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Phils WWE-Blog #50: Cyber Sunday, Shazaam, das Jubiläum und die Rückkehr des Blogs

Kolumne

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Published on:
28.10.2008, 00:28 
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Willkommen zurück zu Phils WWE-Blog!

Seit Unforgiven habe ich keine WWE-Show mehr gesehen, um mich um wichtigere Dinge des realen Lebens zu kümmern. Mittlerweile ist das Diplom bestanden, der Umzug nach München vollzogen und die Einlebung in den Arbeitsalltag im vollen Gange. Seit vergangenem Mittwoch habe ich auch endlich wieder festes und vernünftig schnelles Internet, so dass mich nichts mehr davon abhält, wieder einzusteigen in das WWE-Universum. Und Junge, in den letzten zwei Monaten hat sich ja einiges getan. Anscheinend habe ich einen Haufen mittelmäßiger Shows verpasst sowie einen Pay Per View mit drei starken Matches. Zumindest bekomme ich so den Eindruck, wenn ich mir die Kommentare und Kritiken durchlese. Andererseits soll man sich ja nicht durch andere Meinungen verleiten lassen, sondern lieber selbst Erfahrungen sammeln. Die Motivation, wieder spoiler-free einzusteigen, ist daher natürlich gegeben, weswegen ich die vergangenen zwei Monate auch einfach links liegen lassen und mit Cyber Sunday das Blog wiederbeleben möchte.

Ich möchte außerdem das Aussehen des Blogs ein wenig verändern, in erster Linie, um eine "weder gut noch schlecht"-Kategorie einzuführen, in denen Segmente und Matches ihren Platz finden, die mich zwar nicht zu Jubelstürmen, aber auch nicht zu Heulkrämpfen getrieben haben. Auch sonst gibt es vielleicht ein paar kosmetische Änderungen, wie zum Beispiel kurze Telegrammkommentare zu Themen, die einen langen Absatz einfach nicht rechtfertigen. Es ist ein "Work In Progress". ;-)

The Best:

+ Last Man Standing: Es war das Match des Abends, auch wenn es langsam begann und für einige Momente nur aus Schlägen bestand. Das Drama spitzte sich jedoch immer weiter zu und multiple False Finishes sorgten nicht nur für ein kochend heißes Publikum, sondern auch für das beste Match zwischen Big Show und dem Undertaker, das ich je gesehen habe. Undertakers Fähigkeit, ein würdiges PPV-Match auf die Beine zu stellen, ist mittlerweile beängstigen gut ausgeprägt. Show trug seinen Teil dazu bei, das Match am Ende zu meinem persönlichen Lieblingssegment der Show zu machen.

+ Teddy Long: Meiner Meinung nach kann Teddy von allen drei Brands der General Manager sein, playa'. Er kann den größten Scheiß labern und trotzdem strahlt er mehr Charisma aus als Mike Adamle in Hundert Jahren. Vickie gibt sich Mühe und hat gute Reaktionen, doch hat sie ihre anstrengenden Momente, die ich von Teddy nicht kenne.

+ Tazz: "The World's Angriest Announcer" war "on fire" den ganzen Abend über. Naja, zumindest für die zwei Matches, die er kommentieren durfte. Seine Beschreibung von Big Show als "moving building" oder "head like a small engine" waren fantastisch.

+ Hardy vs. Bourne: Bournes Aufstieg ist ein kleines Wunder, fast genauso groß wie die Tatsache, dass er seinen Wrestlingstil im Großen und Ganzen aus dem Indybereich in die WWE retten konnte. Dass es trotzdem einen eigenen WWE-Stil gibt, sieht man an Matt Hardy, der im letzten Jahr den Sprung in die Königsklasse der WWE-Stil-Wrestler... sorry, Entertainer, geschafft hat. Matt Hardy ist unter den Top-5, wenn es um den Wrestlingstil der WWE geht, weil er trotz eines stets ähnlichen Programms es schafft, jedes Mal auf's Neue ein Match auf die Beine zu stellen, dass sich logisch steigert und einen zufriedenen Fan zurücklässt. Es würde mich nicht wundern, wenn Matt noch vor Jeff einmal WWE bzw. World Champion werden sollte.

+ Special Referees: Auch wenn es idiotisch und putzig zugleich war, Orton, Michaels und Austin während des Votings nebeneinander zu stellen, konnte ich am Ende des Abends mit dem Konzept gut leben. Alle drei hatten ihre Auftritte der besonderen Art, wobei Michaels' Art, Jerichos Cover nicht zu zählen, am interessantesten war. Austin war immer noch mehr over als jeder andere WWE-Wrestler, was letztendlich nur zeigt, wieviel Wert es hat, ein Gimmick über viele Jahre zu schützen. Die heutige "nächste Generation" wird noch daran zu knabbern haben, dass die Kreativabteilung sie derzeit lediglich als bessere Jobber für die Stars einsetzt. Randy Orton fiel zwar in erster Linie durch seine übertriebenen Tattoos auf, doch freue ich mich dennoch weiterhin auf seine aktive Rückkehr. Es sieht ganz danach aus, als wollte man für Wrestlemania 25 mit Batista vs. Randy Orton planen, was prinzipiell nicht die schlechteste Wahl für den Aufhänger ist. Beide haben sich im letzten Jahr sehr gut entwickelt und verdienen das Vertrauen, dass sie mit dieser Aufgabe weiter wachsen können.

