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Waren es die Four Horsemen? Oder war es die nWo? Die Frage, welches das größte Wrestlingstable aller Zeiten war, bietet Stoff für ausladende Diskussionen unter Wrestlingfans. Die beiden Gruppierungen stehen für verschiedene Zeiten und verschiedene Auffassungen vom Wrestlinggewerbe - was nicht nur vor der Kamera, sondern auch hinter den Kulissen gilt. Bis heute lässt Ric Flair keine Interviewgelegenheit aus, um zu erklären, dass er die nWo für ein Ärgernis hält.
Als sich die nWo im Sommer 1996 formierte, waren die Horsemen in ihrer Original-Version natürlich schon längst Geschichte, aber in der WCW war eine der vielen Inkarnationen der Gruppierung aktiv - die beiden Originale Flair und Arn Anderson, Chris Benoit und Ex-Football-Star Steve McMichael. Und es war klar, dass die Liga kaum groß genug sein würde für zwei dominante Heel-Stables. Schon einen Tag nach der Formation der nWo wurde ein Aufeinandertreffen zwischen den Fraktionen angedeutet, als die Horsemen in einem Interview Spitzen gegen die nWo abfeuerten. So meinte etwa Arn Anderson, dass die Horsemen nie behauptet hätten, Vorbilder zu sein, Hulk Hogan aber schon und seine Taten entsprechend widerwärtig wären.
Dass die Abneigung auf Gegenseitigkeit beruhte, zeigte sich einige Wochen später, als einer großangelegten Backstage-Attacke der nWo mit Baseball-Schlägern neben Rey Misterio Jr. und den American Males auch Anderson zum Opfer fiel. Spätestens jetzt waren die Horsemen in den WCW-nWo-Krieg verwickelt und es war auch in der Woche darauf, als Anderson der nWo in legendärer Manier warnte, dass sie sich in einen Bandenkrieg mit der schlimmsten Bande von allen eingelassen hätten - und dass die Horsemen für jeden, der von ihnen ins Krankenhaus geschickt würde, zwei nWo-ler ins Leichenschauhaus bringen würde. Die erste Botschaft der Horsemen an die nWo war in derselben Woche eine Attacke auf den Booty Man, der zwar nicht zur nWo gehörte, aber bekanntermaßen Hogans bester Kumpel war.
War Games werden von Causa Sting überschattet
Horsemen-Führer Ric Flair war dann auch beim Clash Of The Champions der erste Herausforderer von Hollywood Hogan, nachdem der dem Giant den WCW World Title abgenommen hatte. Allerdings verhinderte ein Eingriff der Outsiders, dass Flair den Gürtel der nWo wieder entreißen konnte, er gewann so nur das Match durch Disqualifikation.
Für den Fall Brawl wurde dann ein Match der beiden Fraktionen in der berühmten Tradition des Pay Per Views angesetzt: War Games. Allerdings bekamen die Horsemen vorher ein Angebot von den WCW-Babyface-Vorkämpfern Lex Luger und Sting, sie in ihr Team aufzunehmen, um der nWo eine schlagkräftigere Gruppe entgegen zu stellen. Flair und Anderson zögerten, aber die zweite Reihe der Horsemen - Steve McMichael und Chris Benoit - fand das vernünftig und verzichtete zugunsten von Luger und Sting auf den Platz im Match.
Mit der Aufnahme von Luger und Sting gerieten die Horsemen bei dem Match in den Hintergrund, denn bestimmendes Thema im Vorfeld des Kampfes sollte die Ankündigung der nWo sein, dass Sting sich ihnen anschließen und die WCW verraten würde - was sich scheinbar als wahr herausstellen sollte, als Sting seine Mitstreiter beim letzten Nitro vor Fall Brawl attackierte. Doch es handelte sich dabei bekanntermaßen um einen falschen Sting. Und ebenso bekanntermaßen war der Umstand, dass seine Teamkollegen darauf hereinfielen, der Grund dafür, dass der echte Sting sich dann von ihnen abwandte und sie im Stich ließ. Letztlich gewann so die nWo das Match, als der Fake-Sting und Hogan Luger gemeinsam zur Aufgabe zwangen.
