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Inside The Cage Classics #167: WCW Slamboree 1999 - Der World Title als Wanderpokal

Kolumne

Article information
Published on:
06.12.2016, 19:50 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
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Nach dem recht guten PPV im April 1999 zeigte sich, dass Spring Stampede wohl nur ein Ausrutscher war. Die Wochenshows waren schlecht und die Storylines machten keinen Sinn. Dazu die Panik wegen den fallenden Ratings. Was das für Slamboree bedeutete? Aquifel und der WCWler schreiben es euch.

Der große böse Wolf und zwei weitere Main Events

Aquifel: Im Main Event traf World Champion Diamond Dallas Paige auf Kevin Nash. DDP gewann ja erst beim letzten PPV den Titel, eine durchaus freudige Wendung, da endlich mal ein "jüngerer" Star ran durfte. Aber Big Sexy Kevin Nash, seinerseits gestandener Main Eventer, bekam natürlich gleich den Title Shot. Soweit war das Match sogar ganz ordentlich. Randy Savage griff ein, Eric Bischoff restartete das Match aber, da ein DQ Finish doof ist, ohne DQ und am Ende konnte Nash sich den Titel doch sichern. Auch wenn der große, böse Wolf zu diesem Zeitpunkt nicht Champ hätte werden müssen: Alleine dafür, dass dies ein ernsthaftes Match ohne tonnenweise Interference war und DDP Nash einen erbitternden Kampf liefern konnte, will mich das nicht stören.
Einer der Co-Main Events war Ric Flair gegen Roddy Piper. Die Geschichte sollte bekannt sein. Logischerweise bei zwei Altstars, die ihre Blüte bereits hinter sich hatten, gab es viel Chaos gegen Ende. Asya wird von Piper geküsst, Ref Bumbs, Eingriffe, Foreign Objects und und und. Als Flair sich dann unfairerweise durchsetzen konnte kam Eric Bischoff raus und erklärte das Match zum Sieg Pipers via DQ... irgendwie war das zwar nicht grauenhaft, aber auch alles anderes als wirklich befriedigend.
Der zweite Co-Mainer war Goldberg gegen Sting. Ebenfalls kein großes Wrestling Match und die Lösung war noch schwächer als bei Flair/Piper. Bret Hart griff ein, dann gab es einen Beatdown durch die Steiner Brothers und irgendwo war das sehr kurze, magere Match dadurch kein Stück interessanter geworden.
Also alles beim Alten: Die Main Events der WCW liefern oft einfach nicht ab.

WCWler: Zwei Wochen vor diesem PPV gewann Sting den WCW World Heavyweight Title in einem fanastischen Match von DDP. Im Main Event dieses Nitros gewann Page den Titel in einem 4 Way gegen Sting, Goldberg und Nash zurück. Bei diesem PPV stand dann das Einzelmatch Page gegen Nash auf dem Plan. Der Chefbooker ging hochmotiviert in das Match und man konnte ihm sogar abnehmen, dass er versuchte, ein gutes Match zu worken. Ob das wohl am Ausgang lag? Auf dem Weg dorthin dominierte Big Sexy deutlich gegen DDP, der recht heelish kämpfte. So legte er eine Ringecke frei, lenkte Nick Patrick ab und schlug Nash mit dem Mikrofon. Der Figure Four Leglock am Ringpfosten klappte hingegen nicht. Dann schien das sichere Ende zu kommen. Nash zeigte seinen Big Boot, die Jacknife Powerbomb und die Rettung durch Savage. Warum Savage Page seit Wochen hilft ist nicht klar. Genauso wenig, warum Eric Bischoff ihn raus bringen lässt und das Match neu starten lässt. Dieses Mal aber No DQ. Page setzte einen Stuhl ein, der ihm zum Verhängnis werden sollte und wurde dann nach der Powerbomb gepinnt. Das Match war für mich viel zu lang und warum ausgerechnet Kevin Nash nun wieder World Champion sein sollte, habe ich auch nicht verstanden.
Der Präsident und der Commissioner trafen in einem Match um die Kontrolle von World Championship Wrestling aufeinander. Ric Flair war nach einem Aufenthalt im Irrenhaus (!) wieder genesen, weil er von Arn Anderson freigekauft (!) wurde und so wieder die Amtsgeschäfte von Charles Robinson (!) übernahm. Dieser war hier der Ringrichter, nachdem John Boone von Flair entlassen wurde. Robinson sah dann nur das was er wollte und hörte auch eine Aufgabe des Nature Boy im Figure Four Leglock nicht. Flair konnte dann mit einem Schlagring Piper niederschlagen und pinnen. Dann kam plötzlich Eric Bischoff raus, den man zuletzt bei Bret Harts Kündigung bei Nitro gesehen hatte und zuvor einen Job als Hausmeister von Flairs Gnaden hatte. Easy E erklärt Piper zum Sieger und sagte, dass er viel falsch gemacht habe, aber das nun richtig machen wolle. Piper feuerte dann Flair und Robinson und es gab einen Handschlag zwischen Piper und Bischoff. Warum das ganz aber passierte und vor allem wieso Bischoff nach der Niederlage im Dezember anscheinend doch noch die Macht hat um zwei Matchergebnisse zu ändern, dass blieb bei diesem PPV, wie so vieles andere auch, offen.... Das Match war auch zu lang.
Sting und Goldberg war im Vorfeld eine gut aufgebaute Fehde. Ric Flair hetzte beide bei Nitro aufeinander und so entstand ein leider sehr kurzes Match. Beide durften einige Moves zeigen und Sting gelangen sogar zwei Stinger Splashes. Den dritten fing Goldberg aber ab und spearte den Skorpion in der Luft. Nun wurde es unübersichtlich. Zuerst kam Bret Hart rein und attackierte minutenlang Goldbergs ramponiertes Knie. Das war schon eine Überraschung, da Hart on air gekündigt hatte. Warum dann aber die Steiners kamen und Sting und Goldberg attackierten, dass blieb mal wieder offen.

