Fehdendaten
Als TNA Wrestling im Spätherbst 2009 die Verpflichtung von Hulk Hogan bekannt gab, stand die Wrestlingwelt für einen Moment Kopf. Schon Wochen vorm ersten Auftritt des Hulksters schien es bei Impact kein anderes Thema mehr zu geben, im Internet brachen rege Diskussionen um die Zukunft der Promotion aus Nashville und nachdem Hogans Debüt dann auch noch einen Sendeplatzwechsel zum Montag mit sich brachte, schien für einen Moment sogar ein wenig Monday Night War Light-Atmosphäre aufzukommen.
Seitdem, obwohl bis zu Hogans Debüt eine der meistwiederholtesten Szenen der TNA-Geschichte, ist jedoch ein wenig untergegangen, dass die Liga schon viel früher ihre Finger nach dem Hulkster ausstreckte. Damals hörte sie noch auf den Namen NWA TNA, hielt anstatt einer TV-Show ihre PPVs im Wochentakt ab und war dem großen Publikum weitestgehend unbekannt. Aber bereits im Herbst 2003 war TNA nur eine Fingerbreite von der Verpflichtung Hulk Hogans entfernt.
Guitarshot in Fernost
Während die ersten dahingehenden Gerüchte die Runde machten, kehrte Hogan erstmals seit er als Mr. America die WWE verlassen hatte in den Ring zurück, als er am 13. Oktober bei New Japan Pro Wrestling auf die Puroresu-Legende Masahiro Chono traf. Vor einer Kulisse von 47.000 Zuschauern konnte Hogan das Aufeinandertreffen letztlich für sich entscheiden, doch das eigentliche Gesprächsthema des Abends sollte die auf das Match folgende Pressekonferenz werden.
Bei dieser erklärte Hogan – wohl in deutlicher Anspielung auf kursierenden Gerüchte, dass es auch für ihn noch Dinge gäbe, die er als Wrestler noch nicht erreicht hätte, etwa den Gewinn des NWA World Heavyweight Titels. Nur wenige Sekunden später stürmte niemand geringerer als TNA Superstar Jeff Jarrett den Pressekonferenzsaal und schmetterte Hogan eine Gitarre über den Kopf, um dann so lange auf die blutüberströmte Wrestling-Legende einzuprügeln bis es den Sicherheitskräften und Hogans eigentlichem Gegner Chono gelingen sollte den Eindringling zu vertreiben.
Zurück in den Vereinigten Staaten wurde Jarrett umgehend vor heimischen Publikum zur Rede gestellt. Gegenüber Mike Tenay warf Jarrett dem Hulkster vor, dass dieser an jeder Arbeitsstätte alle Titel, alles Geld und allen Ruhm für sich beanspruche. Vor dem Hintergrund der Gerüchte über das bevorstehende TNA-Debüt Hogans wollte Jarrett, sein näherrückendes Titelrematch gegen seinen Rivalen AJ Styles im Hinterkopf, sichergehen, dass dergleichen bei TNA nicht geschehen würde. Jarretts einfache Grundformel wurde dabei zum geflügelten Wort der Fehde: “Instead of Hulk Hogan coming to TNA, I took TNA to Hulk Hogan.“
Kopfspielchen mit Jimmy Hart
Mike Tenay äußerte derweil die Vermutung, dass hinter Jarretts Taten noch mehr stünde: Nämlich Jarretts und Hogans letzte Begegnung bei WCW Bash at the Beach 2000. Damals ließ sich Jarrett als amtierender WCW World Champion kampf- und kommentarlos von Hogan pinnen, nur damit dieser Minuten später in einem Shoot von Vince Russo gegen Hogan und dessen Machtspiele aus der WCW entlassen wurde.
Jarrett zeigte sich auf Grund der Aufwühlung seiner Vergangenheit sichtbar gereizt und ließ seine Wut umgehend am in den Ring stürmenden Vince Russo aus, den er auf dem direkten Weg ins Krankenhaus prügelte. In der darauffolgenden Woche erschien Hogans langjähriger Manager Jimmy Hart bei TNA und bekräftigte Tenays Vermutungen. Die Reaktion Jarretts unterschied sich derweil ebenso wenig. Er schnappte sich Hart, verprügelte auch diesen und verpasste dem Mouth of the South obendrein auch noch mehrere Schläge mit dem Gürtel auf den nackten Rücken.
