Keine Rivalität hat die Karriere von Stone Cold Steve Austin mehr geprägt als sein Dauerclinch mit dem WWF-Besitzer Vince McMahon. Doch so erfolgreich diese Fehde war, ein Problem hatte sie auch immer: McMahon war im Hauptberuf eben kein Wrestler und die Rattlesnake brauchte die meiste Zeit über andere Gegner. Dieses Dilemma löste eine Art Parallelfehde zu Austin - McMahon, in der es Austin mit jemandem zu tun hatte, der teils mit McMahon kooperierte, oft genug aber auch auf eigene Rechnung arbeitete, um dieser Rivalität eine eigene Dimension zu geben. Es war der Mann, der neben Austin noch der größte Star der Liga war, als Bret Hart Richtung WCW und Shawn Michaels in die vorübergehende Sportinvalidität verschwand: der Undertaker.
Austin und der Taker hatten schon in den Jahren 1996 und 1997 ihre Duelle, die eigentliche Fehde entzündete sich allerdings erst beim King Of The Ring 1998, als McMahon Kane, den Bruder und Erzfeind des Undertakers für seine Zwecke einspannte, um Austin den WWF World Title zu kosten. Er steckte ihn mit Austin in ein First Blood Match - eine Matchart, in der Kane mit seinem Ganzkörperanzug und seiner Maske unbestreitbare Vorteile hatte. Der Taker kam bei diesem Match ins Spiel, als sich Mankind einmischte, dem der Taker vorher noch in dem berühmten Hell In A Cell Match gegenübergetreten war. Der Taker wollte Mankind mit einem Stuhl vertreiben - traf dabei jedoch versehentlich Austin und kostete ihn damit das Match und den Titel.
Die Saat für Ärger zwischen Austin und dem Taker war also gelegt - und gerade McMahon tat sein Bestes, sie gedeihen zu lassen. Während der Taker am nächsten Abend erklärte, er habe in erster Linie Kane, sein eigen Fleisch und Blut, vor sich selbst schützen wollen - zumal der eingewilligt hatte, sich selbst in Brand zu stecken, sollte er gegen Austin verlieren. Vince aber verdächtigte den Taker, er hätte Austin absichtlich den Titel gekostet, da er wusste, dass er Kane schlagen könnte - aber nicht so sicher bei Austin wäre. Sollte das der Plan gewesen sein, ging er schief, denn noch beim selben RAW holte sich Austin den Titel zurück - und versetzte dem Taker, der danach in den Ring kam, noch aus Wut über die Aktion vom Vortag einen Stunner.
Die Konkurrenten werden Tag Team ChampionsDer Taker forderte nun ein Titelmatch von Austin, doch McMahon hatte andere Pläne. Er verordnete für Fully Loaded im Gegenteil, dass die beiden sich zusammentun und gegen Kane und Mankind um deren Tag Team Titel kämpfen sollten. Dieser Zwang, ein Team zu bilden, trug nicht zu echtem Frieden zwischen den beiden bei, es gab bis zu dem Pay Per View weitere Reibungen - unter anderem daran entzündet, dass sich mehr und mehr andeutete, dass der Taker und Kane auf Versöhnungskurs waren - was Austin ebenso misstrauisch beobachtete wie McMahon.
Aus Wut darüber, dass Austin ihn verdächtigte, mit Kane unter einer Decke zu stecken, drohte der Taker das Match bei Fully Loaded zu boykottieren, um dann aber doch verspätet zum Ring zu kommen. Trotz einer wenig herzlichen Zusammenarbeit mit Austin konnte der Taker am Ende Kane den Tombstone zu verpassen, um sich und Austin die Titel zu sichern. Beim nächsten RAW verlangte der Taker von Austin eine Entschuldigung für den Verdacht, mit Kane zu kooperieren, bekam aber stattdessen von Austin den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt.
Dennoch schien es dann zu einer Annäherung zu kommen: Die beiden gewannen ein Match gegen die New Age Outlaws, zu dem McMahon sie verdonnerte - und Austin bot dem Taker sogar an, sein Siegbier mit ihm zu teilen. Der Taker revanchierte sich, indem er Austin vor einer Attacke von Kane und Mankind rettete. Es war ein Burgfrieden, der nicht lange halten konnte - und McMahon tat sein Bestes, ihn zu hintertreiben. Immer wieder trug er echte oder vermeintliche Belege dafür vor, dass der Taker mit Kane kooperieren würde: War es zum Beispiel nicht merkwürdig, dass Kane sich bei Fully Loaded einem Tombstone geschlagen gab, wo es bei WrestleMania noch drei Tombstones brauchte, um ihn zu pinnen?
