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Zum Ende des Jahres 2009 endete die fast ein Jahrzehnt lange Verbindung zwischen der ECW-Legende Tommy Dreamer und der WWE. Eine Personalie, die fast zeitgleich einherging mit dem Ende der WWE-Version der ECW – zumal Dreamer der Letzte war, der noch irgendetwas mit der ECW in ihrer ursprünglichen Form zu tun hatte. Wer jedoch dachte, dass Dreamers WWE-Aus sein Ende auf der großen Bühne sein würde, der täuschte sich. Dreamer tauchte ein halbes Jahr später bei TNA Wrestling auf – und er kam dort nicht alleine. Er hatte den Geist seiner alten ideellen Heimat mitgebracht.
Bei Slammiversary trat Dreamer erstmals in der Impact Zone in Erscheinung: Er zeigte sich bei einem Match seiner alten ECW-Kollegen Team 3D im Publikum – welches ihn mit „ECW“-Rufen freudig begrüßte. Im Lauf der kommenden Wochen war Dreamer immer wieder zu sehen – und mehr und mehr Kameraden aus alten Zeiten gesellten sich zu ihm: Erst Raven und Stevie Richards, später auch Rhino. Was der Zweck ihrer Anwesenheit war, wollten die Interviewer von TNA natürlich irgendwann von Dreamer und Co. wissen – Dreamer aber verweigerte die Auskunft.
Bei einer Impact-Ausgabe im Juli nahm die Angelegenheit schließlich Fahrt auf: Zunächst überraschte die Entourage der Ex-ECWler mit einem neuen Mitglied: dem nach längerer Abwesenheit zurückkehrenden Mick Foley. Der führte die Hardcore-Veteranen zu einer Attacke auf Abyss, der gerade auf den einstigen ECW-Vorkämpfer Rob Van Dam losgehen wollte. Aus dieser Attacke entspann sich eine riesige Massenschlägerei, in die sich praktisch der gesamte Locker Room von TNA einmischte. Einige prügelten sich mit den „Invasoren“, manche stellten sich auf ihre Seite – darunter die Road Agents Al Snow und Simon Diamond, selbst ECW-Originale. Erst TNA-Besitzerin Dixie Carter konnte das Chaos stoppen, als sie erklärte, dass es keinen Grund gebe, gegen die ECWler zu kämpfen: Sie hätte sie eingeladen.
Eine üble Attacke
Der Anlass der Einladung sollte sich in der Woche darauf herausstellen: Dreamer wollte bei TNA eine Art weiteren „One Night Stand“ veranstalten, um die alte ECW zu würdigen. Carter willigte mit dem Segen von Geschäftspartner Hulk Hogan ein – und aus dem nächsten Pay Per View Hard Justice wurde Hardcore Justice, ein Nostalgie-Event, bei dem die alten ECW-Haudegen die Bühne für sich hatten. Zu den Höhepunkten gehörte ein finaler Showdown zwischen Dreamer und Raven, der vor dem Pay Per View noch gegen seinen alten Erzfeind turnte und ein Match zwischen TNA World Champion Van Dam und dem ständigen Weggefährten Sabu.
Beim nächsten Impact – einer Sonderausgabe mit dem Titel „The Whole F’n Show“ – geheadlinet von einer Titelverteidigung Van Dams gegen Abyss – bat Hogan die ECW-Originale – die sich aus Copyright-Gründen EV 2.0 nannten, zum Ring, um sie zu würdigen. Auf einmal ging dann das Licht aus – was bei der ECW stets das Zeichen für ein großes Ereignis war, meistens die Ankunft des Sandman. Doch zum Entsetzen von EV 2.0 stand nicht er im Ring, als die Lichter wieder angingen – sondern Ric Flair Fourtune-Gruppierung plus Matt Morgan und Douglas Williams. Die hatte in der Dunkelheit Foley k.o. geschlagen und ging dann auch erbarmunglos auf den Rest von EV 2.0 los. Abyss prügelte sich derweil mit Van Dam in den Backstage-Bereich, wo das Monster den Champion mit der Nagelwaffe Janice niederschlug – was ihm eine längere Pause und den Verlust des World Titles einbrachte. Im Ring wurde zugleich fast jeder EV-2.0-Mann von Fourtune blutig geprügelt. Flair quittierte das mit einem zufriedenen Grinsen.
