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Inside The Cage Classics #151: WCW Halloween Havoc 1998 – Elend und Brilianz

Kolumne

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Published on:
16.08.2016, 16:25 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Inside The Cage Classics #151: WCW Halloween Havoc 1998 – Elend und Brilianz

Siebeneinhalb Jahre mussten die Wrestlingfans auf dieses Match warten. Hollywood Hogan und The Warrior zeigten bei einer WCW Veranstaltung ein Rematch aus ihrer Zeit in der WWF. Konnte das gut gehen? Aquifel und der WCWler haben sich für euch die Show angesehen.



WCW World Heavyweight Title Match

WCWler: Zum ersten Mal seit Spring Stampede stand der WCW World Heavyweight Title mal wieder im Main Event eines PPVs. Diamond Dallas Page gewann beim Fall Brawl die War Games und sicherte sich somit den Platz im Titelmatch. Dieses wurde von Seiten der WCW klasse aufgebaut und die Wegen von Page und Goldberg kreuzten sich nicht zu oft. Der Champion, inzwischen bei 154:0 angelangt, zeigte hier sein wahrscheinlich bestes PPV Match in der WCW und dominierte zu Beginn. Diese Phase endete erst, als er mit seinem Spear gegen den Ringpfosten krachte. Page wollte dieses nutzen und seinen Diamond Cutter, den die WCW damals als einen Move aus dem Nichts, also out of nowhere, aufbaute, zeigen, aber Goldberg konterte und zeigte dieses Mal den Spear gegen den Gegner. Allerdings war seine Schulter angeschlagen und er schaffte gleich zweimal nicht Page zum Jackhammer hochzuheben. Beim zweiten mal konnte DDP dann in den Diamond Cutter kontern, aber war zu angeschlagen um Goldberg zu pinnen. Der kurz drauf folgende Versuch brachte nur einen Nearfall ein. Nun brauchte Goldberg den Jackhammer durch, pinnte Page und verteidigte mit dem offiziell 155.Sieg seinen Titel. Gutes Match und bis dato hatte noch niemand Goldberg so nah an einer Niederlage wie Page. Dazu müsste dass das erste Main Event Matches eines WCW PPVs ohne eine Eingriff seit Slamboree sein. Allerdings seit Slamboree 1997...

Aquifel: Es wurde auch mal Zeit, dass der World Title in einem als wichtig präsentierten Match am Ende einer PPV-Card auf dem Spiel stand. Umso schöner, dass mit Goldberg und DDP zwei "junge" Stars um ihn antraten. WCWler hat ja eigentlich schon alles zum Ablauf des Matches geschrieben. Und ich kann ihm nur beipflichten: Goldbergs bis dato bestes WCW Match und meiner Ansicht nach der beste Main Event seit langem. Spannend, DDP als scheinbarer Underdog knapp davor Goldbergs Streak zu beenden, temporeich, dramatisch und das alles ohne Interference, Bullshit Booking und sonstigem WCW typischem Mist. Wirklich cool gemacht und mein Match der Nacht.


Hogan vs. Warrior II

WCWler: Über Wochen wurde dieses Match nun in der WCW aufgebaut. Und so wie man es aufbaute, meinte man, man erlebt wirklich eine großartige Fehde mit. Allerdings hatte diese ein gewaltiges Problem: Die beiden Wrestler. Die waren nämlich schon lange nicht mehr auf ihrem Höhepunkt und während die Promos im Vorfeld fast immer gleich waren, blamierte man sich mit peinlichen Spiegeltricks, Rauch und Jagdszenen.
So kam es also beim PPV zum größten Rematch der Geschichte. Tony Schiavone und Bobby Heenan erzählten vom ersten Match, was das beste Match aller Zeiten gewesen war, aber erwähnten natürlich nicht, wo es stattfand (WWF WrestleMania VI). Dazu wurde die Legende aufgebaut, dass der Warrior immer derjenige war, den Hogan nie besiegen konnte. Vor ein paar Monaten war das übrigens noch Roddy Piper... Der hatte bislang auch das Vergnügen einige der schlechtesten WCW PPV Main Events aller Zeiten mit Hogan ausgeführt zu haben. Diese Rolle wurde ihm hier aber leicht vom Anführer der One Warrior Nation genommen. Wrestlerisch war das hier absolut grauenhaft. "Highlights" waren, als der Warrior auf dem Boden lag, Hogan einen Elbow zeigen wollte und Warrior sich wegrollte. Zweimal! Und dann wechselte der Warrior die Richtung und rollte Hogan um, der das sellte, als ob er gerade einen harten Move kassiert hätte. Danach scheitete Hogan daran dem Warrior einen Feuerball ins Gesicht zu schleudern und verbrannte sich im zweiten Versuch selbst. Der Warrior verkaufte den missglückten Move aber und zeigte ein Comeback, was peinlich wirkte. Am Ende gab es natürlich Eingriffe der nWo und Horace Hogan, der von seinem Onkel in der Woche vor dem PPV richtig zerstört wurde, schlug den Warrior mit einem Stuhl, Hogan pinnte den Warrior und gewann ein fürchterliches Match. Und warum das ganze? Hulk Hogan wollte endlich mal die Niederlage gegen den Warrior ausmerzen und die WCW zahlte dem Warrior eine große Menge Geld, damit der sich hinlegte und Hogans Ego befriedigt wurde. Das Match war schlechter als beide Hogan gegen Piper Kämpfe und schlechter als die Promimatches aus dem Sommer. Immerhin war dieses viel zu lange Match nicht im Main Event.