The Worst:

- Chris Jerichos Charakter: Zu welchem Zeitpunkt in den letzten zwei Monaten wandelte sich Chris Jericho, der Advokat des Bösen, zurück zu dem Wirbellosen, den er bereits 2002 gespielt hat? Der Jericho von vor zwei Monaten hätte sich weder von den drei Stooges (Rhodes, DiBiase und Manu) noch von Great Khali und erst recht nicht von Mike Adamle irgendwas sagen lassen, schon gar nicht ohne Reaktion. Er hätte sie mit ruhigen Worten verbal an die Wand genagelt und ihre Seelen im übertragenen Sinne als Wracks zurückgelassen. Was ist passiert? Er gefällt mir immer noch und mich freut, dass er nicht nur seit Monaten Main Events bestreiten darf, sondern auch von dem Publikum die richtig guten Heelreaktionen bekommt. Trotzdem vermisse ich in seinem Charakter den seriösen und kaltblütigen Unterton, der ihn während der Fehde mit Michaels überhaupt erst in die höchsten Regionen katapultiert hat.

- Santino Marella vs. Honky Tonk Man: Ich habe keine Probleme damit, dass Santino als reiner Comedyheel dargestellt wird, der praktisch von einem Stück Toastbrot verprügelt werden kann. Dennoch war das Ende des Intercontinental Titelmatches so ziemlich die ärmste Ausführungsvariante des Ausgangsszenarios. Den Zwist mit Beth Phoenix habe ich nicht verstanden, genausowenig wie die physikalisch eigentlich unmögliche Tatsache, dass Roddy Piper und Goldust sich vor ihrem Auftritt anscheinend gegenseitig verschlungen haben. Oder wurde Goldust vielleicht von Dusty und nicht von Dustin gespielt? Wieauchimmer, nach den beiden humoristischen Krachern "Phoenox" und "Shazaam" zu Beginn von Santinos Promo ging das Segment steil bergab, ohne sich wieder zu fangen. Apropos Shazam: Irgendein Mitglied des Creative Teams muss die Kazaam-Episode des Nostalgia Critic gesehen haben. Wenn ja, gut für ihn. Und wenn ihr nicht wisst, was ich meine, begebt euch lieber auf die Suche, wer der Nostalgia Critic ist.

- Michael Cole: Der Mann ist so doof, dass er die Goldmedaille im 100m-Dumrumlabern bereits nach Hause geliefert bekommt, bevor die Ausscheidungskämpfe überhaupt beginnen. Die Krönung seiner heutigen, vollkommen unlogischen Kommentare: "Je länger das Tag Team Match dauert, desto größer sind die Chancen von JTG (der seit Minuten von Miz und Morrison auf die Zwölf bekommt), seinen Partner einzuwecheln." Hey Brainiac, wenn du schon Taktikgespräche beginnst, wie wäre es mit ein bisschen sportlicher Logik? In der selben Situation hätte die Angabe, dass JTG mit jeder weiteren verstreichenden Minute schwächer wird und der Wechsel immer schwieriger wird, zu deutlich weniger Kopfschütteln und vielleicht sogar zu einem Hauch Spannung führen können.

- You fucked up: Was war peinlicher? Jim Ross' etwas verwirrter Erklärung, dass ein Last Man Standing Match nur durch Pinfall oder Submission enden können, oder der unangenehme "Die Zeit bleibt stehen"-Moment, als Vickie Guerrero das falsche Match als Gewinner der Umfrage vorlas und sich danach nervös verschlimmbesserte. Einzig Chavos Blick bei der Nennung von "my nephew Chavo" konnte dies retten. Ohja, und das Match natürlich.

- Boo-boo Face: An seiner Stelle würde ich vielleicht genauso handeln, doch nichts telegraphiert eine Niederlage von Jeff Hardy mehr als sein Verhalten während des Einzugs. Wenn er verlieren muss, läuft er ziellos und halbherzig zum Ring, fast schon lustlos. Das nimmt so einem Match natürlich die Spannung. Naja, dies und das blöde Smartmark-Wissen, dass Jeff nach seinen Verfehlungen der letzten Monate derzeit unmöglich zum Champion gemacht werden kann.

The Mediocre:

* Kane vs. Mysterio: Ich habe beide Wrestler eigentlich ganz gerne, aber die Fehde der beiden - soweit ich sie verfolgt habe - verwirrt mich eher, als dass sie in mir Vorfreude auf die Matches weckt. Schlimmer wird's dann, wenn beide weder gut noch schlecht miteinander harmonieren und so die Matches wegen der prinzipiellen Langeweile dazu verleiten, die Suspension des Nichtglaubens zu suspendieren (oder mit anderen Worten: man bemerkt auf einmal Dinge, die total unlogisch sind). Angefangen bei dem lächerlichen Größenunterschied und aufgehört bei dem lächerlichen Gewichtsunterschied der beiden, bleibt mir nur der Wunsch offen, dass die Fehde so langsam begraben werden sollte. Das Match war zwar okay und die Ausführung von beiden Akteuren gewohnt zuverlässig, doch ohne irgendwelche emotionalen Bezüge war es einfach nur ein Match, das bereits zehn Minuten später niemanden mehr interessiert hat.