Beim nächsten Impact präsentierte Flair Morgan und Williams als neue Mitglieder von Fourtune und begründete die Attacke auf EV 2.0: Die seien nämlich ein Haufen lachhafter Zirkusnummern, die mit ihrem Hardcore-Stil nichts mit dem Wrestling zu tun hätten, das er groß gemacht hätte. In ein ähnliches Horn blies sein Top-Schützling AJ Styles, der erklärte, dass EV 2.0 einen Abgang im Hardcore-Stil gewollt und ihn bekommen hätten. Er nahm es der Gruppierung übel, dass sie das Scheinwerferlicht in dem Haus beanspruchten, das er gebaut hätte: TNA Wrestling. Zum Entsetzen von Fourtune kam dann aber die Besitzerin des Hauses mit EV 2.0 zum Ring: Dixie Carter erklärte, dass sie allen Mitgliedern von EV 2.0 Verträge gegeben hätte, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich an Fourtune zu rächen. Nach ihr ergriffen auch Dreamer und Foley das Wort, der erklärte, es zu bereuen, Flair TNA Wrestling als Arbeitsplatz empfohlen zu haben – während Dreamer Styles zu einem Match herausforderte. Dieser erste Versuch, sich an Fourtune zu rächen, schlug aber fehl: Nach einem Eingriff von Abyss, der Dreamer attackierte, staubte Styles den Sieg ab. Im Anschluss gab es eine große Prügelei zwischen Fourtune und EV 2.0.
Ähnliche Szenen gab es in der Woche darauf – und einen ersten Rückschlag für EV 2.0. Die Fourtune-Mitglieder Beer Money Inc. besiegten die zu EV 2.0 gehörigen Full Blooded Italians Guido Maritato und Tony Luke. Nach dem DWI bekam Maritato von James Storm die Bierflasche übergezogen und Luke den Superkick – beide wurden darauf nicht mehr gesehen.
Dreamer scheint gebrochen
In der Woche darauf sollte es zu einer ersten großen Ringschlacht zwischen EV 2.0 und Fourtune kommen: Styles, Kazarian und Beer Money in einem Elimination Match gegen Dreamer, Rhino, Sabu und Foley. Letzterer wurde aber vorher bei einer Backstage-Attacke Fourtunes am Knöchel verletzt. Seinen Platz nahm Williams’ X-Division-Rivale Brian Kendrick ein, der sich EV 2.0 als Bewunderer der ECW andiente – und von der Gruppe in ihre Reihen aufgenommen wurde. Fourtune gewann das Match dennoch, als Styles am Schluss Dreamer mit dem Pele Kick pinnte und als einziger „Überlebender“ übrig blieb.
Bei No Surrender trafen sich Gruppierungs-Mitglieder dann in zwei Einzelmatches: Williams verteidigte zunächst den X-Division Title erfolgreich gegen Sabu, nachdem er ihn mit dem Gürtel ausknockte. Anschließend besiegte Styles Dreamer in einem ultra-brutalen I Quit Match: Der Innovator of Violence hisste die weiße Flagge, als Styles ihn mit einer Gabel ins Auge stach.
Ein nachdenklicher Dreamer kam beim nächsten Impact zum Ring und meinte, dass er es nicht weiter verantworten könnte, dass seine Freunde verletzt würde – er suchte Frieden mit der Fourtune-Gruppierung, die er in bewegenden Worten einzeln als Zukunft von TNA Wrestling würdigte und an gemeinsame Episoden aus der Vergangenheit erinnerte – etwa ein Tryout Match Roodes bei der WWE, bei dem er sein Gegner war oder Kazarians WWE-Intermezzo, das er ihm als Talentchef vermittelt hatte. Vor allem würdigte er Styles als besten Performer im zeitgenössischen Wrestling und Flair als einen Mann, der Hardcore-Wrestling zwar nicht zu schätzen wisse, dabei aber selbst mehr „hardcore“ als alles andere wäre. Speziell Styles schien gerührt und schüttelte Dreamer die Hand – um ihn dann doch gemeinsam mit dem Rest der Gruppierung zu attackieren. Er bräuchte niemandem, der ihm sage, wie toll er wäre – das wisse er selbst. Kendrick kam Dreamer zu Hilfe, wurde aber auch abgefertigt. Als Fourtune gegangen war, stand Kendrick jedoch wieder auf und sprach eine offene Herausforderung gegen die Fourtune-Mitglieder aus. Morgan nahm sie an und trat noch im Anzug gegen Kendrick an – der ihn völlig überraschend besiegen konnte.