Aquifel: Joa, wenn man etwas Positives über dieses Match sagen möchte, dann, dass es nicht der Main Event war. Allerdings, dank dem "Überziehen" der 3 Stunden, war es das sogar in einigen Regionen in Amerika. Der eigentliche Main Event wurde dann quasi bei Nitro noch mal nachgereicht. So peinlich das klingt, dieses Match war peinlicher. Beide wirkten im Ring wie eine Freakshow, zwei alte Männer, way past their prime, die sich gegenseitig übertrumpfen wollten, wer hier schlimmer rumstümpern kann. WCWler hat es ja schon im Detail beschrieben. Rookies, die so etwas abziehen, würden wahrscheinlich erstmal Sonderstunden in der Wrestlingschule aufgedrückt bekommen, diese beiden hier erhielten einen fette Bezahlung dafür. Ein Trauerspiel und mein Favorite der traurigen Moves bei dieser Trash-Gala ist Hogans "Rope Assisted Leg Drop", da er inzwischen einfach zu schlecht/alt/was auch immer war, um den Move normal umzusetzen. Ganz, ganz schlimm. Alles nur, damit Hogan sein Ego streicheln konnte...

Die weiteren Titel

WCWler: Alle anderen Titel der WCW standen auch beim Havoc auf dem Spiel. Im Opener der Show musste Chris Jericho als amtierender World Television Champion gegen Raven ran. Nachdem Jerichos Fehdenbeginn gegen Goldberg dank der Backstagepolitik im Sande verlief und Raven eine Niederlagenserie seit dem Flockende hinnehmen musste, eine eher seltsame Wahl. Allerdings zeigten beide ein tolles Match nach Raven's Rules und dementsprechend hart ging es auch draußen zur Sache. Am Ende mischte Kanyon sich ein, Raven zeigte den Evenflow DDT, aber Jericho konterte direkt mit dem Liontamer und Raven tappte aus.
Cruiserweight Champion Kidman hatte erstmal leichtes Spiel, denn Disco Inferno und Juventud Guerrera ermittelten erst seinen Gegner. Disco versuchte zuletzt unter großen Anstrengungen die Gewichtsgrenze zu erfüllen und Juve deckte einmal einen gefälschten Arztbrief vom Tänzer aus. Hier hätte Disco einige Male schnell gewinnen können, doch er verschwendete immer wieder seine Zeit mit Tanzen. Nach einem Giant Swing von Inferno begann eine Phase mit einigen Nearfalls. Diese ausgeglichene Phase nutzte Disco dann und besiegte Juvi am Ende mit einem Piledriver.
Zwei Matches lang hatte Disco Inferno dann Pause, ehe er erneut in den Ring musste. Auch dieses Match war gut geführt und recht spannend. Wieder tanzte Disco aber zu viel und musste dann noch zusehen, wie Kidman seinen Piledriver konterte und mit der Shooting Star Press den Titel verteidigte.
Eine harte Fehde hatten Sting und Bret Hart in den letzten Wochen geführt. Hart, der von der nWo zum Face und wieder zurück turnte, war amtierender WCW United States Champion, aber diese Fehde, die trotz allem auch von Respekt geprägt war, spielte hier keine große Rolle. Jeder durfte mal dominieren. Als Sting das Ruder übernahm, spielte Hart eine Knieverletzung vor, nur um einen Schlagring einzusetzen. Allerdings brauchte ihm das keinen Vorteil. Den bekam er erst nach einem Ref Bumb. Bei einem Stinger Splash krachte Sting mit dem Kopf gegen den Ringpfosten und war ausgeschaltet. Hart schlug Sting, der über dem obersten Seil hing, viermal mit dem Baseballschläger gegen den Kopf und gewann dann durch den Sharpshooter gegen den bewusstlosen Sting. Das Match war sehr langsam und hat mich irgendwie enttäuscht.
Und dann gab es noch die Tag Team Titel... Eigentlich sollte es - endlich - das Match der Steiner Brothers geben. Zu Beginn des PPVs gab Rick Steiner ein Interview und wurde von Buff Bagwell unterbrochen. Buff, der nach seiner schweren Verletzung im Frühjahr als Face wiederkam, dann gegen Steiner zur nWo zurück turnte und dann dank seiner Mutter (!) wieder Face turnte, wollte hier mit Rick Steiner zusammen die nWo fertig machen. Beide forderten Scott Steiner und einen Partner raus. Am Ende einigte man sich auf Rick Steiner und Bagwell gegen Scott Steiner und The Giant. Und weil die nWo so siegessicher war, verteidigten Steiner und Giant die Tag Team Titel vom Giant und Hall. Freebird Rules halt... Das Match war schlecht und fast schon erwartungsgemäß turnte Bagwell gegen Rick und war wieder ein nWo-Mitglied. Das Match endete aber mit einem Upset, nachdem der Giant einen Missile Dropkick vom Top Rope (!) versaute und seinen Tag Team Partner traf. Rick gewann und wurde alleiniger Tag Team Champion. Als Zugabe bekam er noch ein No DQ Match gegen sein Bruder was trotz einem Ref Bumb und einem Eingriff von Buff mit einem Sieg von Rick Steiner endete. Hoffentlich ist diese lange Fehde nun vorbei und ich kann Buff Bagwell nicht ausstehen.