Triumphale Rückkehr aus langer Zwangspause
Der nächste schwere Schlag, den die nWo den Horsemen zufügte, folgte einige Wochen später bei Nitro, als sie diesmal Flair hinter den Kulissen attackierte und übel zurichtete. Flair verletzte sich dabei schwer an der Schulter, musste monatelang pausieren und den US Title abgeben, den er damals hielt - in Wahrheit kam die Verletzungen übrigens von einem New-Japan-Match Flairs gegen Kensuke Sasaki.
Flairs Zwangspause ging einher damit, dass die Horsemen ihre Aufmerksamkeit von der nWo abwandten und sich eine Weile mit sich selbst beschäftigten - unter anderem mit dem in die Gruppierung drängenden Jeff Jarrett. Es dauerte bis Mai kommenden Jahres, bis Flair wieder in den Ring durfte, aber direkt als erster erklärte er in seinem Comeback-Interview wieder die nWo wieder zu seinem Ziel und forderte sie für Slamboree zu einem Six Man Tag Team Match. Und seine Partnerwahl verdeutlichte, wie groß der Hass auf die nWo war, denn seine Partner waren zwei alte Feinde: Der mittlerweile in die WCW gewechselte Roddy Piper und Football-Star Kevin Greene.
Als Gegner für das Trio schickte die nWo die Outsiders und Syxx ins Feld, die im Vorfeld eine Reihe von Giftpfeilen auf Flair und Piper abschossen. Es gab Angriffe in Bezug auf Flairs Alter, dass er ein Ripoff von Buddy Rogers wäre und dass er der jungen Wrestlergeneration rein gar nichts hinterlassen hätte. Dass Flair aber noch nicht zum alten Eisen gehörte, bewies er der nWo bei Slamboree mit seinen Partnern: Sein Team feierte einen klaren Sieg, indem Greene Syxx pinnte, während Flair Hall in den Figure Four und Piper Nash in den Sleeper nahm.
Beidseitiges Werben um Hennig
Beim nächsten Pay Per View Great American Bash taten sich Flair und Piper wieder zusammen, diesmal um die Outsiders um die Tag Team Titel zu fordern. Das Legenden-Duo sollte allerdings letztlich an einen Eingriff von Syxx - dem Mann, zu dem Flair eine besonders innige Feindschaft entwickelt hatte - scheitern. Flair prügelte sich mit Syxx aus der Halle, so dass Piper Hall und Nash allein bekämpfen musste - und zum Scheitern verurteilt war. Hall pinnte ihn mit der Outsider Edge.
Piper stellte Flair beim Nitro darauf für sein Handeln zur Rede und geriet dabei auch mit dessen Horsemen-Kollegen McMichael und Benoit aneinander. Während Flair zu Beginn noch die Wogen zu glätten versuchten, ergriff er dann doch Partei für seine Horsemen-Kollegen, als die Sache handgreiflich wurde. Die Zweckpartnerschaft mit Piper war vorbei. Es kam zu einem Match der beiden alten Rivalen beim Bash At The Beach, das Piper gewann, worauf wieder die Feindschaft zwischen den Horsemen und der nWo in den Fokus rückte.
Neuer Pfeffer wurde der Angelegenheit durch die Ankunft von Curt Hennig in der WCW verliehen, um dessen Dienste sich beide Gruppierungen intensiv bewarben. Flair schien dabei durch seine alte Bande zum früheren Mr. Perfect die besseren Karten zu haben. Und als Flair dann bei Nitro ein neues Mitglied der Horsemen-Familie ankündigte, schien der Deal perfekt. Als Flair das neue Mitglied vorstellen wurde, unterbrach ihn aber wieder sein ganz spezieller Freund Syxx, der ihn mit einer Verbalattacke einmal mehr bis aufs Blut reizte und später noch mehr Öl ins Feuer goss, als er den Outsiders zu einem Sieg über Flair und Benoit verhalf. Die Ereignisse führten zu einem Match zwischen Flair und Syxx bei Road Wild, das Flair ganz im Dirtiest-Player-Stil mit Hilfe der Seile gewann.
Zwei denkwürdige Ansprachen
Bei Flairs Privatkrieg mit Syxx stand Hennig seinem alten Schützling immer wieder zur Seite und kämpfte und siegte auch mit ihm beim kommenden Clash Of The Champions über Syxx und nWo-Kollege Konnan - dazu, den Horsemen ganz offiziell beizutreten, mochte sich Hennig aber nicht durchringen. Nach dem Clash stellte Flair Hennig dann zum wiederholten Mal die Frage, ob er den Horsemen beitreten würde - und wieder druckste Hennig herum. Dann allerdings kam Arn Anderson heraus. Der Enforcer hatte seit Jahresbeginn wegen einer Nackenverletzung kein Match mehr bestritten und verkündete nun in einer emotionalen Ansprache, dass die Verletzung so schwer sein würde, dass er nicht mehr zurückkommen könne. Darum bot er Hennig nicht mehr irgendeinen Platz bei den Horsemen an, sondern seinen Platz. Ein gerührter Hennig meinte nun, dass ihm dass eine Ehre wäre.
