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Phils WWE-Blog #40: The Wedding Is Off - Friday Night SmackDown! vom 04.07.2008

Kolumne

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Published on:
05.07.2008, 02:04 
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Herzlich Willkommen zu Phils WWE-Blog!

Der eine Grund, warum diese Woche den WWE-Fans längere Zeit im Gedächtnis verbleiben wird, ist der Sensationsangle vom Montag, als CM Punk World Heavyweight Champion wurde. Der andere Grund, zumindest aus meiner Sicht, ist die Superstar-Performance von Edge nicht nur bei RAW, sondern vielmehr noch bei SmackDown! von dieser Woche. Während das verwirrende Eröffnungssegment mit Triple H und die guten Hardy-Matches keine Originalitätspreise gewinnen werden (und nicht dazu designt waren), hoben Edge und Vickie Guerrero ihre gemeinsame Storyline auf ein neues Level, den ganzen Abend über perfekt illustriert durch den psychopathischsten Edge seit langer Zeit.

Was mir gefallen hat:

* Edges Performance: Von dem Moment an, wo Edge mit seinem Rollkoffer die Halle betrat, hatte ich das Gefühl, dass wir an diesem Abend noch etwas Interessantes zu sehen bekommen würden. Und mein Gefühl wurde nicht enttäuscht, und wie! Zunächst Edges unprovozierte, rücksichtslose Attacke auf Festus zu einem Zeitpunkt, als dieser sich nicht wehren konnte bzw. wollte. Edges Mimik bei diesem Segment gab den Ausschlag und die "You suck"-Sprechchöre waren (im positiven Sinne) vollkommen verdient. Es folgte das Wiedersehen mit Vickie, die ihn einen Tölpel hieß, weil er am Montag überhaupt zu RAW gegangen war. Auch hier konnte man einen kleinen Spielfilm im Gesicht von Edge ablaufen sehen, der erst auf Mitleid hoffte und nach dem Vorwurf komplett die Fassung verlor. Auch die Kameraarbeit in dem Moment war exzellent, wie sie Edge erst in das Büro und dann wieder hinaus begleitete, ganz so als würde man als Zuschauer Edge auf seinem Pfad begleiten. Der Höhepunkt kam mit der zweitbesten Heelpromo der Woche (die erste war Edges Promo am Montag), als er sich am Ende der Show in den Ring stellte und einen Rundumschlag gegen alles und jeden austeilte. In wahrer Heelmanier suchte er die Schuld natürlich nicht bei sich selbst, was garantierte, dass die Fans ihn weiterhin ausbuhen würden, selbst als er die Bombe gegenüber Vickie platzen ließ und die Hochzeit abblies. Es war eine fantastische Performance des besten Heels im Geschäft.

* Vickies Performance: Von vielen Fans wird gerne auf Vickie Guerrero herumgehackt. Wenn man die Argumente zusammenfasst, müsste man eigentlich denken, dass da ein hirnloses Stück Brot als General Managerin agieren würde. Da dem jedoch nicht der Fall ist, tippe ich darauf, dass die meisten Kritiker Vickie seit Monaten nicht erlebt haben oder schlichtweg Vorurteile haben, weil sie nicht wie ein Playboymodel aussieht. Die Wahrheit ist, dass Vickie eine beeindruckende Bandbreite an schauspielerischem Vermögen besitzt, die sie bei SmackDown! voll auskosten durfte. Zuerst war sie geschmeichelt, als Triple H sich bei ihr einschleimte. Dann verärgert, weil er sie (ziemlich plump) beleidigte. Dann mitfühlsam, als sie Edge trösten wollte. Herrisch, als sie Edge vor den Kopf stieß, dass sie immer noch sein Boss sei. Verzweifelt, als sie mitansehen musste, wie Edges Zurechnungsfähigkeit sich in Luft auflöste. Und schließlich schockiert, wütend, verzweifelt und gebrochen zugleich, als Edge die Heirat aufkündigte und sie eine Minute schreiend und am Boden zerstört zurückgelassen wurde. Glaubt mir, als ehemaliges Mitglied einer Theater-AG weiß ich zumindest soviel, dass es unglaublich schwierig ist, mit einem Schrei die richtigen Emotionen zu wecken. Doch Vickie hat es geschafft, ihr Zusammenbruch war mitleidserregend, auch wenn sie Heel war. Die Gebaren von Edge während der Sendung und sein Ausruf, er sei der wahre General Manager, lenken die Storyline auch in die richtige Richtung, dass nämlich Edge im Grunde Vickie nur benutzt hat und sie sich ob der Erfüllung all ihrer kühnsten Träume ein bisschen stark hat gehen lassen, was ihren Job angeht. Es würde mich nicht wundern, wenn Vickie die Verbannung des Undertakers aufhebt, um sich an Edge zu rächen. Von hier an ist sehr vieles möglich, was den gesamten Angle für mich zu einem riesigen Erfolg macht.

