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Die Abschiedstour des Nature Boy

Fehde

Fehdendaten
Titel:
Die Abschiedstour des Nature Boy
Partei 1:
Zeitraum:
November 2007 - März 2008
Der wohl denkwürdigste Abschied, den die WWE jemals einem ihrer großen Performer gewährt hat - er wäre fast nicht zustande gekommen. Hätten sich die Ereignisse des Herbst 2007 sich anders entwickelt, Ric Flair wäre genauso still und leise von der großen Bühne verschwunden wie so viele Legenden vor ihm. Flair lag im Clinch mit den WWE-Oberen, tauchte monatelang nicht mehr im TV auf, hatte angeblich sogar seine Kündigung eingereicht. Er war unglücklich darüber, wie er kurz vor seinem geplanten Karriere-Ende von der Liga behandelt wurde: Dass man ihn bei WrestleMania 23 in einem Dark Match versteckte, dass man ihn ins B-Brand SmackDown! versetzte und dass er ganz allgemein zur Randfigur wurde. Doch die Krise wurde beigelegt - und der Weg war frei für die emotionale Abschiedstour des Nature Boy.

Und wo anders sollte sie beginnen als in Flairs Heimat: Charlotte, North Carolina - dem Ort wo Flair auch sein erstes Match für die Jim Crocketts Promotions bestritt? Ende November, als Monday Night RAW in Charlotte Station machte, trat Flair mit einer "großen Ankündigung" vor das Publikum. Er erklärte sichtlich berührt, dass er wisse, dass seine Karriere nicht ewig weiter gehen könne - und dass er schon dabei wäre, sein Leben danach zu planen. Und darum hätte er dem Publikum etwas mitzuteilen: Dass er NIEMALS mit dem Wrestling aufhören würde - höchstens, wenn er im Ring tot umfallen würde.

McMahons Ultimatum

In diesem Moment betrat WWE-Chef Vince Mahon den Ring und meinte, dass es schön zu hören wäre, dass Flair weiter machen wollte. Aber er verfügte, dass Flair nur so lange weiter machen durfte, so lange er gewinnt. Bei seiner nächsten Niederlage - in einem Einzelmatch - wäre seine Laufbahn vorbei. Und als wäre das noch nicht genug, kam noch Flairs einstiger Ziehsohn Randy Orton zum Ring und meinte, dass er heute mit Freuden derjenige sein würde, der Flairs Karriere beendete.

Flair musste im Main Event der Show seine Laufbahn also gegen den amtierenden WWE Champion aufs Spiel setzen - unter den bangen Augen des gesamten Restrosters, das Flair auf dem Weg zum Ring applaudierte. Und sein guter Freund Shawn Michaels - nach Ansicht vieler der legitime Nachfolger Flairs - machte ihn mit einer Motivationsansprache noch mal extra heiß. Flair gab in dem Match alles und konnte sich aus dem RKO befreien, indem er sich ins Seil rettete. Und schließlich fuhr Flair sogar den Sieg ein, als Orton sich von seinem damaligen Titelrivalen Chris Jericho ablenken ließ und Flair ihn nach einem Tiefschlag pinnen konnte.

Schafft Flair es ins neue Jahr?

Die nächste schwere Prüfung für den Nature Boy folgte einige Wochen später, als Flair gegen den samoanischen Bulldozer Umaga ran musste. Gegen das scheinbar unaufhaltsame Inselbiest war es am Ende Flairs geballte Ringintelligenz, die ihm den Hals rettete. Er ließ den anstürmenden Umaga außerhalb des Rings ins Leere bzw. in die Ringabsperrung krachen, so dass dieser ausgezählt wurde.

Doch Flair konnte den Triumph nicht lange feiern, McMahon hatte schon den nächsten Brocken für ihn: Beim letzten RAW des Jahres 2007 ging es in Greensboro - einer weiteren Crockett-Hochburg voller Erinnerungen für Flair - gegen Triple H, seinen besten Freund in der Liga. Und damit Hunter Flair auch nicht schonte, setzten Vince und RAW-GM William Regal fest, dass Hunter bei einer Niederlage seinen Platz im Royal Rumble verlieren würde. Als Ehrenmann forderte Flair aber ohnehin hundert Prozent von seinem Evolution-Kollegen.