Revanche im Käfig
Dreamer hatte in der Woche darauf wieder den Rest der alten Kumpanen an seiner Seite – und neue Kampfeslust gewonnen. Er berichtete, dass Carter ihnen ein Lethal Lockdown Match bei Bound For Glory gegen Fourtune gewährt hätte. Aus diesem Grund gab es darauf auch ein Ladder Match zwischen Styles und Sabu. Das Team des Gewinners sollte den Vorteil bekommen, jeweils den ersten Nachrücker bei dem Match zu stellen. Mit Hilfe von Beer Money, die Sabu die Bierflasche überzogen, gewann Styles diesen Vorteil für Fourtune.
EV 2.0 schaffte in der Woche darauf etwas Revanche, als Dreamer und Rhino Beer Money in einem Lumberjack besiegten – nach dem es den standesgemäßen Massenbrawl gab. Anschließend ergriff Foley das Wort und sprach über seine alte Rivalität mit Flair, die er in der folgenden Woche endgültig klären wollte: in einem Last Man Standing Match. Flair nahm an und erklärte gar, dass er öffentlich Foleys Hintern küssen würde, sollte er verlieren. Das passierte Flair zu seinem Leidwesen tatsächlich, als er in dem Match in einen Haufen Reißzwecken fiel und nicht wieder aufstand. Flair löste sein Versprechen wie zu erwarten nicht ein, sondern hetzte Fourtune auf Foley – bis EV 2.0 der Hardcore-Legende zu Hilfe kam.
Zum Showdown bei Bound For Glory traten Dreamer, Richards, Raven, Rhino und Sabu für EV 2.0 an – und es gab in dem Käfig den erwartet ereignisreichen Hardcore-Fight. Foley, der EV 2.0 begleitete, ging noch vor dem Startgong auf Flair los und schlug ihn blutig. Als alle Teilnehmer im Ring waren, gingen Flair und Foley außerhalb wieder aufeinander los. Die eigentlichen Matchteilnehmer zog es derweil teilweise auf das Dach des Käfigs, wo auch Kendrick mitmischte. Im Ring waren schließlich Styles und Dreamer allein, welcher seinen Gegner mit einem Spiccoli Driver auf einen Stuhl ausknocken und pinnen konnte.
Der Niedergang von EV 2.0
EV 2.0 hatte diese Schlacht gewonnen, aber es waren Fourtune, die beim nächsten Impact wieder im Mittelpunkt standen, als sie sich mit den zu Heels geturnten Hogan, Eric Bischoff, Jeff Jarrett, Jeff Hardy sowie Abyss zur noch mächtigeren Gruppierung Immortal zusammenschlossen. Und das neue Machtzentrum schickte sich an, EV 2.0 endgültig aus TNA Wrestling zu vertreiben. Einen cleveren Schritt in diese Richtung unternahm Bischoff nach Bound For Glory, als er erklärte, dass ein Mitglied von EV 2.0 ein Verräter wäre und sich Immortal anschließen wollte.
Das wurmte besonders Van Dam, der mittlerweile zurückgekehrt und sich seinen alten Kameraden angeschlossen hatte. Er versuchte den Verräter ausfindig zu machen und sein Misstrauen, das sich erst gegen Raven richtete, später gegen Sabu – der ihn bei einem Tag Match versehntlich mit einem Stuhl traf, zersetzte EV 2.0 von innen. Der Ärger führte soweit, dass Dreamer Van Dam zu einem Match bei Turning Point forderte, um ihn zur Besinnung zu bringen. Zugleich gab es noch ein Ten Man Tag Team Match EV 2.0 gegen Fourtune, bei dem alle Mitglieder von EV 2.0 ihre Karrieren aufs Spiel setzten. Derjenige, der gepinnt würde, müsste gehen. Es traf Sabu, der TNA verlassen musste – und sich von Flair noch böse Worte über seinen Onkel, den Sheik, anhören musste.
Beim nächsten Impact entlarvte Rhino sich als der Verräter, als er RVD bei einem Match gegen Kazarian den Gore verpasste und so seine Niederlage verursachte. Die Auflösungserscheinungen bei EV 2.0 und hörten damit nicht auf. Raven wurde nach einer Niederlage gegen Hardy ebenfalls gezwungen, TNA zu verlassen. Rhino bestritt noch eine kleine Fehde gegen Van Dam und Dreamer und war dann auch verschwunden. Still und leise war dann auch bald Richards weg – und EV 2.0 Geschichte.