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Inside The Cage Classics #200: WCW Great American Bash 2000 – Eine Nacht, die die Welt verändern sollte.

Kolumne

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Published on:
01.08.2017, 23:22 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Zum 200. Mal könnt Ihr nun schon Inside the Cage Classics bei Cagematch lesen. Und was würde besser zu diesem Jubiläum passen, als ein Event, der die Wrestlingwelt für immer verändern sollte? Das hatte zumindest Eric Bischoff im Vorfeld groß angekündigt. Spekuliert wurde über einen Senderwechsel in den USA oder gar einen Verkauf von World Championship Wrestling. Was am Ende passierte? Eddie und der WCWler haben sich für euch den Event angesehen.



Der World Title als Wanderpokal

WCWler: Als wir WCW Slamboree 2000 verlassen haben, war Jeff Jarrett WCW World Heavyweight Champion. Eine Woche später bei Nitro verlor JJ den Titel fair an Ric Flair, der den Titel dann aber eine Woche später von Vince Russo aberkannt bekam, weil der Nature Boy bei Thunder dazwischen verprügelt wurde. JJ gewann dann bei Nitro den vakantierten Titel gegen Kevin Nash. Dieser Nash gewann dann einen Tag später bei Thunder den Titel in einem 3 Way gegen Jarrett und Scott Steiner und gab den Titel beim nächsten Nitro freiwillig an Flair zurück. Ric Flair verlor dann den Titel in der gleichen Show gegen Jarrett und damit wechselte der Titel in 14 Tagen sechsmal den Besitzer. Eine Titelabfolge, die dem Titel nicht wirklich gut tat.
Nach einer ganzen Woche ohne Titelwechsel stand hier nun also Jeff Jarrett als amtierender Champion gegen Kevin Nash auf dem Plan. Special Referee war The Cat und die Filthy Animals waren mit am Ring. Nash dominierte trotz allem lange das Match und musste Stuhlschläge und Submissions gegen sein Bein einstecken. Disco Inferno verhinderte dann den Sieg von Nash, nachdem er Mickey Jay einen Elbow beim Pinfall verpasste und The Cat bekam kurz vor dem Three Count etwas ins Auge. Das sah alles schon sehr peinlich aus. Nash verpasste Cat eine Powerbomb und die Animals hinderten Charles Robinson am Pinfall. Rick Steiner griff Nash an, Scott Steiner und Tank Abott brawlten draußen auf einmal rum und dann kam Goldberg zur Rettung von Nash. Doch dann der Schock: Goldberg verpasste Nash den Spear, Jarrett vertedigt den World Title und Goldberg umarmt Russo und Eric Bischoff. Die Sache, die Bischoff meinte, war Goldbergs Turn, der nicht vorherzusehen war, nicht lange dauerte und vollkommener Schwachsinn war. Goldberg war nahezu der einzige Face der WCW und dann macht man so etwas bescheuertes. Und es war nichts, was den Lauf der Wrestlinghistorie überhaupt berühren sollte. Dazu einer der schlechteste Main Events des Jahres.

Eddie: Haha, wenn man sich diese Story so durchliest, da wird einem ja ganz anders. Und als The Cat vor dem Ringgong dazukommt und Tausend Leute zum Ring beordert, da war es für mich einfach total vorbei. Das Match war ganz ordentlich, aber viel zu lang. Jarrett als Champion war ja ganz gut, Kevin Nash aber nie der beste Wrestler dieser Welt. Und dann auf einmal dieses Finish. Mir fällt dazu einfach nichts mehr ein. Jetzt mal ernsthaft: Wenn man pro eingreifenden Wrestler einen Shot trinkt. Alter, da bist'e voll wie ne Haubitze.
Klar ist am Ende der Turn von Goldberg aus dem Nichts und schon ein Schocker in meinen Augen, aber dieses blöde Gehype (woher Dixie Carter das wohl nur hatte) für effektiv nichts – außer dem Killen des einzigen wirklichen Faces – come on.. Puh, war das eine Qual.

Das Ende von 2 Legenden!?