Titelmatches

Aquifel: Es war ja gar nicht so ungewöhnlich in der WCW, dass der Opener gleich das Match des Abends war. Dieses Mal war es nicht der Cruiserweight Title, der bei Slamboree gar nicht auf dem Spiel stand, sondern das Tag Team Title Triangle Match. Kidman und Rey Mysterio Jr. waren die Champs und sowohl Dean Malenko und Chris Benoit, als auch Raven und Saturn wollten die Titel. Die Geschichte zwischen den drei Teams war durchaus interessant, vor allem da die Horsemen inzwischen wieder richtig gefährliche Heels anstatt von "Helden der WCW" waren und das Publikum neben den Champs vor allem auch Raven und Saturn feierten. Und hier hat die WCW abgeliefert. Die Geschichte der Teams wurde gut eingebaut, nicht nur die aus der näheren Vergangenheit, und alle 6 Mann konnten zeigen, dass sie die eigentlichen Arbeitstiere der WCW waren. Es gab High Flying Einlagen, gutes Heelwork, standesgemäßes technisches Wrestling und und und. Sehr ordentliches Match.
Um den TV Title ging es zwischen Bookter T und Rick Steiner. Booker konnte sich ja langsam auch als ernstzunehmender Singles Wrestler etablieren und in der Vergangenheit hatten Harlem Heat und die Steiner Brothers ja schon bewiesen, dass sie gegeneinander eine ordentliche Chemie besaßen. Aber es gab jeweils nur einen Tag Partner, der wirklich genug Charisma hatte, wirklich als Singles-Wrestler zu "begeistern": Booker T und Scott Steiner. Der Dog Face Gremlin war kein schlechter Wrestler, aber hatte alleine einfach nicht den Erkennungswert seines Bruders, was vielleicht auch am Gimmick lag. Egal, das Match dümpelte so vor sich hin, Scott hatte einen Gastauftritt in Form eines Eingriffs der eher eigenartigen Sorte und am Ende gewann Rick Steiner. Was auch immer ihm der Titel nun auch bringen sollte.
Aprospros Scott Steiner. Der verteidigte seinen US Title gegen Buff Bagwell. In einem kurzen Video sehen wir nochmal etwas Trashtalk beider. Buff konnte nicht nur im Ring unter diesem Gimmick nicht viel reißen, in den Promos war er auch nicht gerade ein Gott. Egal, es blieb relativ kurz und schmerzlos. Einen Ref Bump gibt es natürlich auch und am Ende gewann Steiner natürlich.

WCWler: Es ist meistens nicht gut für die Show, wenn der Opener das beste Match des Abends bleibt. Hier war es aber verdient, da der Tag Team 3 Way nicht nur das bestaufgebauteste Match der Show war, sondern auch ein richtig starkes Match. Zuerst sah es so aus, als ob Saturn und Kidman sich an ihre Flocktage erinnerten und gegen die Horseman teamten, aber sie attackierten sich dann auch. Die Champions durften hier am wenigsten zeigen, aber retteten mehrmals ihre Titel vor dem Wechsel. Den gab es am Ende dann doch, als Raven und Saturn mit Hilfe von Kanyon mit einer Stingmaske die Titel gewannen. Raven zeigte seinen Evenflow DDT gegen Kidman vom Top Rop und pinnte ihn. Zeitgleich hatte Malenko Saturn im Texas Cloverleaf. Referee John Boone zählte den Pinfall und guckte immer wieder auf Saturn, der nicht aufgab. So sah ein WCW Ringrichter mal nicht wie einer großer Depp aus und die Titel wechselten rechtmäßig.
Die beiden Midcardtitelmatches waren beide sehr langweilig meiner Meinung nach. Die Wiedervereinigung der Steiners hatte sich vorher nie angedeutet und es war schon recht überraschend, dass sie sich gegenseitig halfen. Am Ende gewinnt Rick den TV Title und lässt Booker T ziemlich mies aussehen und Scott Steiner verteidigt in einem sehr schlechten Match den US Title.


