DeutschEnglish
Not logged in or registered. | Log In | Register | Password lost?

Inside The Cage Classics #98: Survivor Series 1996 – Austin vs. Hart überstrahlt Sids Titelgewinn

Kolumne

Article information
Published on:
11.08.2015, 19:28 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Ein PPV der Big 5 der World Wrestling Federation fand erwartungsgemäß auch 1996 wieder im November statt. Die WWF Survivor Series gastierte im Madison Square Garden in New York. An diesem Abend sollte es zu einigen interessanten Ereignissen kommen. Was genau wir damit meinen, werden auch Eddie und JoMo im Folgenden erläutern.

WWF Heavyweight Champion dank einer Kamera

JoMo: New York, New Jersey, Chicago. Das sind für mich die drei typischen Veranstaltungsorte, welche die Vorlieben der Internetfans so repräsentieren wie keine anderen Orte auch nur ansatzweise. Zugegeben 1996 war das Internet noch nicht so populär, ja nahezu gar nicht vorhanden, aber die Revolution bedingt durch die ECW war bereits auf dem Vormarsch. Auch die WCW zog dabei mit. Es gab kein Gut gegen Böse mehr – die Linien verliefen immer mehr. In der WWF sollte dieses Phänomen erstmals bei der Survivor Series 1996 im Madison Square Garden Einzug halten. Der über Monate bejubelte Publikumsliebling und amtierende WWF World Heavyweight Champion Shawn Michaels wurde den Fans einfach zu langweilig. Sein Charakter zeigte in diesem Jahr kaum Weiterentwicklung und stattdessen stellte sie sich direkt ab Beginn des Matches nahezu geschlossen hinter den Herausforderer Sycho Sid. Dieser durfte am Ende sogar Jose Lothario und Michaels selbst mit einer Kamera attackieren und erhielt dafür lautstarke Jubelstürme. Eine Powerbomb später war das Match dann auch vorbei. Sid wurde neuer WWF Heavyweight Champion und der Madison Square Garden feierte mit. Im Jahr 1996 ein ungewohntes Bild, dass einem Heel so extrem stark zugejubelt wurde. Die Attitude-Ära sollte immer näher kommen.

Eddie: Da muss ich JoMo definitiv recht geben, die New York Crowd, vor allem auch im Madison Square Garden, war einfach ein Fall für sich. Aber ich muss zugeben, dass diese "neue Art" des Fan-Daseins ja nicht hier begründet wurde, sondern - und da mag ich ihm vielleicht auch zu viel Lob geben - das kommt ja irgendwo immer noch von der Promo von Austin beim King Of The Ring. Dort fing es an, dass der Böse ja irgendwo die Wahrheit sagt, einfach cool ist, und man sowieso gerne mal der Arsch ist. Und so fand es hier seine logische Fortsetzung, dass der, und auch da muss ich JoMo zustimmen, mittlerweile etwas langweilige Shawn Michaels nicht mehr bejubelt wird. Und das hat sich ja bis heute durchgesetzt, auch wenn die "Crybaby"-Mentalität der Fans mittlerweile dank dem Internet durchaus zu extrem ist. Aber so wurde damals der Heel Sid gefeiert, dass er neuen Schwung in die Championship Szene gebracht hat, und ich fand es damals als Kind noch eine riesige Frechheit. Somit sind die Kids damals immer noch geschockt und die Erwachsenen glücklich, interessante Entwicklung, in der Tat. Mir gefiel das Match an sich auch recht gut, auch wenn Sid nie der beste Wrestler war, so wusste man mit Michaels hier, wen man am besten gegen ihn stellen kann.

Austin und Hart stehlen die Show

JoMo: Der eigentliche Main-Event sollte aber nicht das Highlight des Abends werden. Über Wochen provozierte Steve Austin seinen neuen Erzfeind Bret Hart, welcher sich nach WrestleMania XII eine schöpferische Pause nahm. Austin verbündete sich dabei zeitweise mit Brian Pillman und Owen Hart um gemeinsam über den Hitman zu lästern. Die Rattlesnake entwickelte sich zu einem Top-Heel und wurde von den Fans gehasst, da er immer wieder deren jahrelangen Helden beleidigte. Irgendwann reichte es Bret Hart und dieser feierte nach über einem halben Jahr seine vielumjubelte Rückkehr (zwischenzeitlich verhandelte er sogar mit der WCW über einen möglichen Wechsel, doch der Hitman entschied sich loyal zu Bleiben und unterzeichnete einen neuen Multi-Year-Deal mit der WWF). Was Austin und Hart dann bei der Survivor Series auf die Matte zaubern sollte – war wirklich hervorragend. Obwohl sie sich vorher nie gegenüber standen, hatten sie eine hervorragende Chemie und lieferten nahezu einen Match of The Year Kandidat ab. Fast 30 Minuten Zeit wurde den beiden trotz vollgepackter Matchcard gegeben. Am Ende konnte Hart den Million Dollar Dream mit einem Flipover kontern und so Austin überraschen und pinnen. Perfektes Ende um die Fehde noch etwas weiter zu spinnen.

