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Phils WWE-Blog #41: Public Murder - Monday Night RAW vom 14.07.2008

Kolumne

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Published on:
16.07.2008, 14:28 
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Herzlich Willkommen zu Phils WWE-Blog!

Bevor ich zu RAW komme, möchte ich kurz auf das Blog und seine Zukunft eingehen. Vor etwas mehr als drei Monaten habe ich das WWE-Blog gestartet und in dieser Zeit eine ungeheure Resonanz bekommen, für dich ich sehr dankbar bin. Ich habe auch das Gefühl, dass ich mit dem Blog einige Fans dazu bewegt habe, sich ebenfalls wieder WWE-TV anzuschauen und/oder dies sogar ungespoilert zu tun. Dass sich überhaupt irgendwer von meiner persönlichen Meinung so positiv beeinflussen lässt, ehrt mich sehr. Daher fühle ich auch, dass ich sozusagen eine Pflicht habe, das Blog auch dann weiterzuführen, wenn die Sendungen aus meiner Sicht mal nicht so gut sind. Das Problem wird über die nächsten Monate jedoch sein, dass ich nicht immer Zeit dazu haben werde, die Shows überhaupt zu sehen, geschweige denn ein Blog darüber zu schreiben. Von Tag zu Tag mehr fordert mich mein Diplom zu mehr Aufmerksamkeit. Und ab Oktober beginnt für mich eventuell eine neue Phase in meinem Leben, wenn ich dann in das Berufsleben einsteige und sehr viel weniger Zeit als jetzt in mein Hobby stecken kann. Auf absehbare Zeit muss ich euch also leider damit abfertigen, dass ich nicht zu jeder Sendung einen Blog schreiben werde und auch nicht jeder Blog unbedingt eine ähnliche Länge oder Qualität aufweisen wird können. Ich hoffe, dass ihr das alle verstehen könnt.

RAW vom Montag hat (nicht nur) auf CAGEMATCH sehr viele gute bis sehr gute Noten eingeheimst. Wie auch die letzte Episode vom vergangenen Montag. Jedoch muss ich eingestehen, dass ich mich dieser Euphorie nicht anzuschließen vermag, da mich zuviele Details bei dieser und bei der letzten Sendung gestört haben. Nicht alles war schlecht, auf gar keinen Fall, doch in beiden Fällen haben mir persönlich die Sachen, die mir nicht gefallen haben, auf Grund ihrer Konsequenzen oder Prominenz die positiven Dinge madig gemacht.

Es gibt vieles, worüber ich schreiben könnte, doch in Ermangelung an Zeit möchte ich mich auf die wichtigsten "talking points" zu dieser Ausgabe beschränken.

Was mir gefallen hat:

* Cenas Backstagepromo: Zu Beginn der Promo musste ich beim Gucken erstmal aufstöhnen, weil mich Cenas Promos in den letzten Wochen fast durch die Bank eher negativ als positiv aufgeregt haben. Lange habe ich mich nicht mehr so dafür geschämt, ein Wrestlingfan zu sein, als Cena vergangene Woche die Worte "JBL is Poopy" auf Bradshaws Limo sprayte. Es war der traurige Höhepunkt eines tiefen Tales in der Mikrofonkarriere von John Cena, das meine Intelligenz als Wrestlingfan mit jedem Wort auf's Neue zusätzlich beleidigte. Ihr könnt euch also vorstellen, wie groß mein Aufatmen und meine Freude waren, als Cena eine ernste, oldschoolige Hasspromo auf JBL abhielt, die sogar so etwas wie ein bisschen Interesse für das x-te Aufeinandertreffen der beiden in diesem Jahr erwecken konnte. Der Beweis ist also erbracht, Cena kann verdammt starke Promos halten. Dass man ihm jedoch an den meisten Tagen Quark wie den von letzter Woche skriptet, den man mit zweistelligem Alter eher abstoßend als unterhaltsam findet, gewinnt damit zusätzliche Tragik. Schade ist auch, dass ein Heelturn quasi ausgeschlossen ist. Ich fühle, als Bösewicht würde Cenas Wrestlingstil weniger und sein Micwork besser zur Geltung kommen. Aber es ist klar, dass die WWE ihr goldenes Füllhorn nicht mit einem Propfen verschließt, bloß weil ich mir davon mehr Unterhaltung erhoffe.