* Jeff Hardys SmackDown!-"Debüt" gegen John Morrison: Das Match der beiden war unschwer das beste Match der WWE-Woche und ein ausgezeichneter Einstand für Hardy, der sich als aktuellen Nummer 3 in der SmackDown!-Hierarchie einreihte und nebenbei John Morrison ein wenig Kredibilität als Einzelwrestler zurückgab, nachdem dieser für eine Weile fast nur als Tag Team-Wrestler aktiv war. Wie auch sein Bruder Matt versteht es Jeff, wie man als Underdog-Babyface ein Match bestreiten muss, um die richtigen Emotionen bei den Fans zu wecken. Morrison dominierte 90% des Matches, während Hardy ein paar wenige Hope-Spots mit seinen High-Risk-Aktionen einfahren konnte, um das Publikum bei Laune zu halten. Und wie auch bei seinem Bruder geht das Konzept natürlich auf, weil es die Art von Match ist, die seine Fans erwarten. Hardys Stil gefällt nicht jedem, das gebe ich zu, aber ich sehe ihn als einen der einzigartigsten WWE-Wrestler des vergangenen Jahrzehnts und zu Recht in der Position, in der er sich befindet.

* Fatal 4th of July Way Finish: Am Anfang wirkte das Match trotz (oder gerade wegen) der hohen Geschwindigkeit ein wenig unkoordiniert, sicherlich auch weil es für den gemeinen Fan wie mich nicht zwingend ersichtlich war, warum Shelton Benjamin, Mr. Kennedy oder Chavo Guerrero überhaupt die Chance auf den Titel erhalten hatten. Guerrero wurde erst am Dienstag von Finlay gepinnt, Benjamin verlor vor einer Woche klar die Fehde gegen Kingston und Kennedy ist so weit davon entfernt, eine bedeutungsvolle Rolle zu haben, dass man sich fragen muss, ob es nicht besser für ihn wäre, ein halbes Jahr zu pausieren und in der Zeit an seinem stagnierenden Gimmick und Micwork zu feilen. Die Finishsequenz entschädigte für den verwirrenden Beginn jedoch durch eine tolle Sequenz, als Hardy den am Boden liegenden Chavo Guerrero quasi kontinuierlich gegen Eingriffe von Benjamin und Kennedy schützen musste, um ihn selbst pinnen zu können. Das Finish, der Twist Of Fate gegen Benjamin, der auf Chavo landet, war das i-Tüpfelchen eines insgesamt spaßigen Main Events. Es freute mich zudem, dass Hardy den Titel behalten durfte, wovon ich gerade in dieser Woche bei Betrachtung der Matchansetzung nicht allzu überzeugt war. Abgesehen davon, dass seine Gegner eine Stufe unter ihm stehen derzeit, wäre es ein unwürdiges Ende einer Regentschaft, die so gut begonnen hatte und bisher sehr erfolgreich war.

* Kozlov-Video: Das Musikvideo zu Vladimir Kozlov war super gemacht und bestärkt mich in dem Denken, dass die WWE weiß, dass sie hier ein Gimmick mit Potenzial am Laufen haben, welches es sich über Undercard-Status hinaus zu pushen lohnt. Nicht jeder Wrestler, der mit Squashmatches aufgebaut wird, wird von den Fans angenommen, doch Kozlov hat durch seinen einzigartigen Look und seine innovativen Manöver große Chancen, eher in die Fußstapfen von Umaga zu treten als in die von Snitsky. Ich bin gespannt darauf, was man noch mit ihm vor hat.