In einem dramatischen Match brachte Flair Hunter mit dem Figure Four Leg Lock an den Rand einer Niederlage. Hunter jedoch rettete sich ins Seil und stand dann mit dem Pedigree selbst vor dem Triumph. Doch plötzlich war Regal da, schlug mit einem Schlagring auf Flair ein und brachte Hunter so die Disqualifikation. Hunter aus dem Rumble zu bekommen hatte augenscheinlich Priorität vor Flairs Zwangsverrentung.

MVP kann das Denkmal nicht stürzen

Zwei Wochen später war es Regal selbst, der Flair in Rente schicken wollte. Der Nature Boy besiegte den Briten aber mit überraschender Leichtigkeit. Doch schon meldete sich der nächste, der sich durch die Beendigung von Flairs glorreicher Laufbahn einen Namen machen wollte: Der SmackDown!-Star und US Champion Montel Vontavious Porter.

MVP forderte Flair zu einem Match beim Royal Rumble im New Yorker Madison Square Garden heraus. Und er schickte einige verbale Pfeile voraus. So kündigte er an, mit dem Karriere beenden Sieg über Flair den Grundstein für seinen endgültigen Aufstieg an die Spitze zu legen. Und wenn er in zwei Jahrzehnten seine Hall-Of-Fame-Plakette erhalten würde, würde Flair sabbernd in einen Altenheim sitzen und sein Erbe vergessen sein.

Flair aber zeigte dem aufstrebenden Großmaul, dass er von dem alten Fuchs durchaus noch etwas lernen konnte. Er zwang Porter beim Rumble mit dem Figure Four zur Aufgabe. MVP aber wollte sich mit dieser Niederlage nicht abfinden und forderte Flair zu einem Rückmatch bei SmackDown! - und diesmal war er auf den Figure Four eingestellt. Er drehte die Aktion um und verlagerte so ihren Druck auf Flair. Als der das Seil zu fassen bekam, Löste MVP den Griff aber nicht - und wurde disqualifiziert. Und als schlechter Verlierer ging Porter noch weiter auf das Knie des Altmeisters los.

Kennedy trotz Handicap abgewehrt

Flair hatte nun das Problem, das McMahon-Ultimatum mit einem angeschlagenen Knie überstehen zu müssen. Und das kam dem nächsten Wrestler zugute, der sich auf Flairs Kosten einen Namen machen wollte: Mr. Kennedy. Kennedy forderte Flair zu einem Match bei No Way Out und ließ dafür sogar die Möglichkeit aus, sich in der Elimination Chamber für ein WWE-Title-Match bei WrestleMania zu qualifizieren.

Kennedy machte sich im Vorfeld über Flairs verletztes Bein lustig und bot ihm hochnäsig gar an, das Match lieber durch einen Nichtantritt zu vermeiden. Flair nahm diese Offerte natürlich nicht an - und musste dafür eine erneute Attacke auf sein Knie einstecken. Doch auch auf einem Bein war Flair noch gut genug, Kennedy bei No Way Out in die Schranken zu weisen und mit dem Figure Four zur Aufgabe zu zwingen.

Flair fordert "Mr. WrestleMania"

Flair hatte auch diese Karrierebedrohung überstanden und konnte sich nun also Gedanken über seinen potenziell letzten Auftritt auf der größten Bühne von allen machen: WrestleMania. Dem Nature Boy wank dabei ein unvergessliches Wochenende, denn wie sein Freund Michaels verkündete, sollte Flair am Abend vor dem Mega-Event in Orlando in die Hall of Fame aufgenommen werden. Doch Flair wollte dieses Wochenende noch unvergesslicher machen: Mit einem Match gegen Michaels.

Flair forderte den Heartbreak Kid heraus mit der Begründung, dass er auf der größten Bühne von allen sich auch gegen "Mr. WrestleMania" behaupten wolle. Michaels aber behagte das Angebot nicht. Er machte klar, dass er nicht als der Mann in Erinnerung bleiben wollte, der die große Karriere des Nature Boy beendet hätte. Flair war nicht erfreut über diese Aussage, die implizierte, dass Flairs Niederlage bei einem Match gegen Michaels ausgemacht wäre. Er meinte, dass er den Respekt vor Michaels verlieren würde, sollte er sein Angebot ausschlagen. Darauf akzeptierte Michaels.

