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Inside The Cage Classics #211: WCW Halloween Havoc 2000 - Sting und seine Dämonen

Kolumne

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Published on:
17.10.2017, 00:00 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Inside The Cage Classics #211: WCW Halloween Havoc 2000 - Sting und seine Dämonen

Seit dem letzten Fall Brawl hatte sich einiges getan in der WCW. Vince Russo war mal wieder), aber dafür endgültig Geschichte. Dazu kamen Verkaufsgerüchte auf, wobei angeblich sogar Vince McMahon Interesse gehabt haben soll. Kann man unter solchen Voraussetzungen einen guten PPV bestreiten? Aquifel und der WCWler berichten es euch.



Der Freak rastet aus

WCWler: Booker T musste seinen WCW World Heavyweight Title, den er seit Fall Brawl zwischenzeitlich an Vince Russo verloren hatte und dann von Double J zurückgewann, gegen Scott Steiner verteidigen. Vor dem Match würgte Steiner einen Road Agent, weil das Match nicht im Main Event stand, und zeigte schon, wie unberechenbar er sein sollte. Beide zeigten ein Big Man Match, welches Steiner dominierte und zeitweise echt wie ein Psychopath rüber kam. Der Champion wurde durch einen Tisch befördert und musste vom Top Rope einen harten Suplex einstecken. Doch anstatt den Pin zu versuchen, machte Steiner Liegestütze im Ring. Es war kein gutes Wrestlingmatch, eher ein Brawl. Hinter dem Rücken des Ringrichters schlug Steiner T mit einem Stahlrohr und hängte Charles Robinson dann kopfüber in die Ringecke. Es folgte der Steiner Recliner, doch es gab keinen Ringrichter. Scott Armstrong kam als Ringrichter in den Ring, wurde geslammt und wieder nahm Steiner Booker in seinen Submissionmove. Das wirkte alles so sinnlos oder man wollte Steiner wirklich als Deppen darstellen. Mark Johnson kam dann in den Ring, ließ zum DQ-Sieg von Booker T abläuten und bekam das Stahlrohr ab. Auch Securitykräfte bekamen das Rohr zu spüren. Es folgten Stuhlschläge gegen T und nur Double J konnte Scott Steiner beruhigen. Irgendwie eine sehr seltsame Vorstellung.

Aquifel: Roid Rage the Titlematch... so könnte man das nennen. Steiner sollte wie ein unberechenbarer Psychopath und gefährlich rüberkommen, aber auch das hier wirkte bestenfalls trashig-belustigend bis zu dem Grad, dass es traurig wurde. Denn schließlich ging es hier um den Titel. Den World Title. Gut gebooked und gemacht hätte Steiner das alles im Vorfeld bei Nitro gemacht und wäre hier fokussiert und brutal gegen Booker vorgegangen, ohne all den Quark, der ihn so darstehen lässt, als ginge es ihm gar nicht darum zu gewinnen, sondern nur darum möglichst böse rüberzukommen. Das klappte aber so nicht wirklich.

Titelgeschehen

WCWler: Der Opener war mit Abstand das beste Match des Abends um die WCW World Tag Team Title. Die Filthy Animals, bestehend aus Billy Kidman und Rey Mysterio Jr., hatten seit Wochen schon ihre Geschichte mit den Champions von den Natural Born Thrillers, Mark Jindrack und Sean O'Haire, am laufen. Diese hatten bei Nitro eine recht umstrittene Titelverteidigung gegen The Boogie Knights, bestehend aus Alex Wright und Disco Inferno gehabt und so entstand dieses 3 Way Match. Hier waren jeweils immer drei Leute gleichzeitig im Ring und die meiste Zeit verbündeten sich die Animals mit den Knights gegen die Champions. Besonders Alex Wright zeigte in der ersten Matchhälfte einen sehr guten Kampf, aber alle 6 Wrestler zeigten tolle Aktionen. Kidman wurde von den Champions mal wieder von draußen sehr eindrucksvoll über die Seile geworfen, Disco zeigte einen schlechten Stunner und nach etwas Chaos gab es einige Nearfalls. Am Ende verteidigten die Titelträger aber nach einer schöner Swanton Bomb vom Top Rope gegen Disco und O'Haire konnte ihn dann pinnen. Sehr gutes Match. Danach wurden die Animals noch verprügelt.
Ihnen zur Hilfe kam dann Sgt. A-Wol, der danach das Match um den WCW Hardcore Title gegen den Champion Reno hatte. Hierzu wurden Mülltonnen mit viel Kram an die Ringpfosten gebunden. Das Match war das typische Hardcorespektakel in der WCW und nichts sehenswert. Reno gewann und A-Wol wurde von ihm und von Perfect Event verprügelt.
Auch der Canadian Title, also der WCW United States Heavyweight Title, von Lance Storm stand auf dem Spiel. Storm trat in einem Tag Team mit Jim Duggan, dem Neukanadier, gegen General Rection in einem Handicap Match an. Neben dem Titel stand auch die Zugehörigkeit von Major Gunns zum Team Canada auf dem Plan. Das Match war vom Wrestling her schlecht, aber unterhaltsam. Scott Armstrong nahm einen der schlechtesten Ref-Bumbs überhaupt und konnte so Duggans Sieg nach einem Piledriver nicht durchzählen. Major Gunns griff dann gegen Storm ein und der bekam dann nicht mit, wie Rection einen Moonsault zeigte und Titel und Frau gewann. War aber nichts besonderes.

