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Joe E. Legend (deutsch)

Interview

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Published on:
31.08.2005, 00:00 
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CAGEMATCH: Joe E. Legend, welche Rolle spielst du im Ring lieber: Gut oder Böse?

JOE E. LEGEND: Ich spiel lieber den Bösen, denn ich mag nicht viele Leute (grinst). Der Legend-Charakter funktioniert einfach besser als Heel.

CAGEMATCH: Wie ist dein Charakter denn entstanden?

JOE E. LEGEND: Als ich mit dem Wrestling anfing, hatte ich einige lahme Gimmicks – so wie wahrscheinlich jeder in diesem Geschäft. Der Legend-Charakter entstand, als ich in einer Bar in Toronto arbeitete. Man muss dazu wissen, dass ich Bars hasse und keinen Alkohol trinke. Also habe ich mir die Zeit vertrieben, indem ich meine Kollegen in den Wahnsinn trieb.

CAGEMATCH: Inwiefern?

JOE E. LEGEND: Ich bin ihnen permanent auf die Nerven gegangen und wenn sie gefragt haben warum, habe ich jedes Mal geantwortet: „Ich bin Joe Legend, ich kann machen, was ich will“. Die Jungs in der Bar wurden nach einer richtig wütend und haben mich angefleht, mit dem Legend-Ding aufzuhören – Ich habe natürlich nicht auf sie gehört. Stattdessen habe ich mich entschieden Joe Legend und seine Fähigkeit andere Leute verrückt zu machen für das Wrestlinggeschäft zu nutzen und Geld damit zu verdienen.

CAGEMATCH: Die meisten deutschen Fans sind von dir eher nicht genervt: Sie jubeln dir zu, auch wenn du unfair kämpfst…

JOE E. LEGEND: … (ironisch) Das würde ich doch nie machen, ich bin ein netter Kerl!

CAGEMATCH: Glaubst du nicht, dass du einen schlechten Job machst, wenn die Fans dir als Heel zujubeln?

JOE E. LEGEND: Nein, ich bin da in guter Gesellschaft: Die Fans jubeln auch The Rock zu und schreien „Whoo!“ für Ric Flair, wenn sie den Heel spielen. Für mich ist das wichtigste, dass die Fans überhaupt auf mich reagieren.

CAGEMATCH: Welche ist deine Lieblingspromotion in Deutschland?

JOE E. LEGEND: Schwer zu sagen; es gibt so viele Ligen, die mich gut behandelt haben: Die wXw ist phänomnal wegen ihrer tollen Fans, aber die GSW war ebenso großartig. Auch die PWA, EWP, EPW und die ACW mochte ich: Sie haben alle ihre eigenen Vor- und Nachteile.

CAGEMATCH: Werden dich die tollen Fans der wXw künftig häufiger zu Gesicht bekommen?

JOE E. LEGEND: Ich hoffe es. Leider musste ich mehrere Angebote von ihnen wegen meiner Verpflichtungen in Japan ablehnen. Aber ich würde gerne häufiger für die wXw antreten: Sie ist schließlich nur zwei Autostunden von meinem Wohnort Hannover entfernt – und ich liebe diese Promotion.

CAGEMATCH: Warum haben dich die Fans von Ring of Honor eigentlich noch nicht dort gesehen?

JOE E. LEGEND: Das größte Problem dabei ist, dass es sie einiges Kosten würde, mich aus Deutschland in die USA zu fliegen. Ring of Honor ist eine clevere Promotion, die jeden Cent umdreht: Sie geben ihr Geld nur für die richtigen Leute zur richtigen Zeit aus – so dass es sich auch richtig für sie auszahlt.

CAGEMATCH: Und wann wird die richtige Zeit für dich gekommen sein?

JOE E. LEGEND: Ich habe ein paar Mal mit der Promotion gesprochen und werde vielleicht dieses Jahr dort debütieren. Ich würde dort gerne gegen Alex Shelley antreten: Er ist einer meiner besten Schüler und Freunde.

CAGEMATCH: Wo wir gerade von Freunden reden: Stehst du immer noch in Kontakt zu deinen früheren Partnern von Thug Life – Edge, Christian und Rhino?

JOE E. LEGEND: Ja, mit Christian und Rhino spreche ich jede Woche.

