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Inside The Cage Classics #161: WCW Superbrawl IX - Die New World Order oben auf

Kolumne

Artikeldaten
Veröffentlicht am:
25.10.2016, 19:35 Uhr
Kategorie:
Serie:
Inside The Cage Classics (Alle Folgen der Serie auf einen Blick)
Verfasser:
Inside The Cage Classics #161: WCW Superbrawl IX - Die New World Order oben auf

Seit Wochen ist der Nature Boy vor der Kamera der WCW-Präsident und ebenso lange ist Kevin Nash hinter den Kulissen der Booker der WCW. Das alles passte nicht wirklich zusammen. Dazu kam das große Ego von Hogan, grauenhafte Nitros und ein Lockerroom, der langsam aber sicher die Lust verlor. Wie das alles in einem PPV zusammenpasst haben sich Aquifel und der WCWler für euch angesehen.



Der Klassiker

Aquifel: Ric Flair gegen Hollywood Hogan war damals ja bei Leibe ein "Klassiker". Zwei der größten Namen im Business, zwei Ikonen der 80er... natürlich zog das Zuschauer und Interesse. Aber es zeigt auch gleich ein elementares Problem: Zwei Ikonen der 80er... im Jahre 1999. Es gab in der WCW tonnenweise junge Stars aber in der Verzweiflung im immer schlechter verlaufenden Monday Night War setzte die WCW mal wieder auf die alten Herren, anstatt neue Stars aufzubauen.
So unnötig beide als Protagonisten in einem World Title Fight zu diesem Zeitpunkt erscheinen mögen: Immerhin war das Match soweit ganz in Ordnung. Flair war immer ein Fuchs im Ring und Hogan, mangelnde Wrestling-Skills hin oder her, war immer ein Name, der Matches bedeutender erscheinen ließ. Hier ging die Rechnung durchaus auf. Dazu noch etwas Blut und schon hat man durchaus einen der besseren WCW Main Events. Aber übertreiben wir nicht: Für mehr reicht es allein aufgrund des Endes nicht. Denn natürlich gab es wieder Interference und einen Twist mit David Flair, der seinen Vater den Sieg kostet. So versöhnlich das Match insgesamt doch war, so ärgerlich ist dieses Ende. Es war einfach unmöglich, dass die nWo mal richtig verliert, in den Hintergrund tritt oder gar mal clean gewinnt.

WCWler: Der Main Event war durchaus einer der besseren in den letzten Monaten. Man merkte gleich, dass Hogan einfach jemanden braucht, der fähig im Ring ist und ihn mitziehen kann. Und so jemand ist der Nature Boy natürlich immer gewesen. Das Match kam zustande, weil Flair fast in seiner ersten Amtshandlung im Januar ankündigte, dass Hogan beim SuperBrawl den Titel verteidigen muss und zwar gegen ihn selbst. In der Zeit seit der Ankündigung wurde David Flair beim letzten PPV richtig verprügelt und Flair und die anderen Horseman waren immer wieder ein Ziel der nWo gewesen. All das gipfelte darin, dass sie Flair beim Nitro vorm PPV auf einem Feld verprügelten und dort liegen ließen.
Das Match an sich bestand die meiste Zeit aus Hoganmoves, die Flair wie immer toll sellte. Sei es der Flug vom Top Rope, der Fall aufs Gesicht oder auch das Bluten, was zu einer roten Haarpracht führte. Hogan setzte seinen Gürtel ein sowie einen Stuhl, doch Flair kam immer wieder zurück und beide lieferten sich eine wilde Prügelei. Hogan musste Low Blows einstecken und Charles Robinson hatte spätestens da eingesehen, dass er die beiden einfach machen lassen sollte. Auch Hogan sollte noch bluten. Dann kam plötzlich eine blonde Frau zum Ring, stellte sich auf den Apron und verpasste Flair 3 Ohrfeigen, ging wieder runter und blieb ringside. Flair ließ sich aber nicht beirren und zeigte einen Vertical Suplex, wonach er Hogan pinnen konnte. Der kickte aber aus und Flair landete auf Robinson. Dieser bekam von Hogan noch einen Elbow Drop, bevor Flair den Big Boot, einen Scoop Slam und den Legdrop bekam. Diesen verpasste der World Champion allerdings und während der maskierte Mann zum Ring kam, war Hogan im Figure Four Leglock gefangen. Flair bekam einen Stromschlag mit einem Teaser, wurde gepinnt und mit der Hilfe von David Flair verteidigte Hollywood Hogan den World Title. Der Sohn des Nature Boys hinterging seinen Vater, weil er dadurch eine Frau bekam. Wie ironisch...