* Jericho vs. Shawn Michaels: Das Live-Publikum reagiert sehr selten auf diese Fehde, weil es entweder die Live-Atmosphäre nicht zulässt, sich in die Details hineinzudenken, oder weil sie darauf konditioniert sind, ihr Gehirn bei WWE-Storylines lieber abzuschalten. So oder so, Jericho alleine bekommt nicht die Reaktion von den Fans, die seine Leistung in den letzten Wochen eigentlich gebieten. Er und Shawn Michaels sind die beiden interessantesten, konstantesten, glaubwürdigsten und spannendsten Charaktere der letzten drei Monate. Andere Wrestler wie Edge verdienen sich ihre Lorbeeren durch einzigartiges schauspielerisches Talent und ihre Fähigkeiten, im Rahmen einer Wrestlingstoryline die richtigen Dinge zu tun. Doch Jericho und Michaels gehen darüber hinaus. Sie spielen ihre Rollen so gut, dass man sie nicht mehr als Rollen wahrnimmt, sondern ihre wahren Charaktere zu sehen glaubt. Man glaubt die Frustration in Jerichos Stimme, wenn er darüber spricht, dass er die Popularität von Michaels trotz dessen Taten unfair findet. Man glaubt Shawn Michaels, dass er es selbst nicht so ganz glauben kann, aber dass er dafür dankbar ist und dass ihm Jericho leid tut. ICH glaube an diese Fehde. Und das ist das beste Kompliment, das ich mir für eine Wrestlingstoryline vorstellen kann. Ich will mehr, mehr, mehr. Wenn es nach mir geht, sollten Jericho und Michaels noch ein ganzes Jahr so weiterfehden, losgelöst von dem Gaga um sie herum.

Was mir nicht gefallen hat:

* JBL ermordet Cena im Live-Fernsehen: Oh Verzeihung, Cena ist ja gar nicht tot. Er konnte sich ja retten, schreibt WWE.com. Ändern tut diese nach JBLs Reaktion schwer nachzuvollziehende Entwicklung auch nichts an der Tatsache, dass es das mit Abstand bescheuertste, unlogischste und peinlichste Segment war, das ich in diesem Jahr von der WWE gesehen habe. In den letzten zehn Minuten durchbrach die WWE meine persönliche "suspension of disbelief"-Grenze. Anstatt wie die bestproduzierteste Wrestlingliga der Welt auszusehen, wirkte das Segment wie ein C-Movie mit gleichermaßen schlechtem Drehbuch, schlechten Schauspielern und schlechter Regie. Dramatik aufbauen, indem man Cena ohne Kommentatoren durch die Halle hetzen und suchen lässt, ist schön und gut. Solange nur eine Kamera dem Geschehen folgt, kann ich auch noch damit leben. Aber in dem Moment, als Cena auf den Parkplatz trat und zwei weitere Kameras auf einmal ebenfalls das Geschehen einfingen, brach das gesamte Gerüst für mich zusammen. Es hatte die selbe Wirkung wie die Ego-Cam bei Mankind vs. The Rock von Half-Time Heat, als man aus Rockys Sicht filmte, wie der Gabelstapler auf ihn herabsetzte. Eine ähnliche Wirkung wäre, wenn in einem nicht-komödiantischen Film (bspw. Herr der Ringe) die Schauspieler urplötzlich in die Kamera zwinkern würden. Ich brauche es also eigentlich nicht mehr sagen: Von diesem Zeitpunkt an war das Segment gestorben. Es war ein winziges Detail, das man mit einem Funken Verstand hätte vermeiden können. Doch man hat es nicht vermieden. Was bleibt, ist der bittere Nachgeschmack und die Tatsache, dass man sich fast schämt, für Grütze wie diese Zeit aufzuwenden.

