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Inside The Cage Classics #170: WCW The Great American Bash 1999 - Am Tiefpunkt

Kolumne

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Published on:
28.12.2016, 19:40 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Inside The Cage Classics #170: WCW The Great American Bash 1999 - Am Tiefpunkt

In den Wochen vor diesem PPV ging es in der WCW in den Shows drunter und drüber. Keine gute Voraussetzung für eine Großveranstaltung, die Slamboree vergessen machen sollte. Am Ende wurde alles noch schlimmer. Aquifel und WCWler haben für euch die Veranstaltung gesehen.



Ein Main Event zum Vergessen

Aquifel: Kevin Nash und Randy Savage waren nicht nur große Namen im Business, sondern auch zwei Leute, die 99 unter anderem beim Vor-PPV schon so einige Probleme miteinander hatten. Ein Videopackage macht nochmal heiß auf das Match und irgendwie konnte man doch einiges erwarten. Savage war trotz des Alters und trotz vieler Booking-Bescheuertheiten der WCW eigentlich immer jemand, der Qualität abliefern konnte und Nash, wenn er denn wollte und nicht vom Ego und der Macht in der WCW übermannt wurde, war ebenfalls alles andere als ein unfähiger Mann. Aber das hier? Nicht nur, dass Nash als Champ zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt die optimale Wahl war, nicht nur, dass es mal wieder einen Main Event zweier Altstars gab, nein, Savages gesamte Entourage in Form von Madusa, Miss Madness und Madusa mischte sich ein, nachdem Nash Savage quasi besiegt hatte. Und dann? Dann griff Sid Vicious den Champ an, was natürlich zu einem DQ Sieg führte. All das versaut den Main Event schon, aber die besondere Frechheit war, dass das alles nach 7 Minuten zu Ende war. Der große Main Event, die Hauptattraktion, enttäuschte mal wieder auf ganzer Linie, nicht mal, weil die Wrestler es nicht besser hätten machen können, sondern weil das Booking einfach komplett bedeppert war. Buh!

WCWler: Im Aufbau dieses Matches wurde der Macho Man zwei Mal mit Fäkalien begossen und als Revanche lockte Savage Nash in eine Limousine und Big Sexy wurde fast umgebracht, als ein großer weißer Hummer zweimal das Auto rammte. Wer diesen Hummer fuhr? Man weiß es auch Ende 2016 nicht. Wahrscheinlich war es Eric Bischoff, wie er ca. 10 Monate später bei Nitro enthüllte, aber am Ende ist es das letzte größte Rätsel der untergegangenen WCW. Also neben der Frage, warum man so einen Schrott überhaupt bookt.
Das Match war schlecht. Immerhin war es kurz, aber keine 8 Minuten für einen PPV Main Event um den World Title? Das darf nur der (hier noch "verletzte") Goldberg. Am Ende tauchte Sid auf und die nächsten Klassiker booken sich nach diesem Ende schon von selbst. Eine Schande. Weder Savage, noch Nash und schon gar nicht dem wichtigsten Titel der Liga half so ein mieses Schauspiel. Nash, der 6 Tage vorher durch den Hummer übrigens fast umgebracht wurde, hatte nur verletzte Rippen.

