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Samoa Joe und Kevin Nash - im Wrestlingbusiness findet man kaum zwei Vertreter, die weniger gemeinsam haben als diese beiden. Als sich die beiden im Jahr 2008 zu einer Partnerschaft zusammenfanden, schien das eine Verbindung zu sein, die nicht mehr Bestandschancen hatte als seinerzeit die Ehen zwischen Liz Taylor und Richard Burton. Und tatsächlich verlief die Joe-Nash-Partnerschaft auch kaum weniger turbulent - mit dem unvermeidlichen Ergebnis.
Kurios war dabei schon, wie die Partnerschaft von Joe und Nash überhaupt zustande kam. Ende 2007 war Nash gerade in Probleme mit seinem vorherigen Schützling Kurt Angle und dessen frisch formierte Angle Alliance verstrickt. Für ein Six Man Tag Team Match gegen die Alliance bei Turning Point holte Nash dabei als Überraschungscoup seinen alten Outsiders-Gefährten Scott Hall an Bord - und als dritter Mann des Team gesellte sich dann eben noch Angles Dauerrivale Samoa Joe hinzu.
Das geplante Match fiel in der Form allerdings ins Wasser, da es das leider längst gewohnte Hall-Szenario gab: Der Bad Guy ließ die Liga wegen seiner Privatprobleme hängen. Weil die Liga intensiv mit Halls Comeback geworben hatte und es sehr kurzfristig platzte, konnte man nicht zur Tagesordnung übergehen. Um den zu erwartenden Ärger der Zuschauer abzufedern, wurde Joe gebeten eine Promo zu halten, um Halls Abwesenheit zu erklären und dessen Ersatzmann Eric Young zu präsentieren.
Nash nimmt Anstoß
Gegen den Willen der Liga nutzte Joe dieses Forum jedoch zu einer Generalabrechnung zum Zustand von TNA Wrestling, in der nicht nur Hall sein Fett wegbekam: Joe beklagte stattdessen allgemein eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, in der sich auf der einen Seite junge Talente den Hintern für die Fans aufrissen und auf der anderen alteingesessenen Kräfte für weniger Leistung einen goldenen Lenz machten. Das war eine Kritik, von der Nash, 49 Jahre alt und einige Jahre über dem wrestlerischen Zenit, sich angesprochen fühlen musste.
Nash, Joe und Young gewannen das Match, aber davon redete kaum jemand - viel mehr interessierte, was sich aus Joes denkwürdiger Promo noch entwickeln würde und was Nash bei Gelegenheit dazu sagen würde. Bei einer Impact-Ausgabe einige Wochen später gab es dann auch eine Konfrontation zwischen Nash und Joe, als Joe herausfand, dass Managing Director Jim Cornette Hall und Nash - auf welcher Grundlage auch immer - für Final Resolution in ein Tag Team Title Match gegen Angles Gefährten AJ Styles und Tomko gesteckt hatte.
Joe wollte von Cornette wissen, wie so ein Match zustande kommen konnte, während er für den Pay Per View nicht vorgesehen war. Nash stieß hinzu und nahm Anstoß an Joes Kommentaren über Hall und ihn - und erklärte, dass die Outsiders in diesem Geschäft an einen Punkt gelangt wäre, wo Joe sich vielleicht gern sehen würde, wo er aber noch nicht wäre. Ehe der Streit fortgesetzt werden konnte, schritt Cornette ein und meinte zu Joe, dass Hall ja offenkundig beschäftigt wäre und Joe daher seinen Platz einnehmen würde.
Ein Mentorenverhältnis entsteht
Das seltsame Paar kam während dieses Matches überraschend gut aus, bis dann doch das passierte, was eigentlich jeder erwartet hatte: Nash verweigerte Joe die Einwechslung, verließ die Halle und sorgte so dafür, dass Joe in Unterzahl zur Niederlage verdammt war. Beim nächsten Impact forderte Joe bewaffnet mit einem Baseballschläger eine Erklärung von Nash, der aber ruhig reagierte und Joe erklärte, dass er ihn nicht aufs Kreuz gelegt hätte, sondern ihm einen Weckruf gegeben hätte - und dass er ihm eine Lektion über den Lauf der Dinge im Geschäft geben wollte. Eine Behauptung, die bei Joe erstaunlicherweise ein offenes Ohr fand.
