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Goldene Zeiten? Ein Rückblick auf das 16 Carat Gold Tournament von westside Xtreme wrestling

Kolumne

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3-16-4-1. Was wie eine absolut mysteriöse Zahlenkombination daher kommt, steht in Wirklichkeit für eines: 3 Tage Wrestling, 16 Wrestler, 4 Runden und nur ein Sieger. Am vergangenen Wochenende fand zum insgesamt vierten Mal das wXw 16 Carat Gold Tournament statt, nach drei Jahren in Essen zum ersten Mal in Oberhausen und das gleich in drei verschiedenen Hallen. Anstelle eines kompletten Reviews der drei Tage, das angesichts der Fülle an Live Matches aus meiner Sicht überhaupt nicht in ausreichender Form möglich wäre, will ich eher ein punktuelles Review geben.

Vorneweg zum Teilnehmerfeld: Die wXw hat mit den diesjährigen Teilnehmern das Niveau des Vorjahres mindestens gehalten. Ein wirklicher Vergleich kann schlecht erstellt werden, da man ein gesamtes Teilnehmerfeld schlecht vergleichen kann. Mit großen Namen besetzt waren bereits die Turniere 2007 und 2008, wobei in diesem Jahr der bekannteste Name vermutlich Chris Sabin war, der sich schließlich auch im amerikanischen Main Stream und auch in Japan einen Namen gemacht hat. Allerdings bleibt es, wie es ist: Man kann es nicht gegeneinander aufrechnen, jedoch kann man eines ohne Zweifel feststellen: Ein Teilnehmerfeld mit einem gesunden Mix aus europäischen, amerikanischen und japanischen Wrestlern gibt es auf der Welt äußerst selten.

Was brachte nun aber das dreitägige Turnier für die Wrestler aus Europa? Martin Stone verlor in der ersten Runde gegen Daisuke Sekimoto aus, Drake Younger besiegte Adam Polak, „American Dragon“ Bryan Danielson schulterte Doug Williams, Shingo schaltete Absolute Andy aus. Demgegenüber stehen Siege von Steve Douglas gegen Tatsuhito Takaiwa in der ersten und Daisuke Sekimoto in der zweiten Runde, um dann im Halbfinale gegen Younger auszuscheiden, Big van Walter setzte sich in Runde 1 gegen Erick Stevens durch, verlor dann gegen Drake Younger. Zack Sabre Jr. lieferte sich ein europäisches Duell mit Terry Frazier, den er besiegen konnte, in der zweiten Runde gelang ihm dann der große Wurf, indem er Bryan Danielson einrollen konnte. Im Halbfinale scheiterte er jedoch an Shingo. Zudem verlor Bad Bones am Samstag den wXw World Heavyweight Titel an Bryan Danielson.

Während man nun ein Ausscheiden von Adam Polak erwarten konnte, bedingt auch das von Stone und niemand überrascht war, dass Danielson Doug besiegen konnte, kam es für viele doch sehr überraschend, dass Absolute Andy in der ersten Runde ausschied. Für Absolute Andy, der in den letzten Monaten auftrumpfte und u.a. Bryan Danielson besiegte, schien das Carat eher ein Rückschritt zu sein, zumal er auch am dritten Tag gegen eben jenen Danielson eine Niederlage hinnehmen musste. Bei Andy bleibt jedoch festzustellen, dass er gegen den späteren Turniersieger den Kürzeren zog und gegen Danielson nur verlor, weil er von Steve Douglas abgelenkt wurde. Somit bleibt Andy trotz des weniger guten Abschneidens nach wie vor im Titelrennen.