CAGEMATCH: Werden beziehungsweise die beiden bei der WWE unter Wert verkauft?

JOE E. LEGEND: (seufzt) Ja, besonders Rhino. Ich verstehe kein bisschen, warum sie sein Talent in der Undercard verschwendet haben. Er hätte Millionen für sie wert sein können.

CAGEMATCH: Edge dagegen kriegt derzeit einen starken Push – zu Recht?

JOE E. LEGEND: Absolut, er ist hochtalentiert und arbeitet hart an sich. Außerdem hat er diese gewisse Starqualität. Seine Präsenz erfüllt jeden Raum, den er betritt. Aber er ist noch nicht der Draw, der er sein könnte.

CAGEMATCH: Ist er reif für den World Title?

JOE E. LEGEND: Er verdient ihn definitiv: Er hat weitaus mehr Talent als der Großteil der WWE-Umkleide. Möglicherweise hat er jedoch nicht die Muskelmasse, die die WWE bei einem World Champion sehen will.

CAGEMATCH: Als du zusammen mit Edge als “Sex & Violence” in den Independents angetreten bist, habt ihr die amerikanische Flagge im Ring verbrannt…

JOE E. LEGEND: ... wir haben damit 14 Ausschreitungen in Detroit und eine in Liverpool ausgelöst (lacht).

CAGEMATCH: Warum habt ihr so einen kontroversen Angle durchgezogen?

JOE E. LEGEND: Wir mussten etwas machen um die Hart Foundation zu übertrumpfen. Das Gimmick der bösen Kanadier haben wir drei Wochen vor Bret Hart angefangen, doch Bret hatte natürlich die gewaltige Marketingmaschine der WWE im Rücken. Wir liefen also Gefahr als zweitklassige Kopie der Foundation abgestempelt zu werden und mussten etwas Übertriebenes machen, um Aufmerksamkeit zu erregen.

CAGEMATCH: Seid ihr damit nicht zu weit gegangen?

JOE E. LEGEND: Finde ich nicht. Da gab es andere Dinge in diesem Geschäft, die viel weiter aus dem Rahmen fielen.

CAGEMATCH: Was würdest du tun, wenn dir die WWE einen neuen Vertrag anbieten würde?

JOE E. LEGEND: Wenn die WWE mich wiederhaben wollte, müsste sie eine Menge Geld auf den Tisch legen und mir eine gewisse kreative Kontrolle über meinen Charakter einräumen.

CAGEMATCH: Böse Erinnerungen an Just Joe?

JOE E. LEGEND: Ich habe es gehasst. Just Joe war völlig witzlos – das dümmste Gimmick der Wrestlinggeschichte. Ich werde das Gefühl nicht los, dass mich der Kerl, der dafür verantwortlich war, nicht leiden konnte und sich nicht traute, es mir ins Gesicht zu sagen. Ich habe das Geld und die Reisen in der WWE genossen, aber alles andere war grausam. Ich bereue es, jemals ein Teil davon gewesen zu sein.

CAGEMATCH: Verfolgst du das derzeitige WWE-Programm?

JOE E. LEGEND: Nur um zu sehen, was meine alten Freunde – Edge, Christian and Kurt Angle – machen. Aber ich kann der jetzigen Ausrichtung der WWE wenig abgewinnen: Die kurzen Matches, diese schwachsinnige Kleiderordnung – es gibt nicht viel, dass ich an diesem Unternehmen mag. Womöglich bin ich da aber in der Minderheit, denn es macht eine Menge Geld.

CAGEMATCH: Öffnet dir der Umstand, dass du eine früherer WWE-Superstar bist, zusätzliche Türen?

JOE E. LEGEND: Nein. Alles, was ich nach meiner WWE-Zeit erreicht habe, habe ich geschafft, obwohl ich dort war und nicht deswegen – und ich bin stolz darauf. Immer, wenn mich ein Promoter gebeten hat, als Just Joe anzutreten, habe ich die Idee immer zurückgewiesen. Ich habe mich völlig von diesem Charakter emanzipiert. Das ist auch der Grund, warum ich meine Haare wieder wachsen gelassen habe, nach dem ich die WWE verlassen habe – obwohl ich mich früher über Langhaarige in meinem Alter lustig gemacht habe (lacht).

