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Inside The Cage Classics #176: SummerSlam 1999 – Die dritte Krönung von Mick Foley

Kolumne

Artikeldaten
Veröffentlicht am:
07.02.2017, 07:30 Uhr
Kategorie:
Serie:
Inside The Cage Classics (Alle Folgen der Serie auf einen Blick)
Verfasser:
Heutzutage die größte Party des Sommers, im Jahr 1999 eine außerkörperliche Erfahrung. So zumindest laut dem Werbeplakat. Als großen Werbegag nutzte man Jesse Ventura, welcher als Gouverneur von Minnesota damals auf der Überholspur war. Eddie und JoMo schauten sich den PPV an und kamen dabei zu folgendem Fazit:



Ein überraschender Titelwechsel + das symbolische Ende eines Aufstiegs

JoMo: Ich möchte voraus schicken, dass ich am Wrestlingjahr 1999 fast ein bisschen verzweifelt bin. Die Storylines waren gut, die TV Shows machten Spaß, doch die PPVs enttäuschten leider mehrmals. Der SummerSlam 1999 bietet dabei eine angenehme Ausnahme. Der Aufstieg von Triple H war in den Wochen vor dem PPV deutlich zu spüren. Er sollte der Wrestler nach The Rock werden, welcher den Sprung in den Main-Event schaffen durfte. Die finale Krönung beim SummerSlam erfolgte jedoch noch nicht. Um Steve Austin keine direkte One-on-One-Niederlage zu geben, baute man auch noch Mankind in das Match ein und sorgte auf diese Weise für die Überraschung des Abends. Am Ende durfte Mankind tatsächlich Steve Austin nach einem Double Arm DDT clean pinnen und wurde dreifacher WWF World Heavyweight Champion. Das Match an sich war sehenswert und der Feel-Good-Moment schön für jeden Wrestlingfan. Triple H wurde durch die Niederlage in eine noch aggressivere Schiene geschrieben. Durch eine brutale Attacke gegen das Knie von Austin wurde HHH als Top-Heel weiter gefestigt und Austin konnte durch anhaltende Verletzungssorgen erst einmal clever aus den Shows geschrieben werden. Zeitgleich wurde der Grundstein für eine der besten Fehde in der Attitude-Ära gelegt. HHH vs. Austin hatte gerade begonnen. Im Co-Main-Event standen sich The Rock und der zuletzt stark gepushte Mr. Ass in einem Kiss My Ass Match gegenüber. Alleine die Stipulation verrät schon, dass der Verlierer tatsächlich als wahrer und gestrafter Verlierer aus dem Match hervorgehen wird. Der Push von Mr. Ass verlief zu dieser Zeit etwas im Sand. Die WWF versuchte alles um ihn over zu bekommen, doch außer dem überragenden Entrance-Theme interessierte die Fans nicht am ehemaligen Billy Gunn. Dementsprechend war der SummerSlam auch das Ende des Singles Push von Mr. Ass. In gerade einmal 10 Minuten wurde er clean von The Rock besiegt und kurz vor der Niederlage mit dem Gesicht in den Hintern einen dicken Frau gerammt. So kann man natürlich zwei Monate Aufbauarbeit auch direkt wieder zerstören. Aber als lockeres Showelement vor dem Main-Event funktionierte diese lockere Popcorn-Unterhaltung ganz gut.

Eddie: Ich beschränke mich aus zeitlichen Gründen für ITC Classic lediglich auf die PPVs, was mir die scheinbar guten TV Shows verwehrt und mit den PPVs alleine lässt. Und ich bin und bleibe dabei, dass mir die Workrate im Ring wichtiger ist als die Geschichten, die sich nebenher abspielen. Zumindest dann, wenn ich nicht wirklich in den Charakter investiert bin. Was ich in 1999 bei der WWF nur selten bin. Außer Austin, The Rock und mit Abstrichen die Hardys sowie Edge & Christian sind keine Wrestler dabei, die ich unbedingt sehen will. Das macht natürlich eine gute Bewertung häufig zunichte, immerhin lebt die WWF von den Stories. Doch wenn ich mir allein den Main Event ansehe, wo kommt denn Mankind nach drei Monaten PPV Pause wieder her? Er hat Chyna in einem #1 Contendership Match besiegt? Really? Für eine Mankind-HHH Fehde würde das passen, doch das bekommt man dann ja auch nicht. Dass man es hier schafft, Austin raus zu schreiben und Triple H noch aggresiver werden zu lassen ist ja schön und gut, doch das hätte man im Match selbst auch geschafft und ihm auf großer Bühne den ersten großen Titel geben können statt am Folgetag bei RAW. Wem hat dieser Titelgewinn von Mankind etwas gebracht?
Diese Stipulation im Co Main Event... Es fällt mir schwer, nicht zu viele schlechte Worte zu finden. Das Match war ganz ok, nur brauchte ich Mr. Ass im Singles Bereich einfach nicht. Der war mir zu langweilig, zu dröge und zu nichtssagend. The Rock dagegen hier mit dem Sieg und dem Ende des Push von Gunn ist der einzig richtige Ausweg aus dem Match und bringt diesem nochmal etwas Momentum zurück für die nächsten Monate.