Aquifel: Ich weiß nicht, ob Jericho gegen Goldberg gut geworden wäre, aber es war symptomatisch für die WCW es gar nicht erst zu versuchen. Auch Raven hing etwas in der Luft. Im Gegensatz zur nWo hat man das Flock aufgegeben, bevor man alles gezeigt hatte, was möglich war. Egal beide waren smarte Worker und konnten aus der kurzen Zeit noch alles menschenmögliche rausholen. Nettes Match, wenn auch mit Interference.
Zwischen Juentud Guerrera und Disco Inferno sollte der Herausforderer für Kidman gefunden weren. Durchaus ein probates Mittel, gerade da Juvi und Disco ja etwas Beef miteinander hatten (hat WCWler ja schon beschrieben). Disco hatte viele Chancen, vergab diese aber durch Getanze. Am Ende konnte er sich aber dennoch durchsetzen in einem ganz ordentlichen Match.
Nach etwas Pause ging es dann auch gleich gegen Champion Kidman. Disco blieb sich treu mit dem Tanzen, verlor dieses Mal aber. Störte aber nicht, da auch er und Kidman ein gutes und spannendes Match auf die Beine stellten. Sehr schön.
Das Chaos um das Tag Title Match erneut zu beschreiben erspar ich mir mal. Dass The Giant einen Missile Dropkick vom Top Rope zeigt war beeindruckend. Der Rest des Matches war mies, bescheuert und vorhersehbar gebookt (gerade das bescheuert traf auch auf die ganze Geschichte zu) und als es am Ende dann den Pay-Off für Rick Steiner in Form des No DQ Match Sieges (natürlich mit Interference und Ref Bump) gegen Scott und auch dem Tag Title... nun, das alles kam zu spät und zu mies umgesetzt. Für mich ein herausragendes Beispiel dafür, an welchen Stellen es bei der WCW damals krankte.
Sting gegen Bret Hart um den US Title war auf dem Papier natürlich ein Dreammatch. Dass Hart durch x-faches hin- und herturnen und allgemein der Ziellosigkeit, mit der die WCW ihn bookte (US Title hin oder her), litt, tat dem eigentlich keinen Abbruch. Aber es überraschte im Nachhinein leider kaum, dass auch dieses Match enttäuschte. Es war per se nicht schlecht, aber mit vielen unfairen Aktionen seitens Hart, einigem Bookingbullshit und, und, und. Erneut wieder ein Beispiel dafür, was das Creative Team für awesome hielt, aber im Endeffekt einfach nur Bullshit war.