Nash diente sich Joe von nun als Mentor an, der ihm Ratschläge über die Fallstricke des Geschäfts gab, versuchte sein überbordendes Temperament in Zaum zu halten und ihm bei seiner Fehde gegen den TNA World Champion gegen Kurt Angle half, die Präsenz von Angles Helfern auszugleichen. Und dieses Verhältnis gestaltete sich erstaunlich fruchtbar: Bei Lockdown 2009 gelang es Joe schließlich, sein jahrelang verfolgtes Ziel zu erreichen und sich in einem Cage Match gegen Angle zum World Champion der Liga zu krönen.
In der Folge traten aber wieder die Spannungen zwischen Joe und Nash in den Vordergrund. Als der alte Haudegen Booker T Joe um den Titel herausforderte, warnte Nash seinen Schützling immer wieder, dass er Booker eigentlich nicht besiegen könnte - eine Behauptung, von der Joe natürlich nichts wissen wollte. Diverse Streitigkeiten und auch Handgreiflichkeiten waren die Folge. Am Ende entschied Joe die Fehde gegen Booker für sich - und Nash erklärte dann, dass er nie geglaubt hätte, dass er Booker nicht besiegen könnte: Es wäre nur seine Art gewesen, ihn zu motivieren.
Halt dir deine Freunde nah…
Bei No Surrender sollte Joe dann in einem Three Way gegen Angle und Christian Cage antreten - während zugleich schon Sting als nächster Herausforderer andeutete, der Joe als einen Vertreter der neuen Wrestlergeneration ausgemacht hatte, die keinen Respekt mehr vor seiner hätte. Nash bereitete Joe auf No Surrender vor, indem er ihn bei Impact in gleich drei Matches steckte - gegen Johnny Devine, Tomko und Lance Rock. Joe gewann sie alle, worauf Nash erklärte, dass Joe bereit wäre - und dass er von nun an allein auskommen müsste.
Tatsächlich war von Nash dann mehrere Wochen nichts mehr zu sehen - und Joe ging allein in die erfolgreiche Titelverteidigung bei No Surrender und zum Jahreshöhepunkt Bound For Glory, wo Sting dann sein Gegner war. Ohne Vorankündigung tauchte Nash dann aber während des Matches doch wieder auf, um Joe den Rückenfreizuhalten. Das dachte Joe zumindest - stattdessen war Nash gekommen, um Joe bei erster Gelegenheit mit einem Baseballschläger niederzuschlagen und Sting damit zum Sieg und zum Titelgewinn zu verhelfen.
Nash erklärte dann beim nächsten Impact, dass er Joe nie vergessen hätte, was er bei Final Resolution über Hall und ihn gesagt hätte. Er habe sich seitdem schlicht an die Devise gehalten, dass man sich seine Feinde näher halten sollte als seine Freunde - und die erste Gelegenheit zur großen Revanche genutzt. Er hätte nur nicht gedacht, dass Joe so dumm wäre, das nicht kommen zu sehen. Beim nächsten Impact schloss Nash sich dann mit Sting, Angle und Booker zusammen, um eine mittlerweile wohlbekannte Gruppierung zu gründen: die Main Event Mafia, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die „jungen Wilden“ der Liga in Zaum zu halten.
Der Silberfuchs zieht alle Register
Das erste Match zwischen dem natürlich rachedurstigen Joe und Nash stieg dann eine Woche darauf, als Nash und Sting in einem Tag Team Match auf Joe und AJ Styles trafen. Nash pinnte Joe recht schnell, nachdem er ihn mit Stings Titelgürtel niederschlug. Joe antwortete nach dem Match mit dem Kokina Clutch gegen Nash, aus dem die Mafia ihn dann allerdings befreite. Joe und Styles gewannen im Gegenzug eine Woche später ein Match gegen Nash und Booker, aber mit viel mehr Spannung wurde natürlich der erste Einzelshowdown zwischen Nash und Joe erwartet, der für Turning Point 2008 angesetzt wurde.