Show & Taker triumphieren + Test & Shane kämpfen um Stephanie

JoMo: Es war in gewisser Weise auch ein Abend der Titelwechsel. Das ungleiche Duo aus Kane und X-Pac musste ihre WWF World Tag Team Championship gegen das monströse Team bestehend aus dem Undertaker und Big Show verteidigen. Es sollte das letzte PPV-Match des Deadman vor seiner storylinetechnischen Suspendierung bzw. seine tatsächlichen Verletzungsauszeit sein. Die Story rund um das Match war interessant geschrieben, da es darum ging, wie sich der kleine X-Pac unter den Riesen beweisen konnte. Genau das wurde dem Face-Team an diesem Abend jedoch zum Verhängnis. Am Ende konnten sich der Undertaker und The Big Show durchsetzen und wurden neue Champions. Zeitgleich begannen auch erste Spannungen zwischen Kane und X-Pac, was einige Wochen später auch zur Trennung führen sollte. Ich dachte nie, dass ich das sage, aber Test und Shane McMahon zeigten an diesem Abend wahrscheinlich das Match des Abends. In einem Love Her or Leave Her Match ging es um Stephanie McMahon. Shane war strikt gegen die Hochzeit seiner Schwester mit dem Strahlemann-Kanadier und wollte Stephanie mit diesem Match beweisen, welch Weichei Test ist. Was daraus entstand war hervorragend. Es gab erstmals den bekannten Kommentatorenpult-Elbow-Drop von Shane und auch Test workte wohl eines, wenn nicht sogar das, beste Match seiner WWF-Karriere. Test konnte am Ende trotz Eingriff der Mean Street Posse gewinnen und seine Zukunft mit Stephanie sollte vorerst weitergehen. Kurz darauf akzeptierte Shane auch Test als Freund seiner Schwester und alles schien gut, bis doch noch eine überraschende Wendung in den Storylines stattfinden sollte.

Eddie: Dass hier die Fehde zwischen X-Pac und Kane beginnt ist ein absoluter Pluspunkt für das gesamte Match. Dass man hier kein technisch hochwertiges Match zu erwarten hat mit dem relativ unbeweglichen Big Show und Kane sowie einem durch und durch verletzten Undertaker war ja irgendwie klar, dennoch ist das dann einfach auch viel zu Lange, bis man ein Ende findet. Wie man vielleicht bis zu diesem Zeitpunkt bereits merkt, ist die Meinung von mir und JoMo an diesem PPV etwas unterschiedlich.
Ich schreibe es auch, damit es weiter an Bedeutung gewinnt: Test steht im Match des Abends. I repeat, Test bot das Match des Abends. Gut, viel davon lag meiner Meinung nach an der Verrücktheit von Shane McMahon. Die Story ist so simpel wie man es machen kann, dabei aber einfach durchdacht und konsequent. Manchmal reicht es eben, simple Geschichten zu erzählen. Und ja, Test arbeitet hier das beste Match, das ich von ihm kenne. Schöner Street Fight, der mir deutlich besser gefällt als das Hardcore Title Match an diesem Abend.

Was stand sonst noch an?