Harts Antwort ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Noch am selben Abend, direkt nachdem es Jarrett gelungen war AJ Styles den NWA World Heavyweight Title wieder abzunehmen, kündigte das Manager-Urgestein an Anrufe bei seinen einstigen Klienten zu tätigen und präsentierte in der nächsten Woche “Hacksaw“ Jim Duggan als Gegner für Jarrett. Nachdem der Chosen One diesen besiegt hatte, ließ Hart keine Zeit verstreichen und schickte umgehend Rick Steiner hinterher. Mit Hilfe seiner Gitarre behielt Jarrett zwar auch in diesem Duell die Oberhand, doch auch davon ließ sich Jimmy Hart die Freude nicht verderben. Stattdessen kündigte er an, dass sein eigentlicher Herausforderer noch auf Jarrett warten würde: Sting.
Der steinige Weg zu Hogan
Am 5. November erschien Sting zu seinem ersten TV-Auftritt seit dem Ende der WCW, um Jeff Jarrett um dessen World Titel zu erleichtern. Wie schon der Vorlauf erwarten ließ, sollte auch dieses Match nicht frei von Kontroversität bleiben. Nach dem Stinger Splash und dem Scorpion Deathdrop verhinderte zunächst Don Callis einen Sieg des Stingers, nach der darauf folgenden Attacke mit dem Gürtel durch Jarrett tat Jimmy Hart dasselbe auf der anderen Seite. In der folgenden Konfusion gelang es Sting schließlich den Scorpion Deathlook anzubringen. Jarrett war kurz vor der Aufgabe und konnte nur durch den Eingriff der Red Shirt Security und Abyss, wenngleich dieser gleichzeitig, für seine Disqualifikation sorgte, seinen Titel verteidigen.
Nach dem Kampf brach ein gewaltiger Brawl aus, in dem Sting zunächst auf sich allein gestellt schien, ehe Raven und AJ Styles ihm zur Hilfe eilten. Sting erklärte daraufhin in der nächsten Woche ins TNA Asylum zurückkehren zu wollen, unter der Bedingung, dass Styles sein Tag Team Partner im Kampf gegen Jarrett sein würde. Doch auch dieser zeigte sich vorbereitet. Als seinen Partner kündigte er Stings einstigen besten Freund und Tag Team Partner Lex Luger an.
Hier revanchierten sich Sting und Styles, denn unter mithilfe des Stingers und dessen Baseballschlägers gelang es Styles schließlich Luger zum Sieg einzurollen. Die gemeinsame Siegesfeier des Tag Teams mit Jimmy Hart wurde jedoch unterbrochen, als wieder einmal die Mannen von Don Callis, Abyss und die Red Shirt Security, unter ihnen aufräumte und Jarrett infolgedessen erklärte alle seine Herausforderer aus dem Weg geräumt zu haben, sodass er sich nun allein Hogan widmen könne.
Geplatzte Pläne und ein finales Duell mit dem Stinger
In der folgenden Woche attackierte Jeff Jarrett Jimmy Hart, während dieser Hogan und TNA in einer lokalen Radioshow bewarb. Hart ließ sich jedoch von der Attacke nicht entmutigen und bekräftigte seine Ankündigung von Hogan bevorstehenden Debüt und machte darüber hinaus Andeutung auf ein mögliches Match zwischen ihm und Jarrett bei TNA's den 30. November geplanten Großevent Bound for Glory. Zudem würde Jarrett für sein brutales Verhalten der letzten Monaten büßen, indem er sich Dusty Rhodes in einem Fan's Revenge Match stellen müsse.
Dieses Match sah vor, dass Jarrett und Rhodes sich in einem Ring bekämpfen würden, welcher von zehn durch Jimmy Hart ausgewählten TNA Fans umgeben ist, die allesamt mit Gürteln – ähnlich dem, mit welchem Jarrett dereinst Hart attackierte – bewaffnet seien. Das Kampf endete jedoch im Chaos, nachdem der Ringrichter zu Boden ging, Jarrett dem American Dream einen Lowblow verpasste und schließlich Offizielle, Sicherheitskräfte und zuletzt auch Erik Watts den Ring stürmten.
Die Träume vom Duell mit Hogan fanden derweil ein jähes Ende: Der Hulkster musste sich ein Hüft-Operation unterziehen, womit sein Debüt ebenso wie der geplante Bound for Glory Event abgesagt werden mussten. Jarrett "wurdigte" die Ereignisse auf seine Weise: Mit einem 10-Bell-Salut für die Karriere von Hulk Hogan. Die Respektlosigkeiten Jarretts wurden schließlich von Erik Watts unterbrochen, der sich als Mann hinter den Engagements von Hart und seinen Mannen entpuppte. Anstelle des Kampfes mit Hogan drückte er Jarrett ein weiteres Duell mit Sting auf. In einem Non Title-Match anfang Dezember konnte Sting Jarrett schließlich eine eindeutige Niederlage verpassen und diesen so doch noch in Jimmy Harts Namen in die Schranken weisen.