Eddie: Den Hass gegenüber Austin fand ich hier gar nicht so krass. Klar, der Hitman war hier (noch) der absolute Liebling der Fans, doch gegen alle anderen wäre er gefeiert worden. Dennoch hat man die Auszeit des Hitmans interessant und gut gefüllt und hier einen Spannungsbogen erzeugt, was man heutzutage eher vom Undertaker und Brock Lesnar kennt, wenn sie mal wieder ein paar Wochen nicht da sind. Das Match ging in der Tat lange, hat aber nie den Eindruck gemacht, dass es schon so lange dauern würde. Ganz im Gegenteil, die 30 Minuten kommen einem fast wie 15 vor, da man einfach nur gespannt war. Die Chemie der Beiden gegeneinander sollte ja erst 1997 ihren Höhepunkt bei der WrestleMania finden, doch auch hier waren sie schon einfach sehr gut gegeneinander. MOTYC? Ja doch, durchaus. Und das Finish erinnert hier an die Fackelübergabe damals zwischen Roddy Piper und dem Hitman bei Wrestlemania VIII, sehr nettes Detail hier.

Die Elimination Matches + Taker vs. Mankind

JoMo: Irgendwie habe ich die erneute Ansetzung zwischen Mankind und dem Undertaker nicht wirklich verstanden. Mit dem Buried Alived Match hätte man eigentlich einen guten Abschluss gehabt und hätte den Deadman schon eher auf die anderen Schützlinge von Paul Bearer lenken können. Die Zusatzstipulation dass der Undertaker bei einem Sieg fünf Minuten mit Paul Bearer bekommt war zwar nett, aber sollte effektiv nichts bringen, da The Executioner rechtzeitig herbeistürmte und Schlimmeres verhinderte. Unnötige Weiterführung einer sonst erstklassigen Fehde. Die drei stattfindenden Elimination Matches zeigten wirklich was die Survivor Series als PPV eigentlich ausmachte. Allesamt wirkten recht kurzweilig und boten flotte und interessante Action. Warum Letzteres in einer großen Massen-Disqualifikation endete, konnte ich aber nicht verstehen. Möglicherweise lief zum Ende des PPVs die Zeit davon. Im Grunde sollte in diesen Matches aber noch einiges Geschichtsträchtiges passieren. Faarooq debütierte mit seinem Nation of Domination Stable. Für mich immer eine sehr interessante und unterhaltsame Gruppierung. Außerdem kam es zum PPV-Debüt von Rocky Maivia, welcher direkt als Sole Survivor überleben sollte und somit einen direkten Push erhielt. Ganz so gut sollte das ja schlussendlich nicht verlaufen.

Eddie: Den Sinn des erneuten Kampfes der Beiden habe ich auch nicht verstanden, das kann man wohl auch nicht. Klar, man hat den Grundstein für die Fehde mit dem Executioner gelegt, aber das war es auch schon. Und ich bin immer wieder schockiert darüber, wer unter der Executioner Maske steckte, denn den Executioner fand ich immer schrecklich, der Mann unter der Maske allerdings ist eigentlich ein wirklich guter Wrestler (gewesen). Match war ok, reiht sich in deren Kämpfe gegeneinander ein, aber mehr auch nicht. Die Elimination Matches mag ich persönlich ja sehr. Klar, man hat zum Teil bunt zusammengewürfelte Teams, aber dennoch sind die Kämpfe kurzweilig, unterhaltsam und machen einfach Spaß. Die DQ im letzten Kampf kann man dann hinnehmen, dennoch hätte man das hier wohl schicker lösen können. Die Nation Of Domination fand ich persönlich nie so prickelnd, aber das ist eben Geschmackssache, gerade die Fehde gegen Ahmed Johnson hat mich irgendwann einfach gelangweilt. Dass man Rocky direkt bei seinem Debüt als letzten Teilnehmer "überleben" lässt, fand ich schon sehr interessant, da hat man wohl sehr früh erkannt, was der Kerl alles drauf hat. Und die WWF sollte damit ja keinen unbedingt schlechten Fang gemacht haben. Das schönste Elimination Match war für mich das der Tag Teams, da hier die Story dahinter zu erkennen war und mit Owen und dem Bulldog einfach zwei Garanten für ein gutes Match dabei waren. Auch hier waren es Doug Furnas und Philip LaFon, die bei ihrem PPV-Debüt gleich mal gewinnen durften. Leider schafften sie es in der WWF nie zu großem Erfolg, den sie eigentlich hätten haben können.

Fazit

JoMo: Für mich ein extrem unterhaltsamer PPV. Alle Elimination Matches waren kurzweilig, Taker vs. Mankind hätte ich nicht erneut gebraucht, aber erinnerte immerhin an die gute Fehde der Beiden. Hart vs. Austin war ein Klassiker und der Main-Event möglicherweise das beste Match in der Karriere von Sid. Ich gebe sehr gute 9 Punkte, weil die Fans im Madison Square Garden den PPV zu was Besonderem machten.

Eddie: Ich bin zwar hier einen Punkt hinter JoMo, dennoch fand ich den PPV, auch nach mehrmaligen Ansehen wirklich klasse und definitiv empfehlenswert. Für mich war das Taker Match einfach zu unnötig und zu lang für das was es war, der Rest war definitiv genau richtig getimed, die Double DQ vielleicht abgesehen, 8 Punkte.

Die PPV-Gesamtwertung