Titelgeschehen:

Aquifel: Titel standen, neben dem World Title, auch einige auf dem Spiel. Kidman durfte so seinen Cruiserweight Title gegen Chavo Guerrerro Jr. verteidigen. Das Match war kurz und insgesamt doch verhältnismäßig unspektakulär, aber wrestlerisch auch keineswegs schlecht. In Anbetracht der bedeuterenden Matches des Abends kein Drama und so vollkommen in Ordnung.
Etwas obskur wirkte hingegen das Geschehen um die Tag Titles. Im Turnier gab es letzten Endes zwei Teams, die sich durchsetzen konnten: Im "Loser Bracket" Dean Malenko und Chris Benoit, im Winner Bracket Barry Windham und Curt Hennig. Der Twist: Malenko und Benoit mussten zwei Matches gewinnen, um die Titel zu bekommen, Hennig und Windham nur eines. Ein gutes, klassisches Tag Team Match war die Folge, dass erstere gewinnen konnten. Danach wurde es leider typisch WCW: Kaum stand es 1:0, gab es binnen 20 Sekunden den Fall für Hennig und Windham. An sich starkes Tag Match, da letzten Endes aber einen etwas faden Beigeschmack hat und im zweiten Fall mehr Drama hätte aufbauen können und müssen. Unabhängig davon wie bescheuert die Stipulation wirkte.
Scott Steiner als TV Champion hatte im Vorfeld so einige Probleme mit Diamond Dallas Page, die WCWler besser rekapitulieren kann als ich. Das Match war auf jeden Fall gar nicht mal schlecht. Für damalige Verhältnisse überraschend clean, schenkten sich beide nichts und kämpften durchaus verbissen. Steiner wurde durch den Sieg weiter legitimiert, DDP verlor nicht wirklich was. Ordentlich gemacht.
Um den US Title traten Champ Roddy Piper, den, bei aller Liebe, keiner als Champ damals gebrauchen konnte, und Herausforderer Scott Hall an. Das Ergebnis: Ein kurzes und wirklich unansehnliches Match mit viel nWo typischem Booking. Brauchte so kein Mensch und ödete bestenfalls an.


WCWler: Das Cruiserweight Title Match war etwas anders als sonst. Zwar standen sich mit Kidman und Chavo hier auch zwei klasse Wrestler gegenüber, aber es wurde hier mehr Augenmerk auf Schläge und andere Moves am Boden gelegt. War durchaus mal Abwechslung. Chavo domonierte die meiste Zeit und wirkte sowieso etwas ernsthafter nach dem Ende der Fehde mit Norman Smiley. Trotzdem musste er nach einer Shooting Star Press die Niederlage einstecken. Etwas unverdient.
Ric Flair wollte nach dem Desaster um die Tag Team Titel rund um Rick Steiner im Vorjahr das Tag Team Wrestling wieder groß machen und startete ein Turnier. Dieses wurde von der nWo aber massiv zerstört, so dass mit Teilnahme der nWo noch mal gestartet wurden und das bisherige Turnier zeitgleich weiterlief. So hatte man ein Double Elimination Turnier, wo sich die ehemaligen nWo-Mitglieder btw. ehemaligen Horseman mit zwei derzeitigen Horseman im Finale trafen. Das erste Match war ein nahezu perfektes Old School Tag Team Match ohne Eingriffe oder sonstigen Fremdkörpern. Benoit wurde lange bearbeitet, konnte aber auch austeilen. Besonders mit Hennig schenkte er sich nicht. Windham musste seinen Partner mehrmals retten. Am Ende musste er selbst aber im Texas Cloverleaf von Malenko austappen. Nun sollte es eine Pause geben, aber die Horseman attackierten beide weiter. Als der Ringrichter mit Benoit und Hennig abgelenkt war, setzte Malenko seinen Submissionmove erneut an. Doch Windham würgte ihn mit seinem Gürtel fast zur Bewusstlosigkeit und konnte ihn so pinnen. Eine Schande nach dem wirklich guten ersten Match.
Scott Steiner hatte in den Vorwochen Pages Frau Kimberley gestalkt und sie auch verletzt. So entstand dieses Match, was dann auch um den TV Title ging. Doch dieser war für Page eher unwichtig und er stürmte wütend auf Steiner. Dieser zeigte sogar einen Frankensteiner mit Page. Nach einem fast fairen Kampf musste Page allerdings fünf Mal in die entblößte Ringecke, traf dort auf den unnachgiebigen Stahl und wurde dadurch nahezu ausgeknockt. Im Steiner Recliner wurde er dann völlig bewusstlos und nach der Armprobe brach der Ringrichter das Match ab. Nach dieser Fehde in den letzten Wochen, war Steiner für mich aber der falsche Sieger. Beide zeigten aber ein ordentliches Match.
Ich gebe zu, mir hat das US Title Match besser gefallen. Wir haben hier schon schlechtere Pipermatches besprochen. Liegt vielleicht auch am Gegner? Denn Hall hat sich hier durchaus angestrengt und workte schon sein zweites Match. Piper hatte hier aber fast keine Chance und nach dem Match gab es noch einiges Hin und Her um den Titel, den Piper nicht abgeben wollte. Und warum das ganze? Bret Hart sollte mit dem US Title für eine Fehde gegen Hogan aufgebaut werden, die Kevin Nash als Booker allerdings schnell absagte. Hart wollte daraufhin angeblich nicht gegen Hall verlieren und man grub Piper als Zwischenchampion aus. Ob das dem Titel alles so hilft?