Die restlichen Matches

WCWler: Bei Meng gegen Wrath konnte man natürlich kein hochklassiges Match erwarten. Aber ich mag Meng und mir gefiel das kurze Match durchaus. Beide brawlten draußen rum und Meng verkaufte nahezu keine Aktionen seines Gegners. Als Meng dann zweimal auf den Boden und Nearfalls einstecken musste, war es schon eine Sensation. Der Sieg von Wrath am Ende kam darum sehr eindrucksvoll rüber.
Wer ist der beste Wrestler Europas? British Bulldog? Alex Wright? Fit Finlay? Zumindest die letzten beiden kämpften hier um diesen Titel. Dazu warf der Deutsche seinem Gegner vor mit einem Beinbruch die Karriere seines Vaters beendet zu haben. Nach einem viel zu kurzen Match gewann Wright dann auch mit einem Reverse Neckbreaker. Lodi gegen Saturn war mehr ein Squashmatch, was Saturn gewinnen konnte und eigentlich nicht auf eine PPV-Card gehörte.
Eigentlich auch nicht auf eine solche Card gehörte das Match zwischen den Outsidern. Scott Hall hatte im realen Leben Alkoholprobleme und die WCW schlachtete diese vor der Kamera aus. So kam er mit einem Drink zum Ring und agierte eindeutig betrunken. In den Vorwochen trieb er sich während Ausgaben von Nitro in Bars rum und einmal prügelte er sich mit Kevin Nash auf einer Bartoilette. Das Match hier konnte Hall dann erst bestimmen, da er Nash seinen Drink ins Auge schüttete und dieser sogar einige Zeit mitten im Match behandelt werden musste. Doch das lies Nash nicht auf sich sitzen und zerstörte seinen besten Freund, darunter zweimal mit seiner Powerbomb. Doch er pinnte Hall nicht, stieg über das oberste Seil und ging. Hall siegte durch Count-Out und der Kampf war richtig grauenvoll.

Aquifel: Auch wenn Hochklassigkeit außer Frage stand, Meng war ja für seine Toughness bekannt. Bewusstes No-Selling und viel Prügel für Wrath, etwas Brawling draußen und am Ende kann sich Wrath "against all odds" durchsetzen. Sicher nicht gut, aber irgendwo doch recht nett und kurzweilig.
Wright gegen Finlay hatte definitiv eine Geschichte hinter dem Match und Heenan betont auch noch "how big this is gonna be". Naja, es hätte definitiv big werden können, aber die talentierten Worker bekommen nur 5 Minuten und die Crowd interessiert sich nicht wirklich dafür. Schade drum, so war das nix.
Saturn gegen Lodi... nun, WCWler hat es treffend beschrieben. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Gehört wirklich nicht auf eine PPV Card.
Auch hier hat WCWler schon alles gesagt. Das Ausnutzen der Alkoholprobleme von Hall war genauso daneben wie damals in der WWF (mit Jake Roberts ), das Match selbst zeigte, dass beide große Namen, aber in diesem Kontext, zu dieser Zeit und mit dieser Einstellung alles andere als große Worker waren, und allgemein hätte man das alles viel sinnvoller inszenieren können. Tat man aber nicht und so haben wir hier das zweitschlechteste Match des Abends (und das drittlängste). Dann auch noch das Finish... oy vey.

Fazit

WCWler: Die Sachen um den Cruiserweight Title und den TV Title waren recht gut. Das World Title Match war kein 5 Sterne Klassiker aber ein sehr gutes Match. Aber der Rest? Da war von grauenvoll bis enttäuschend alles dabei. Wenn man dann bedenkt, dass man die ganze Latino World Order, die Horseman oder die anderen Cruiserweight Wrestler gar nicht dabei hatte, war das hier ein absolut verschenkte Gelegenheit. Einen kleinen Pluspunkt gibt es von mir noch für das wahrscheinlich beste PPV Set aller Zeiten im Wrestling mit dem großen Kürbis und dem Gargoyle. Ein am Ende durchschnittlicher PPV und ich gebe 5 Punkte aufgrund der guten Matches.

Aquifel: Die Under- und die Midcard hatten wie immer einige kleine Highlights dabei und dieses Mal war sogar das World Title Match im Main Event klasse. Getrübt wird das Vergnügen allerdings durch viel Schrott und Mittelmaß mit großen Namen, die die Rechtfertigung ihrer Namen schuldig blieben. Da es endlich mal mit einer "Highnote" endete will ich hier nochmal 4 Punkte geben. Für mehr waren mir die Lowlights bzw. das Loch nach dem guten CW Title Match bis zum tollen Main Event einfach zu lang.

Die PPV-Gesamtwertung