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Zu Beginn des Jahres 2008 schien Jeff Hardy auf seinem Weg an die absolute Spitze der WWE unaufhaltsam zu sein. Getragen von einer Welle der Popularität und einem konsequenten Push nach oben schien es nur eine Frage der Zeit, bis er sich einen der großen Titel umschnallen würde - bis der Höhenflug im März von einer Suspendierung wegen Verstoßes gegen die Betäubungsmittel-Richtlinien der WWE jäh gestoppt wurde. Weil es seine zweite war und eine dritte seine Kündigung bedeutet hätte, schienen Hardys Karriere-Aussichten auf den Kopf gestellt und seine Hoffnungen aufs große Gold für immer versperrt. Doch viel schneller als erwartet fand Hardy nach seiner Rückkehr und einem Wechsel von RAW zu SmackDown wieder auf den Weg in Richtung WWE Heavyweight Title. Es war jedoch ein beschwerlicher Weg: Hardy musste vorbei an dem beständigsten Topstar der Liga - und dabei noch in Konkurrenz zu einem aufstrebenden und mächtigen Neuling. Und die Jagd nach dem großen Titel hielt noch andere böse Überraschungen parat.
Hardys neu aufgenommener Kampf um den WWE Titel begann, als er Ende August überraschend den Great Khali besiegte und sich damit den Platz im Championship Scramble bei Unforgiven sicherte - auch wenn er dazu die Hilfe von Champion Triple H benötigte, der Khali mit einem Stuhlschlag zuvor entscheidend schwächte. Hardy dankte es Hunter nicht und streckte ihn in der letzten SD-Ausgabe vor Unforgiven mit einem Twist Of Fate nieder, um ein Zeichen vor dem großen Match zu setzen.
Im Kampf mit Hunter, Shelton Benjamin, Montel Vontavious Porter und The Brian Kendrick ging es für Hardy darum, innerhalb von 20 Minuten den letzten Pinfall an einem beliebigen anderen Teilnehmer zu vollführen. Hardy gelangen in dem Match sogar gleich drei Pinfalls - und der letzte schien auch auszureichen, doch eine Sekunde vor Schluss pinnte Triple H noch MVP nach dem Pedigree um seinen Titel haarscharf noch zu sichern.
Die dritte Kraft aus Moskau
Triple H bekundete Hardy aber beim nächsten SmackDown seinen Respekt - nicht jedoch ohne ihn auch etwas vor Augen zu führen. Triple H nutzte eine Redwendung, die auf einer alten Jahrmarkttradition beruhte. Der Möglichkeit, auf einem Karussellfahrt eine weitere Fahrt zu gewinnen, indem man währenddessen nach einem Ring außerhalb des Karussells greift. Unter mehreren Eisenringen ist dabei ein Messingring ("brass ring"), der dem Glücklichen die große Fahrt einbringt. Und diesen Messingring hätte Hardy leider immer verfehlt.
Aber Hardy hatte noch am selben Abend die Chance auf einen neuen Anlauf, als er den drei übrigen Scramble-Verlierern in einem Four Way Match gegenübertrat - der Sieger dürfte Triple H bei No Mercy in einem Einzelmatch herausfordern. Hardy gewann und hatte seine Chance so in der Tasche - doch da rückte auch schon das nächste Hindernis an: der Moscow Mauler Vladimir Kozlov.
Der russische Muskelberg hatte in den Monaten zuvor bei SmackDown eine beeindruckende Siegesserie hingelegt, war jedoch unzufrieden mit den Herausforderungen, die ihm General Managerin Vickie Guerrero aufbot. Und so entschloss er sich kurzerhand eigenmächtig, größere Herausforderungen zu suchen. Sein erstes Opfer war Hardy, den Kozlov nach dem Four Way brutal attackierte. In den Wochen darauf wurden sowohl Hardy als auch Triple H immer wieder Opfer von Attacken Kozlovs, der somit ein deutliches Signal setzte, dass er sich zum Titelrennen berufen fühlte. Und ein deutlicher Beleg dafür gelang ihm, als er Hardy zwei Wochen vor dessen Showdown mit Triple H fair besiegen konnte.
Triple H hält das Gold fest
Wer aber glaubte, dass Hardy geschwächt in das Match gegen Hunter gehen würde, der irrte. Hardy lieferte gegen Triple H eine der besten Leistungen seines Lebens und schien am Ziel seiner Träume angelangt, als er die Swanton Bomb gegen Hunter durchziehen konnte. Doch als der Ringrichter bis zwei gezählt hatte, mobilisierte Hunter seine letzte Reserve, griff Hardy zu einem Crucifix Pin und drückte ihn so selbst bis drei nieder. Hardy hatte wieder um Millimeter an dem Messingring vorbeigegriffen.
Doch die Chance auf einen neuen Versuch war nicht weit - und sie lag in den Händen der Fans. Für Cyber Sunday hatten sie die Wahl, wer Triple H um den WWE Titel herausfordern durfte. Ein weiteres Mal Hardy? Oder der ruchlose Kozlov? Oder gar beide zusammen in einem Triple Threat Match? Es war das Wunschszenario, des wettbewerbshungrigen Triple H, für das er bei den Fans auch warb - vergeblich. Die Zuschauer wollten ein weiteres Duell zwischen Triple H und Hardy.