CAGEMATCH: Es klingt so, als wäre die WWE die schlimmste Erfahrung deines Lebens gewesen..

JOE E. LEGEND: Es gab noch einige mehr, das Leben als Wrestler kann oft unschön sein. Das schlimmste, was ich jemals durchgemacht habe, war um den halben Globus zu fliegen, nur um von Jeff Jarrett belogen und verarscht zu werden. Zu TNA zu gehen und Jarretts Worten zu trauen, war der größte Fehler meines Lebens. Ich habe seine sinnlosen Versuche, sich selbst auf Kosten anderer – inklusive meiner selbst – over zu bringen satt. Jarrett ist ein verlogener Drecksack und ich wünsche ihm alles Schlechte dieser Welt.

CAGEMATCH: Was ist aus deiner Sicht das größte Problem der heutigen Wrestlingszene?

JOE E. LEGEND: Es ist zu leicht, ein Wrestler zu werden. Ich sehe viele schlecht trainierte Leute, die ein paar Videotapes ansehen, sich ein seltsames Kostüm besorgen und in den Ring zu steigen – ohne gelernt zu haben, wie man ein Match bestreitet.

CAGEMATCH: Spielst du auf bestimmte WWE-Superstars an?

JOE E. LEGEND: Nein, ein WWE-Superstar zu werden ist ein hartes Stück Arbeit. Das Problem der großen Ligen ist vielmehr, dass sich die Leute dort nicht weiterentwickeln. Bei der WWE-Farmliga OVW laufen einige Dinge schief.

CAGEMATCH: Zum Beispiel?

JOE E. LEGEND: Zunächst mal werden viele Leute dort nur wegen ihres beeindrucken Körperbaus hingesteckt – egal ob sie sonst irgendwelche Fähigkeiten haben. Die Wrestler dort lernen nicht, wie man sich auskotzt, stattdessen bekommen sie einen Agenten an die Seite gestellt, der ihnen sagt, was sie zu tun haben. Sie lernen nicht, wie man sich selbst entwickelt – nur wie man Anweisungen befolgt.

CAGEMATCH: Was läuft noch verkehrt bei den “Big Two”?

JOE E. LEGEND: Sie sind sich ihrer Fans zu sicher und behandeln sie Trottel – besonders, indem sie ihre Storylines nicht logisch durchziehen. Das ist fatal: Wenn man sein Programm nach Idioten ausrichtet, ist das einzige was man damit erreicht, dass auch nur noch die Idioten einschalten.

CAGEMATCH: Viele Wrestler beschweren sich über die Internet-Fans…

JOE E. LEGEND: Das kann ich nicht mehr hören: Die Internet-Fans sind diejenigen, denen noch etwas am Wrestling liegt. Wenn meine Kollegen jammern, dass die Fans heute zuviel Insiderwissen mitbekommen, antworte ich: Sie geben für uns ihr Geld aus, sie verdienen dieses Insiderwissen. Die Wrestlingindustrie sollte viel mehr auf ihre Fans hören, statt ihnen aufzuzwingen, was sie sehen wollen sollen.

CAGEMATCH: Bevor es jetzt allzu negative wird: Was war der größte Moment deiner Wrestling-Karriere?

JOE E. LEGEND: Meine erste Reise nach Deutschland, bei der ich meine Frau kennen gelernt habe – das musste ich jetzt sagen (lacht). Vom professionellen Standpunkt gesehen, war es der Gewinn des World Titles in Japan. Aber es gab auch einen unvergesslichen Moment bei “Celebrity Wrestling”.

CAGEMATCH: Celebrity Wrestling?

JOE E. LEGEND: Das ist eine Reality Show im britischen Fernsehen: D’Lo Brown und ich haben Berühmtheiten wie Victoria Silvstedt, James Hewitt oder Michelle von der Band „Liberty X“ trainiert haben, dass sie ein Wrestlingmatch bestreiten. Die Show wird moderiert von Rowdy Roddy Piper – einer meiner ersten Lieblinge, als ich Anfing Wrestling zu schauen. Ich bin sein größter Fan. Als er meinen Namen in einer vollbesetzten Halle ankündigte, hatte ich den größten Mark-Out-Moment meines Lebens.
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