Es war eine denkwürdige Stabübergabe - die von der nWo in der Woche darauf in ebenso denkwürdiger Weise in den Dreck gezogen wurde: Kevin Nash parodierte Andersons Rücktrittsrede und stellte Arn dabei als debilen Alkie hin, während einige seine nWo-Kollegen den Rest der Horsemen parodierten. Ein wütender Flair stellte sich dann zur Eröffnung der kommenden Nitro-Ausgabe in den Ring und forderte ein Stück von der nWo. Die schickte mit Buff Bagwell und Konnan nur die zweite Reihe vor, die von Flair und Hennig dann recht problemlos besiegt wurde.
Der Stable-Krieg gipfelte dann eine Woche später bei Fall Brawl, wiederum in einem War Games Match, zu dem die Horsemen diesmal in Reinbesetzung antrat. Sie wollte es zumindest, denn zu Beginn des Pay Per Views sah man Curt Hennig auf dem Arenaboden liegend, Opfer einer weiteren Backstage-Attacke der nWo. Die Horsemen mussten also zu dritt gegen die nWo-Vertreter Nash, Syxx, Bagwell und Konnan ran. Mit einem Arm in der Schlinge kam Hennig trotzdem zum Ring - nur um seinem Team in den Rücken zu fallen. Er schloss sich der nWo an, die Benoit und McMichael mit Handschellen an den Käfig kettete und Flairs Kopf in der Käfigtür einklemmte, um ihn zur Aufgabe zu bewegen. Der Ringrichter brach das Match darauf aus Sorge um Flair ab, was Hennig nicht davon abhielt, die Käfigtür gegen Flairs Schädel zu schwingen.
Jagd auf den Verräter
Während Flair nach dieser Attacke erst einmal außer Gefecht war, verhöhnte Hennig ihn tags darauf bei Nitro, als er mit seiner Robe zum Ring kam und sie dem nWo-Großmeister Hogan zum Geschenk machte. Im Main Event der Show krönte Hennig seine Woche dann, indem er McMichael den US Title abnahm - ausnahmsweise ganz fair übrigens. Es dauerte natürlich nicht lange, bis Flair sich - per Telefon - zurückmeldete und Hennig Rache schwor. Eine Woche später tauchte Flair dann auch wieder persönlich auf um Hennig nach einem Match gegen Benoit durch die Arena zu jagen. Er kündigte dann an, Hennig beim Halloween Havoc gegenüber zu treten - und drohte nebenbei auch Hogan an, dass er der Nächste wäre.
Beim Havoc war Flair dann so auf Rache aus, dass er sich ab einem bestimmten Punkt nicht mehr um die Regeln scherte und die Disqualifikation in Kauf nahm, nachdem er Hennig - begleitet von Elizabeth, einer weiteren Horsemen-Überläuferin - kopfüber in die Ringecke hing und ihm den Titelgürtel gegen den Kopf trat. Bei World War III sollte es dann ein No DQ Match der beiden um den Titel geben, bei dem diesmal Hennig den Gürtel einsetzte und so - weil es ja legal war - den Sieg davontragen konnte. Es sollte noch ein Rückmatch bei Nitro einige Wochen später geben, das aber schnell nach einem Eingriff der Rest-nWo verworfen wurde.
Die nWo-Horsemen-Fehde verlief darauf im Sande, weil Flair sich als nächstes einem Duell mit WCW-Neukauf Bret Hart widmete und kurz darauf hinter den Kulissen mit WCW-Chef Eric Bischoff in Streit über einen Nichterscheinen bei einem TV-Auftritt geriet. Flair verschwand darauf aus der Liga und das bedeutete das vorläufige Ende der Horsemen und den Schlusspunkt des Bandenkriegs mit der nWo. Erst Ende des Jahres kehrte Flair zurück, um sich mit Bischoff den ultimativen Showdown zu liefern. Aber das ist eine andere Geschichte.