Wer sich an dominante Bösewichte der WWE-Historie erinnert, der denkt oft an einen Mann: Yokozuna. Das schwergewichtige Mitglied der samoanischen Wrestling-Familie - von der damaligen WWF als Repräsentant Japans verkauft - wurde von der Liga mit einem Heel-Push ausgestattet, wie es ihn in den Jahren zuvor und danach selten gegeben hatte. Yoko stieg im Jahr 1993 zum WWF World Champion auf und räumte dabei so illustre Namen wie Hulk Hogan, Bret Hart, Randy Savage und Lex Luger - auf mehr oder weniger faire Weise - aus dem Weg.
Kein Wunder, dass seinen Manager James E. Cornette - der sich diesen Job mit Mr. Fuji teilte - da irgendwann die Hybris befiel. Er erklärte zum Ende des Jahres, dass kein Mensch den mächtigen Yokozuna würde entthronen können. Da müsste schon ein Außerirdischer aus einem Raumschiff entsteigen. So etwas hatte die WWF nicht zu bieten - aber zum Entsetzen Cornettes wurde seine Herausforderung beantwortet von dem Wrestler, der einem Außerirdischen am nächsten war: dem Undertaker.
Der Deadman hatte es schon bei den Survivor Series mit Yokozuna zu tun: Er wurde von Luger als Ersatzmann für des Elimination Match seiner All Americans gegen Yokozunas Foreign Fanatics angeheuert - und schaltete im Verlauf des Matches den Champion aus - zugleich allerdings auch sich selbst: Die beiden wurden bei einer Prügelei außerhalb des Rings ausgezählt.
Angst vor dem SargFür das nächste Großereignis, den Royal Rumble 1994, wurde der Taker dann als Herausforderer für Yokozuna benannt. Und nicht nur das: Der Kampf der beiden sollte auch in der Spezialdisziplin des Takers ausgetragen - einem Sargmatch. Der sonst so unerschrockene Yokozuna bekam im Vorfeld des Matches sichtlich Bammel bei dieser Konstellation - speziell die Erwähnung des Wortes „Sarg“ verschreckte den Champion. Und der Taker und dessen Manager schürten die Angst, indem sie sich Woche für Woche aus einer Sargtischlerei meldeten, von wo aus sie das Publikum darüber informierten, wie die Arbeiten an dem für Yokozuna maßgeschneiderten Sarg vorangingen.
Bei einer RAW-Ausgabe kurz vor dem Rumble führte Bearer Yokozuna das fertige Exemplar vor - worauf der Champion zu dem Sarg ging, um ihn zu zerstören. Womit er nicht rechnete: Der Taker entstieg dem Sarg und jagte Yoko damit heftige Schauer über den Rücken.
Es sah für den Rumble schlecht aus für Yokozuna, doch sein Lager hatte einen Plan ausgearbeitet: Fuji und Cornette stahlen während des Matches Paul Bearer die mysteriöse Urne, aus der der Taker seine scheinbar übernatürlichen Kräfte bezog. Bearer allerdings eroberte das Objekt zurück und schlug Fuji und Cornette damit nieder. Der Weg für den Sieg des Takers schien frei zu sein, ehe sich zeigte, dass es noch einen Plan B seiner Leute gab. Die hatten nämlich nahezu alle Heels der Liga rekrutiert, um Yokozuna zu helfen.
Entschwebt und verschollenDie Fuji-Schützlinge Crush, Tenryu und Great Kabuki, Bam Bam Bigelow, Diesel, Adam Bomb, Jeff Jarrett und die Head Shrinkers: Sie alle gingen auf den Taker los, der gegen diese Übermacht bei all seiner Stärke keine Chance hatte. Der sinistre Verbund ermögliche Yokozuna, die Urne noch einmal zu erobern und den Taker damit niederzuschlagen. Nach weiteren Attacke der Heels war der Deadman schließlich reif in den Sarg verfrachtet zu werden. Yokozuna schloss den Deckel, sein Titel war damit verteidigt.
Als seine Mitstreiter dann den Sarg wegrollten, stieg plötzlich Rauch aus dem Sarg auf und der Gong des Takers ertönte. Der war dann auf dem Großbildschirm zu sehen - von seinem Platz im Sarg aus - und meinte, dass er nie in Frieden ruhen würde. Sein Bild verschwand dann mit einer Explosion und der Taker schwebte dann vor den verdutzten Fans und Wrestlern gen Himmel. Der Taker wurde danach monatelang nicht mehr gesehen. Es schien gar, als würde er nie wieder kommen.
Im Sommer allerdings kehrte der Taker im Zuge einer wilden Storyline um einen von Ted DiBiase rekrutierten
Doppelgänger des Takers zurück. Und nachdem er dieses Double beim Summer Slam besiegte und aus der Welt schaffte, war die Rache an Yokozuna - der seinen Titel mittlerweile an Bret Hart verloren hatte - das logische nächste Ziel des Deadman.
Chuck Norris sorgt für OrdnungWährend eines Yokozuna-Matches bei Superstars machte Bearer Yoko klar, dass er nun im Visier des Takers wäre, indem er einen Sarg zu ihm an den Ring rollte - worauf Yokozuna schockiert die Flucht ergriff. Kurz darauf wurde verkündet, dass es bei den Survivor Series ein weiteres Sargmatch zwischen dem Taker und Yokozuna geben würde - und dass die WWF diesmal Vorkehrungen getroffen hatte, dass so etwas wie beim Rumble nicht noch einmal passieren würde. Sie setzte einen Guest Enforcer ein, der am Ring für Ordnung sorgen sollte.
Wer allerdings war stark genug, eine ganze Gang von Bösewichten in Schach zu halten? Welcher einzelne Mann würde im Zweifel fünf, zehn, zwanzig Mann niederstrecken können? Die WWF wusste schon zehn Jahre vor dem Rest der Welt, dass es nur einen Mann für eine so unlösbare Aufgabe geben konnte. Den Mann, bei dem auch der Tod es nicht wagen würde, ihm unangenehme Nachrichten zu überbringen. Den Mann, der zweimal bis unendlich gezählt hat und bei Praktiker zwanzig Prozent auch auf Tiernahrung bekommt: Chuck Norris.
Schlechte Nachrichten für Yokozuna, der auch seine Sargphobie noch nicht abgelegt hatte, wie im Vorfeld der Show wieder mehrfach zu bemerken war. Und bei den Series war er dann tatsächlich so gut wie auf sich allein gestellt. Bigelow, Jarrett und King Kong Bundy versuchten zwar einzugreifen, aber Norris verscheuchte das Trio mit einem stilechten Roundhouse Kick gegen Jarrett. Es gelang dann aber Irwin R. Schyster, sich zum Ring zu schleichen und zu Ungunsten des Takers einzugreifen. Es nützte aber letztlich nichts: Der Taker streckte Yoko mit einem Big Boot so heftig nieder, dass er danach in den Sarg gerollt werden konnte. Die Vergeltung des Takers war gelungen.