Anders scheint es um Bad Bones bestellt. Am Freitag in keinem Match zu sehen, stand er am Samstag im Main Event und verlor recht deutlich gegen den American Dragon, als er in der Cattle Mutilation das Bewusstsein verlor. Einen Tag später stand Bones im Semi-Main Event der Show, doch wieder musste er den Fall einstecken, als Big van Walker ihn pinnen konnte. Mit zwei direkten Niederlagen innerhalb von zwei Tagen dürfte sich Bones somit erst einmal aus dem Titelrennen verabschieden. Insgesamt gesehen war es keine glückliche Regentschaft für den German Psycho. Nach seinem Carat Sieg 2008 holte sich Bones im Januar 2009 letztendlich doch den Titel, doch so wirklich wollten das viele nicht mehr sehen. Im Grunde jedoch kann man Bones nicht viel vorwerfen. Er hat sich im letzten Jahr als Top Face bei wXw etabliert und sich immer mehr dem Titel angenähert. Doch Bones wurde Opfer dessen, was bereits einige Wrestler bei wXw erleben mussten. Mit zunehmendem Erfolg schwand auch immer mehr der Fanzuspruch. Ein Robbie Brookside wurde zu Beginn seiner wXw Karriere noch heftig gefeiert, gegen Ende seiner Regentschaft sehnte sich die Mehrheit der Fans einen Titelwechsel herbei, Steve Douglas Regentschaft wurde zu Beginn heftigst kritisiert, was bei Chants wie „Du bist die Schande der Liga“ aufgrund seines Heel Status weniger deutlich wurde als bei „Bad Bones sucks“ Chants, die dem Face Status des ehemaligen Champion mit voller Wucht gegen den Kopf stoßen.

Gleichzeitig hat sich neben dem Geschehen im Ring am Wochenende etwas anderes erneut zu einem großen Gesprächsthema entwickelt: Bryan Danielson tritt als eindeutiger Heel auf, ist dies im wXw Ring seit geraumer Zeit, jedoch wird Danielson immer wieder von großen Teilen des Publikums bejubelt. Am Samstag hat Danielson nun das äußerste gewagt: Er spuckte auf den wichtigsten Titel der Liga, die vielen Fans so viel bedeutet – und wird noch immer angefeuert. Er kündigt einen Tag später an, auf den Titel urinieren zu wollen – und wird bei seinem nächsten Auftritt wieder angefeuert werden.

Um hier keinen falschen Verdacht aufkommen zu lassen: Ich bin ein großer Befürworter von Bryan Danielson und halte ihn für einen großen Wrestler und Performer. Dennoch kann ich nicht nachvollziehen, wie man Danielson, so wie er bei wXw auftritt, anfeuern kann. Es hat sich in den letzten Monaten eindeutig herausgestellt, dass Danielson der absolute Heel bei wXw ist. Er hat Nigel McGuinness um den Spot des #1 Herausforderers nach einem Tritt unter die Gürtellinie sowie einem Einroller besiegt, versuchte das im Januar bei Andy und hat es nun bei eben jenem geschafft. Weiteres wurde bereits weiter oben angedeutet. Ich lasse natürlich jedem seine Meinung, denn ein jeder hat selbstredend das Recht, denjenigen anzufeuern, den er möchte, allerdings halte ich Aussagen wie diejenigen, dass die Zeiten von Heel vs. Face vorbei sind, schlichtweg für falsch. Es stößt meiner Meinung nach einem Bryan Danielson ebenso vor den Kopf, wenn er trotz eindeutiger Heel Aktionen angefeuert wird, wie es einem Bad Bones vor den Kopf stößt, wenn dieser „Bad Bones sucks“ Chants erhält, nachdem er sich etwa aus einem unfairen Hold befreit hat und gerade seine zweite Luft bekommt. Ich sage wie bereits gesagt nicht, dass es Pflicht ist, einen Wrestler anzufeuern, den man nicht mag. Jedoch finde ich ebenso, dass man einen zweifelsfrei guten Wrestler nicht alleine aufgrund seiner Leistung und seiner Ausstrahlung zujubeln sollte, sondern alle Umstände betrachten sollte.