Hardy hatte sich eine leicht veränderte Taktik für den Rückkampf zurechtgelegt, er fiel etwa dadurch auf, dass er jede seiner bekannten Aktionen doppelt zeigte, um den Effekt zu erhöhen. Als er das jedoch auch mit der Swanton Bomb versuchte, verrechnete er sich und landete beim zweiten Mal in Hunters angezogenen Knien. Hardy kam noch zu einem dritten Versuch, der aber zum Gegenteil führte. Hunter konnte Hardy von den Seilen ziehen und mit dem Pedigree ein weiteres Mal bezwingen. Wieder kein Messingring für Hardy.
Kozlovs Chance - und Hardys neue Aggressivität
Nachdem Hardy also zweimal gescheitert war, forderte nun Kozlov von Guerrero seine Chance. Vickie machte ihm aber zur Bedingung, dass er sich um ihren Erzfeind, den Undertaker kümmern musste. Kozlov trat ihm gegenüber - und besiegte ihn durch Disqualifikation, als Hardy Kozlov mit einem Stuhl attackierte. Der war zuvor von Vickie provoziert worden, dass er nicht mehr „extrem“ genug wäre, um eine weitere Titelchance verdient zu haben.
Kozlov hatte so sein Match gegen Triple H sicher - angesetzt für die Survivor Series - aber Hardy wollte sich unbedingt noch dazugesellen. Also bot er Vickie an, dem Taker ebenfalls in einem Match gegenüberzutreten, um sich so eine weitere Titelchance zu verdienen. Und um zu beweisen, dass er noch „extrem“ genug wäre auch in einem Extreme Rules Match. Vickie stimmte dem Match zu.
Hardy ging an diesem Abend mit einer neuen Attitüde an seine Aufgabe heran - auch ausgedrückt durch eine Kriegsbemalung im Gesicht, die ihn ein wenig wie Heath Ledger als Joker in Batman aussehen ließ. Er unterstrich die neue Aggressivität mit einer Ansprache in Richtung Taker von einem verdüsterten, nur mit Schwarzlicht beleuchteten Raum aus - und einer anschließenden Attacke auf Kozlov und Triple H während ihrer Vertragsunterzeichnung. Diese neue Aggressivität - und etwas Hilfe von Undertakers Fehdengegner Big Show - trug Hardy auch zum Sieg über den Taker.
Vickie erklärte daraufhin aber, Hardy nie versprochen zu haben, dass der Sieg sein Ticket für das Titelmatch bei den Series wäre - sie versprach es ihm aber sollte er eine weitere Hürde meistern: ein Match gegen Triple H zwei Tage vor dem Pay Per View. Hardy gewann es, nachdem Kozlov sich zu Ungunsten Hunters einmischte - und der Dreiertanz war festgezurrt.
Der lachende Vierte
Doch da kam die böse Überraschung ins Spiel: Am Tag der Series meldete WWE.com, dass Hardy bewusstlos im Treppenhaus seines Hotels gefunden wurde - was sicherlich nicht unabsichtlich böse Vermutungen in Bezug auf Hardys vorherige Eskapaden zuließ. Die Angelegenheit gehörte aber zur Story: Hardy war von einem Unbekannten attackiert und musste so aus dem Match genommen werden. Die Chance auf den Messingring war also von vornherein verbaut.
Hunter und Kozlov bestritten also ein Einzelmatch, in das nach einiger Zeit aber Vickie mit der Ansage einfiel, dass sie gute Neuigkeiten hätte: Er wäre doch gekommen um noch an dem Match teilzunehmen. Die Fans jubelten in Erwartung, dass Hardy gemeint war - doch Vickie meinte jemand anderen: ihren Ehemann Edge, der seit seiner Niederlage im Hell In A Cell gegen den Undertaker beim SummerSlam verschollen war.
Als Berufsopportunist wollte Edge schnell aus dem Schaden Kapital schlagen, den Hunter und Kozlov sich schon zugefügt hatten, aber überraschend stürmte Hardy dann doch noch zum Ring und ging mit einem Stuhl auf Edge los. Er traf bei einem Schlag aber Hunter und bekam dann den Spear von Edge ab, der Hunter dann pinnte und sich so den Titel sicherte.
Ein triumphales Armageddon
Hardy und Hunter sinnten nun natürlich beide auf Revanche an Edge - und die Gelegenheit bekamen sie, als sie zeitgleich eine Beat The Clock Challenge bei SmackDown meisterten und somit beide zu Top-Herausfordern gekürt wurden - während Kozlov in einem Match gegen Jeffs Bruder Matt nicht in der erforderten Zeit den Sieg einfahren konnte. Die Lösung war klar: ein Triple Threat bei Armageddon. Edge tat mit Hilfe Vickies vorher natürlich alles, um Hardy und Hunter zu schwächen und gegeneinander auszuspielen, aber er musste sich der Herausforderung letztlich doch stellen.
Es sollte ein harter und dramatischer Kampf der drei Kontrahenten werden, in der Hardy schon wieder aller Träume beraubt schien, als er von Edge durch einen der Kommentatorentische gespeart wurde. Als er wieder auf die Beine kam, kostete ihn dann ein Eingriff Kozlovs den fast sicheren Sieg. Am Ende verpasste Triple H Edge dann den Pedigree, doch Hardy wusste noch eine Patrone abzufeuern. Eine Swanton Bomb auf beide Gegner. Hardy pinnte dann Edge und konnte sich so unter dem Jubel der Fans zum Champion krönen. Der Messingring war endlich in Hardys Händen.
Es war das logische und doch vor den Hintergründen so unerwartete Ende von Hardys Titeljagd. Er musste seinen neu gewonnen Gürtel im Anschluss gegen den entthronten Edge verteidigen, während Hunter und Kozlov ihre Rivalität allein noch etwas fortsetzten, ohne dass es jedoch noch zu einem großen Duell kam.