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Ares (deutsch)

Interview

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Published on:
06.02.2005, 00:00 
Author(s):
Marco Jaggi, besser bekannt als Ares zählt zu den besten Heels der europäischen Wrestlingszene. Der 25-jährige Schweizer stellte das vor kurzem beim XCW-Event "A New Testament" deutlich unter Beweis: Ares brachte die 200 anwesenden Fans derart gegen sich auf, dass er selbst nicht mehr zu Wort kam. Abseits des Rings hingegen präsentierte sich die eine Hälfte der Swiss Money Holding als überaus sympathischer Charakter. Ich hatte das Vergnügen, am Rande des Events ein ausführliches Interview mit dem "Permanently Profit Producing Partner" zu führen:

CAGEMATCH: Ares, stimmt es, dass Du als Kind gar kein Wrestlingfan warst?

ARES: Anfangs war ich es wirklich nicht: Als ich als zwölfjähriger das erste Mal reingezappt habe, war ich bei Freunden, denen Wrestling nicht gefiel. Und wie das unter Kindern so ist, fand ich es dann eben auch blöd.

CAGEMATCH: Wie wurdest Du dann „bekehrt“?

ARES: Als ich 14 war, begann ich damit, regelmäßig die WCW zu verfolgen und war fasziniert: Für mich stimmte damals - kurz vor der NWO-Ära - die Mischung aus Sport, Schauspielerei und Glamour.

CAGEMATCH: Mit welchen Wrestlern hast Du damals besonders mitgefiebert?

ARES: Ich war schon damals mehr von den Bösen fasziniert: Ric Flair fand ich damals klasse, auch Arn Anderson und überhaupt die damaligen Horsemen. Der Gute war damals Hulk Hogan – mit dem konnte ich nicht viel anfangen.

CAGEMATCH: Wie bist Du dann selbst in den Wrestlingring gelangt?

ARES: Weil ich nicht nur Fan, sondern auch begeisterter Sportler und Schauspieler war, lag bald der Gedanke nahe, das Wrestling selbst auszuprobieren. Weil ich vom Internet damals noch keine Ahnung hatte, bin ich über die Zeitschrift „Power Wrestling“ auf die Wrestling Catch Federation (WCF) in Berlin gestoßen. Dort habe ich im Sommer 1998 die Grundlagen in einem vierwöchigen Trainingscamp gelernt.

CAGEMATCH: Wie lang musstest Du trainieren, bevor du Dein erstes Match bestreiten durftest?

ARES: Nicht lang genug (lacht). Schon nach drei Wochen durfte ich das erste Mal vor Publikum auftreten. Vor kurzem habe ich mir den Kampf mal wieder angesehen – er war fürchterlich.

CAGEMATCH: Wer war Dein Gegner damals?

ARES: Er hieß „Bodo der Baumeister“, ein Campkollege, der kurz danach mit dem Wrestling aufgehört hat. Das Ganze fand bei einem deutsch-amerikanischem Volksfest statt, wo sich fast niemand für die Action im Ring interessierte – es war auch besser so.

CAGEMATCH: Wie ist Dein Gimmick des Schweizer Geldhais entstanden?

ARES: Das war eine gemeinschaftliche Idee von meinen Kollegen Hate und SigMasta Rappo. Kurz bevor ich das erste Mal für die wXw auftrat, rief Sigi mich an und bat mich, einen Anzug mitzunehmen. Ich sollte zusammen mit Double C, den ich damals noch nicht kannte, als reicher Schweizer auftreten. Ich glaubte zuerst an einen Scherz, aber habe dann doch einen Anzug aufgetrieben: Somit war die Swiss Money Holding geboren.

"MARC ROUDIN IST WOHL DER AM MEISTEN UNTERBEWERTETE WRESTLER EUROPAS"

CAGEMATCH: Seit kurzem habt Ihr mit Marc „G-Ses“ Roudin ein drittes Mitglied. Wie hat er sich eingefügt?