Unter normalen Umständen hätte Nash hier schon rein altersbedingt gegen die Athletik Joes gehabt, aber der Silberfuchs zog alle Register, um diesen Nachteil auszugleichen. Nachdem ihn gleich zwei Jackknife Powerbombs nicht zum Sieg reichten, konnte er Joe nach einem K.o. des Ringrichters letztlich mit einem Tiefschlag und einem Cover mit Unterstützung der Seile klein bekommen.
Nash war dann auch bei Final Resolution wieder im Spiel, als Joe die Chance bekam, seinen Titel in einem großangelegten Showdown zwischen der Mafia und der Gegenbewegung namens Front Line wiederzuerringen. In einem Eight Man Tag Team Match zwischen Joe, Styles, dem Team 3D und den Mafia-Vertretern Sting, Nash, Booker und dem zwischenzeitlich hinzugestoßenen Scott Steiner stand Stings Titel auf dem Spiel - und Joe hatte ihn fast im Sack, als er Sting nach dem Muscle Buster reif für den Pinfall hatte. Den vereitelte Nash allerdings wiederum mit einem Tiefschlag gegen Joe, der dann Stings Scorpion Death Drop zum Opfer fiel.
Joes späte Vergeltung
Joe bekam von der Mafia dann den nächsten Denkzettel, als er in einem Steel Cage Match mit Styles gegen Sting und Nash antrat. Sein Team siegte, hinterher allerdings sperrte sich die gesamte Mafia mit Joe allein im Käfig ein und startete eine brutale Attacke auf den Samoaner, der dann längere Zeit von der Bildfläche verschwand, um die daraus folgenden Verletzungen zu kurieren. Unglücklicherweise galt dasselbe für Nash, der wenig später in eine längere Pause wegen eine Staphylokokken-Infektion am Ellbogen gehen musste.
Joe kam früher zurück - und er kam mit einem neuen Look und einer neuen Einstellung zurück. Mit Gesichtsbemalung, Straßenoutfit und dem neuen Leitspruch einer Nation of Violence machte er sich daran, es der Mafia Schritt für Schritt heimzuzahlen - ohne noch großes Interesse an einer Kooperation mit der Front Line zu haben.
Sein erstes Opfer war Scott Steiner, den er wochenlang mit Stalker-Attacken verfolgte, bei denen Steiner fast um sein Leben fürchten musste. Ein Match bei Destination X endete mit einem schnellen DQ-Sieg für Steiner, als Joe von den Ringrichtern nicht unter Kontrolle zu bringen war. Joe war dann auch Teil eines Lethal Lockdown Matches zwischen ihm, Jeff Jarrett, Styles und Daniels gegen die Mafia, bei der er auch seinen alten „Freund“ Nash wiedertraf. Der Silver Fox bekam dabei von Joe direkt als Begrüßung die Käfigtür ins Gesicht gerammt. Die Gegner der Mafia siegten am Ende dann, als Jarrett Booker mit der Gitarre niederstreckte.
Bei Sacrifice sollte dann endlich die Chance für Joe kommen, Vergeltung an Nash zu üben, als er ihn in einem zweiten Einzelmatch gegenübertreten sollte. Nash konnte als Vorbereitung bei Impact die beiden Japaner von No Limit in einem Handicap Match besiegen und erklärte dann, dass ihn Joes Gerede von der Nation of Violence nicht scheren würde. Die Gewalt, die es bei Sacrifice geben würde, würde von Kevin Nash ausgehen. Nash konnte das Versprechen nicht halten: In einem blutigen Grudge Match gelang Joe endlich seine späte Rache an seinem vermeintlichen Mentor, als er ihn am Ende mit dem Clutch k.o. würgte. Mit einem Sieg in einem Cage Match beim nächsten Impact konnte Joe nachlegen, als er Nash mit einem Hockeyschläger niederrang. Mit dem Erfolg qualifizierte Joe sich für das King Of The Mountain Match bei Slammiversary, wo es die nächste kuriose Wendung geben sollte: Joe schloss sich der Mafia an - womit die Fehde gegen Nash logischerweise obsolet war.