Belanglose Uppecard mit einem Highlight

Aquifel: Rowdy Roddy Piper und Ric Flair hatten ja so einige Aufeinandertreffen im Jahre 99. Die zwei Veteranen betrogen sich, setzten Cheap Shots und Dirty Tricks ein, wie kaum einer es besser konnte als sie. Das war nie besonders gut, aber zumeist halbwegs passabel. So auch hier. Ich war der Sache so langsam etwas überdrüssig, denn beide lieferten in dieser Fehde vor allem ihre Namen und ihren Legendenstatus, aber nur bedingt wirkliche Qualität, die die WCW so dringend benötigte bei ihren PPVs. Aber bei all dem belanglosen Schmonz, der sonst an diesem Abend geboten wurde, war das wenigstens nicht komplett langweilig, vor allem, da beide die Regeln eher als etwas, das zur Not auch mal umgangen werden kann, ansahen. Am Ende gab es dann leider ein DQ Finish durch Buff Bagwells Eingriff zu Pipers Gunsten. Das Ende vom Lied war, dass Piper auf einmal gegen Bagwell turnte und sich mit Arn Anderson und Flair verbündete. Das Establishment hält zusammen? Bullshit. Natürlich kann man argumentieren, dass Bagwell Piper so den Sieg gekostet hat, aber irgendwie wirkte das alles sehr konstruiert und blöde. Schade, denn sonst wäre das alles besser gewesen, auch wenn die "Stakes" ziemlich nebensächlich wirkten.
Rick Steiner gegen Sting war kein Titelmatch, warum auch immer. Aber naja, Falls Count Anywhere klang ja erstmal recht vielversprechend. Das Match war mit 10 Minuten natürlich zu kurz für die Stipulation, war soweit aber ganz okay. Dann aber dieses Ende... über so einen hirnverpopelten Quark verliere ich keine weiteren Worte.
Immerhin gab es auch noch ein Tag Team Title Match zwischen DDP und Kanyon auf der einen und den Champs Perry Saturn und Chris Benoit auf der anderen Seite. Das war in der Summe nichts herausragendes, aber durchaus recht ansehnlich, was bei diesem PPV für das Match of the Night reicht und das Match als Highlight dastehen lässt. Die WCW lebte qualitativ wirklich von einigen guten Workern und wenn sich ihnen kein bescheuertes Booking in den Weg stellte, kam durchaus was Vernünftiges dabei heraus.

WCWler: Flair und Piper zeigten ein Best Of ihrer normalen Matches. Zwar gab es diese Paarung zuletzt schon des öfteren und es war kein In-Ring-Klassiker, aber es war unterhaltsam. In diesem Kampf, dem "wichtigsten Match" in der Karriere von Ric Flair, ging es um die "Zukunft der Liga" (beides O-Töne von Mike Tenay), da die Präsidentschaft Flairs auf dem Spiel stand. Natürlich gab es Eingriffe von Außen zu Flairs Gunsten, die Regelauslegung war kreativ und Piper zeigte sogar einen Sprung über das oberste Seil! Das Ende kam dann, als Piper im Figure 4 Leglock war, Anderson Flair half und Bagwell den Enforcer attackierte. Warum er dann aber in den Ring steigen und Flair attackieren musste, bleibt offen. Vielleicht hätte Buff mal früher mal etwas denken, anstatt sich aufpumpen sollen. Flair gewinnt logischerweise per DQ und Pipers Turn habe ich nicht verstanden. Wahrscheinlich gibt es bei Nitro am nächsten Abend auch keine. Match war wie es zu erwarten war.
Letzten Monat attackierten The Steiner Brothers Sting und Goldberg nach deren Match. Goldberg war verletzt und Sting, der zwischenzeitlich mal kurz Hilfe von Lex Luger bekam, wollte Rache. Nach einem Käfigmatch gegen Rick Steiner bei Nitro, welches Tank Abbott als Ringrichter leitete und dort gegen Sting turnte, sollte es hier ein Falls Count Anywhere Match geben. Beide nutzten das nicht wirklich aus, setzten nur ein paar Gegenstände wie einen Stuhl oder das Gitter ein. Sting zeigte während des Kampfes einen schönen hoch gesprungenen Splash vom Top Rope und zwei Stinger Splashes, konnte Steiner aber nicht besiegen. Der verließ dann irgendwann den Ring und lockte Sting backstage. Dort griff Abbott ihn an und Scott Steiner hetzte erst zwei Rottweiler und dann einen Dobermann auf Sting. Als die Rottweiler Sting anfielen, der Doberman auf ihn zu lief und ein Haufen WCW Security zum Ort des Geschehens rannte, blendete man weg. Später hieß es, dass die Security Sting retten konnte, aber er dennoch angefallen wurden. Was für ein hässlicher und geschmackloser Angle.
Das Tag Team Title Match war das beste Match des Abends. Nach der Trennung der Horseman, wollte Flair unbedingt wieder mit Benoit zusammen teamen und sich wieder vertragen. Der Kanadier willigte ein und beim Nitro vor dem PPV hatten sie ein Tag Team Title Match gegen Page und Bam Bam Bigelow. In diesem Match turnte Flair gegen Benoit und Saturn sprang als Partner ein. Beide gewannen den Titel, mussten ihn auf Anordnung vom Nature Boy aber wieder zurückgeben. Bei Thunder dasselbe Spiel. Wieder gewannen Saturn und Benoit die Titel, aber dieses Mal war alles regulär. Und so traten Page und Kanyon mit der Freebirdrule um die Titel an. Beide Teams arbeiteten gut zusammen und es gab einige Nearfalls. Benoit (an Kanyon) und Page (an Saturn) konnten gegen Ende des Matches gleichzeitig ihren Finisher zeigten, doch keiner konnte es nutzen. Der Kanadier konnte dann den Cripplers Crossface gegen Kanyon zeigen, doch der Ringrichter war von Dean Malenko, der den Faces helfen wollte, ablenkt. Allgemein war Johnny Boone hier nicht immer auf der Höhe. Am Ende gab es den gemeinsamen Finisher von Page und Bigelow gegen Benoit, Kanyon pinnte ihn und holte den Titel nach drei Tagen zurück. Malenko wurde danach noch fertig gemacht.