ARES: Sehr gut. Er hat viel Potenzial und ist auf einem guten Weg, es auch auszuschöpfen. Wir müssen allerdings noch daran arbeiten, als Team besser zu harmonieren.

CAGEMATCH: Bei den Year End Awards von Cagematch und Genickbruch bekam G-Ses keine einzige Stimme. Woran liegt das?

ARES: Das kuriose hieran ist, dass sein Kampf gegen AJ Styles zum zweitbesten Euro-Match des Jahres gewählt haben: Die Fans wissen seine Leistungen also zu würdigen – aber als Person fällt er nicht auf.

CAGEMATCH: Steht Marc zu sehr im Schatten von Double C und Dir?

ARES: In den Augen der Fans sicherlich, ja. Das Hauptproblem sind die ständigen Vergleiche mit Double C. Dabei muss er einzig und allein an sich selbst gemessen werden. Weil viele das nicht tun, ist Marc wohl der am meisten unterbewertete Wrestler Europas.

CAGEMATCH: Du selbst hast es bei den Euro-Wrestlern auf Platz Fünf gebracht. Zufrieden?

ARES: Richtig zufrieden bin ich erst, wenn ich auf Platz Eins lande (lacht). Allerdings hat sich mein Partner Double C seinen ersten Platz absolut verdient.

CAGEMATCH: Was zeichnet ihn aus?

ARES: Es ist unglaublich, was für einen Ehrgeiz er an den Tag legt. Er geht mit einem unbändigen Willen ins Training, versucht ständig, sich zu verbessern und will in allen Belangen der Beste sein.

CAGEMATCH: Wird man da etwas neidisch?

ARES: Kein bisschen. Das könnte ich höchstens sein, wenn jemand gesiegt hätte, der es nicht verdient hat. So ist es für mich mehr ein Ansporn, so gut zu werden wie Double C.

CAGEMATCH: Einmal mehr ist die Swiss Money Holding mit weitem Abstand zum Tag Team des Jahres gewählt worden. Kannst du dich darüber noch freuen?

ARES: Klar freue ich mich darüber. Andererseits ist es natürlich schade, dass es in der europäischen Tag-Team-Szene so wenig Konkurrenz gibt.

CAGEMATCH: Woran liegt das?

ARES: Diese Situation hat viel mit der weit verstreuten Euro-Landschaft zu tun: Ein gutes Tag Team kann nur aus zwei Wrestlern entstehen, die auch abseits der Shows die Gelegenheit haben zusammen zu arbeiten – und das ist in Europa ungemein schwierig: In der ganzen Schweiz etwa gibt es gerade zwei Trainingszentren. Das Problem für uns ist, dass man sich als Team wegen der mangelnden Konkurrenz schwer weiter entwickeln kann.

CAGEMATCH: Ganz allgemein ist das Internet aus der Wrestlingwelt nicht mehr wegzudenken. Findest Du diese Entwicklung gut oder schlecht?

ARES: Wie ich das finde, spielt keine Rolle: Es ist nun einmal so, dass das Internet in fast allen Bereichen des Lebens sehr dominant geworden ist. Es ist eine wichtige Plattform, um Werbung zu machen, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen. Was mich stört, ist wie einige mit dem Medium umgehen – so manch einer benutzt das Netz eigentlich nur um rumzumotzen.

CAGEMATCH: Da kommt einem gleich Deine erste Kolumne auf Eurer Website in den Sinn: „Sei ein Mark!“ Hören Deiner Meinung nach zu wenig Fans darauf?

ARES: Ja und nein: Wenn ich auf Shows bin, habe ich fast immer das Gefühl, dass die Fans die Show einfach als Mark genießen. Wenn ich dann aber von der Show heimkomme und den Computer einschalte, frage ich mich oft, warum sie sich hinterher nicht ebenso verhalten.

CAGEMATCH: Ist es nicht das gute Recht der Fans, Kritik zu üben?

ARES: Versteht mich nicht falsch: Ich finde nicht, dass man als Fan alles gut finden soll, aber es ist einfach nervig, wenn manche Leute absolut alles schlecht reden – bis auf ihre Lieblingsliga oder ihren Lieblingswrestler vielleicht.