WCWler: Ric Flair und Hollywood Hogan kämpften beim Great American Bash um ihre Karriere. Eine Niederlage in ihrem Match hätte das sofortige Karriereende bedeutet. Hogan bekam es, wie so oft in letzter Zeit, mit Kidman zu tun. Dazu war sein Neffe Horace Special Referee, leitete das Match allerdings sehr fair. Beide hatten eine Dominianzphase und setzten Gegenstände wie den Gürtel oder einen Stuhl ein. Beide schafften Nearfalls und Hogan beförderte Kidman mit einem Hip Toss durch den Kommentatorentisch! Sah man auch sehr selten. Dann wurde es etwas kurios. Torrie Wilson, die zuerst mit Kidman und dann mit Horace verbandelt war, gab Hogan einen Schlagring, der dann aber von Kidman eingesetzt wurde. Nach dem Nearfall schlug Kidman den Ringrichter nieder und bekam von Wilson einen Low Blow verpasst. Hogan schlug noch mal selbst zu, pinnte Kidman und durfte seine Karriere fortsetzen. Und er bekam für den Sieg ein Match um den WCW World Title beim nächsten PPV. Spannend.
Die zweite Legende, der Nature Boy, hatte es in einer recht eigenartigen Familienfehde mit seinem Sohn David Flair zu tun. Dieser turnte gegen seine Familie, weil er angeblich immer mies behandelt wurde und entdeckte in Vince Russo seinen neuen Daddy. Das klingt alles in so vielen Fällen falsch, aber die WCW bookte das damals so, einschließlich einer Tour von Russo und David durch das Zu Hause der Flairs. Sämtliche Familienmitgleider wurden auch in die Fehde rein gezogen und so hatte man es hier mit einer völlig absurden Geschichte zu tun. Vater und Sohn Flair zeigten hier aber zum Großteil ein Wrestlingmatch, was für mich sogar das beste Match des Abends war. Irgendwann legte Russo dem Nature Boy aber Handschellen an und David konnte Ric so besser bearbeiten. Ringrichter Robinson zerrte David dann von Ric weg und Russo würgte den alten Flair mit einem Baseballschläger. Nun wurde es Reid Flair zu bunt und er griff Russo an, wurde aber weggeschubst. Es folgte ein Low Blow von Reid und er nahm dem Chefbooker den Schlüssel ab. Robinson befreite Ric und David legte sich mit seinem Bruder an. Derweil stürzte sich Ashley Flair, die heute Charlotte auf Russo und legte ihm die Handschellen an. Ric zeigte im Ring nun einen langen Vertical Suplex und siegte mit dem Figure 4 Leglock. Es folgten Chops gegen Russo und die Flairs, ohne David, feierten den Sieg von Ric. Ein gutes Match.
Aber die Freude währte nur kurz, denn nachdem Vince Russo Reid und Ashley aufs Äußerte beschimpfte, forderte er Ric Flair zu einem Match bei Nitro raus. Es sollte wieder um die Karriere gehen. Dieses Match verlor der Nature Boy gegen David und Russo und musste sich dann neben der Karriere noch von einem Großteil seiner weißen Haarpracht trennen. Eine Schande, was Flair alles so erleben musste. Ob wir aber wirklich das Letzte von ihm gesehen haben?

Eddie: Puh, was ne Sache hier. Zwei Abschiede. Denkste. Ich bin nach dem Asylum Match tatsächlich erst einmal geschafft von der Show. Ich weiß nicht ob ich am liebsten die WCW im Nachhinein für gestohlene Zeit verklagen möchte oder mich einfach hängen möchte. Leute, schaut diese Show nicht!
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Die Story zwischen Kidman und Hogan war ja per se ganz smart, da man Kidman so sehr präsent zeigen konnte. Der Hip Toss durch den Tisch war auch für mich das Highlight in einem tatsächlich schlicht und ergreifend soliden Match. Nichts großartiges, nichts schlechtes. Simples Wrestling, bei dem Hogan natürlich den Hogan auspackt, wenig macht und dennoch gewinnt. Aber passt so natürlich auch. Zur Story hat sich der WCWler wie immer ausreichend geäußert.
Ok, dass ich folgenden Satz einmal schreiben werde... Das hätte ich nie geglaubt. David Flair steht im Match des Abends, da stimme ich vollkommen zu. Natürlich muss man hier berücksichtigen, wer David Flair ist, bzw. wie wenig In-Ring Erfahrung er hat. Dafür ist die Story aber gut genug (im Sinne von konsequent durchgezogen), dass die Spannung da ist. Nachdem Hogan schon bleibt denkt man tatsächlich, ob es denn ein Karriereende geben wird. Gab es aber nicht. Dass es dann kurz danach im TV doch passierte ist dann aber wieder einfach nur dumm...