JoMo: Eine ganze Menge sehenswerte Action ist diesmal meine Antwort. Im Opener zeigten WWF Intercontinental Champion Jeff Jarrett und WWF European Champion D-Lo Brown in einem Title vs. Title Match ein sehenswertes Match. Auch das Ende war kreativ. Mark Henry turnte gegen seinen jahrelangen Freund und ermöglichte Jarrett den Sieg und beiden Titel. Als Dank übergab Jarrett kurz darauf die WWF European Championship an Mark Henry, welcher sich danach natürlich bald mit D-Lo Brown rumschlagen musste. Direkt danach folgte ein Tag Team Turmoil. Neben einigen Füller-Teams überzeugten vor allem Edge & Christian, sowie die Hardy Boys in diesem Match. Am Ende kämpften sich E&C durch mehrere Teams und mussten sich am Ende nur durch die Acolytes geschlagen geben. Dies war allerdings kein Beinbruch, da die Fans mit den Kanadiern mitfieberten und sich von Zeit zu Zeit deutlich hinter die Beiden stellten. Nette Popcorn-Unterhaltung bot das WWF Hardcore Title Match zwischen dem Big Bossman und Al Snow. Letzterer konnte an diesem Abend erneut Hardcore Champion werden. Die Freude hielt aber nur bis zum nächsten Abend. Der Bossman entführte den Hund Pepper von Snow, welchen er später auch "umbringen" und Snow zum Essen geben sollte. Ja, die Storys im Jahr 1999 waren manchmal auch etwas krasser. Über das katastrophale Kennel From Hell Match unterhalten wir uns in der nächsten WWF-Kolumne. Austauschbar bleibt das Match zwischen Ivory und Tori. Mehr als Anschauungsmaterial waren die Damen zu der damaligen Zeit in der WWF nicht. Bleibt noch das Lions Den Weapon Match zwischen Ken Shamrock und Steve Blackman. Dieser konnte ebenfalls gefallen und bildete den finalen Fehdenabschluss zwischen den Beiden. Shamrock verließ den Käfig am Ende als Sieger und war bereit für seine nächste Fehde. Während des PPVs hatte auch Chris Jericho einen kurzen Auftritt, welcher wenige Wochen zuvor mit seinem Debüt begeisterte und die WWF schon bald im Sturm erobern sollte.

Eddie: Und genau hier fällt meine Meinung gravierend anders aus, als die von JoMo. Für mich gibt es auch beim SummerSlam die weiterhin einheitliche Drögheit in den Kämpfen. Während Jarrett gegen D'Lo noch eine richtig gute Matchzeit hat dafür, was man zeigen will, sind viele Kämpfe deutlich zu lang. Das Tag Team Turmoil passt soweit noch, da man erneut fünf Minuten Edge & Christian vs. Hardys bekommt, doch ich hätte die beiden gerne auch noch die Hollys eliminieren sehen, um sie wirklich aufzubauen und nur von den Acolytes aufzuhalten. Klar, die Story darum gibt es dennoch, aber der eine Sieg mehr hätte durchaus was gebracht. Ansonsten solide bis schöne Tag Team Action. Al Snow und Bossman schaffen es hier aber nicht, mich wirklich zu überzeugen. Und da ich Unforgiven noch nie gesehen habe, "freue" ich mich bereits auf das Kennel From Hell Match.. Nicht. Das kann doch nicht gut werden, oder? Die Ladies von damals waren der Grund, wieso ich Frauenwrestling in der WWF lange nicht ernstnehmen konnte. Das Lions Den hätte es für mich auch nicht gebraucht. Ich fand das von Shamrock gegen Owen gefühlt besser. Hier wäre ich wieder bei meiner Einleitung. Wenn ich im Charakter drin bin (Owen), dann ist das automatisch besser. Shamrock vs. Blackman juckt mich einfach nicht wirklich.

Fazit

JoMo: Für mich ein richtig guter PPV. Ich muss sagen: Endlich! Die WWF hat uns 1999 ganz schön auf gute Großveranstaltungen warten lassen. Bis auf das Damen-Match gab es keinen Totalausfall. Dazu war nahezu jedes Title Match solide bis sehenswert. Mit Mankind hatte man einen Überraschungsmoment in petto und die Fans waren glücklich. Genau wie ich und deswegen vergebe ich hochzufriedene 8 Punkte.

Eddie: Man kann durchaus herauslesen, dass es hier einen größeren Punkteunterschied geben wird. Denn mir gefallen nur zwei Kämpfe wirklich. Der Rest ist für mich auch beim SummerSlam nur Füllmaterial und so vergebe ich hier auch nicht mehr als 5 Punkte und bin am Überlegen, ob das eventuell sogar der größte Unterschied bisher ist bei uns beiden.

Die PPV-Gesamtwertung