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Inside The Cage Classics #220: WCW SIN 2001 – Goldberg am Ende

Kolumne

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Published on:
19.12.2017, 00:00 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Inside The Cage Classics #220: WCW SIN 2001 – Goldberg am Ende

Die WCW stand im Januar 2001 vor dem Verkauf. Eric Bischoff und ein Unternehmen wollten die Liga aus Atlanta übernehmen und zu neuem Glanz verhelfen. In einem Schwebezustand zwischen Hoffnung und Resignation stand nun der erste PPV im Jahre 2001 auf dem Plan. Dieses Jahr unter dem Namen Sin, also Sünde. War es eine Sünde, sich die Show anzusehen? Aquifel und der WCWler berichten es euch.



World Title 4-Way mit 3 Leuten

Aquifel: Der World Title wurde dieses Mal in einem 4 Way Match ausgetragen. Champ und anerkannte Loose Cannon Scott Steiner hatte mit Jeff Jarrett, Sid Vicious und einem Mystery Opponent gleich 3 Gegner. Oder? Am Anfang verkündete Ric Flair, dass er nie gesagt hätte, wann der vierte Mann käme.
Also hieß es erstmal quasi Steiner und Jarrett gegen Sid. Das war für einen Main Event zwar recht einseitig, wobei man Sid lassen muss, dass sein Comeback durchaus funktionierte. Dann passierten aber zwei Dinge: Sid verletzte sich bei einer Aktion vom Seil sehr schwer am Bein (dies war gleichzeitig sein Karriereende) und der Mystery Man kam an, um Sid mit anzugreifen. Da das Ganze recht schnell vorbeiging bzw. gehen musste, war das als Main Event natürlich nichts wirklich Erwähnenswerte. Animal als Mystery Man war zudem eine eher gurkige Überraschung.

WCWler: Nachdem er schon Sid für Starrcade präsentierte, kündigte Flair den nächsten großen Namen für Sin an. Die ganze Story wurde dann aber nicht gut ausgespielt und Animal war natürlich ein großer Witz. Das Match selbst war mäßig, was an der Handicapsituation und an den Wrestlern lag. Die Beinverletzung von Sid, die beim PPV nicht live zu sehen war, aber noch gefühlte 50mal bei Nitro und Thunder gezeigt werden sollte, sah schon sehr schrecklich und schmerzhaft aus. Warum man dann auf Sid noch eintreten muss, weiß ich auch nicht. Am Ende gewinnt Steiner und verteidigt den Titel.
Was direkt nach dem Match passierte, sah man dann bei Nitro am nächsten Abend: Ric Flair beglückwünschte den Heels zu ihren Siegen und der COO der WCW turnte damit Heel.

Titelgeschehen

Aquifel: Gleich im Opener hieß es Cruiserweight Action. Chavo Guerrero Jr. musste seinen Titel gegen Shane Helms verteidigen. Gerade die Cruiserweight Division war einst das Aushängeschild der WCW und sie hat in der Schlusszeit lange unter schwachen Fehden und mittelprächtigen Matches gelitten. Allerdings gab es hier mal wieder ein gutes Match. Helms hatte ja seit je her Talent und auch Chavo, dem zwar das Charisma seines Onkels Eddie Guerrero abging, war alles andere als ein Schlechter. Keiner der großen Klassiker der Division, aber endlich mal wieder gute Kost.
Das Hardcore Title Match zwischen Champion Terry Funk, Meng und Crowbar hingegen war eine typische WCW Trash Granate mit Backstagebrawling und viel Materialeinsatz. Weshalb man Meng hier wieder geholt hat und er den Titel auch noch gewann... nunja, der Titel war eh wertlos, also sei es drum.
Auch die Tag Title standen auf dem Spiel. DDP und Kevin Nash konnten sich den Titel im Vormonat bei Mayham von Shawn Stasiak und Chuck Palumbo sichern, nun wollten sich die Natural Born Thrillers, dieses Mal in Form von Sean O'Haire und Palumbo zurückholen. Joa. Das Match war zwar nicht direkt schlecht, aber irgendwie wirkte es auch wieder mal recht beliebig und bieder. Dass die Thrillers den Titel am Ende nur aufgrund eines Eingriffes von Lex Luger und Buff Bagwell gewinnen konnten... so gab es zwar Heat (vor allem auch für Luger und Bagwell), aber gefährlicher wirkten die beiden neuen Champs dadurch aber nicht.
Und dann gab es noch Shane Douglas gegen General Rection um den US Title in einem First Blood Match. Ich bin ehrlich, First Blood Matches sind meistens nicht so "hardcore" und verbissen, wie man im Vorfeld erhofft. So auch hier. Wie so oft, war das jetzt kein wirklicher Totalausfall, als Titelmatch um den Singles Mid Card Title war das aber eher meh. Zumal Douglas auch nie an die Glanzzeiten aus der ECW heranreichen konnte.