"DAS WRESTLING IST IN EUROPA NICHT AUF DEM LEVEL, AUF DEM ES GESUND WÄRE, SICH SO VIEL KONKURRENZ ZU MACHEN."

CAGEMATCH: Was hältst du von den Fans in Deutschland?

ARES: Man kann sie nicht über einen Kamm scheren: Die Fans in der wXw sind einfach klasse, es ist immer wieder überwältigend, da im Ring zu stehen. Ich bin aber auch schon an Orten aufgetreten, wo 150 Fans am Ring saßen, ohne dass einer einen Mucks machte. Im Großen und Ganzen aber gehen die deutschen Fans sehr gut mit – auch wenn man bisweilen anderes liest. Darauf sollte man aber nicht viel geben, denn vom Lesen lernt man Lügen.

CAGEMATCH: Haben die deutschen Fans eine Eigenart?

ARES: Was mir immer wieder auffällt: Die meisten Fans in Deutschland behaupten, dass ihnen das Wrestling an sich viel wichtiger ist als der Entertainmentfaktor – um dadurch „smarter“ zu wirken. Dass das nicht die ganze Wahrheit ist, erkennt man schon allein an den Reaktionen, die zum Beispiel ich mit meinem eher unterhaltungslastigen Stil erzeuge.

CAGEMATCH: Wie gehst Du damit um, wenn Fans Dich bejubeln, obwohl Du eigentlich der Böse sein sollst?

ARES: Ich finde, die Fans sollen selbst entscheiden, ob sie einen Wrestler bejubeln oder ihn ausbuhen. Das wichtige ist, dass sich die Fans unterhalten fühlen.

CAGEMATCH: Kannst Dir vorstellen, dass die Mitglieder Swiss Money Holding einmal als echte Faces auftreten?

ARES: Letztendlich haben es die Fans in der Hand: Unser Stil ist es, mit allen Mitteln zu gewinnen – meistens mögen die Fans das nicht. Wenn sich das einmal ändern sollte, nehmen wir das gerne in Kauf.

CAGEMATCH: Welche Wrestlingliga ist eigentlich für Dich als Fan die liebste?

ARES: Momentan bin auf dem Japan-Trip: Ich sehe mir wahnsinnig gerne die Matches von NOAH an. Das hat angefangen, als mir ein Bekannter, der oft nach Japan reist, ein Tape mit der Matchserie von Mitsuharu Misawa und Kenta Kobashi mit nach Hause gab – Klar, dass man da auf den Geschmack kommt.

CAGEMATCH: Apropos Misawa: Deine Meinung, dass die wXw ihn für „Navigation to a New Level“ verpflichten konnte?

ARES: Es ist eine einmalige Chance Fans zu ziehen, die sonst nichts mit Euro-Wrestling am Hut haben – auch wenn die Puroresu-Fans in Deutschland eher dünn gesät sind. Die wXw darf nur eines nicht vergessen: Das wichtigste ist, dass diese Fans auch den Rest der Show überzeugend finden.

CAGEMATCH: Vor drei Jahren hast Du bei uns kritisiert, dass es im Euro-Wrestling zu viele Wannabes gibt. Ist das noch immer so?

ARES: Es hat sich gebessert: Inzwischen gibt es viel weniger Leute auf wichtigen Positionen, wo sie nicht hingehören. Aber dass sie ganz verschwunden sind, ist wohl Wunschdenken.

CAGEMATCH: Als zweites Problem hast Du die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit ausgemacht…

ARES: … da besteht noch immer sehr viel Nachholbedarf. Zu viele nehmen diesen Punkt auf die leichte Schulter, dabei ist gute Öffentlichkeitsarbeit essentiell für jedes Unternehmen. Es gibt allerdings einige Ligen, die eine vorbildliche PR-Arbeit betreiben: Die GSW zum Beispiel oder auch die PWA – Das lässt sich an den Zuschauerzahlen ablesen.

CAGEMATCH: Gibt es unter den Euro-Ligen zu viele Streitigkeiten?

