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Die Fans von heute erinnern sich an Ted DiBiase praktisch nur noch als den bösartigen Million Dollar Man. Da ist es verblüffend zu wissen, dass DiBiase in den Anfangsjahren seiner Karriere ausschließlich als Publikumsliebling auftrat. Das galt für sein erstes WWF-Intermezzo Ende der Siebziger ebenso wie für seine damals bedeutendere Zeit in den südlichen NWA-Territorien. Im Mid-South-Gebiet von Bill Watts war DiBiase einer der größten Fanfavoriten - neben dem absoluten Helden der dortigen Anhänger: dem Junkyard Dog.
DiBiase und JYD waren beste Freunde und öfters Tag Team Partner. Die beiden halfen sich gegen gemeinsame Feinde wie den verschlagenen Bob Roop, der DiBiase seinen North American Title abspenstig gemacht hatte. Ebenso wie DiBiase versuchte auch JYD, Roop diesen Gürtel abzunehmen und JYD schaffte es schließlich am 21. Juni 1982.
DiBiase formiert das Rat Pack
Nun ergab sich eine pikante Konstellation daraus. Denn zwei Tage später hatte Roop seinen Titel eigentlich gegen DiBiase aufs Spiel setzen sollen. JYD hatte diese Herausforderung nun von Roop geerbt und musste selbst gegen DiBiase ran. Kein Problem, dachten sich die beiden Freunde, würden sie sich eben einen fairen Wettstreit unter Sportsmänner liefern. Dachte man.
Doch im Verlauf dieses Matches sollten die schockierten Fans feststellen, dass DiBiase der Gürtel wichtiger war als die Freundschaft zu JYD. Nachdem das Match fair anfing, kam DiBiase mit sportlichen Mitteln irgendwann nicht weiter und legte andere Saiten auf. Er schlug JYD mit einem schwarzen - mit einem schweren Gegenstand gefüllten - Handschuh nieder und nahm ihm so seinen Titel ab.
In den Wochen darauf sollte sich herausstellen, dass das kein vorübergehender Ausbruch war. Das Prestige und die Verdienstmöglichkeiten als Champion trieben DiBiase dazu, seinen Gürtel mit allen Mitteln zu verteidigen. Der geladene Handschuh wurde zu seinem Markenzeichen und liebsten Hilfsmittel, dazu umgab er sich mit zweifelhaften Mitstreitern: Matt Borne und Jim Duggan halfen ihm mit linken Tricks dabei, seine Angelegenheiten zu regeln, das Trio wurde als "Rat Pack" berühmt.
Auftritt Stagger Lee
JYD wurde logischerweise zum ärgsten Feind der Gruppierung und versuchte alles, Rache an DiBiase zu nehmen und seinen North American Title zurückzugewinnen. Doch ein erster großer Showdown im Superdome von Louisiana trug nichts zur Klärung bei, das aufgeheizte Duell endete mit einer doppelten Disqualifikation. Doch für JYD kam es noch schlimmer: DiBiase schickte sich auch an, ihm einen anderen Gürtel abzunehmen: Den Tag Team Titel, welchen JYD gemeinsam mit Mr. Olympia hielt. DiBiase tat sich mit Borne zusammen und es gab ein Duell mit den Champions, das noch eine Zusatzklausel hatte: Wer immer den Pinfall einstecken würde, müsste Mid-South für 90 Tage verlassen.
JYD sollte der Leidtragende dieser Klausel sein, dafür sorgte das dritte Rat-Pack-Mitglied Jim Duggan, das sich als Gorilla-Maskottchen verkleidet zum Ring schlich und mit einem Eingriff für den Sieg seiner Gefährten sorgte: Die hatten nun den Tag Team Titel und dafür gesorgt, dass sich der größte Zuschauermagnet von Mid-South drei Monate nicht mehr blicken lassen durfte.
Doch zur Ruhe kam das Rat Pack nicht. Denn kurz nach dem Match tauchte ein Neuling in der Liga auf, der sich als guter Freund JYD’s vorstellte und antrat, die Ungerechtigkeit, die diesem widerfahren war, zu rächen: der maskierte Stagger Lee, der JYD darüber hinaus auch noch ziemlich ähnlich sah. Das Rat Pack merkte natürlich genau wie die Zuschauer schnell was los war: Stagger Lee war Junkyard Dog, der der Loser-Leaves-Town-Klausel ein Schnippchen schlug.
Umjubelter Sieg im Superdome
Erbost taten DiBiase und seine Leute alles, um Lee zu demaskieren und zu zeigen, dass er JYD war - denn dann hätte dieser als Strafe die Liga für immer verlassen müssen. An einem Abend gelang es DiBiase auch, Stagger die Maske abzuziehen und wollte diese Szenen dem TV-Publikum zeigen, doch bevor das geschehen konnte, verschwand das Tape auf mysteriöse Weise.
Der Ärger zwischen Stagger und dem Rat Pack steuerte unvermeidlich auf den Showdown zwischen dem Maskenmann und DiBiase zu, der für die nächste Superdome-Show angesetzt wurde. Vor 15.000 Zuschauern kam es im Main Event zum Duell, bei dem DiBiase auch seinen North American Title aufs Spiel setzte. Die Fans bekamen ihr Happy End, denn Stagger bezwang DiBiase und beendete so DiBiases fünfmonatige Schreckensherrschaft.
Stagger Lee verteidigte den Titel dann auch erfolgreich, bis er zwei Monate später wieder aus der Liga verschwand - zufällig zum selben Zeitpunkt, zu dem JYD’s 90-Tage-Sperre abgelaufen war und er unter dem Jubel der Fans sein Comeback im Territorium feierte.
- Der Charakter Stagger Lee basiert auf Lee Shelton, einem schwarzen Taxifahrer und Zuhälter, der 1895 in St. Louis im betrunkenen Zustand einen Freund im Streit erschoss. Sein Spitzname "Stagger Lee" - die Schreibweisen variieren - wurde in den USA durch eine Reihe von Blues- und Folk-Songs zur Legende, die Stagger zum verschlagenen schwarzen Anti-Helden stilisierten. Eine quasi identische Storyline um den Stagger-Lee-Charakter gab es ein Jahr später in Memphis als Koko B. Ware eine Loser Leaves Town Match gegen Bobby Eaton verlor und als Stagger Lee zurückkam.
- Hinter den Kulissen war die Vorgeschichte von DiBiases Heel-Turn, dass Booker Ernie Ladd dringend einen neuen Heel für die Liga suchte und DiBiase darum bat, bei seinen Touren mit All Japan Pro Wrestling Ausschau nach Kandidaten zu halten. DiBiase meinte dann zu Ladd, dass er seinen neuen Top-Heel gefunden hätte: sich selbst. Ladd war zunächst stutzig, weil er sich DiBiase als Heel nicht vostellen konnte - dessen Erfolge in dieser Rolle sprechen jedoch für sich.