Aquifel: Das Tag Title Match war ohne Frage Match des Abends. 3-Way hieß hier, dass je 3 Leute im Ring waren. Also nicht ganz so, wie es heutzutage bei der WWE ablaufen würde. Aber was die Boogie Knights (was für ein Wortspiel mit Bezug auf den Film Boogie Nights... fast so gut wie die BroMans bei der TNA^^ ), die Filthy Animals und auch die Natural Born Thrillers O'Haire und Jindrak hier zeigten wusste zu gefallen. Es gab permanent Action und nette Spots. Die Champs zeigten Power Moves, die Animals High Flying, die Knights eine bunte Mischung und alles passte wunderbar zusammen. Dazu gab es noch eine Vorgeschichte, die das ganze etwas persönlicher machte. Schönes Match und ein Beweis dafür, dass die WCW ja konnte, wenn sie denn wollte.
Das Hardcore Title Match danach... ich war nie ein Fan von Reno und Sgt. A-Wol und werde es wohl auch nie mehr werden. Das war WCW-typischer 08/15 Hardcore-Einheitsbrei, so belanglos, dass ich das mit dem doppelt gemoppelten 08/15 Einheitsbrei besonders betonen will. Kein richtiges Drama, die Spots bedeuten gar nichts, das Brawling is meh... kein würdiges Titelmatch., nicht einmal für den Hardcore Title der WCW.
Ein Handicap Match um den US Title? Sicher nicht die beste Möglichkeit, gerade wenn man mit Storm einen Heat Magneten und tollen Wrestler hat. Denn weder DeMott/Rection, noch Duggan konnten zusammen Ansehnliches anstellen. Dazu ein lachhafter Ref Bump (dagegen wirkte HBKs Selling in seinem berüchtigten Summerslam 2005 Match gegen Hulk Hogan geradezu angebracht und dezent) und viel lahmes Wrestling... das war schlecht. Aber immerhin auf trashigste Weise noch unterhaltsamer als das meiste am Rest des Abends.