ARES: Aus dem Bauch heraus gesprochen: Ja - auch wenn es nicht mehr so schlimm ist wie früher. Es gibt aber noch immer Ligen, die sich aufgrund von persönlichen Animositäten dauernd in die Quere kommen. Das kann sich die Euro-Szene nicht leisten: Das Wrestling ist hier nicht auf dem Level, auf dem es gesund wäre, sich gegenseitig so viel Konkurrenz zu machen. Die europäischen Ligen müssten zuallererst an einem Strang ziehen, um den Status des Wrestling an sich zu verbessern.

CAGEMATCH: Welchem Euro-Wrestler sagst Du die rosigste Zukunft voraus?

ARES: Mir selbst natürlich (lacht).

CAGEMATCH: Was tust Du dafür?

ARES: Ich versuche, mich stetig weiter zu entwickeln: Ich habe bei diversen Camps mitgemacht, unter anderem habe ich in Amerika eines besucht, wo der Lucha-Libre-Stil gelehrt wurde. Das heißt nicht, dass ich jetzt mexikanischen wrestlen werde, aber ich will mich auf einer möglichst breiten Basis fortzubilden.

CAGEMATCH: Was für Ziele hast du Dir im Euro-Bereich noch gesteckt?

ARES: Ich möchte so viel herumkommen, wie es geht – an jeder neuen Stätte, in der man kämpft, lernt man auch etwas Neues. Vor kurzem etwa bin ich in Italien vor über 1.000 Leuten gegen den aufstrebenden Italo-Wrestler Kaio angetreten – für mich war das eine völlig neue und vor allem lehrreiche Erfahrung.

CAGEMATCH: Wie hast Du Dich vor dieser großen Menge gefühlt?

ARES: Ich habe das erst richtig realisiert, als ich im Ring stand und um mich geschaut habe. Vor so einem Publikum aufzutreten ist natürlich schöner als vor 30 Leuten in einer stillgelegten Industriehalle.

"IN DEN USA FÜHLTE ICH MICH ÜBERALL ALS WRESTLER RESPEKTIERT – OBWOHL MICH DIE LEUTE DORT NOCH NIE GESEHEN HATTEN."

CAGEMATCH: Zieht es Dich auch irgendwann zu Double C in die USA?

ARES: Auf jeden Fall: Sobald mein Studium beendet ist, werde ich mich voll aufs Wrestling konzentrieren. Wenn mich mein Weg dann nach Amerika führt, bin ich sofort dabei.

CAGEMATCH: Funktioniert dort das Gimmick der Swiss Money Holding?

ARES: Ja, denn es ist eigenständig und einzigartig. Bei unserer USA-Reise 2003 hatten wir eine gelungene Storyline, bei der ich mich mit Double C verkracht habe und zum Publikumsliebling wurde. Allerdings entpuppte sich das Ganze als ausgefuchster Masterplan der Swiss Money Holding, um Chris Hero eins auszuwischen. Der Angle kam sehr gut an.

CAGEMATCH: Du bist inzwischen mit zahlreichen US-Wrestlern in den Ring gestiegen: Abyss, Steve Corino und eben Chris Hero. Wer war Dein Lieblingsgegner?

ARES: Ich freue mich auf jedes Match gegen Chris. Ich habe eine besondere Beziehung zu ihm, weil ich bei ihm trainiert habe und ihn sehr gut kenne. Wir zwei bekommen immer ein gutes Match zu Stande und das ist mir das wichtigste. Es ist immer wieder eine lehrreiche Erfahrung, gegen bekannte und deswegen meist auch erfahrene US-Wrestler im Ring zu stehen.

CAGEMATCH: Was ist für Dich der größte Unterschied zwischen dem Wrestling in den USA und Europa?

ARES: In den USA bekommt man als Wrestler viel größeren Respekt. Überall, wo ich hinkam, fühlte ich mich als Wrestler respektiert – obwohl mich die Leute noch nie gesehen hatten. Diese Akzeptanz fehlt hier leider teilweise.