Die Ereignisse bei der nächsten Titelverteidigung von Austin und dem Taker trugen nicht zu einem Verstummen der Verdächtigungen bei: In einem Four Corners Match, an dem auch Kane und Mankind teilnahmen, pinnte Kane den Taker am Ende mit einem Chokeslam, um den Titel zurückzuholen. Das machte auch Austin sichtbar stutzig, hatte sich der Taker der Aktion doch bisher noch nie geschlagen geben müssen. Als Kane sich dann beim nächsten RAW als Taker verkleidete, Austin attackierte und der Taker Kane half, mittels eines Leichenwagens dann vor Austin zu flüchten, war es quasi offiziell: Kane stand an des Takers Seite.
Die Brüder bringen Austin um den TitelDas bedeutete allerdings nicht, dass der Taker einen Sinneswandel durchgemacht hätte: Als es schließlich beim SummerSlam zum Duell mit Austin um den Titel kam, ließ er Kane außen vor, um allein gegen Austin anzutreten. Er schickte seinen Bruder gar zurück in die Kabine, als der während des Matches zum Ring kam und seinem Bruder beistehen wollte. Der Dead Man schaffte es dann aber nicht, seine Ziele zu erreichen: Austin beantwortete den Seiltanz des Takers mit einem Tiefschlag und verteidigte dann mit dem Stunner seinen Gürtel.
Der Undertaker aber gab danach nicht auf. Und sein unbedingter Wille, Austin den Titel abzunehmen führte ihn und Kane in ein Zweckbündnis mit McMahon, der mittlerweile alles tat, um den Gürtel von Austin wegzubekommen - ganz egal an wen. Der WWF-Boss verfügte daher, dass Austin bei Breakdown seinen Titel in einem Triple Threat Match gegen den Taker und Kane aufs Spiel setzen musste. Und er fügte dem Match die Klausel hinzu, dass Kane und der Taker sich nicht gegenseitig pinnen durften - und damit alle Energien auf Austin richten sollten.
Diese Klausel trieb in dem Match allerdings auch einen Keil zwischen den Taker und Kane, die immer wieder verhinderten, dass der jeweils andere Austin pinnte. Letztlich lösten sie das Problem salomonisch und drückten Austin gemeinsam auf die Matte - was nun aber die Frage aufwarf, wer jetzt Champion sein sollte. Undertaker? Kane? Beide?
Ein eigenwilliger SchiedsrichterMcMahon nahm den Titel zunächst selbst an sich und setzte dann für Judgment Day ein Match zwischen den Brüdern an, um einen neuen Champion zu bestimmen. Austin bestimmte er als Demütigung zum Ringrichter dieses Matches, der am Ende seinen Nachfolger küren musste. Das Match war ereignisreich. Zunächst tauchte überraschend Paul Bearer auf, Ex-Manager von sowohl dem Undertaker als auch Kane, der einst gegen den Deadman geturnt war, um dann schließlich Kane auf ihn zu hetzen - dann aber von Kane zu Gunsten der Wiedervereinigung mit seinem Bruder in die Wüste geschickt wurde. Bearer war aber nicht da, um Kane wieder auf seine Seite zu ziehen, er half dem Taker mit einem Stuhlschlag gegen Kane, dem der auch noch einen eigenen Schlag gegen seinen Bruder folgen ließ - die brüderliche Allianz war vorbei.
Doch Austin stand nicht der Sinn danach, das Cover durchzuzählen. Stattdessen attackierte er beide Gegner mit Stuhlschlägen und Stunnern, um dann beide auszuzählen und sich selbst zum Sieger zu erklären - wobei McMahon selbstredend nicht mitmachte.
Beim nächsten RAW vollendete der Taker seinen längst angedeuteten Heelturn, indem er seine Reunion mit Bearer offiziell machte - und auch noch erklärte, dass er seinerzeit tatsächlich den berühmten Storyline-Brand gelegt hätte, in dem Kane sich das Gesicht verbrannt hatte. Der Taker konzentrierte sich nun zunächst auf die wiederaufgeflammte (no pun intended) Fehde gegen Kane, während Austin sich wieder auf die Jagd nach dem weiter vakanten Titel machte.