* Halloween Costum Contest: Ich mag halbnackte Frauen so sehr wie der nächste Mann, doch für eine Ansammlung von so vielen Individuen dieser Gattung war der Kostümwettbewerb ziemlich öde. Weder Phoenix noch Natalya hatten wegen ihren Gimmicks etwas in dem Wettbewerb zu suchen und die unverhohlene Anbiederung von Kelly Kelly oder Tiffany (Sex für Stimmen!) finde ich eher befremdlich. Auch ließen mich einige Outfits eher kalt, zumal der Frevel begangen wurde, dass sich keine meiner Favouriten in ein Schoolgirl-Outfit gezwängt hat. Torrie Wilson, wo bist du?! Dennoch, die perverse Hotness von Maryse als French Maid und Mickie James als Traum aller Nerds reißen das Segment aus der Kategorie "Zeitverschwendung" hinüber zu "Zeitverschwendung, aber geil".

* CM Punks geballte Abwesenheit: Man muss es mal so sehen: Wenn Punks Match gewählt worden wäre, hätte er sich für Rhodes oder DiBiase hinlegen müssen. Und die beiden sind sicherlich ganz toll, aber das wäre doch des Guten zuviel gewesen. Daher ist es für Punk eigentlich ganz gut, dass er während seiner Abkühlphase nach dem großen Titel (seid ehrlich, fast alle Internetlieblinge haben diese Phase erleben müssen: Edge, Chris Jericho, Eddie Guerrero, ...) eher aussetzt und nicht für Midcarder jobben muss. Punks Zeit wird kommen, auch wenn es sicherlich noch 1-2 Jahre dauert, bis er sich dauerhaft oben festsetzen kann. Die Tatsache, dass er seine Klappe hält und den Teamplayer mimt, wird ihm langfristig zu Gute kommen, auch wenn er die Fehde mit Orton verlieren wird.

* HTM: Der Honky Tonk Man sieht noch genauso aus und agiert noch genauso wie vor 20 Jahren. Ist das jetzt gut oder schlecht?

* Cryme Tyme vs. Miz & Morrison: Ich kann CT weiterhin nichts abgewinnen, aber wenigstens war das Match relativ kurz. Miz und Morrison verdienen ein richtig gutes und etabliertes Tag Team als Gegner, an dem sie sich aufreiben können. Zu blöd, dass es solche Teams in der WWE seit langem schon nicht mehr gibt.

* Triple H vs. Jeff Hardy: Es war ein solides Match, das einige gute Szenen hatte und es am Ende fast geschafft hätte, mich doch noch an ein Wunder glauben zu lassen. Aber dann halt nur fast. Die Vorurteile wegen Boo-Boo-Face Hardy, der Einbindung von Triple H in das Match und die ganze Booking-Vorgeschichte machten es letztendlich unmöglich, dass Match mit Spannung in Relation zu setzen.

* Titelwechsel im Main Event: Das Match war nur der Hintergrund für die Geschichte mit den Special Referees, doch es war ein ordentlicher Hintergrund. Ich persönlich hätte Jericho den Titel lieber noch behalten lassen und im nächsten Monat ein Triple Threat Match mit Shawn Michaels gebracht, aber das ist nur ein persönlicher Wunschtraum. Vielleicht hat der Verlust ja auch sein Gutes und Jericho findet zurück zu seinem zynischen, kaltblütigen Wesen, das ihn zum Titel geführt hatte.

Fazit:

Die Fanvoting-Komponente sorgte in vielen Fällen für die bestmögliche Variante (Bourne, Hardy) oder zumindest für das kleinste Übel (Honky Tonk Man), so dass man sagen kann, dass das Konzept weiterhin potenziell seine Daseinsberechtigung hat. Man wünscht sich nur, dass die Auswahlmöglichkeiten nicht oftmals so dermaßen unflexibel, ununterscheidbar oder unwichtig wären.

Wer auf der Suche nach dem besten PPV des Jahres ist, sollte gleich weitersuchen gehen. Hier gab es einen verdammt starken Big Man-Brawl zu sehen, sowie ein paar ordentliche, wenn auch ultimativ nicht erinnerungswerte Matches, die solide die jeweiligen Fehden fortführten oder beendeten. Vom Intercontinental Title Match einmal abgesehen, gibt es keine allzu schlimmen Peinlichkeiten, so dass man mit etwas Zeit unter dem Arm gewiss überlegen kann, sich die ganze Show anzugucken. Man sollte nur wirklich nicht allzuviel erwarten, denn genau das wird einem geboten.

Insgesamt der schwächste WWE-Pay Per View des Jahres, den ich gesehen habe. (6/10)