WCWler: Der Opener war richtig gut. Shane Helms hatte ja das Leitermatch im Vormonat mitgewonnen und Chavo hatte bei einem Nitro Evan Karagias geschlagen. So bekam Sugar Shane hier die Chance auf den Gürtel. Beide dominierten abwechselnd, was sich auch in Nearfalls zeigte. Chavo war hier ganz in Guerrero-Manier ein Heel, zeigte aber wie Helms einige schöne Moves. Helms verzweifelte irgendwann, da Chavo aus wirklich jedem Move auskickte. Am Ende verteidigte der Mexikaner den Titel nach einem Brainbuster. Guter Opener und endlich bedeutet der Cruiserweight Title mal wieder was.
Das Hardcore Title Match war dann der übliche 3 Way, aber dieses Mal begann das Match auf einem Damenklo. Meng kam dann etwas später dazu, alle zerstörten Tische und am Ende konnte Meng mit einem Splash vom zweiten Seil gewinnen. Funk verlor damit den Titel an das Monster. Der trat dann noch einmal auf und war mitsamt dem Titel nie wieder gesehen, denn Meng hatte keinen Vertrag mehr und kämpfte 7 Tage nach dem Titelgewinn im WWF Royal Rumble. Der Titel war damit auch beerdigt. Nicht schade drum.
Das Tag Team Title Match war mäßig, vor allem da die Champions nicht wirklich gut waren, wie so oft, wenn Kevin Nash ein Match verlor. Hier war Page der aktive im Team, der viel einsteckte und wenn Nash im Ring war, dann dominierte er meistens. Die Thrillers versuchten mit schönen Aktionen dagegenzuhalten, mussten dann aber fast die Niederlage einstecken, wenn der abgelenkte Ringrichter Billy Silverman seinen Job richtig gemacht hätte. So konnten Luger und Bagwell eingreifen, Nash niederschlagen und O'Haire holte den Sieg nach einer Senton Bomb. Natürlich sind die Titel bei den jüngeren Leuten besser aufgehoben, aber der Sieg war nicht wirklich überzeugend.
Ebenso wenig überzeugend war das US Title Match zwischen Shane Douglas und Rection. Douglas begeistert mich ja eigentlich nie, so auch hier nicht, aber er konnte dieses komische Match gewinnen. Am Ende war es eigentlich ein Ladder First Blood Title Match, wo eine Kette über dem Ring hing, die Douglas in die Hände bekam und das overbookte Match gewinnen konnte. Der US Title war auch mal viel mehr wert.

Der Rest

Aquifel: Reno und Big Vito hatten jetzt schon einige Zeit ihre Problemchen, insbesondere nach Renos Verrat bei Starrcade. Hier sollte es wahrscheinlich zum großen Pay-Off kommen. Aber naja, irgendwie wirkte das alles recht beliebig und zahnlos. Big Vito war als Tag Wrestler stets unterhaltsam, aber im Singles Bereich wollte das nicht so Klick machen. Gegner wie Reno helfen da kaum, zumal man hier dann auch noch letzteren gewinnen ließ. War nicht meins, ohne wirklich miserabel zu sein.
Wirklich klasse war hingegen das Tag Match zwischen den Jung Dragons Kaz Hayashi und Yang auf der einen und Jamie Knoble und Evan Karagias auf der anderen Seite. Die 4 Cruiserweights zeigten im Match of the Night schnelle Action mit einer guten Portion Drama durch Nearfalls und einer Geschichte, die auch schon etwas länger lief. Das war kurz, knackig und der Beweis, dass die WCW konnte, wenn sie denn wollte. Warum nicht immer so?
Denn mit The Cat gegen Mike Sanders gab es direkt danach wieder mehr davon, was keiner brauchte. Es ging um den Comissioner Posten und bei den Beteiligten war nicht viel zu erwarten. Und man hat auch keinen Deut mehr bekommen.
Auch das Penalty Bix Match der Filthy Animals Konnan, Kidman und Rey Mysterio Jr. gegen "Team Canada" Elix Skipper, Mike Awesome und Lance Storm mit Special Guest Referee Jim Duggan viel in diese Kategorie. Nicht, dass das im Ring grausig war, aber diese übertrieben dämliche Stipulation (auch wenn man im Kontext fast schon von "sinnig" reden könnte) störte eher, als dass sie wirklich hilfreich war. Man hat versucht aus der Idee was rauszuholen, aber irgendwie war das so unnötig und gimmicky.
No DQ hieß es dann im Match Totally Buff gegen Goldberg & Dewayne Bruce. Was Dewayne Bruce hier, vom Standing gesehen, in diesem Match verloren hat, das wissen wahrscheinlich nicht einmal die WCW Booker. Klar, so wirkte es erst recht wie eine "Uphill-Battle" und da Goldbergs Karriere auf dem Spiel stand, stimmte quasi das Drama um dieses Match. Das macht es per se aber nicht gut, zumal schon wieder ein Taser den charismatischen Ex-Footballer besiegte, dieses Mal in der Hand eines "Fans". Naja, irgendwie etwas antiklimaktisch und unnötig.