Lebendig begrabenMcMahon ließ diesen bei den Survivor Series in einem Turnier neu ausfechten, an dem Austin, der Taker und Kane teilnahmen. Der Taker und Kane neutralisierten sich durch ein Double Count Out gegenseitig, während Austin am Ende von Vince und auch dem nur scheinbar auf seiner Seite stehenden Shane McMahon aufs Kreuz gelegt wurde, die am Ende einen neuen Günstling auf den Thron hoben: The Rock.
Gegen den bekam Austin zwar beim nächsten RAW eine Chance um den Titel, aber die verdarb ihm der Taker, der Austin mit einer Schaufel attackierte. Die Rattlesnake bekam nun in den kommenden Wochen in heftiger Manier die neue Boshaftigkeit zu spüren, die sich der Taker wieder angeeignet hatte - und die keine Grenzen zu kennen schien. Der Deadman versuchte Austin mit einem Kissen zu ersticken, lebendig zu begraben, in einem Kühlraum erfrieren zu lassen und er versuchte sogar in einer Wiederauflage des umstrittenen ECW-Angles zwischen Raven und dem Sandman, Austin zu kreuzigen.
Die nun komplett eskalierte Fehde gipfelte bei Rock Bottom mit einem Buried Alive Match, einem reichlich brutalen dazu. Nachdem Austin den Taker mit einer Schaufel niedergeschlagen hatte, schien er vor dem Sieg zu stehen, musste aber noch den Störfaktor Paul Bearer verjagen. Das gab seinem Gegner die Gelegenheit, sich zu erholen. Der Deadman wurde dann aber wiederum von Kane überrascht, der plötzlich in dem Sarg war, in den es den Gegner zu verfrachten galt. Kane verpasste dem Taker einen Tombstone, der Deadman kam in das Grab, das Austin dann mit Hilfe eines Bulldozers mit Erde überdeckte, um diesen Kampf für sich zu entscheiden.
Austin gerät in den Ministry-KonfliktVom Taker war nach dieser symbolischen Niederlage nun eine Weile nichts zu sehen - doch der Deadman war nicht besiegt, stattdessen kehrte er wenige Wochen später mit erneuertem Look und noch böseren Absichten zurück: Er formierte die wohlbekannte Ministry of Darkness, um mit ihr nichts weniger zu erreichen als die World Wrestling Federation unter seine Kontrolle zu bringen -
hier ist die Story in Gänze nachzulesen.
Austin kam hierbei erst einige Monate später ins Spiel, als der Taker McMahons Tochter Stephanie in seine Gewalt brachte und mit ihr eine schwarze Hochzeit feiern wollte, um so die Macht über die Firma ihres Vaters zu gewinnen. Der Taker ließ Vince die Wahl: Er könnte es auf diese Weise tun oder Vince sollte ihm ein Vertragswerk übergeben, dass ihm die Kontrolle über die Liga so überschreiben würde. Der Taker machte Vince diese Entscheidung aber noch schwerer, indem er forderte, dass kein anderer als sein Erzfeind Austin ihm diese Papiere aushändigen sollte.
Es war nur logisch, dass Austin gar keine Lust hatte, für McMahon den Botenjungen zu spielen, aber als der Taker Austin dann die Verantwortung dafür zuschob, dass er nun die schwarze Hochzeit vollführen müsste, war Austin dann doch bei der Ehre gepackt: Er sprengte die bei RAW angesetzte Trauung, attackierte den Taker und seine Schergen und befreite Stephanie aus ihren Klauen.
Der Taker holt sich den GürtelDamit machte Austin sich wieder zur Zielscheibe des Takers, der nun wieder darauf gierte, Austin den mittlerweile zurückgewonnenen WWF World Title wiederabzunehmen. Und dabei half ihm Shane McMahon, der sich beim ersten SmackDown als Verbündeter des Takers herausstellte. Shane setzte für Over The Edge ein Titelmatch zwischen Austin und dem Taker an - mit der Sonderklausel, dass es zwei Ringrichter geben würde: ihn und Vince.