Langeweile, Gebrawle und "Non-Wrestler"

Aquifel: Konnan und Stevie Ray durften gleich nach dem Tag Title Match ran. Keine einfache Aufgabe, zumal Konnan nicht unumstritten war und Stevie Ray, anders als sein Bruder Booker, auch als Singles Wrestler und Top Dog der nWo Black & White irgendwie nicht mitreißen wollte. Das Ergebnis: Ein Filler Match, in dem Konnan den Sieg "stehlen", die nWo sich nicht raushalten und das einfach nicht überzeugen konnte.
Bam Bam Bigelow, in der WWF um 1993 rum ein absoulter starker Heel, in der ECW danach ein bekannter Name, der den neuen Stil mitgehen konnte, ohne das klassischere Wrestling zu vergessen, war in der WCW anscheinend vor allem eins: Ein Ex-WWFler, der zu spät kam und dessen Name nicht groß genug war, um etwas gescheiteres mit ihm anzustellen, als ihn in relativ sinnbefreite Hardcorematches zu stecken. Sein Gegner bei Slamboree war Nasty Boy Brian Knobbs. Klar gab es viel Gebrawle, viel Materialeinsatz, aber irgendwie war das doch sehr 08/15. Schade, mit Bam Bam hätte die WCW so viel größeres anstellen können.
Charles Robinson als Little Naitch hatte schon einen kleinen "LOL"-Faktor. Aber einen Referee in einem Match gegen Randy Savages Valet Gorgeous George... nunja. Um den Ring war mit Macho, Ric Flair, Miss Madness, Madusa und Asya eh alles sehr überfüllt und vorher gab es noch Trash Talk. Das Match fing dann auch mit etwas Gedönse von Robinson an, bis Gorgeous George den Kampf eröffnete. Aufgrund der mangelnden Wrestling-Erfahrung beider gab es in der Folge selbstredend kein gutes Match, aber es war auch nicht ganz so schlimm wie zu befürchten war. Das Publikum hingegen aß es komplett auf und feierte George frenetisch. Nach einer Reihe von Eingriffen konnte George mit einem Elbow gewinnen und so dafür sorgen, dass Randy Savage wieder im Geschäft war. Gut? Nein. Besser als das, was einige gestandene Wrestler hier auf der Card veranstaltet haben? Traurigerweise ja.

WCWler: Stevie Ray und Konnan hatten eindeutig das schlechteste Match auf der Card. Die nWo ist unter der Leitung von Ray zu einer Jobbergruppe verkommen und die Fehde war nicht wirklich relevant.
Mit Bam Bam Bigelow baute die WCW eine Hardcoredivision auf und nutzte auch den zurückgekehrten Brian Knobbs dafür. Beide zeigten ein WCW-typisches Hardcorematch mit allem möglcihen Kram und am Ende gewann Bigelow auf einem gefakten Fanartikelstand.
Robinson trat hier als komplette Kopie seines großen Vorbildes Ric Flair auf. Robe, Frisur, Gang und alles passte genau auf Flair. Bobby Heenan lag richtig, als er sagte, dass Robinson wie der 14jährige Flair aussah. Dieser zeigte im Ring ein richtiges Flairmatch mit allen typischen Moves und Bumps. Es war schon lustig anzusehen. Aber es war auch schon recht peinlich, wenn mal was passierte. Am Ende gewann George, Savage hatte wieder einen Job und es war mit Abstand nicht der Tiefpunkt des Abends.


Fazit

Aquifel: Joa, das war nix. Wirklich gut war nur das Triangle Tag Match. Der Rest schwankte zwischen soweit ganz ordentlich (Mainer), an sich irgendwo ganz kurzweilig (Robinson/George), PPV unwürdiger Belanglosigkeit (alles außer die Co-Mainer) und enttäuschendem Name "Dropping" mit Booking Quark (die Co-Mainer). Öde und weitestgehend belanglos. 3 Punkte dank dem Tag Title Match und dem Mainer.

WCWler: Die Show war zum Großteil einfach langweilig. Der Opener war toll, aber alles danach war kein großes Highlight. Zwar war der Großteil nicht schlecht vom Match her, aber es wenig unterhaltsam. Ich gebe 4 Punkte.

Die PPV-Gesamtwertung