe ich mich damit abgefunden dass 1999 quasi das 1995 2.0 war, aber ja, eigentlich hätte man, wenn man hier mehr richtig gemacht hätte, vermutlich eher schon die WCW abhängen können. Ich gebe 4 Punkte, denn aus reiner Matchbetrachtung war es nicht alles Müll, es war nur einfach "just" Wrestling, für eine Mania zu wenig, im PPV Vergleich aber definitiv besser als das, was wir sonst mit 2 Punkten bewertet haben.

Die PPV-Gesamtwertung