Vorher noch bekam der Taker beim UK-PPV No Mercy in einem Triple Threat mit seinem Stable-Kollegen Triple H die Chance, Austin den Titel abzunehmen, was allerdings an der Uneinigkeit zwischen dem Taker und Hunter scheiterte. Vor Over The Edge versuchte die mittlerweile zur Corporate Ministry ausgebaute Gruppierung des Takers nun zum einen Vince McMahon auszuschalten, um ihn aus dem Match zu nehmen - was ihr mit einer Attacke bei RAW auch gelang. Dazu versuchte der Taker vorher auch eine erneute Kreuzigung Austins. Der Rattlesnake gelang es diesmal jedoch, den Taker selbst mit Handschellen an sein T-Symbol zu fesseln, das dann in die Luft erhoben wurde. Der Taker hatte dafür aber nur ein diabolisches Lächeln übrig.
Bei Over The Edge war Austin dann hilflos Shanes Parteilichkeit ausgeliefert - zumal er ihn auch nicht berühren durfte, wollte er seinen Titel nicht aberkannt bekommen. Und so verlor Austin den Gürtel schließlich durch einen Fastcount Shanes. Austin bekam beim RAW darauf ein Rückmatch gegen den Taker, in der sich der Deadman jedoch disqualifizieren ließ, um seinen Titel zu halten. Anschließend hetzte er die Ministry auf Austin, die ihn an die Ringseile kettete, um ihm den nächsten Hammer zu präsentieren. Der Taker, der zuvor angekündigt hatte, dass er einer höheren Macht gehorchen wurde, bat diese höhere Macht zum Ring: Eine in einer Kutte verhüllte Gestalt, die vor Austin ihre Kapuze lüftete - und die Rattlesnake damit zu einer Schimpftirade verleitete.
Ein Komplott und ein blutiger EndspurtIn der kommenden Woche präsentierte sich die höhere Macht der gesamten Öffentlichkeit. Es war Vince McMahon, der Austin die ganze Zeit über an der Nase herumgeführt hatte und die gesamte Ministry-Story als Komplott enthüllte, um Austin den Titel wiederabzunehmen. Dieser Vorgang läutete die Endphase der Austin-McMahon-Fehde ein, die dadurch angeheizt wurde, dass Linda McMahon aus Wut über Vinces Machtspiele den CEO-Posten der Liga an Austin abtrat. Die Entwicklung gipfelte in einem Handicap Ladder Match beim King Of The Ring, in dem Vince und Shane McMahon sowie Austin um die volle Kontrolle über die WWF kämpften. Die McMahons gewannen das Match, während der Taker am selben Abend erfolgreich seinen Titel gegen The Rock verteidigte.
Doch Austin hatte beim nächsten RAW eine böse Überraschung für den Taker und die McMahons: Er hatte sich als letzte Amtshandlung als CEO noch ein Titelmatch gegen den Taker für diese Show gesichert - für das er auch Eingriffe der Corporate Ministry verbot. Austin besiegte den Taker dann auch mit dem Stunner - aber der Taker signalisierte mit einer brutalen Postmatch-Attacke, dass er den Krieg noch nicht als verloren betrachtete. Er fügte Austin mit dem Titelgürtel eine klaffende Platzwunde zu, die er mitleidslos weiter bearbeitete.
Der Taker forderte Austin dann passend dazu zu einem First Blood Match um den Titel bei Fully Loaded heraus. An den Ausgang dieses Matches knüpfte auch Vince McMahon sein Schicksal, indem er erklärte, dass er sich aus der WWF zurückziehen würde, sollte der Taker dieses Match verlieren. Und so setzten der Undertaker und McMahon bei der Vertragsunterzeichnung auch ein Zeichen, denn der Deadman fügte Austin erneut eine blutende Wunde zu und McMahon unterschrieb den Vertrag dann mit Austins Blut. Bei Sunday Night Heat unmittelbar vor Fully Loaded folgte die nächste Attacke des Takers, mit der er Austin schon vor dem Match erneut zum Bluten brachte. Als er dann aber zurück in die Umkleide gehen wollte, schlug Austin zurück und revangierte sich mit einem Angriff, der auch dem Taker eine Platzwunde zufügte.
Beide Kontrahenten gingen nun also mit einer Wunde in das Match, die der jeweils andere nur wieder zu öffnen brauchte, was die Spannung weiter erhöhte. Es wurde erneut ein chaotisches Match, mit Eingriffen von Shane McMahon und dem mit dem Taker verfeindeten X-Pac, die aber beide ausgeschaltet wurden. Letztlich konnte Austin den Taker mit einer TV-Kamera niederschlagen, womit er den Taker zum Bluten brachte, den Titel verteidigte und einen Schlussstrich unter die Dauerfehde zog.