CAGEMATCH: Wie weit kannst Du es in den USA bringen? Ist eine Karriere bei TNA Wrestling oder sogar bei der WWE möglich?

ARES: Das kann man nicht abschätzen. Man selbst hat nur in einem geringen Maß Einfluss darauf, ob man es zu einer der großen Ligen schafft. Natürlich muss man dazu ein guter Wrestler und Entertainer sein, aber ebenso wichtig sind das Quäntchen Glück und die richtigen Connections.

CAGEMATCH: Hast Du etwas mitbekommen von den berühmten Streichen, die sich die US-Wrestler gegenseitig spielen?

ARES: Wer sagt denn, dass man sich nur in den USA Streiche spielt? Wenn man an einem Tag acht oder neun Stunden mit denselben Leuten unterwegs ist, ist es ganz normal, dass man sich die Zeit durch kleinere Albernheiten etwas auflockert.

CAGEMATCH: Wie zum Beispiel?

ARES: Der Klassiker ist, die Sachen anderer Leute zu verstecken. Aber ich fand es auch einmal lustig, den guten CM Punk mit dem deutschen Schnee bekannt zu machen (lacht).

CAGEMATCH: Wie viel Zeit verbringst Du neben der Uni mit dem Wrestling?

ARES: So viel, dass ich inzwischen sagen würde, dass das Wrestling für mich wichtiger ist als das Studium: Ich habe zweimal in der Woche reguläres Training, dazu versuche ich - wenn möglich - noch zweimal wöchentlich für mich selbst zu trainieren. Außerdem gehen wegen der Shows zahlreiche Wochenenden drauf.

CAGEMATCH: Was ist Deine Motivation, das alles auf Dich zu nehmen?

ARES: Ich denke immer daran, dass Leute, die ich nicht kenne, Eintritt dafür zahlen um mich zu sehen. Und es macht mir Spaß, diese Leute zu unterhalten. Wenn ich im Ring stehe und höre, dass die Fans auf mich reagieren, entschädigt das für jeden noch so stressigen Tag.

CAGEMATCH: Hast Du jemals aufgrund eines negativen Ereignisses daran gedacht, aus dem Wrestlinggeschäft auszusteigen?

ARES: Niemals. Ich liebe das Wrestling und auch das ganze Drumherum viel zu sehr, als dass ich wegen eines negativen Vorfalls alles hinschmeißen würde. Außerdem ist mir bis jetzt nur wenig Negatives passiert.

"IN DER SCHWEIZ GIBT ES EINEN GEWISSEN ANTI-AMERIKANISMUS: ALLES WAS AUS DEN USA KOMMT, IST ERST MAL SCHLECHT."

CAGEMATCH: Du bist in Deiner noch jungen Karriere schon weit herumgekommen. In welchem Land hattest Du die schönste Zeit?

ARES: Man reist als Wrestler zwar sehr viel, aber bekommt nur ganz kleine Teile der jeweiligen Länder zu Gesicht. Deswegen hat mir Algerien sehr gut gefallen, weil ich dort eine ganze Woche war. Da hatte ich auch mehr Zeit, mir mal Land und Leute anzusehen.

CAGEMATCH: Wie hat es Dich denn dorthin verschlagen?

ARES: Das war im vergangenen Jahr für eine Veranstaltung, die von der französischen Liga 2FC organisiert wurde. Da ich für die Liga bereits angetreten war, wurde ich für die Show angefragt und habe sofort zugesagt.

CAGEMATCH: Wie wurdet Ihr dort aufgenommen?

ARES: Es war die erste Wrestlingshow in dem Land seit 40 Jahren – und dementsprechend wurden wir auch behandelt. Ich kam mir vor wie ein Hollywoodstar: Als unser Flieger gelandet ist, hat man uns Wrestler zuallererst in ein Seitenzimmer geführt, wo wir vom Staatsfernsehen interviewt wurden. Überhaupt waren die Reaktionen der Algerier überwältigend: Die Leute haben sich an der Straße aufgereiht, Kinder sind unserem Bus nachgelaufen, wir bekamen Leibwächter zur Verfügung gestellt – das war jenseits meiner Vorstellungskraft.

