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Die WCW im Sommer 2000. Über das Booking-Komitee herrschte Vince Russo, mit allen guten und schlechten Implikationen, die das hatte. Paradox, dass in dieser Situation ausgerechnet jemand, der öffentlich betonte, dass er mit „Sports-Entertainment-Müll“ nichts anfangen könnte, den Push seines Lebens erhalten sollte: Lance Storm, der in seiner Rolle als mürrischer Kanada-Patriot zum heimlichen Star im Turner-Land avancierte.
Storm debütierte im Juni als Tag Team Partner von Billy Kidman in der WCW, um ihm bei seiner Auseinandersetzung mit den Filthy Animals zu helfen. Das Gespann zerbrach allerdings schnell, da Kidman nichts mit den Anwandlungen anfangen konnte, die der Kanadier mit der Zeit hervorkehrte. Storm erklärte, dass er nicht wie der Rest der Jungs in der Umkleide sei: Er würde nicht herumposieren, brüllen oder tanzen. Er sei aus Calgary, Alberta, Kanada – was er in den Wochen darauf oft wiederholen sollte – und wenn er etwas zu sagen hätte, dann sagte er es im Ring. Schließlich begann er darauf zu bestehen, dass vor seinen Matches die kanadische Nationalhymne abgespielt wird, der er stets mit todernster Miene lauschte – die noch todernster wurde, wenn jemand sie unterbrach.
Storms große Stunde schlug, als WCW-Commissioner Ernest „The Cat“ Miller Scott Steiner den US Title aberkannte, da dieser wiederholt seine Gegner vor den Matches attackiert hatte. Cat setzte ein Acht-Mann-Turnier an, dass Storm mit Siegen über Buff Bagwell, Shane Douglas und Mike Awesome für sich entschied. Es brauchte weniger als eine Woche, ehe Commissioner Cat Storms Regentschaft schon genauso verfluchte, wie die von Steiner.
Neue Namen für die Titel
Storm trat bei Thunder vor das Publikum und erklärte den US Title für tot. Er klebte einen Sticker mit der Kanada-Flagge über den Gürtel und meinte, dass er ab jetzt der Canadian Heavyweight Champion der WCW wäre. Anschließend beleidigte er noch eine übergewichtige Zuschauerin, indem er erklärte, dass das Bildungssystem und der niedrige Mindestlohn in den USA schuld wären, dass sie sich nicht leisten könnte, ins Fitness-Studio zu gehen. Das rief seinen Finalgegner, den „Fat Chick Thriller“ Mike Awesome auf den Plan, der zum Ring eilte und Storm attackierte. Awesome sollte beim darauf folgenden Pay Per View ein Rückmatch um den Titel bekommen.
Doch bis dahin sollten noch einige Wochen vergehen, die Storm nutzte, um ein ums andere Mal über die USA herzuziehen und sich als neues großes Vorbild für das moralisch verkommene Land zu präsentieren. Es wäre schließlich nicht seine Schuld, dass alle großen Champions aus Kanada kämen. Er sei nicht schuld, Kanada sei nicht Schuld, also „Don’t blame me, don’t blame Canada, blame yourself!“ Eine seiner Ansprachen endete in einer offenen Herauforderung, die vom WCW Hardcore Champion Big Vito angenommen wurde. Storm besiegte Vito und hatte sich damit auch diesen Titel gesichert. Nach einem erfolgreichen Rückmatch gegen Vito taufte Storm auch diesen Titel um – in „Saskatchewan Hardcore International Title“, kurz SHIT, denn das war, was er von Hardcore Wrestling hielt.
Doch Storm hatte noch nicht genug: In der Woche darauf forderte er den Cruiserweight Champion Lt. Loco (Chavo Guerrero) und besiegte auch ihn mit dem Canadian Maple Leaf. Diesem Titel gab er fortan den sperrigen Namen "The Canadian 100 kilograms and under Championship" – womit er einen weiteren wunden Punkt Amerikas berührte: Ihre fehlende Kenntnis des metrischen Systems. Diese Ankündigung – verbunden mit weiteren Spitzen gegen die USA, wurde von Commissioner Cat unterbrochen, der verfügte, dass Storm alle drei Titel an einem Abend verteidigen müsste: Den SHIT gegen Norman Smiley, den unaussprechlichen gegen Juventud Guerrera und den Canadian Title gegen ihn selbst.