Titelgeschehen

WCWler: Einige Titel standen noch auf dem Spiel bei dem PPV. Im Opener gewann Lt. Loco, der den Cruiserweight Title von Daffney gewonnen hatte, gegen Disco Inferno, der weder ein Filthy Animal, noch ein Cruiserweight war. Das Comedymatch gewann der Champion dann nach Eingriffen und das obwohl Disco einen der schlechtesten Stunner ever zeigte.
In einem noch grauenhafteren Match verteidigte Scott Steiner den inzwischen recht wertlos gewordenen US Title gegen Rick Steiner und Tank Abott in einem Asylum Match. Scott wurde zerstört, aber nach einem Low Blow und einem Schlag mit einer Kette gab Abott im Steiner Recliner auf. Tank Abott ist nun endgültig nur noch eine Witzfigur von seiner Darstellung her.
Die Tag Team Champions waren außer Gefecht, nachdem Buff Bagwell suspendiert wurde. So trafen hier KroniK und The Mamalukes in einem #1-Contender Match aufeinander. In einem recht nichtssagenden Match gewannen KroniK, weil Big Vito sich lieber um seinen Hardcore Title kümmerte und Johnny the Bull alleine ließ. KroniK damit die Herausforderer für Bagwell und Douglas.

Eddie: Was für ein Opener... Da merkt man einmal, wie lange fünf Minuten sind. Und mal ganz ehrlich, wie schlecht ist das Finish dabei? Der Referee sieht, wie Loco auf Disco gelegt wird – da ahnt man nicht, dass da was nicht ganz sauber lief? Alter Falter. Und zuvor der Elbow von Juvi, der erst fällt, als Loco bereits sitzt? Come on.. Und wie schlecht war alles nach dem Match erst.. Es gab mal eine Zeit, da war der Cruiserweight Title das Highlight der WCW. Wann ist die WCW denn genau gestorben?
Das #1 Contendership Match der Tag Teams war ganz ok, im Vergleich zum Opener. Aber der Spot von Tony, als er aufs oberste Seil springen wollte, abrutscht auf halber Höhe, es dann hochschafft und die Kommentatoren sagen "What athleticism", ich konnte nicht mehr. Wie kann man das noch verkaufen? Aber sei es darum, nichtssagend, da stimme ich dem WCWler vollkommen zu und einfach nicht wirklich gut.
Was für eine Stipulation. Ein Asylum Match. Drei Leute auf gefühlt gerade mal 4 qm verteilt, wie soll das gut gehen? Richtig, ging es nicht. Ich bin gerade an einem Punkt, wo ich gerne nicht mehr über diese Show schreiben möchte.

Der Rest

WCWler: Mike Awesome hatte aus einem mir unbekannten Grund dauernd Ambulance Matches. Russo war ja eh ein Verfechter der These Stipulations wegen der Stipulations und nicht weil es Sinn macht. Hier musste Awesome sich mit Diamond Dallas Page wieder beschäftigen. Dieser brachte Kanyon mit, der ja im Vormonat vom Käfig fiel und sich nicht mehr bewegen konnte. Ein tragischer Fall. Nach noch nicht mal 10 Sekunden im Match ging der Ringrichter zu Boden, beide brawlten so vor sich hin und Awesome dominierte eigentlich. Das Ende kam, als Eric Bischoff Kanyon mit einem Stuhl aus dem Rollstuhl hauen wollte und Page Bischoff attackierte. Es passierte ein Wunder, Kanyon stand auf, attackierte Page mit einem Cutter und Awesome gewann das Match. Damit verdient DDP den Titel des wohl dümmsten Menschen im Wrestling, denn er wurde bei jedem der letzten PPVs von seinen Freunden verraten. Erst hinterging ihn seine Frau, dann Arquette und hier Kanyon. Hoffentlich hat er nicht noch mehr Freunde.
GI Bro gegen Shawn Stasiak war genau so ein C-Show Match wie es sich anhört. Booker T ist mittlerweile Mitglied der Misfits und trat hier einem Bootcamp Match, also Last Man Standing, gegen Stasiak an. Bro war mehrmals bis 9 am Boden, konnte dann aber gewinnen. Recht unverdient allerdings, da er bis dahin kaum etwas erfolgreich macht. Und am Ende griff noch Chuck Palumbo ein, der zusammen mit Stasiak Bro bearbeitete. Ganz komisches Ende und sehr mieses Match.
Shane Douglas gegen The Wall. Auch dieser Kampf war so, wie es klingt: Nicht gut. Natürlich gab es auch wieder eine Stipulation und zwar war dieses Match ein Tables Match. Douglas wollte es aber spannender haben und machte ein 5 Tables Match, also Best of 3, daraus. Nachdem er durch zwei Tische gefallen war, brawlte er mit The Wall auf einer Leiter und als dieser runterfiel, krachte er genau durch drei Tische. Kreatives Ende, aber unnötiges Match.
Und dann stand noch das Human Torch Match an. Eigentlich eine Weiterentwicklung des Inferno Matches aus der WWF. Hier musste jemand mit einer Fackel aktiv angesteckt werden. Warum das in einer recht familienfreundlichen Wrestlingliga passierte? Keine Ahnung, aber Vampiro und Sting fehdeten ja schon einige Zeit miteinander. Sting stand zu Beginn auf dem großen Videoleinwandgestell und steckte dort die Fackel hin, bevor er in den Ring glitt. Es entwickelte sich ein normales Match zu Beginn, doch dann wurde Sting mit Benzin überschüttet. Beide brawlten bis zum Eingang und kletterten etwas hoch. Sting fiel runter, aber kam bald wieder zurück. Auf der großen Leinwand schubsten sich beide nun unter flackerndem Licht und Donnerschlägen etwas rum und Sting schien zweimal kurz vor dem Fall zu sein. Doch er konnte sich retten. Danach tauschte man Sting nicht sichtbar gegen ein Double aus, welches von Vampiro in Flammen gesteckt wurde und dann von der Leinwand in die Tiefe auf die präparierte Stage sprang. Das war schon eindrucksvoll, hat für mich beim Wrestling aber nichts zu suchen. Die Kommentatoren verkauften das alles als echt und hatten Mitleid mit Sting, der beim echten Namen genannt wurde, und seiner Familie. Kein gutes Match und die ganze Geschichte war zu viel.