CAGEMATCH: Machst Du Dir eigentlich keine Sorgen, dass Du das Klischee des raffgierigen Schweizers in die Welt trägst?

ARES: Nein, unsere Fans sind schlau genug, um zwischen Realität und Unterhaltung zu unterscheiden. Wenn ich in einem Actionfilm einen bösen Araber sehe, dann schaue ich auch nicht jeden Araber, der mir begegnet schief an.

Die komplette Swiss Money Holding: Marc Roudin, Double C und Ares

CAGEMATCH: Wie wichtig sind Dir Titel?

ARES: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde: Überhaupt nicht. Wenn man einen Titel gewinnt, ist das ein Zeichen dafür, dass die entsprechende Liga jemanden respektiert – und dass man sich richtig für die Liga eingesetzt hat. Deshalb ist jeder Titelgewinn etwas Besonderes für mich. Ich möchte aber lieber durch gute Matches in Erinnerung bleiben als durch Titelregentschaften.

CAGEMATCH: Wer ist Dein Lieblingswrestler?

ARES: Stone Cold Steve Austin war zu seiner Hochzeit das beste Gesamtpaket: Er hat immer gute Matches abgeliefert und sein Charisma ist unübertroffen. Aber es gibt auch andere Wrestler, die ich bewundere: Chris Benoit etwa oder auch William Regal.

CAGEMATCH: Hast du einen Traumkontrahenten?

ARES: Sehr viele sogar. Ganz oben auf der Liste steht Austin, wenn es sein Gesundheitszustand zulassen würde. Überhaupt würde ich mich zu gerne mit den ganzen Idole aus meinen Kindheitstagen messen: Über Hulk Hogan etwa kann man sagen, was man will – wenn ich ihn gegen ihn wrestlen dürfte, würde ich sofort bei Fuß stehen.

CAGEMATCH: Was war Deine schwerste Verletzung?

ARES: Von richtig schweren Verletzungen bin ich bisher verschont geblieben: Das schmerzhafteste, was ich „vorzuweisen“ habe war eine Rippenprellung. Eine sehr unangenehme Verletzung war ein Loch im Trommelfell. Das kam von einer Ohrfeige, die mir ein gewisser Samoa Joe verpasste.

CAGEMATCH: Wie reagieren Deine Kommilitonen darauf, wenn Du ihnen erzählst, dass Du Wrestler bist?

ARES: Unterschiedlich: Diejenigen, mit denen ich gut auskomme, reagieren sehr positiv und waren auch alle schon auf Shows – auch wenn nicht alle Wrestlingfans sind. Andere, vorwiegend die mit denen ich weniger zu tun habe, rümpfen beim Thema Wrestling die Nase – so wie die meisten Schweizer.

CAGEMATCH: In Deutschland ist es ähnlich. Woher kommt dieses Negativimage Deiner Meinung nach?

ARES: Es ist im deutschsprachigen Raum immer so, dass etwas Neues und Modernes – und das ist das Wrestling hierzulande noch immer - zunächst einmal kritisch beäugt wird. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass das Wrestling aus Amerika kommt. In der Schweiz gibt einen gewissen unterschwelligen Anti-Amerikanismus: Dort ist alles was aus den USA kommt erst mal schlecht.

CAGEMATCH: Kann das Wrestling diesen schlechten Ruf jemals hinter sich lassen?

ARES: Ich denke schon. Aber dazu braucht es noch verdammt viel Zeit. Natürlich wird Wrestling in Europa wohl niemals so groß wie in den USA, Japan oder Mexiko, aber ich bin zuversichtlich, dass es einmal als Unterhaltungsform akzeptiert wird. Ich wäre schon zufrieden, wenn mehr Menschen hier versuchen, sich ein richtiges Bild vom Wrestling zu machen – indem sie sich einmal eine komplette Show im Fernsehen oder am besten live in der Halle ansehen. Leider tun es die meisten nicht - so wie ich als Zwölfjähriger.