* Halbherziger Push von CM Punk: Klar, ich hätte es mir denken können. Aufregen tut es mich trotzdem. Und ich meine nicht die Schwierigkeiten, die Punk mit großen Gegnern wie Kane oder Batista hat. Das ist alles logisch und in Ordnung, gerade wenn man bedenkt, dass Batista Punk am Montag niederstrecken durfte, weil er am Sonntag den J.O.B. machen muss, womöglich durch einen Eingriff von Kane. Was mich jedoch stört, ist, dass nichts darauf hindeutet, dass die WWE einen Plan mit Punk verfolgt und die richtigen Entscheidungen trifft, um ihn als World Champion zu etablieren. Ich habe das Gefühl, dass die Schreiber damit überfordert sind, eine Bergetappe anzugehen, einen Wrestler also richtig aufzubauen. Dass sie Leute an der Spitze halten können, wissen wir. Aber es scheint mir, dass der Mangel an Langzeitplanung sich so sehr verfestigt hat, dass man es verlernt hat, wie man Nachwuchsstars nicht nur entdeckt, sondern auch züchtet und letztendlich erblühen lässt. Es ist nicht nur Punk, es sind auch andere Wrestler, die meiner Ansicht nach nicht so eingesetzt werden, wie es nötig wäre, um sie beim Publikum wirklich zu etablieren. Anstatt auf die individuellen Stärken und Schwächen einzugehen, wird nach Schema F vorgegangen, das lediglich geringfügig angepasst wird. Konkrete Verbesserungsvorschläge meinerseits für Punks Push: 1. Lasst ihn reden. Und wenn ihr schon skripten müsst, dann bitte bessere Inhalte als wie letzte Woche mit Vickie Guerrero. Aber Punk muss mehr reden, um seinen Charakter zu definieren. Er muss erklären können, wo er herkommt, wie er sich fühlt und was er jetzt zu tun gedenkt. 2. Wenn Batista nicht turnen will, dann turnt Punk zum Heel. Einige Teile des Publikums haben sich bereits gegen ihn eingeschworen, so wie es bei Cena der Fall war. Wenn Batista Face bleibt, wird Punk gegen ihn ausgebuht werden, erst recht dann, wenn er tatsächlich nur mit der Hilfe von Kane den Titel behalten sollte. Punk kann es sich in seiner jetzigen Lage nicht leisten, gegenteilige Reaktionen zu seinem Charakter zu bekommen. Fazit: Es ist noch nicht zu spät, aber die jetzige Ausrichtung wird das Publikum früher oder später gegen Punk als Champion aufwiegeln. Und ich würde es hassen, das miterleben zu müssen, weil ich weiß, dass Punk viel mehr Potenzial besitzt, als bisher ausgeschöpft wurde.

Mit diesen zwei positiven und zwei negativen Punkten möchte ich es für heute belassen. Es gab noch weiteres, das mir gefallen hat (Comedy von Santino und Noble, Kingstons erster vernünftiger Sieg als IC-Champion, die verbale Erniedrigung von Jim Duggan durch Rhodes und DiBiase) und was mir nicht gefallen hat (Phoenix' unerklärter Faceturn und Sieg über Santino, die Inkompetenz in Person von Michael Cole als überforderter Live-Kommentator, Snitskys Squash von Noble), doch mit der Festlegung auf diese zentralen Thesen und Antithesen erhoffe ich mir ein etwas fokussierteres Feedback zum Thema, ob die momentane Entwicklung der WWE mehr positiv oder mehr negativ zu sehen ist.