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Inside The Cage Classics #219: ECW Guilty As Charged 2001 – Ein letztes Hurra

Kolumne

Artikeldaten
Veröffentlicht am:
12.12.2017, 12:47 Uhr
Kategorie:
Serie:
Inside The Cage Classics (Alle Folgen der Serie auf einen Blick)
Verfasser:
Eine bessere Eröffnung für das Jahr 2001 könnte man sich doch kaum wünschen. Denn mit Guilty As Charged steht direkt ein PPV von Extreme Championship Wrestling auf dem Plan. Neues Intro, neuer Angriffsversuch, doch man wusste, es wird der letzte PPV der Nischenliga sein, die für so viele Jahre eine Alternative zu den großen Beiden war. Ein wenig Melancholie spielt durchaus mit und was alles passierte, erzählt Eddie im folgenden!



Zwei Titelwechsel am Stück

Eddie: Steve Corino hatte keine leichte Regentschaft. Bei jedem PPV bekam er es mit mehr als einem Gegner zu tun, so auch hier. Es ging in einem TLCC Match gegen Justin Credible und dem Sandman. Tische, Leitern, Stühle, Kendo-Sticks, all das wurde eingesetzt und man gab sich einfach ordentlich auf die Mütze, es herrschte viel Chaos und für einen letzten PPV war das auch durchaus genau so angebracht. Allerdings fällt einem dabei dann auch durchaus der große Unterschied zur WWF auf. Wirklich gutes Wrestling war das nicht. Die ECW war schon immer ein Vorreiter dessen, was man heute dem Indy-Wrestling ankreidet. Nonstop, Nonsense Action. Matchpsychologie, In-Ring-Stories, gute Wrestler, all das musste man häufig vermissen. Und nur zwei Wochen später gab es nämlich den Beweis, wie gut ein Ladder Match wirklich sein kann (beim WWF Royal Rumble). Jede Nische hat seine Daseinsberechtigung und natürlich ist es cool, gegen den Strom zu schwimmen. Dass die ECW so einen Erfolg gefeiert hatte, wie es der Fall war, war weniger dem Wrestling geschuldet, als dem "anders sein". Dass das "System ECW" allerdings genau das brauchte, um cool zu sein, merkte man spätestens beim Versuch der WWE, diese Nische in den eigenen Reihen zu bieten. Dass auch das nicht für alle gut ist, ist klar, doch mir hat der Ausflug in die ECW sehr viel Spaß bereitet.
Und nachdem ich nun etwas abgeschweift bin, noch einmal zurück zum Match. Es ist irgendwie anstrengend zu schauen, eben genau deshalb, da man keinerlei Ring-Psychologie bekommt. Der Sandman fällt aus dem Ring durch einen Tisch – und steht sofort wieder auf. Kurios, dabei allerdings eben tatsächlich unterhaltsam – Popcorn sollte man griffbereit halten.
Nach dem Sieg vom Sandman stehen die drei Kontrahenten im Ring, bevor Da Baldies eingreifen. Credible und Corino prügeln diese Backstage, doch für den Sandman steht eine größere Überraschung bevor. Denn Rhino kommt zum Ring, fordert direkt ein Match und bekommt dieses auch. Das Manbeast wird neuer (und letzter) Champion der Liga. Er stellt eine offene Herausforderung, die von Rob Van Dam angenommen wird. Dachte man, doch Jerry Lynn kommt in den Ring und es gibt eines DER besten Aufeinandertreffen in der ECW erneut. Hätte man doch die Chance genutzt und RVD direkt nochmal Rhino besiegen lassen, dann hätte man einen würdigen letzten Champion gehabt.


Was die ECW ausmachte

Eddie: Das erste große Highlight bietet niemand geringeres als Tommy Dreamer. Dieser stand in einem I Quit Match gegen CW Anderson. Auch wenn Dreamer selbst nie der beste auf der Matte war, aber in der Nische ECW war er einfach super aufgehoben und er hat es auch verstanden. Richtig gutes I Quit Match mit vielen Foreign Objects, dem dafür durchaus angebrachten Bluteinsatz und einer simplen Story. Denn beide arbeiten auch noch auf Körperteile des Gegners. Dreamer lässt Anderson richtig gut einsetzen, der Towel Boy bekommt seinen Einsatz und im Finish ist das Match richtig spannend. Der "Innovator of Violence" darf beim letzten PPV ebenfalls noch einen Sieg einfahren und die Fans sind hier erneut happy.
Danach gibt es sechs Leute, die mit dazu beigetragen haben, dass die ECW den Erfolg feiern konnte, den sie hatten. Denn die Cruiserweight Division, wenn man sie so nennen kann, gab sich in einem Three Way Elimination Tag Team Match die Ehre. Kid Kash & Super Crazy vs. Little Guido & Tony Mamaluke vs. Mikey Whipwreck & Tajiri. Was gab es nicht alles für grandiose Kämpfe zwischen Crazy, Guido & Tajiri. Alle sechs bieten Nonstop Action in einem sehr chaotischen, aber absolut unterhaltsamen Spotfest. Move after Move after Move, häufig ohne großen Sinn und Verstand, aber den erwartet hier (hoffentlich) auch keiner. Schön, dass alle sechs noch einmal ihr Spotlight bekamen hier. Natürlich auch mit Einbezug von Sal E. Tajiri und Whipwreck können am Ende den Sieg einfahren, als es kurze Zeit sogar zu einem normalen Tag Match wurde. Schönes Ding.
Wie bereits im ersten Abschnitt erwähnt gab es im Main Event RVD vs. Jerry Lynn. Großartige Schlachten gab es zwischen den Beiden in der Vergangenheit und ich bin sehr froh, dass RVD rechtzeitig wieder fit war, um hier noch einmal anzutreten. Die "Whole F'N Show" wird abgefeiert wie kein anderer am heutigen Tag und die Stimmung ist permanent am Kochen!