Eddie: Dieses Ambulance Match ey... Das Wort Gedöns trifft es eigentlich ganz gut. Meine Güte. Da sind knapp 45 Minuten der Show vorbei und wir bekommen das geboten. Ich hab natürlich die Storyline an sich nicht mitbekommen, aber der WCWler hat das ja gut zusammengefasst. DDP quasi der Depp des Jahres in 2000? Könnte hinkommen. Match war bisher das beste des Abends, aber das war keine Herausforderung zu dem Zeitpunkt.
Die Boring Chants bei Booker T gegen Stasiak waren mal sowas von gerechtfertigt. Ich mag ja Stipulations per se gerne, aber das ist einfach so ein Overkill, dass ich das Interesse und die Aufmerksamkeit sowas von verliere. Ich bin auch ehrlich, die Hälfte der Zeit habe ich nur mit einem Auge das Match geschaut. Und was sonst außer einen Beatdown sollte es nach einem Match schon geben? Welch Überraschung....
Das Ende vom Match zwischen Shane und The Wall war tatsächlich gut. Nicht nur, weil das Match damit vorbei war, sondern weil es ganz cool gemacht war. Natürlich wird man sagen, wieso der Depp (The Wall) überhaupt auf die Leiter rauf geht, wenn hinter ihm ausgerechnet drei Tische stehen, aber ok, das ist Wrestling und das lasse ich ausnahmsweise zu. Wenn ich so genau hinschauen würde, dann wäre ich morgen noch am schreiben hierfür..
Das "Match" zwischen Sting und Vampiro war nicht wirklich gut. Das peinliche Geschubse oben auf der Stage schrecklich. Der Sprung selbst war auch fragwürdig – aber immerhin löscht er so das Feuer. Was aber noch peinlicher war: Das Stunt-Double ist schon laaaaange nicht mehr "on fire" und gelöscht, doch die Feuerlöscher zielen immer und immer und immer wieder drauf los. Meine Güte. Ich bin so durch mit der Show, noch vor dem Main Event.

Fazit

WCWler: Für mich ist die Show sehr schlecht gewesen. Hogan gegen Kidman war einigermaßen ok, Flair gegen Flair trotz aller Nebengeschichten ein gutes Match, was am Nature Boy lag und sonst war höchstens das Tag Team Match noch etwas ansehnlich. Der Rest bestand aus viel zu vielen Stipulations, schlechten Matches um wertlose Titel und der Main Event war vom Wrestling her schon fast eine Frechheit. Einen Punkt für die Flairs.

Eddie: Wie "Puh" zu meinem Lieblingswort werden kann. Ich möchte gar nicht mehr viele Worte verlieren. Denn diese 10 Minuten Flair vs. Flair sind mir keinen Punkt wert. Alles andere rechtfertigt allerdings die Null, 2 Stunden 43 Minuten, die ich in meinem Leben nicht mehr zurück bekomme. Wieso hat die WCW denn bis hierhin überhaupt überlebt?

Die PPV-Gesamtwertung