Gimmickmist

WCWler: Konnan und The Franchise hatten in den letzten Wochen zusammen mit ihren jeweiligen Damen immer mal wieder miteinander zutun. Nachdem Konnan direkt nach dem Opener mit verprügelt wurde, trat Tygress hier zuerst in diesem Intergender Tag Team Match gegen Shane Douglas und Torrie Wilson an. Auch als Konnan kam, kämpften die Frauen gegen die Männer und verpassten ihnen sogar die Finisher ihres Partners. Das ganze Match wirkte sehr unglaubwürdig und vor allem sehr peinlich beim zusehen. Konnan und Tygress gewannen am Ende.
David Flair wollte die schwangere Stacey Keibler in Charlotte heiraten. Nachdem bei der Zeremonie Ric Flair in seiner Heimatstadt mal wieder vorgeführt und verhaftet wurde, sagte Keibler die Hochzeit ab, da David nicht der Vater ihres ungeborenen Kindes sei. David rastete daraufhin aus und es gab Hinweise darauf, dass Buff Bagwell der Vater sein könnte. So gab es hier ein First Blood DNA Match. Der Kampf war schlecht und am Ende verlor Flair auch noch. Nun kam Lex Luger raus und wollte, warum auch immer, Bagwell gratulieren. Aber wie es bei Luger so üblich ist, turnte er zum gefühlt 100mal in der WCW gegen irgend jemanden und so kam David Flair noch zu etwas Blut von Bagwell. Und wer ist nun der Vater?
Mike Sanders stand dann in einem Kickboxingmatch über 3 Runden á 2 Minuten gegen The Cat. Der Sieger sollte alleiniger WCW Commissioner werden. Cat dominierte klar, aber Sanders konnte sich über 2,5 Runden retten. Dann tauchte Shane Douglas auf, schlug The Cat nieder, aber der kam doch wieder zu Kräften und konnte aufstehen. So gab es Verlängerung und in dieser streckte Cat Sanders nieder und prügelte sich draußen mit Douglas. Während Sanders noch nicht ganz stand, wurde Cat ausgezählt und der Vertreter der Thrillers hat in der WCW das Sagen. Lächerlich.
Sting gegen Jeff Jarrett war eines der overbooktesten Matches, die ich je gesehen habe. In den Wochen vor dem Match tauchte JJ immer wieder als Sting aus den 90er Jahren auf und sprach Sting die Qualität und Leidenschaft für das Wrestling ab. Das Match hier bestand zwischen den beiden nach ein paar Wrestlingmoves von Sting auf viel Brawlerei. Dann allerdings wurde das Match absurd. Insgesamt tauchten 5 Versionen von Sting auf, die den echten Sting attackierten. Der Stingdarsteller in der Bemalung von 1989 bekam auf der Rampe den Scorpion Death Drop verpasst. Der Sting von seinem World Title Sieg 1990 sowie der Wolfpac Sting bekam den Move ebenfall auf der Rampe verpasst. Der Sting von 2000 hatte dann einen Baseballschläger vom Wolfpac Sting, aber JJ setzte ihn gegen ihn selbst ein. Nach fast unendlichen Minuten mit Sleeperholds nahm Sting Double J in den Scorpion Death Lock und plötzlich kam der 1997er Sting aus einem Loch im Ringboden und zog den richtigen Sting durch das Loch. Aber auch er wurde abgefertigt. Danach ging das Licht aus und ein Sting kam von der Decke. Nach einem Brawl verlor der Darsteller aber seine Perücke und sah er wie ein Sting aus der Zukunft aus. Er bekam dann den Death Drop durch den Kommentatorentisch. Der 97er Sting schlug den 2000er Sting mit einer Gitarre, steckte den Death Drop aber auch ein. Jarrett bekam nun die Zeit seinerseits mit der Gitarre zuzuschlagen und Sting zu pinnen. JJ siegte hier ohne viel gemacht zu haben in einem überfrachteten Match, was viel zu lächerlich wirkte. Der einzige Vorteil war für mich, dass Jarrett wenig zu sehen war.


Aquifel: Mixed Tag Matches und vor allem "Intergender Matches" und -"Parts" sind immer so eine Sache. Was bei Chyna, Beth Phoenix oder Awesome Kong ja noch glaubhaft wirken mochte, passte bei Tygress und Torrie Wilson einfach nicht. Egal was für ein Heat Magnet The Franchise war, egal, ob die Crowd investiert war oder nicht, das war vor allem eins: Ein Sideshow-Kuriosität. Die Damen wirkten einfach physisch nicht so, dass sie glaubhaft mit den Männern kämpfen konnten und so waren die intergender-Teile einfach peinlich. Vor allem gewannen die Herren, die ja Vollzeitwrestler waren, dadurch nichts dazu. Im Gegenteil.
Das First Blood DNA Match zwischen Bagwell und Flair Jr. War ebenfalls nichts. Ich überlege gerade, welches Match mit David Flair überhaupt mal passabel war, aber ich befürchte, da würde ich nicht ein einziges finden. Zu der dummen Stip, dem falschen Sieger (im Kontext der Story) und einem schlechten Match gesellte sich dann halt auch die unterirdische Storyline um die Schwangerschaft von Stacey Keibler. Wrestling zum abgewöhnen.
Das Kickboxing Match... man mag es kaum glauben, aber es war sogar noch gammeliger. The Cat hatte für mich nie etwas in einem Wrestling Ring zu suchen, Sanders war auch alles andere als ein Wrestling-Virtuose und "Shoot"-Stipulations, die gescripted sind, waren schon immer eine Idee, die bestenfalls lächerlich und peinlich war. So auch hier. The Cat mag die realen "Credentials" gehabt haben, aber das brachte nix, daSanders deplatziert wirkte und insgesamt alles eher nach schlecht gebooktem Wrestling-Quark-Schema ablief, als nach den Regeln eines echten Kickbox-Kampfes.
Sting gegen Double J... overbooked beschreibt es nicht einmal annähernd. Die Fake Stings 1996 waren schon lächerlich und ich verstehe nicht, weshalb man den Fake Sting immer wieder aufgriff. War das hier vielleich als Selbstironie oder Satire gedacht? Ich weiss es nicht, aber das schlechte Match definierte lächerlich komplett neu. Grausamer Müll. Mehr sage ich dazu nicht mehr.

