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WWE: Fall Benoit - Anklage gegen Arzt erhoben, Zeitung spekuliert über Drogenabhängigkeit

(03.07.2007) Neuigkeiten, verfasst von The Mountie

Veröffentlicht am:
03.07.2007, 02:31 Uhr

Anklage gegen Benoits Arzt: Wie erwartet ist am Montag Anklage gegen Benoits Hausarzt Dr. Phil Astin erhoben worden. Die Anklageschrift umfasst sieben Punkte. Im Kern geht es darum, dass ihm vorgeworfen wird, zwischen April 2004 und September 2005 unrechtmäßige Medikamentrezepte ausgestellt zu haben. In dem Fall geht es nicht um Benoit, stattdessen werden zwei anonyme Patienten mit den Initialen M.J. und O.G. in der Anklage erwähnt. Nach einer vorläufigen Untersuchung der zuständigen US-Bundesbehörde wird dem Arzt vorgeworfen in den letzten zwei Jahren seine Patienten ungefähr 1 Million (!) Einheiten von sogenannten kontrollpflichtigen Substanzen verschrieben zu haben. Ein Großteil davon sollen anabole Steroide gewesen sein. "Dr. Astin hat rezeptpflichtige Medikamente offenbar verschrieben, als wären es Süßigkeiten", wird ein Staatsanwalt in einer Pressemitteilung zitiert. Weitere Anklagepunkte können nach Durchsicht weiterer Akten folgen.

Auch eine Strafanzeige ist gegen Astin erstattet worden, ihr Inhalt ist aber noch unter Verschluss. AP berichtet aber unter Berufung auf eine dem Fall nahe stehende Quelle, dass sich diese um das Thema Steroide dreht. Wie Fox News berichtet, wird Astin nun konkret vorgeworfen Benoit zwischen Mai 2006 und Mai 2007 alle drei bis vier Wochen mit einem Zehn-Monats-Vorrat (!) an Steroiden versorgt zu haben. Astin, von dem es eine Zeit lang schien als wäre er untergetaucht, hat sich mittlerweile den Behörden gestellt. Er ist gegen eine Kaution von 125.000 Dollar und unter strengen Auflagen wieder frei gelassen worden – unter ihnen der Entzug seiner Zulassung als Arzt.


War Benoit abhängig von „Vergewaltigungsdroge“? Steroide, Gehirnschäden, Alkohol – mittlerweile scheint alles durch diskutiert, was womöglich zu Benoits Wahnsinnstat beigetragen hat. Doch die „New York Daily News“ hat mittlerweile eine weitere Theorie in den Raum geworfen: Nämlich, dass die Droge GHB eine Rolle in dem Fall gespielt haben könnte.

GHB ist die Abkürzung für Gamma-Hydroxybuttersäure, eine verbotene Partydroge, die vor allem als so genannte „Vergewaltigungsdroge“ bekannt ist, da sie in einer höheren Dosierung Wirkungen entfaltet, die Sexualverbrechern entgegen kommen: Libido-Erhöhung, Schläfrigkeit bis hin zur Narkotisierung und Beeinflussung des Gedächtnisses, die zur Folge hat, dass man sich oft nicht an die Geschehnisse während des Rauschs erinnert. In niedriger Dosierung entfaltet GHB dagegen stimulierende und euphorisierende Wirkung – ähnlich wie Alkohol.

Laut den Quellen der Daily News soll Benoit zu WCW-Zeiten als GHB-Konsument bekannt gewesen sein und die Droge bis mindestens 2005 genommen haben. Ein anonymer angeblicher Freund der Benoit-Familie erklärte der Zeitung gar, dass in den Neunzigern „das ganze Business auf GHB war“. Benoit soll häufig gemeinsam mit seinem WCW-Kollegen Chris Adams GHB genommen haben – ein Wrestler, mit dem es ein ähnlich tragisches Ende wie Benoit nahm. Adams wurde im April 2000 gemeinsam mit seiner Freundin nach einer GHB- und Alkoholüberdosis bewusstlos in der Wohnung eines Freundes aufgefunden. Während sich Adams erholte, starb seine Freundin wenige Stunden später. Adams wurde wegen Totschlag angeklagt, erlebte den Prozess aber nicht mehr: Er wurde im Oktober 2001 getötet, nachdem er sich in betrunkenem Zustand eine handgreifliche Auseinandersetzung mit einem Freund lieferte, der ihn dann nach eigenen Angaben in Notwehr erschoss.

In dem Artikel kommt auch Trinka Porrata, der Präsident eines gemeinnützigen Vereins zur Therapie von GHB-Abhängigen zu Wort, der sich gut vorstellen kann, dass die Substanz bei Benoits Taten im Spiel war. Nach seiner Einschätzung spricht viel dafür, dass Benoit die Droge absetzen wollte und deshalb die Kontrolle über sich verlor: „Das würde sein merkwürdiges Verhalten erklären: Die Textbotschaften, die Bibeln, speziell den Selbstmord.“ Von GHB herunter zu kommen ist nach Torratas Schilderung noch schlimmer für den Patienten als ein Heroinentzug. Es sei nicht unüblich, dass GHB-Abhängige, die wider die Vernunft einen kalten Entzug versuchten, gewalttätig würden.

Torrata mutmaßt weiter, dass Benoit GHB mit einer anderen Horrordroge vermischt haben könnte: Metamphetaminen - besser bekannt als Crystal Meth - einer Modedroge, die vor allem für die zombiehafte körperliche Degeneration berüchtigt ist, die sie bei ihren Opfern auslöst. GHB und Meth ist nach Torratas Erfahrung ein nicht unüblicher Cocktail. Dies würde die religiösen Untertöne und einige andere unerklärlich scheinende Aspekte von Benoits Taten erklären. Methamphetamin-Missbrauch führe oft zu merkwürdigem Verhalten, bei dem Religion eine Rolle spiele. „Jeder fragt sich, wie um alles in der Welt er seinen Sohn töten konnte“, erklärt Torrata: „Aber in einer Meth-Psychose kann dein Sohn für dich der Teufel sein.“

Ob diese plausibel klingenden Theorien wahr sind, kann allerdings nur in der toxikologischen Untersuchung festgestellt werden. Bis dahin sollte man sie als das nehmen, was sie zum jetzigen Zeitpunkt sind: Spekulationen.