Der Rest

Eddie: Die Show begann nach einem Intro über fünf Minuten, dass die Geschehnisse der letzten Zeit einfängt. Christian York und Joey Matthews sollten ein normales Match führen um sich präsentieren zu können und sich als "künftige Tag Team Champions zu zeigen". Doch diese Rechnung wurde ohne Da Baldies und ohne Jerry Lynn gemacht, die diese attackierten. Dass Cyrus auch noch den Pin holt war der letzte Tropfen Hohn bei diesem Event. Danach gab es eine Promo von Lynn, in der er sich als die "Whole F'N Show" bezeichnet, wodurch der Main Event noch etwas gepusht wurde.
Danach stand der ECW Tag Team Titel auf dem Spiel, den bekanntlich Danny Doring & Roadkill bei Massacre on 34th Street gewannen. Ihre Gegner heute waren EZ Money & Julio DiNero, zwei Wrestler, die irgendwie nie ihr ganzes Potenzial über längere Zeit abrufen konnten. Gerade EZ Money gefiel mir in der Schlussphase von ECW wirklich sehr gut, doch über einen anständigen Midcarder kam er dennoch nie raus. Das Match hier lief nicht ganz rund, allerdings sind Doring & Roadkill selbst nicht gerade die besten Wrestler. Man bekommt es aber hin, dass das Match schön aufgebaut ist und man einen guten Spannungsbogen geboten bekommt. Es gibt die Titelverteidigung trotz langer Isolation und die Fans sind zufrieden.
Nach dem Match attackieren Money, DiNero & Chris Hamrick die Champions weiter. Es ertönt eine Musik, die drei Leute interessiert das überhaupt nicht – bitte was? Heraus kommt Nova und das nächste Match entsteht. Das war dann eher eines, das man überspringen sollte. Es passiert quasi nichts, und das dauert auch noch 5 Minuten.
Mitten in der Show gab es dann noch einen No Contest zwischen Balls Mahoney & Chilly Willy gegen Simon Diamond & Swinger, nachdem letztere für 5 Minuten absoluten Nonsense quatschten. Selbst beim letzten PPV, der sowieso nur 2 Stunden ging, brauchte es noch so unnötige Filler. Ein großer Dank gilt hierbei Rhino, der das unsägliche Segment beendet hatte.


Fazit

Eddie: Das war es also tatsächlich. Die ECW ist Geschichte. Und hierfür weite ich das Fazit gerne einmal aus. Man bekommt hier alles geboten, was die ECW ausmachte. Hardcore Wrestling, Cruiserweight Action, alle Helden der ECW Geschichte, die auch noch verfügbar waren, einen Main Event, der nicht besser hätte gewählt sein können und – immerhin ist es ECW – viel Fehler, sei es bei Eingriffen, Einspielern und der Logik bei so vielen Dingen, aber das machte eben den Charme aus. Eigentlich hätte es im März noch einen PPV geben sollen, der im Februar allerdings abgesagt wurde. Somit war am 13.01. die letzte Veranstaltung der originalen ECW, Rhino ging als Double Champion, was irgendwie passend war, aber ein letzter Champion im Sandman wäre eigentlich noch viel cooler gewesen. Der Event selbst ist ganz ok, in Teilen richtig gut, in Teilen auch schlecht, so bleibt es alles in allem bei 6 Punkten. Man kann sich, wie wir es bei ITC Classic gemacht hatten, gerne die PPVs einmal in der Reihenfolge ansehen, allerdings verpasst man dadurch auch vieles, was die ECW ausgemacht hatte, denn die richtigen Highlights liefen noch vor der PPV-Ära mit Raven vs. Tommy Dreamer oder auch dem Sandman in der Anfangszeit als Hardcore Icon.

Die PPV-Gesamtwertung