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Man kann sich schlimmere Showkonzepte als Vorbild nehmen als einen Ring Of Honor-Pay Per View, wird sich der zuständige Mitarbeiter von WWE-Creative gedacht haben, als er diese Episode von ECW on Sci Fi ausarbeitete. Es kann natürlich Zufall sein, aber nur wenige Tage nach dem besagten PPV zu Beginn der Show ein Four Way Match zu bringen, dessen Sieger gegen den Champion antritt und in einem guten Match am Ende doch verliert, fällt schon irgendwie auf. Für alte ROH-Fans gab es sogar das Debüt von Matt Sydal im WWE-TV zu sehen, auch wenn er nur als Bauernopfer in der Fehde zwischen Shelton Benjamin und Kofi Kingston agieren durfte. Wenigstens konnte er zeigen, dass er ein sehr athletischer Bauer ist. Für Langzeit-ECW-Zuschauer gab es ein befriedigendes Ende der Colin Delaney-Armando Estrada-Fehde und die wohl interessanteste Matchpaarung, die ECW vor dem Draft noch aus eigener Kraft zu Stande bringen konnte, Kane gegen CM Punk.
Phils WWE-Blog #32: ECW copies ROH PPV - ECW on Sci Fi vom 03.06.2008
ECW profitiert davon, dass die Fehden des Brands generell bei Pay Per Views kaum Beachtung finden, so dass es bei ihnen bisher noch keine endgültige Entscheidung über Sieger oder Verlierer gegeben hat. Dass ist deswegen vorteilhaft, weil die WWE offenbar gewillt ist, zumindest bis zum Draft in drei Wochen keine neuen Storylines anzufangen und stattdessen die Rivalitäten der letzten Monate bis auf's letzte Quentchen auszunutzen.
Was mir gefallen hat:
* Kopie des ROH-PPV-Konzepts: Der Fatal Four Way zum Start der Sendung war in Ordnung, auch wenn das Match wohl ein wenig besser gewirkt hätte, wenn die selben Wrestler sich nicht bereits am Sonntag mit Singapore Canes die Köppe eingeschlagen hätten. Trotzdem, ein gutes Multi-Man-Match mit dem bestmöglichen Sieger, da mich ein Match zwischen Kane und den anderen drei Teilnehmern (Dreamer, Morrison, Guerrero) zu diesem Zeitpunkt nicht mehr interessiert hat. Punk gegen Kane versprach zumindest theoretisch ein Match mit unsicherem Ausgang. Letzten Endes kopierte man den ROH-PPV jedoch weiter, indem man den Champion (McGuinness <=> Kane) den Herausforderer (Black <=> Punk) dominieren ließ und dieser nur kleinere Comebacks zwischendrin anbringen konnte. Und auch wenn die WWE-Version in meinen Augen gegenüber der ROH-Version hoffnungslos abstinkt, war es für TV-Verhältnisse ein gutes Match. Ich befürchte halt nur, dass die Philosophie des Matches, dass Punk sich lange gegen den übermächtigen Kane erwehren konnte, trotzdem er bereits zwei Matches in den letzten zwei Tagen bestritten hatte, beim WWE-Publikum nicht angekommen ist. Das WWE-Publikum ist nicht dafür bekannt, subtiles Booking entsprechend zu verarbeiten, auch weil die WWE normalerweise ihre Botschaften mit der Brechstange übermittelt. Trotzdem, angenehm langes und gutes Match.
* Benjamin vs. Kingston: Die Fehde der beiden ist das ECW-Äquivalent von Kennedy vs. Burchill bei RAW, im Sinne der einfachen und logischen Weiterentwicklung, die bereits Früchte trägt. Im Gegensatz zu vor einem Monat stehen Benjamin und Kingston heute auf einer höheren Stufe und das Publikum reagiert stark auf jegliche Konfrontation der beiden, wie man bereits beim Staredown am Kommentatorenpult gesehen hat. Das Match zwischen Benjamin und Sydal war in Ordnung, auch wenn ich persönlich es schade finde, dass so ein fantastischer Wrestler wie Sydal lediglich als Jobber eingesetzt wird. Zumindest konnte er seine Agilität unter Beweis stellen, was ihm sogar einstweilig "Matt Sydal"-Sprechchöre von einigen Zuschauern einbrachte. Das Finish des Matches war klasse, genauso wie die Post-Match-Attacke von Kingston gegen Benjamin und dessen brutal aussehenden Konter in die Ringtreppe. Ich bin sehr angetan von dieser Fehde und hoffe, dass die WWE die bisherige Entwicklung beibehält.
* Teddy Long als neuem General Manager: Ich mag Teddy Long. Er hat so ein natürliches, sympathisches Charisma, das ihn für Jobs wie den General Manager-Posten prädestiniert. Zwar hat mir eine Begründung gefehlt, warum der ominöse WWE-Vorstand den im Vergleich zu Vickie Guerrero zahmen Armando Estrada entmachtet hat, aber man nimmt, was man kriegt. Longs Debüt war auch deswegen ein Erfolg, weil es die Fehde zwischen Estrada und Colin Delaney zu einem befriedigenden Ende brachte. Der kurze Gastauftritt von Matt Hardy war ebenfalls eine willkommene Dreingabe.
Was mir nicht gefallen hat:
* Achterbahnfahrt für CM Punk: Ich halte es immer noch für einen Fehler, den Money In The Bank-Sieger in sovielen Einzelmatches gegen profiliertere Gegner klar verlieren zu lassen. Das Potenzial von Punk übersteigt zu diesem Zeitpunkt das von Kane deutlich, so dass ich es zumindest lieber gesehen hätte, wenn Punk in der Niederlage ein wenig stärker dargestellt worden wäre. Klar, er hatte zwei Matches in den Knochen, die Kane nicht belasteten, aber wie bereits gesagt, Nuancen wie diese werden vom WWE-Publikum eigentlich nur aufgegriffen, wenn es ihnen mehrmals an den Kopf geworfen wird. Allerdings ist das Kommentatorenduo von ECW derzeit nicht in der Lage, solche Details ansprechend hervorzuheben, weil Adamle immer noch jeden zweiten Satz falsch betont oder nicht zu Ende bringt, während Tazz' Begeisterung für das Produkt momentan irgendwie gespielt und zwanghaft wirkt. Er kann seine Fähigkeiten als Matchanalytiker nicht anbringen, wenn er gleichzeitig darauf achten muss, dass der Play-by-Play-Anteil des Kommentierens nicht zu kurz kommt.
Was man von dieser Show gesehen haben sollte:
* Es war eine ordentliche Sendung, man kann sie sich komplett ansehen. Die wichtigsten Entwicklungen für zukünftige Sendungen waren der Einstand von Teddy Long, das Ende der Delaney-Estrada-Fehde und die Fortführung der Benjamin-Kingston-Fehde.
Am Samstag gibt es dann SmackDown! und am Dienstag folgt dann nochmal RAW, bevor ich für 1 1/2 Wochen in den Urlaub fahre, wo ich (wahrscheinlich) kein Internet haben werde. Wie vor einem Monat wird es dann so ablaufen, dass ich die Sendungen nach meiner Rückkehr anschaue und dann gesammelt in einem Blog nachbesprechen werde. Bis dann!
