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Rising Stars? - Teil 3: Evan Bourne, Mark Henry und Christian

Kolumne

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Published on:
26.07.2009, 14:16 
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Evan Bourne: Es waren die typischen Befürchtungen, die den früheren Matt Sydal begleiteten, als er bei der WWE unterschrieb. Er würde dort doch nur untergehen, so wie all die anderen Cruiserweights, die nicht in das Raster der WWE passen. Was dabei nur viele übersehen haben: Dieses Raster ist durchlässig, wenn die Liga es mit einer Ausnahmeerscheinung zu tun hat. Und Bourne ist eine Ausnahmeerscheinung: Er zählt zu den besten Highflyern der Welt, mit einem Stil, der nur ein paar ganz versprengte Bodenständigkeits-Fetischisten nicht zu begeistern vermag. Und Bourne hat dazu - was für die WWE-Karriere fast noch wichtiger ist - den Look eines MTV-Teenstars.

Bournes rasant begonnener Aufstieg in Richtung des legitimen Erben von Rey Mysterio ist aber zuletzt eher ins Stocken geraten - was auch wieder nicht ganz überraschen kann. So aufregend wie Bourne im Ring ist, er hat seine Schwächen, die ihm im Weg stehen. Spannende Promos und überbordendes Schauspieltalent sind nicht die Dinge, für die Bourne steht, dazu teilt er mit Mysterio das Grundproblem, dass er Gefahr läuft, sich in seiner einzig logischen Rolle als Underdog-Babyface totzulaufen. Und ob Bourne je so populär werden kann wie Mysterio mit dessen unglaublichem Appeal an Kinder und Latinos, ist sehr schwer abzuschätzen. Ein Problem, das zuletzt hinzugekommen ist, ist dass John Morrison in Bournes Nische als Kinnladen herunterjagender Flugkünstler vorstößt. Das ist für Bourne, auch wenn Morrison im anderen Roster ist, schlecht, da die WWE dazu neigt, bei solchen Überschneidungen den schwächeren unten zu halten, um den anderen spezieller wirken zu lassen - siehe auch Beth Phoenix und Natalya. Und Bourne zieht gegen den schillernden Morrison, obwohl besser im Ring, als Gesamtpaket den Kürzeren. Der anfängliche Rückenwind des völlig Unverbrauchten ist bei Bourne mittlerweile weg - und es steht für mich ein großes Fragezeichen dahinter ob er ohne ihn noch das Momentum bekommen kann, um in der WWE zur Spitzenkraft aufzusteigen.

Mark Henry: Wie jetzt? Henry? Ist das ein Zählkandidat, damit die Rechung 6x3 Wrestler aufgeht? Ist nicht ganz falsch, trotzdem lohnt es sich aktuell durchaus mal, die Perspektiven des World’s Strongest Man zur Debatte zu stellen. Ja, er ist schon mehr als Mitte 30 und schon seit der Attitude-Ära dabei, aber so viel Respekt wie aktuell hatte er in seinen mehr als zehn Jahren WWE-Karriere wohl noch nie. Eine halbe Ewigkeit als dicker Nichtskönner verschrien, kommt derzeit unter mehr und mehr Fans die Meinung durch: Hey, so schlecht ist der ja gar nicht. Nachdem er endlich mal ein paar Jahre verletzungsfrei geblieben ist, hat ein ordentlicher Run in der ECW inklusive Titelregentschaft seinen Ruf aufpoliert - und jetzt bei RAW versucht man als Happy Henry mal etwas Neues mit ihm.

Schlecht ist die Idee zum jetzigen Zeitpunkt nicht, denn der große, böse, schwarze Mann hat sich nach vielen Jahren etwas überlebt. Und es hat durchaus seinen Unterhaltungswert, wenn der große, böse, schwarze Mann nun die Heels verkloppt. Nur: reicht das, um Henry den Wunsch zu erfüllen, den er vor ein paar Jahren mal in einem deutschen Magazin geäußert hat? Nämlich doch noch einmal den "Big One", einen World Title zu gewinnen? Nein. Als Heel hätte es wohl mal geklappt, hätte Henry früher das solide Level von heute erreicht - zu einer Zeit, bevor das Image als unbesiegbarer Monsterbösewicht die nach so vielen Jahren zwangsläufigen Risse bekommen hat. Dafür ist es jetzt zu spät. Als Babyface ist er mit seinem trotz allem weiter limitierten Können in seine Rolle prädestiniert für ein Squash-Match zwischendurch oder als Typ, der einem aufstrebenden Heel Glaubwürdigkeit verschaffen kann. Zu mehr ist das Potenzial schlicht nicht da - was aber auch nicht weiter wild ist. In der Rolle, die er jetzt hat, hat Henry weiter keinen Grund für schlechte Laune.

Christian: Dass Christian immer noch in auf der Liste den potenziellen statt des tatsächlichen WWE Main Eventer steht, ist ein Zustand, der die zahleichen "Peeps" fast schon zur Verzweiflung treibt. Man ist fast schon geneigt, ihn in der Hinsicht abzuschreiben. Dass das viele immer noch nicht tun, hat sich bei WrestleMania in diesem Jahr gezeigt, als zahlreiche Fans alles gegeben haben, um Christian nur mit der Kraft ihrer Lungen zum Sieg im Money In The Bank Match zu schreien - was etwa Mike Johnson vom PW Insider zur Bemerkung veranlasst hat, dass die WWE da hoffentlich zugehört hat und ihre Schlüsse daraus zieht. Dabei muss man aber eines im Blick behalten: Bei WrestleMania bestimmen in der Halle die Hardcore-Fans den Ton, bei denen Christian eine überproportionale Lobby hat. Zeitnah gab es bei einigen TV-Shows - speziell bei den RAW-Gastauftritten - Reaktionen auf Christian, bei den man sich die Frage stellte, ob viele Zuschauer überhaupt noch wussten, wer dieser Typ ist, der zuvor drei Jahre lang im ominösen Anderswo war. Das bei vielen smarten Fans teilweise in einen Wahn gesteigerte Interesse an Christians großem Durchbruch ist längst nicht so groß bei der für die WWE-Finanzen wichtigeren Klientel, die die Stars wie Cena und Batista bejubeln. Wenn Christian diesen Widerspruch nicht auflösen kann, wird es nichts mit dem großen Gold.

Möglich ist das immer noch, allerdings nicht unter den Voraussetzungen von Stand jetzt, Sonntag, 14 Uhr. Christian steht aktuell da, wo Chris Jericho stand, als er Ende 2007 in die WWE zurückkehrte: Ein kurzhaariger Typ mit ein paar lustigen Sprüchen, den man schon noch mag, aber der einen Charakter hat, der schon einige Jährchen auf dem Buckel hat und als Schlüssel nach ganz oben schon zu verrostet ist. Wie bei Jericho ist es für Christian nicht drin, zum absoluten Franchise a la Cena zu werden - aber er kann sich noch auf das Level heben, auf das sich Jericho wieder gehoben hat. Er braucht dazu aber die Neuerfindung, die sich sein früherer Partner im vergangenen Jahr verordnete - wobei natürlich die Frage ist, ob er eine ähnlich zündende Idee im Köcher hat. Womöglich tut sich ja just an diesem Abend der erste Schritt in die Richtung.