Der Rest

Aquifel: Im Opener gab es Booker T gegen Disco Inferno. Abgesehen von Discos Gehabe am Anfang ging es für einen Opener durchaus passabel und unterhaltsam zur Sache. Kein Vergleich zu den Cruiserweight Openern, aber so durchaus brauchbar.
Chris Jericho, in Begleitung von Ralphus, traf auf Saturn. Nach etwas Getaunte seitens Jerichos ging es los. Auch dieses Match war bei Leibe kein Klassiker, aber insgesamt ebenfalls recht solide. Leider mal wieder mit etwas stupidem Finish. Sinnigkeit war aber selten die Stärke der WCW.
Etwas bedeutsamer war das Mask vs. Hair Match zwischen Konnan & Rey Mysterio Jr. und den Outsiders Scott Hall und Kevin Nash. Die Chemie war überraschend gut, ebenso das Match an sich. Über den Ausgang und wieso das so ausgehen musste... da Hülle ich lieber den mantel des Schweigens, denn das war typisch, vorhersehbar und stank gewaltig. Die WCW spuckte so letzten Endes auf die Lucha Tradition.
Vor dem Main Event gab es dann noch Goldberg gegen Bam Bam Bigelow. Es war kein Klassiker, der Aufbau versprach mal wieder mehr, als letzten Endes geliefert wurde, aber mit Bigelow hatte Goldberg durchaus eines seiner ansehnlichsten WCW Matches.

WCWler: Der Opener war durchaus gut und überraschte mich. Abseits aller Fehden trafen hier zwei ehemalige TV-Champions aufeinander und am Ende gewann Booker T mit dem Harlem Hangover gegen das neueste Mitglied der nWo. Warum Disco das war, weiß wahrscheinlich niemand.
Jericho gegen Saturn kämpften weiter um das Kleid. Dieses musste Saturn nach der letzten PPV Niederlage tragen und schien es mittlerweile auch zu mögen. Ringrichter war hier Scott Dickinson, der Jericho bei Souled Out zum Sieg verhalf, dann suspendiert wurde und nun sein Comeback gab. Hier leitete er das Match recht fair. Saturn zerstörte während des Matches das Kleid von Ralphus, Jerichos Begleiter, zeigte einen Frog Splash gegen Jericho und konnte die Rings of Saturn ansetzen. Da kam der Kanadier allerdings raus. Saturn verpasste dann einen Lionsault, den Jericho seinerseits aber zeigen konnte. Zum Sieg reichte das aber nicht. Saturn zeigte dann den Death Valley Driver gegen Jericho, pinnte ihn aber nicht, sondern verpasste dem Ringrichter denselben Move. Dann ging er aus dem Ring und Jericho gewann überraschend nicht durch DQ, sondern durch Count-Out. Gutes Match mit einem absurden Finish.
Genauso absurd war das Hair vs. Mask Match. Wie Aquifel schon schrieb, spuckte die WCW so auf die Tradition und verpasste der Moral im Kader noch einen weiteren Tiefschlag. Mysterio, der ohne Maske sehr jung aussah, kämpfte wie ein Stier, verlor aber am Ende gegen die Übermacht der Outsider. Konnan, von Luger ausgeschaltet, war kein großer Faktor. Das Match war ordentlich, aber was sich daraus ergab, war fürchterlich.
Goldberg wurde von der WCW nach dem Ende der Streak nahezu völlig links liegen gelassen und er durfte sich in der Midcard aufhalten, wenn er überhaupt da war. Hier gegen Bigelow zeigte er ein ordentliches Match, holte den Sieg und beendete damit die Fehde, die seit dem letzten Herbst vor sich hin köchelte. Nebenbei wurde übrigens erwähnt, dass Goldberg bei Jay Leno in der Show jemanden herausgefordert hat. Dieser Jemand war niemand geringeres als Steve Austin, aber daraus wurde bekanntlich nichts.

Fazit

Aquifel: Joa, der PPV war gar nicht schlecht. Totalausfälle sucht man vergebens, wenn auch das US Title Match etwas lahm war, und selbst wenn Klassiker fehlen, die Matchqualität war insgesamt solide. Leider gab es wieder einiges an blödem Booking, aber weniger als bei anderen PPVs. 6 Punkte.

WCWler: Das war ein guter durchschnittlicher PPV. Abseits der Bookingfehler, so holte die WCW keinen Stich gegen die nWo oder das schnelle Finish im zweiten Tag Team Title Match oder die Demaskierung, war kein richtig schlechtes Match dabei. Ich gebe auch 6 Punkte.

Die PPV-Gesamtwertung