Nun zum eigentlichen Turnier. Viel wurde bereits geschrieben und eigentlich ist ein Review Match für Match müßig, da es schlichtweg wieder ein Carat Turnier war, in dem dem geneigten Zuschauer zwangsläufig irgendwann die Superlative für die Leistungen der aktiven ausgehen mussten. Während es im letzten Jahr mit Naomichi Marufuji, Taiji Ishimori, El Generico und auch Jimmy Jacobs sowie Tyler Black Wrestler gab, die zwar technisch begabt sind, aber ihr Hauptaugenmerk eher auf Spotwrestling legen, drängte sich in diesem Jahr das technische Wrestling etwas weiter in den Vordergrund. Eines ist wXw auf jeden Fall wieder gelungen: Einen gesunden Mix zwischen verschiedenen Stilen zu finden, sodass das Finale in diesem Jahr mit keinem anderen Finale der letzten Jahre vergleichbar war. Einerseits aufgrund der Tatsache, dass erstmals kein „Hometown Hero“ vertreten war, andererseits weil das Match fast wie ein Dragon Gate Big Match anmutete, in denen es immer wieder zum exzessiven Einsatz von Gegenständen, vor allem von Stühlen kommt.
Nach vielen, vielen überragenden Turnierkämpfen und vielen Non-Tournament Matches, die den 16 Carat Matches oftmals in nichts nachstanden, waren es schließlich Shingo und Drake Younger, die sich ins Finale vorarbeiteten. Zunächst fragte man sich als Zuschauer, welchen Sinn dieses Finale macht, doch diese Frage wurde unmittelbar nach Matchende beantwortet. Zunächst vermutete ich alleine die Tatsache, dass Dragon Gate verlangte, dass Shingo sehr weit kommen soll, denn im Vorfeld des Turniers wurde von den Offiziellen ja bereits angedeutet, dass man von den japanischen Ligen einige Auflagen bekam, jedoch kündigte Shingo bekanntermaßen nach dem Finale selbst die erste Dragon Gate Show auf deutschem Boden an. Um diese Show bereits frühzeitig zu hypen, fand ich es letztendlich absolut in Ordnung, Shingo derart stark darzustellen.
Drake Younger hätte ich ebenfalls nicht im Finale erwartet und stehe mit dieser Ansicht wohl nicht allein da. Auch er hat nun eine sehr starke Position inne. Für ihn folgt zwar keine Dragon Gate Show, aber das Gorefest in Troisdorf, auf das mit dem Einsatz von Stühlen und Blut im Carat Finale bereits die ersten Andeutungen erfolgt sind. Alles in allem ein hervorragendes Turnier, mit dem westside Xtreme wrestling mal wieder bewiesen hat, wozu die Liga in der Lage ist.

Abschließend noch ein kurzer Blick auf die Situation des Lightweight Titels, der am Samstag überraschend zu Tommy End wechselte, nachdem Champion Emil Sitoci in einem Four Way bereits als zweiter ausschied. Leider ging dieser Titelwechsel, der in der Midcard erfolgte, im Gegensatz zum World Title Wechsel absolut unter, jedoch muss man wXw eines lassen: Er kam absolut überraschend und aus dem Nichts und aktuell ist auch nicht wirklich absehbar, wie es mit dem Titel sowie der Division nach dem Carat weitergehen soll, denn bis auf eben Tommy End und nun Emil Sitoci als Herausforderer haben sich in den vergangenen Monaten nicht viele Wrestler aufgedrängt, die in Richtung Lightweight Contendership gewrestelt hätten. Neuer World Champion, neuer Lightweight Champion, viele Regulars schieden frühzeitig aus und wollen sich neu etablieren, ein Carat Sieger, den keiner erwartet hätte, der aber eine große Ankündigung im Gepäck hatte und in weniger als einem Monate geht es bereits weiter im wXw Kalender. Nach dem Carat ist vor dem Carat – und vor allem auch vor dem Gorefest.

Abschließend bleibt für dieses wunderbare Turnier eines zu sagen: Danke wXw.
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