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Wenn die Rede von Gimmicks ist, die als Gift gegen potenzielle Karrieren gewirkt haben, dann steht überall eines ganz oben auf der Liste: der Red Rooster, das zweitberüchtigtste Geflügel-Gimmick hinter dem Gobbledy Gooker. Aufgebürdet wurde es Terry Taylor, nachdem der Ende der Achtziger bei der WWF unterschrieb. Taylor war ein technisch versierter Wrestler, der in den regionalen Promotions im Süden auch recht erfolgreich war. Er erinnerte viele - nicht zuletzt wegen des ähnlichen Ringoutfits - an eine etwas jüngere Ausgabe von Ric Flair. Und auch wenn es sicher übertrieben ist zu behaupten, dass er ohne das Rooster-Gimmick noch eine ähnliche Karriere hingelegt hätte: Ein Wendepunkt nach unten war der Charakter definitiv - wobei seine Entstehungsgeschichte einigermaßen aufwändig war.
Terry Taylor debütierte im Sommer 1988 unter seinem richtigen Namen in der WWF. Er trat an der Seite von Publikumsliebling Sam Houston gegen die Conquistadores an - und verlor. Für die Niederlage machte er seinen Partner verantwortlich, wandte sich umgehend gegen ihn und wurde so direkt zum Heel. Er versuchte darauf, seine Karriere in Gang zu bringen, indem er sich die Dienste des erfolgreichsten Managers der Liga wandte: Bobby Heenan. Das Wiesel nahm den Neuling in seine Heenan Family auf und machte ihn zum Mittelpunkt eines ehrgeizigen Projekts: Er erklärte, dass er anhand seines neuen Schützlings beweisen würde, dass man aus einem unerfahrenen Niemand einen Star machen könnte.
Heenan taufte Taylor auf den Namen Red Rooster um - ohne dass sich dabei aber an Taylors Gimmick groß etwas änderte. Was die Erfolgsbilanz des Roosters anging, änderte sich aber einiges: Er blieb mehrere Monate unbesiegt - was sich Heenan selbstverständlich allein auf seine Fahne schrieb. So prahlte er vor einem Match des Roosters beim Saturday Night’s Main Event Anfang 1989 (im Dezember 1988 aufgezeichnet) vor Interviewer Jesse Ventura, wie er aus einem Wrestler mit limitierten Fähigkeiten von einem Niemand zu einem Topmann gemacht hätte - was den daneben stehenden Rooster dann doch sichtlich irritierte.
Das Geschäftsverhältnis endet
Dass das Verhältnis von Manager und Schützling alles andere als gesund war, sollte dann beim Match des Roosters gegen Tito Santana überdeutlich werden. Heenan - der sich mit einem Mikrofon verkabeln ließ, auf dass jeder seine Kommunikation mit dem Rooster hören konnte -, zeigte sich mehrfach ungehalten über ein in seinen Augen nicht sehr gutes Match des Roosters. Indem er immer wieder mit ihm diskutierte, machte er die Lage aber nicht besser, sondern trug so seinen Teil dazu bei, dass der Rooster seinen Fokus verlor und Santana unterlag. Die erste Niederlage des Roosters machte Heenan sauer: Er wies seinen Schützling zurecht, ohrfeigte ihn sogar. Das aber ließ sich der Rooster nicht gefallen: Er prügelte auf Heenan ein und machte ihm klar, dass er sich von niemandem herumschubsen lassen würde.
Das Geschäftsverhältnis war offensichtlich beendet - und die Entwicklung sollte dann zum Thema bei Prime Time Wrestling werden, als Kommentator Gorilla Monsoon den Rooster im WWF-Studio zu seiner zerrütteten Beziehung mit Heenan befragte. Heenan war auch dabei und erkannte an, dass das Tischtuch zerschnitten war: Er bot dem Rooster einen Handschlag an und dass die beiden dann ihrer Wege gehen sollten. Der Rooster akzeptierte - nur um dann hinterrücks attackiert zu werden. Der Jobber Steve Lombardi griff den Rooster und auch Monsoon mit einem Studiohocker an - dirigiert von Heenan. Das Wiesel hatte einen neuen Schützling, den er ebenfalls neu aufmachte: Lombardi verwandelte sich in keinen anderen als den guten alten Brooklyn Brawler.
Heenan hetzte den New Yorker Straßenschläger bei mehreren Gelegenheiten auf den Rooster: So kostete er den Rooster bei Superstars etwa ein Match gegen Mr. Perfect, als der Rooster auf den Brawler losging und deshalb ausgezählt wurde. Während sich seine Feindschaft mit Heenan und dessen Protege zuspitzte, begann der Rooster zugleich auch, in seinem Charakter mehr und mehr aufzugehen: Er frisierte sich einen rot gefärbten Gockelkamm, übernahm die Manierismen des Hahns, ein Krähen begann seine Einzugsmusik einzuläuten und er nannte seine Fans "Rooster Boosters". Es war eine - etwas eigenwillige - Form von Selbstverwirklichung, nachdem ihm Heenan so lange eingeredet hatte, ein Niemand zu sein.
Der "Niemand" beweist sich
Roosters Zerwürfnis mit Heenan führte letztlich zur Ansetzung zweier Matches: Der Rooster gegen Heenan bei WrestleMania V - und der Rooster gegen den Brawler beim SNME davor. Vor diesem Match machte Heenan klar, warum er gerade einen wie den Brawler auf den Rooster losgeschickt hatte: Er meinte, dass der Rooster ein Niemand wäre, den er hochgezogen hätte - und dass er nun beweisen würde, dass er immer noch ein Niemand wäre, indem er ihn von einem anderen Niemand abfertigen ließe. So kam es aber nicht, der Rooster besiegte den Brawler recht schnell mit einem Rollup - und wehrte auch eine gemeinsame Attacke Heenans und des Brawlers nach dem Match ab.
Der Rooster war also gut vorbereitet auf das Match gegen Heenan, das dann einen ähnlichen Verlauf nahm. Der Rooster fertigte Heenan in Sekundenschnelle ab, nachdem Heenan überambitioniert in den Ringpfosten stürmte. Und er setzte sich dann auch erfolgreich gegen den zu Hilfe kommenden Brawler zur Wehr.
Gegen den gab es einige Wochen später ein Rückmatch - geleitet vom Wrestler Ronnie Garvin, der sich nach einem verlorenen Career Ending Match gegen Greg Valentine kurzzeitig als Ringrichter verdingte. Der Rooster war auch hier siegreich, worauf der Brawler auch noch einen Hieb von Garvin abbekam, als er ihm die Schuld an der Niederlage geben wollte. Der Rooster hatte also bewiesen, dass er auch ohne Heenan sehr wohl seinem Mann (oder seinem Hahn?) stehen konnte. Er und der Brawler blieben auf House Shows zwar bis in den Sommer hinein Dauergegner, aber für den TV-Zuschauer war die Angelegenheit vorbei.