Kein Verlass auf Heidi
Storm, der Wert darauf legte, dass vor jedem Match seine Hymne abgespielt wurde, überstand den Spießrutenlauf schadlos – wenn er auch gegen The Cat die Hilfe des Great Muta brauchte, der den Commissioner attackierte, als der Ringrichter k.o. ging. Storm war also weiter Dreifach-Champion von „World Canadian Wrestling“. Beim darauf folgenden Nitro wollte er noch eins draufsetzen und forderte The Cat auf, ihm ein Match gegen den World Champion Booker T zu geben, damit er den Grand Slam voll machen konnte.
Tatsächlich schaffte es Storm auch Booker in das Maple Leaf einzuklemmen und der große Wurf schien tatsächlich zu gelingen. Booker jedoch kam ans Seil und fertigte Storm schließlich vor den Augen von Gastkommentator Mike Awesome mit dem Book End ab. Beim darauf folgenden Thunder verlangte Awesome als Vorgeschmack auf den Pay Per View ein Flag Match gegen Storm. Storm entschied diesen Kampf für sich, als Awesomes schwergewichtige Begleiterin Heidi gegen ihn turnte und sich als stolze Kanadierin outete.
Revanchemöglichkeit mit Pferdefuß
Schließlich bekam Awesome dann bei New Blood Rising seine Gelegenheit zur Revanche. Doch das Match hatte einen gewaltigen Pferdefuß: Da es in Vancouver auf kanadischem Boden stattfand, lief es auch unter kanadischen Regeln, beziehungsweise den Regeln, die Storms handverlesener Gastringrichter Jacques Rougeau als kanadische Regeln bezeichnete.
Awesome schaffte es, Storm zu pinnen – Rougeau erklärte, dass der Count bis fünf gehen müsse. Awesome zwang Storm zur Aufgabe – Rougeau erklärte, dass der Titel bei einer Aufgabe nicht wechseln könne. Awesome schaffte einen Five Count – Rougeau erklärte, dass Storm die Niederlage abwenden könne, in dem er bei zehn wieder auf den Beinen ist. Schließlich waren beide Männer am Boden und Rougeau verkündete, dass wenn einer der beiden nicht bis zehn wieder auf den Beinen sei, das Match für ihn verloren sei. Anschließend schlug er Awesome nieder als er sich wieder aufrappelte und erklärte Storm zum Sieger. Anschließend kam das kanadische Idol Bret Hart zum Ring und beglückwünschte Storm zu seinem „glorreichen“ Sieg.
Beim darauf folgenden Nitro – ebenfalls in Kanada – ließ sich Storm von seinen Landsmännern feiern. Dabei unterbrach ihn jedoch Commissioner Cat, der unter Buhrufen ein weiteres Match zwischen Storm und Awesome festsetzte, diesmal mit einem unparteiischen Ringrichter – ihm selbst. Während des Matches jedoch stürmte Rougeau erneut den Ring und wollte Cat die kanadischen Regeln erläutern. Awesome griff sich den Quebecer und setzte die Awesome Bomb an – dies verhinderte jedoch Rougeaus alter Partner Carl Ouellet. Als Cat diesen abwehren wollte, kam noch Elix Skipper hinzu und schaltete den Commissioner aus. Storm nahm derweil Awesome in das Maple Leaf und Rougeau entschied auf Sieg durch Aufgabe, nachdem Ouellet Awesomes Hand auf den Boden drückte.
Storm belohnte seine Helfer daraufhin für ihre Dienste: Er überreichte Ouellet den Hardcore Title und Skipper den Unter-100-Kilo-Gürtel. Das war gleichzeitig die Geburtsstunde des originalen Team Canada.
- Die Catchphrase "Don't Blame Canada..." ist eine Reverenz an den oscarnominierten Song "Blame Canada" aus "South Park - Der Film".