Flair und Michaels standen in den kommenden Wochen öfters als Partner Seite an Seite - etwa gegen Lance Cade und Trevor Murdoch oder in einem Cage Match gegen Edge und dessen Lakaien Curt Hawkins und Zack Ryder. Doch dem Heartbreak Kid war bei dem Gedanken an das WrestleMania-Match weiter nicht wohl. Er meinte zu Flair, dass er nicht umsonst Showstopper genannt würde. Flair sollte wissen, dass seine Show am Ende wäre, wenn er es überreizen würde.

Braucht "Old Yeller" den Gnadenschuss?

Die entstehenden Spannungen wurden schlimmer, als Vince McMahon sich kurz vor WrestleMania selbst gönnen wollte, Flair noch vor dem Großevent in Pension zu schicken. Er forderte den Nature Boy zu einem Street Fight und gewann diesen nach einer Waffenattacke beinahe auch pinnen konnte. Michaels aber - von Flair vorher ermahnt, sich aus dem Match rauszuhalten - zog den Ringrichter aus dem Ring und ermöglichte Flair so, McMahon mit einem Splash vom Seil durch einen Tisch doch noch zu bezwingen.

Doch dieser Triumph schmeckte Flair nicht: Er rief Michaels in der Woche heraus in den Ring und ließ seinem Frust darüber, dass Michaels ihm offenbar nicht mehr zutraute, ein Match allein zu gewinnen. Michaels versuchte Flair mit warmen Worten zu beschwichtigen, aber Flair meinte, dass er nicht an seine Großartigkeit erinnert werden müsste. Die beiden kamen schließlich überein, bei WrestleMania alles zu geben und die Show zu stehlen. Die beiden schüttelten sich die Hände und die Misstöne schienen ausgeräumt.

Doch Michaels hatte noch etwas hinzuzufügen. Er erzählte Flair eine kleine Geschichte. Die Geschichte von Old Yeller. In dem Disney-Klassiker war ein alter Hund mit ebendiesem Namen das Ein und Alles eines Farmerjungen. Doch am Ende musste er Yeller erschießen um ihn aus seinem Leid zu erlösen. Und das würde er - rein metaphorisch - bei WrestleMania mit Flair tun. Nach diesem Vergleich platzte Flair der Kragen: Er ohrfeigte Michaels zweimal und forderte ihn auf "Old Yeller" doch gleich zu erledigen. Michaels aber verließ nur wortlos den Ring.

Das Ende auf der großen Bühne

Für Brisanz war nun also gesorgt für den großen Showdown bei WrestleMania. Und die beiden lebenden Legenden zauberten einen "Instant Classic" aufs Parkett. Flair holte noch einmal alles aus sich heraus, um zu zeigen, dass "Old Yeller" längst noch nicht am Ende war. Und Michaels seinerseits schien es doch nicht übers Herz zu bringen, gegen Flair das letzte Quäntchen zu geben. Er zögerte vor der Sweet Chin Music, so dass Flair den Figure Four Leg Lock ansetzen konnte, aus dem sich Michaels nur mit Mühe befreien konnte.

Als Michaels dann in Bedrängnis geriet, packte er den Superkick dann doch noch reflexartig aus - doch Flair befreite sich aus dem Cover. Unzählige weitere Fast-Entscheidungen folgten, bis Michaels ein zweites Mal die Sweet Chin Music anbrachte. Michaels wartete, bis Flair sich nochmals berappelte, um den sprichwörtlichen Gnadenstoß anzubringen. Als Flair wieder aufstand, schien Michaels noch einmal zu zögern. Doch der halb weggetretene Flair signalisierte ihm, dass er ihn nicht schonen sollte. Mit den Worten "I’m sorry, I love you" auf den Lippen zeigte Michaels einen weiteren Superkick und beendete so Flairs glorreiche Laufbahn.

Unter Tränen verabschiedete sich Flair von den 75.000 Fans im Citrus Bowl - und durfte beim RAW darauf noch eine Abschiedsrede halten. Er dankte den Fans für alles - und wurde dann mit einer bewegenden Abschiedszeremonie überrascht. Zahlreiche Weggefährten aus NWA- und WCW-Zeiten erschienen um Flair Goodbye zu sagen, ehe sich das ganze WWE-Roster versammelte, um "Thank you, Ric" zu skandieren.
- Die Anregung zu der Story, das Flair in jedem Match seine Karriere aufs Spiel setzt und dann bei Wrestlemania abtritt, stammte nicht von Flair selbst, sondern von einer anderen WWE-Ikone: Stone Cold Steve Austin.
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