Undercard des Grauens

Aquifel: Es ging los mit einem Hardcore Match zwischen Brian Knobbs und Hak. Die ECW hat Hardcore Wrestling in Amerika populär gemacht und natürlich waren die WWF und WCW drauf und dran eigene Hardcore Matches bzw. ganze Divisions zu kreieren. Was der WWF oft ganz annehmbar bis gut gelang, verkam bei der WCW mehr und mehr zur Farce. Der ECW Veteran Hak/Sandman schaffte es nicht in 5 Minuten mit Knobbs etwas wirklich spannendes zu kreieren. Es gab durchaus einiges an Materialeinsatz und langweilig war es auch nicht, aber insgesamt so belanglos und 08/15, dass man es schon beim nächsten Match vergessen hatte.
Mikey Whipwreck gegen Van Hammer war dann auch zum Vergessen. Whipwreck, ebenfalls ECW Veteran, wollte in der WCW nicht so recht Fuß fassen. Nicht aufgrund mangelnden Einsatzes, eher aufgrund des Bookings. Die WCW schien in ihm nichts weiter zu sehen als eine Kultfigur der ECW. Dass er aber selbst mit dem Status in einem gut 8 minütigen Squash für Van Hammer den Job machen musste... Die WCW brauchte neue Stars und irgendwie wäre Whipwreck für die Midcard die bessere und talentiertere Wahl gewesen, aber Van Hammer hatte halt mehr Muskeln. Viel zu lang, für das, was es sein sollte und gut war es leider nie.
Buff Bagwell gegen Disco Inferno passte sich dem Niveau zum Glück nur bedingt an. Gut ist was anderes, aber immerhin hatten beide etwas mehr Zeit und zeigten ein durchschnittliches Match, das vor allem darunter litt, dass es irgendwie gänzlich belanglos wirkte.
Storytechnisch schienen die Writer der WCW einen ja häufiger verhonepiepeln zu wollen. Ein trauriges, wenn auch für manche trashig unterhaltsames Beispiel sind die West Texas Rednecks Curt Hennig und Bobby Duncum Jr.. Wenn sich Wrestler nicht wegen Titeln oder richtigen persönlichen Differenzen prügeln, sondern da Curt Hennig "Rap für Crap" hält und es ihn nervt, dass K-Dawq Konnan T-Shirts damit verkauft und Rap mag... egal, Rey Mysterio Jr. unterstützte seinen Latino Bruder in dieser Konfrontation. Wrestlerisch war das sicher auch nicht grauenerregend, nur halt bieder und insgesamt etwas öde, nach dem temporeichen Beginn. Vor allem ist es aber traurig, dass mit Rey, Konnan und vor allem Hennig drei durchaus bis sehr talentierte Wrestler sich mit so einer furchtbar debilen Storyline, bei der sich auch Barry Windham und Master P's Bodyguard nicht raushalten konnten, herumschlagen müssen. Im Endeffekt ging es hier nur um den Promifaktor von Master P und vielleicht noch Windhams Einstand bei den Rednecks. Nicht direkt schlecht, aber halt dümmlich wie sonstwas.
Von nicht direkt mies aber dumm zu mies, dumm und Armutszeugnis. The Cat hatte meiner Ansicht nach nie etwas in einem Wrestling Ring verloren. Wenn dann noch Horace Hogan, einer der untalentiertesten Nulpen, die je in einen Wrestling Ring gestiegen sind, sein Gegner war... ein "impromptu" Match zwischen zwei Leuten, die selbst bei Thunder keine Bühne hätten bekommen sollen, während einige Titel und talentierte Leute gar keinen Spot auf der Card bekamen... naja, so sieht es aus, wenn 5 Minuten zu einer quälenden Ewigkeit werden.