Der Rest

WCWler: Nach der Attacke, die dem Opener folgte, wurde ein Match zwischen den Misfits in Action und Perfect Event angesetzt. Nach 10 recht durchschnittlichen, aber spannenden Minuten konnten die Misfits ausnutzen, dass Shawn Stasiak seinen Partner Chuck Palumbo mit dem Superkick traf. Bezeichnend, dass das in einem Team passiert, wo Kevin Nash der Trainer ist. Dem soll das ja auch mal passiert sein...
Vampiro, der das Match angeschlagen begann und in dem Kampf mindestens eine Gehirnerschütterung bekam, trat gegen Mike Awesome an. Dieser hatte sich in einer Battle Royal ein sicheres Titelmatch für den nächsten Abend gesichert und Vampiro forderte eben dieses Match. Awesome stimmte zu, da er Rache an Vampiro nehmen wollte. Beide zeigten ein sehr unsauberes No DQ Match mit dem negativen Highlight, dass Awesome von einem Fan beim Brawl im Publikum einen Headbutt bekam. Nach einem Piledriver auf den Hallenboden den Vampir reichte es nur zu einem Nearfall. Erst nach der Awesome Bomb vom Top Rope, die auch daneben ging, konnte der 70s Guy gewinnen. Bis auf die Schlussphase sehr langweilig.
Im Main Event stand Goldberg, der von Vince Russo eine Siegesserie aufgelegt bekam. Sollte Goldberg nicht wieder die gleiche Bilanz wie in seiner ersten Siegesserie bekommen, würde er nie wieder ein Match um den WCW World Heavyweight Title bekommen. Und sollte er verlieren, wäre nicht nur die Titelchance dahin, sondern er würde auch entlassen. Hier hatte er es mit Kronik zu tun, die Goldberg schon länger immer wieder angriffen. So sah es erst aus, als ob Goldberg medizinisch nicht freigegeben würde, aber dann konnte er doch kämpfen. In unter 4 Minuten fertigte er dann das Tag Team in einem für einen PPV Main Event sehr schlechten Match ab. Erwähnenswert ist noch ein eindrucksvoller Suplex von Brian Adams gegen Goldberg, der nach dem Match bei einer Bilanz von 14 zu 0 stand.

Aquifel: Jindrak schob an diesem Abend "spontan" double duty. Sowas ist immer anstrengend und leider konnte dieses Match mit Chuck Palumbo gegen Chavo Guerrero, Lt. Loco und Lash " Corporal Cajun" LeRoux nicht so überzeugen wie der Opener. Es war nicht direkt schlecht, aber insgesamt doch relativ bieder. Trotzdem fast schon ein Lichtblick von Halloween Havoc.
Vampiro und Mike Awesome sind an sich sehr talentierte Worker gewesen. Weshalb also dieser unsaubere Schnarcher? Ich weiß es nicht. So einiges ging daneben und war erschreckend unsauber, ein Fan griff Mike Awesome an... Clusterfuck beschreibt das Geschehene sicher ganz gut. Traurig, wenn selbst gute Leute schwache Matches haben.
Wer der Meinung ist, Brock Lesnar gegen Braun Strowman oder Brock gegen Samoa Joe waren eines PPV Main Events nicht würdig, der sollte das hier mal sehen. Abgesehen von dem Suplex gegen Goldberg war das hier ein hochgehypter und langweiliger Squash, der als Pinkelpause vor dem Titelmatch eine bessere Figur gemacht hätte. Wow WCW. Einfach wow.

Fazit

WCWler: Der Opener war großartig und das Tag Team Match mit den Misfits und Perfect Event stach auch noch etwas hinaus. Das allerdings nur, weil der Rest so schlimm war. Entweder war es richtig langweilig wie Vampiro gegen Awesome oder das First Blood Match oder es war völlig überbookt mit 5 Versionen von Sting. Das World Title Match war absolut sinnlos, da Steiner ein Psycho in diesem Kampf war. Ich gebe 2 Punkte wegen dem Opener und weil ich die Misfits und Lance Storm mag.

Aquifel: Der tolle Opener und ein, zwei zumindest nicht grausige Matches retten, was zu retten ist. Aber bei diesem Booking und dieser Matchqualität ist das nur 1 Punkt und der auch nur knapp. Wirklich eine Frechheit, dass die WCW DAFÜR damals Geld verlangt hat.

Die PPV-Gesamtwertung