WCWler: Reno gegen Vito war, so schlecht es auch war, ein Match mit einer richtig logisches Storyline. Diese war zwar kitschig, aber sie war halt da. Das Match war nun zwar logisch, aber schlecht. Reno gewann und Vito sah trotz der Wiedervereinigung mit Johnny The Bull wie ein Trottel aus.
Die Cruiserweights zeigten wirklich wieder eine fantastische Leistung. Das Tag Team Match war auch mein Match of the Night. Besonders Kaz musste einstecken und schaffte durch eine gute Taktik der Gegner den Hot Tag nicht. Als er dann gelang, zeigte Yang eine Powerbomb vom Top Rope gegen Noble, schaffte aber nur den Nearfall. Ein Splash von Karagias und ein Tombstone Piledriver von Noble brachten auch nicht den Sieg. Der kam erst nach einem Inside Cradle von Yang. So will ich die WCW sehen.
Direkt danach wurde aber eine Storyline aufgewärmt, die eigentlich schon seit Wochen vorbei war. The Cat gegen Mike Sanders in einem Kampf um den Posten des Comissioners. Es wurde viel gerdet, wenig, aber dafür schlecht, gekämpft und am Ende griffen Kronik ein, die wohl von Cat mehr versprochen bekam, als Sanders gezahlt hat. Die Söldner verhalfen Cat zum Sieg und hoffentlich zum Fehdenende.
Dieses Penalty Boy Match hat mich irgendwie ratlos gemacht. Weil Kanadier gerne und gut Eishockey spielen und es da Zeitstrafen gibt, führen wir das beim Wrestling als Stipulation ein? Und dann noch Duggan als Ringrichter, der quasi zwischen Tür und Angel aus dem Team Kanada flog und seinen Turn mit der Entschuldigung an die USA auf der Webseite der WCW erklärte? Die ganze Geschichte war völlig verdreht und machte stellenweise keinen Sinn, genauso wie dieses Match, was nicht gut war und von den Heels gewonnen wurde. Auch das machte keinen Sinn, da die ganze Sache mit Duggan als Ringrichter völlig überflüssig war. Alles sehr schlecht.
Das muss man sich mal vorstellen. Da hat man zufällig den heißesten Wrestler der USA hinter Steve Austin, lässt ihn monatelang gewinnen, gibt ihm dem World Title und lässt ihn dann durch sehr absurde Backstagepolitik sehr bescheiden zum ersten Mal verlieren. Dann erreicht er diesen großen Status nie wieder und man versucht diese Magie wieder zu erreichen. Goldberg musste seine Streak wiederholen, sonst hätte er nie wieder ein World Title Match bekommen. Dummerweise sagte Vince Russo damals, dass Goldberg bei einer Niederlage entlassen sei. Warum das beibehalten wurde? Keine Ahnung. Auf jeden Fall stand Goldberg nun bei 45 Siegen und hatte es mal wieder mit Luger und Bagwell zu tun. Sein Trainer stand auch im Match und es war von vornherein kein technisches Feuerwerk zu erwarten. Das kann man in einem solchen Match ja mal verschmerzen. Allerdings sollte man dann kein mieses Ende wählen, wo ein Zuschauer Goldberg etwas in die Augen schüttet, ihn quasi blind macht und Goldberg dann nach einem Pin von Luger verlieren lässt. Damit endete die WCW-Karriere von Goldberg, der wirklich nie wieder kommen sollte, auf eine sehr billige Art und Weise. Das hätte man besser lösen können mit Gegnern, die den Sieg hätten gebrauchen können und vor allem mit einem besseren Aufbau. So blieb nur der Schock..


Fazit

Aquifel: Tja, auf der Habenseite stehen zwei wirklich gute Matches. Der Rest schwankte zwischen solala und belanglos. Wirklich als Ausfall kann man am ehesten Sanders gegen The Cat sehen. Nunja, Sin war also Licht und Schatten. 5 Punkte.

WCWler: Ich gebe auch 5 Punkte, weil die Show die meiste Zeit von den Geschichten her stimmig war und zumindest zwei klasse Matches hatte. Wer weiß, wie der Main Event ohne die große Verletzung ausgesehen hätte. Die WCW war auf einem besseren Weg, aber Sin war halt nur befriedigend.

Die PPV-Gesamtwertung