* Michelle McCool als Gegnerin von Natalya um den Divas Title: Das zweite Golden Dreams-Match war schwächer als das erste, etwas chaotischer und mit weniger gutem Aufbau. Die Diven haben sich allesamt Mühe gegeben, doch das Match selbst war letzten Endes nichts besonderes. Das Six Man Tag Team Match von letzter Woche war sehr viel stärker. Trotzdem, die Siegerin gefällt mir, weil ich in Michelle McCool das Potenzial sehe, eine ähnliche Karrierelaufbahn einzuschlagen wie Trish Stratus. Als Valet beginnen und sich dann jedoch immer mehr dem eigentlichen Wrestling zuwenden. Überhaupt gefällt es mir, wieviel Wert auf Wrestling seit einigen Monaten bei den Diven gelegt werden, beiderseits von ihnen selbst wie auch vom Management her.

Was mir nicht gefallen hat:

* Eröffnungssegment: Entschuldigt, aber was bitte war das? Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu beschreiben, was mich an diesem Segment alles gestört hat. Zunächst mal, warum war Triple H bei MVP zu Gast in der VIP Lounge? Und warum schleimt sich MVP bei Triple H ein und macht mit ihm zusammen Witzchen über Edge, direkt nachdem Triple H ihn ganz deutlich und mehrfach beleidigt hatte? Klar, MVP kann Vickie und Edge nicht unbedingt leiden, aber ist das ein Grund, dass man ihn so öffentlich kastriert und neben Triple H so schlecht dastehen lässt? Und was zum Teufel war mit HHH los? Die letzten zwei Monate war er so gut am Mikrofon, dass ich mehrfach mit dem Kopf schütteln musste, wie kontraproduktiv, unlustig und uncharakteristisch nicht nur der Inhalt seines Textes war, sondern auch die Art, wie er ihn aussprach. Power Ranger-Witze? Späßchen über Vickies Figur? Insiderscherze über das Besteigen des Bosses (bzw. seiner Tochter) und Heiraten in Las Vegas? Wrestlerlingo wie "get the rub off"? Was ist los, hab ich das DX-T-Shirt nicht gesehen? Wo ist der Cerebral Assassin, der die letzten Wochen so gut war? Auf diesen Triple H, der einem mit seinem pseudosmarten Promotexten das Eintauchen in die Atmosphäre der Show erschwert, kann ich liebend gerne verzichten. Also, WWE, vergessen wir dieses Segment und kehren ab nächster Woche wieder zum richtigen Triple H zurück. Bitte, zerstört nicht den genialen Psychopathen Edge durch irgendeine niedlich-smarte Promo von Triple H nächste Woche. Ich würde es euch nicht verzeihen. Tatsächlich war Vickie die einzige Teilnehmerin an diesem Segment, deren Charakter nicht beschädigt wurde. Das hätte ich mir vor ein paar Monaten auch nie träumen lassen.

* Natalya als Gastkommentatorin: Es heißt, Steroide und ähnliche Mittel lassen die Stimme einer Frau tiefer werden. Chyna litt unter dem Problem, zeitweilen Stephanie McMahon zu ihrer Zeit als General Managerin und jetzt Natalya? Zugegeben, nach Steroiden sieht sie nicht aus, aber vor ihrer Stimme habe ich Angst. Könnten auch einfach die Gene sein und es ist ja auch wirklich nicht schlimm, aber es lenkt enorm Aufmerksamkeit auf sie, wenn sie was sagt. Und das Problem ist dann, dass sie am Pult eher unterdurchschnittlich war und weder ihrem Charakter noch ihrer Agenda irgendeinen Dienst erwiesen hat. Es hätte hier mehr gebracht, wenn sie sich das Geschehen mit übertriebener Mimik von der Bühne aus betrachtet hätte, so wie letzte Woche.

Was man von dieser Show gesehen haben sollte:

* Hier ist ein Tipp: Edge vs. Triple H um den WWE Heavyweight Title beim Great American Bash. Gut, jetzt wo ihr das wisst, braucht ihr das Eröffnungssegment nicht anzuschauen. Und ihr solltet es auch nicht, da es in euren Augen die Aura von MVP und Triple H gleichermaßen beschädigen könnte. Was ihr euch stattdessen ansehen könnt, sind alle nachfolgenden Szenen mit Edge, sowie die beiden Matches mit Hardy-Beteiligung. Der Rest, das Divenmatch, der Umagasquash und die Demontage der Edgeheads, sind ebenfalls okay, aber keine Must-See-Ereignisse. Dieser Abend gehörte Edge, Vickie und zu geringeren Anteilen den Hardy-Brüdern. Und wer diese Personen gerne sieht, wird seinen Spaß haben.

Bis Dienstag zur Nachbetrachtung von Monday Night RAW mit World Heavyweight Champion CM Punk!