WCWler: Knobbs kam vor kurzem wieder zurück und ließ sich von Jimmy Hart managen. Als Teil der unsinnigen Hardcoredivision trat er hier gegen Hak an und in diesem Kendostickmatch wurde kaum ein Kendostick eingesetzt. Sonst ein typisches WCW Hardcore Match. Hak gewann, wurde aber von Knobbs und Hugh Morrus zerstört.
Whipwreck war zu diesem Zeitpunkt in der WCW verloren. Er hatte seine PPV-Matches, aber niemand wusste warum. In seinem sechsten Match für die Liga aus Atlanta, hatte er bisher alle verloren, war aber Teil von drei PPVs. Hier war er Kanonenfutter für Van Hammer, der mir eigentlich gut gefallen hat. Nicht die schlechteste Leistung an diesem Abend.
Disco Inferno und Buff Bagwell stritten sich immer noch um ihre Mitgliedschaft in der nWo, die seit Wochen schon Geschichte zu sein schien. Beide versuchten im Ring im Rahmen ihrer Möglichkeiten viel zu zeigen, aber am Ende zeigten sie ein langweiliges Match, wo beide viel Zeit mit Tanz und Posing verbrachten und am Ende gewann Bagwell nach seinem verbotchten Finisher. Ich werde von beiden kein Freund mehr.
Die Geschichte rund um The West Texas Rednecks und die mit Gasmasken erschienen Rapper Konnan und Mysterio machte schon etwas Sinn. Country gegen Rap. Kann man machen. Dann muss man aber nicht einen Rapper wie Master P., der zur damaligen Zeit wohl angesagt war, massenhaft Geld in den Rachen werfen und die Fehde mit einem mäßig begabten DJ bei Nitro weiter anheizen. Mysterio, der nebenbei noch den ehemalig prestigeträchtigen Cruiserweight Title als Beiwerk trug, musste in diesem Match sehr lange einstecken, bevor dann endlich der Hot Tag gelang. Auch der Einstand von Barry Windham nützte hier nichts, da Mysterio Duncam pinnte und in diesem Match wie ein Superman sondergleichen aussah. Nach dem Match wurden die Mexikaner aber dann zerstört, was aber auch nichts mehr änderte.
Ich muss dir leider widersprechen, Aquifel. Cat gegen Hogan war ein Rematch von Thunder. Aber auch da wollte es schon niemand sehen. Warum es hier nicht Cat gegen Scott Norton gab, wie angekündigt, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich wollte er sich durch ein weiteres Teilnehmen an dieser Fehde nicht noch mehr den Namen versauen. So gab es eines der sinnlosesten und schlechtesten Matches in der Undercard seit langer Zeit. Beide haben in einem Ring wirklich nichts zu suchen Cat gewann durch seinen Schuh...

Fazit

Aquifel: Früher rettete die Undercard der WCW PPVs oftmals die gesamte Card durch klasse Cruiserweight Action. Aber die verschwand mehr und mehr. Es verwundert kaum, dass das einzig wirklich überzeugende Match des Traditions-PPVs drei der jüngeren und wrestlerisch begabteren Stars (DDP begabter, Saturn und Benoit klasse, um genauer zu sein) der WCW als Teilnehmer hatte. Der Rest, von der langweiligen und belanglosen Undercard bishin zur Frechheit eines Main Events... nunja, auch wenn die Fans teilweise gut dabei waren, das war grausig. Ein Gnadenpunkt.

WCWler: Der PPV im letzten Monat war langweilig. Dieser PPV war schlecht. Die Story, wo Sting von drei Kampfhunden zerfetzt werden soll, war geschmacklos und verachtenswert. Vor allem drei Wochen nachdem Owen Hart bei der WWF ums Leben kam. Der Main Event war ein Witz und die Show unbefriedigend. Ein gutes World Tag Team Title Match, das andere Tag Team Match war ok, Flair-Piper war nicht ganz so peinlich wie der Rest der Card und das bringt zwei Punkte. Aber mit viel Wohlwollen und der Aussicht auf schlimmere Cards.


Die PPV-Gesamtwertung